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Paul LafargueDie Legende von Victor Hugo |
Die Legitimisten haben es Victor Hugo niemals verziehen, daß er, der bis 1830 Ultraroyalist und glühender Katholik gewesen ist, zur republikanischen Partei übergewechselt war. Sie vergaßen, daß ein Sohn des aus der Vendée [20] stammenden Monsieur de la Rochejaquelein [21], der in den Senat des zweiten Kaiserreiches berufen worden ist, auf den Vorwurf des Gesinnungswechsels antwortete: „Nur Dummköpfe bleiben stets dieselben“. Dem Dichter stand dieser aristokratische Hochmut nicht zur Verfügung und er gebrauchte gegenüber der Partei, die er im Stich ließ, nicht diese unverschämte Ausrede. Aber er hatte ein Bedürfnis, den Republikaner zu erklären, warum er früher Royalist gewesen war: „Meine Mutter war eine Brigantin [22] der Vendée; mit 15 Jahren floh sie durch die Landschaft Bocage, wie Madame Bonchamps [23], wie Madame de la Rochejaquelein“, schrieb er in 1831 in der Vorrede zu seinen „Les feuilles d’automne [Herbstblätter]“. [24] Sein Vater, ein Soldat der Republik und des Kaiserreiches biwakierte in ganz Europa; der junge Victor (geboren am 26. Februar 1802 in Besançon) wuchs bei seiner Mutter auf und übernahm deren Anschauungen. Für sie war die „Revolution die Guillotine, Bonaparte der Mann, der die Söhne aushob, das Kaiserreich der Säbel“. [25] Ihrem Einfluß, dem niemand entgegentrat, pflanzte in sein junges Herz einen unbändigen Haß auf Napoleon und die Revolution, denn „er war seiner Mutter völlig ergeben und bereit, alles zu tun, was sie verlangte“. [26]
Hugos Royalismus entsprang also bloß seiner Verehrung für die Mutter. Das soll heißen, daß niemand mehr als er die Grabinschrift verdiente: ein guter Sohn, ein guter Vater, ein guter Großvater.
Nur schade, daß Hugo, von seiner Phantasie genarrt, seine Mutter ganz anders darstellt, als sie tatsächlich war, aber genau so, wie es seiner Rechtfertigung nützt. Diese „Brigantin“, die für den König ins Feld zog, verliebte sich in einen Tolpatsch [27], den Republikaner J.S.L Hugo, der sich entsprechend der damaligen Mode den Namen Brutus beigelegt hatte. Sie hatte ihn in Nantes kennengelernt, wo eine Militärkommission agierte, die manchmal an einem einzigen Tag 10 bis 12 „Briganten“ und „Brigantinnen“ aburteilte und über die Klinge springen ließ. Brutus Hugo hatte bei dieser Kommission die Stelle eines Gerichtsschreibers [28] inne. 1796 schloß die „Brigantin“ eine Zivilehe mit jenem französischen Soldaten, der mehr Brutus war denn je, denn er amtierte bis 1799 als Referent eines Kriegsgerichtes, das die Royalisten im Schnellverfahren ohne viele Förmlichkeiten zum Tode verurteilte, wenn ihre Identität festgestellt war und ihr Name auf der Liste der Verdächtigen aufschien. Die Brigantin folgte ihrem Mann nach Madrid, wo sie den Hof Joseph Bonapartes [29] zierte, der sich an Stelle des legitimen Königs auf den spanischen Thron setzte. Und sie erlaubte ihrem ältesten Sohn Abel die bonapartistische Livrée als Page anzuziehen. Der Royalismus der Madame Hugo – falls sie überhaupt eine politische Meinung hatte – war also sehr platonisch, wenn man nicht annehmen will, daß diese Frau voll Mut und Hingabe für ihre Freunde (sie hielt den General Lahorie [30] 18 Monate lang unter den größten Gefahren vor der kaiserlichen Polizei in einem Nonnenkloster verborgen) ihre Überzeugung verleugnet und sich mit den erbittertsten Feinden ihrer Partei abgegeben haben sollte. Hugo muß sehr um eine Entschuldigung verlegen gewesen sein, wenn ihm nichts Besseres einfiel, als seiner verstorbenen Mutter Gesinnungen zu unterstellen, die in so krassem Widerspruch zu ihren Handlungen stehen, und sie als Verräterin an ihrer Partei, als Verräterin an jenem König erscheinen zu lassen, für den sie angeblich dem Tode getrotzt hat. Wie muß wohl der zärtliche Sohn gelitten haben, dem nichts anders übrig blieb, als seine Mutter zu brandmarken, die ihre Kinder so hingebungsvoll liebte und so sorgsam aufzog, nachdem der Vater sie verlassen hatte! Aber natürlich, er mußte um jeden Preis jemanden finden, dem er die Verantwortung für seine royalistischen Oden zuschieben konnte, die ihm später so hinderlich werden sollten, wie dem Galeerensträfling bei der Flucht die Kugel am Bein: Er wähle seine Mutter. [31] Er kann jedoch mildernde Umstände geltend machen: Die Mutter wurde in dieser Zeit auf die verschiedenste Weise verwertet. Sie war bereits das Schnürchen geworden, durch das die Dramatiker ihre Marionetten in Bewegung setzten: Die Erinnerung an die Mutter lähmte auf dem Theater die Hand des Mörders, die bereits zum Schlag ausholte; das Kreuz der Mutter, im entscheidenden Moment hochgehalten, verhinderte Vergewaltigung sowie Blutschande und rettete die Heldin; Das Lob seiner Mutter verwandelte den Chateaubriand [32] von 1797, den Skeptiker und Schüler Jean-Jacques Rousseaus [33], in den Mystiker der „Atala“ und des „Geistes des Christentums“ von 1800. Victor Hugo, der der öffentlichen Meinung nie um 24 Stunden voraus war, stets aber seine Schritte den Umständen anzupassen wußte, äffte seinen Meister Chateaubriand nach und wendete zu seinem Privatgebrauch den Kunstgriff an, der auf dem Theater seine Wirkung nicht verfehlte.
Es ist aber nicht allzu wichtig, festzustellen, ob der Royalismus Victor Hugos aus den Verhältnissen entsprungen ist oder von der Mutter vererbt gewesen sein mag – auf jeden Fall wurde er gut bezahlt und das war ein Glück für den Dichter, denn das Publikum kaufte seine Bücher anfangs nur mäßig. Die Verleger seines Romans Han d’Islande [*Han von Island] schrieben 1823: Sie wüßten nicht, wie sie die 500 Exemplare der ersten Auflage loswerden sollten, die ihnen im Magazin im Wege lagen. Ludwig XVIII. [34] verlieh dem Dichter im September 1822 eine Jahrespension von 1.000 Francs aus seiner Privatschatulle und im Februar 1823 eine zweite Pension von 2.000 Francs aus den dem Innenministerium für literarische Zwecke zugewiesenen Fonds.
Victor und seine beiden Brüder Abel und Eugène belagerten tapfer und hartnäckig diese literarischen Fonds. Bereits 1821 beschwerten sie sich bitter darüber, daß das Ministerium ihre zweimal monatlich erscheinende Revue Le Conservateur littéraire [Der literarische Konservative] nicht subventioniere. [35] Der Conservateur war daher sehr entrüstet über Benjamin Constant [36], diesen „Schriftsteller, der die Kammer bewog, eine Summe von 40.000 Francs nicht zu bewilligen, die zur Ermutigung von Schriftstellern dienen sollte. Wie es heißt wollten liberale Abgeordnete verhindern, daß diese Summe zur Unterstützung ministerielle Soldschreiberlinge diene“. [37]
Die literarischen Fonds des Ministeriums beschneiden, hieß Hand an das Eigentum der Gebrüder Hugo legen. Gegen Ende des Jahres 1825 verlangte Victor vom Vicomte de la Rochefoucauld [38] eine Erhöhung des Anteils, der ihm aus diesem Fonds zukam:
Seitdem man mir diese Pension gewährt, schrieb er, sind vier Jahre verflossen, und wenn sie noch immer unverändert ist, so habe ich wenigstens die Freude gehabt [die ihn ziemlich kühl ließ – P.L.], zu sehen, wie die Güte des Königs die Pensionen mehrerer Schriftsteller erhöhte, die meine Freunde sind und von denen mancher das Doppelte meiner Pension bezieht. Mein Bezug ist der einzige, der gleich geblieben ist, und ich glaube daher, Monsieur Vicomte, einiges Anrecht auf ihrer Erhöhung zu besitzen [...]. Voller Zuversicht lege ich mein Ansuchen in ihre Hände mit der Bitte, es dem König zu unterbreiten, der die schönen Künste zum glänzendsten Edelstein seiner Krone zu machen sucht.
Diesem dringend und begründeten Ansuchen des treuen Dieners wurde keine Folge gegeben. Seiner Enttäuschung machte er in einem Gedicht Luft, in dem er Karl X. [39] als „König Holzklotz“ [40] hinstellt und seine Minister als dessen morsche Äste, die „Frankreich an die Kosaken verkaufen und den Geist an die Nachteulen“. Um aber die Pensionen, die er bereits hatte, nicht zu gefährden, hielt er diese Gedicht bis 1865 in seinem Schreibpult verschlossen – damals erschien es in den Chansons des rues et des bois [Lieder der Straßen und der Wälder] mit der Datierung „geschrieben 1827“. [41]
Es ist sehr bedauerlich, daß Victor Hugo nicht, anstatt seiner Mutter royalistische Anschauungen unterzuschieben und dadurch seine Sünde des Royalismus als Erbsünde erscheinen zu lassen, einfach die Wahrheit zugab, die doch so ehrenvoll war. Oder gibt es etwas Ehrenvolleres als Geldverdienen? Hugo verkaufte dem König und seinen Ministern sein literarisches Talent, wie der Ingenieur und der Chemiker beim Kapitalisten ihre mathematischen und chemischen Kenntnisse vermieten. Er gab seine Dichtkunst nach Strophen und Oden ab, wie der Krämer seine Stoffe nach dem Meter und den Essig literweise verkauft. Wenn er gestanden hätte, daß ihn bei dem Reimen seiner Ode auf die Geburt des Herzogs von Bordeaux [42] oder die Ode über seine Taufe [43] oder welcher Ode auch immer die Aussicht auf Bezahlung inspiriert und gestützt habe, so würde er sich die höchste Achtung aller derer erworben haben, die dem bürgerlichen Grundsatz „do, ut des [*ich gebe, damit du gibst]“ huldigen und die es für unmoralisch halten, Verse, seien sie nun heiter oder trübselig, gratis zum besten zu geben. Sie hätten bald den neidischen Federfuchsern Schweigen geboten, die unter Louis-Philippe [44] dem Schriftsteller seine königlichen Trinkgelder vorwarfen.
Wenn der Dichter ohne Rücksicht und Herumreden die wirklichen Motive seiner royalistischen Gesinnung geoffenbart hätte, würde er der französischen Dichtkunst einen größeren Dienst erwiesen haben als durch die Abfassung von Hernani [ou l’honneur Castillan]“ [45], Ruy Blas [46] und namentlich seiner Vorrede zu Cromwell. [47] Er hätte durch den Glanz seines Vorbildes zahlreiche Hugos gezeugt, obwohl einer für den Ruhm eines Jahrhunderts mehr als genug ist.
Baudelaire [48], der sich in diesem Jahrhundert des Schachers nicht zurechtfinden konnte, der in seiner Unwissenheit den Handel verabscheute, daß
Wenn auf Geheiß der höchsten Mächte der Dichter in dieser |
Warum überhäufen die bürgerlichen Familien diejenigen Mitglieder, die sich zum Dichter entfalten wollen, mit Verwünschungen und Beschimpfungen? Weil es oft heißt, daß die Poeten ihr Leben lang Hungerleider sind und im Hospital sterben wie Gilbert oder Malfilâtre [50], so daß Väter und Mütter glauben, Poesie und Elend seien gleichbedeutend. Aber wenn man
das Rauchfaß zu schwenken wie ein Chorknabe, um so dem Pöbel ein Ergötzen zu bereiten, um dir dein Brot für jeden Abend zu verdienen [51];
- so wären sie zur Überzeugung gelangt, daß das Dichten noch einträglicher sei als Buchhaltung oder Kaninchenzucht und hätten die poetischen Neigungen ihrer Nachkommen begünstigt statt unterdrückt.
Die Industrie- und Handelsbourgeoisie hätte nicht bis zu seinem Tod gewartet, um Victor Hugo unter die größten Männer ihrer Geschichte einzureihen, wenn sie um die heroischen Opfer gewußt hätte, die er sich auferlegte und die geistige Folter, die er erduldete, um diese beiden Pensionen zu erlangen. [53]
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20. * Departement in Westfrankreich, Zentrum royalistischer Erhebungen in den Jahren 1793–1796, 1799–1800, 1815 und 1832.
21. * Henri du Vergier, Comte de la Rochejaquelein (1772–1794), Anführer der Vendée.
22. Briganten wurden die Insurgenten der Vendée genannt, die sich seit 1793 für das Königtum und gegen die Revolution erhoben. – Der Übersetzer.
23. * Charles Marquis de Bonchamps (1760–1793) war einer der Anführer der Vendée.
24. * Préface, in: Œuvres, B/2, Paris 1909, 11ff.
25. Victor Hugo: Philosophie et littérature mêlées, (*Paris) 1834,1, 203 (einbändiger Reprint Œuvres, G/1, Paris 1934, Philosophie I).
26. (*Adèle Hugo:) Victor Hugo raconté par un témoin de sa vie [... spricht mit einem Zeugen über sein Leben], 1, 147. Première edition. * Reprint in Victor Hugo: Œuvres complètes – Édition chronologique, Paris 1967–1970, 1/2.
27. * Im Französischen „pataud“.
28. * Im Französischen „greffier“.
29. * Joseph Bonaparte (1768–1844), von seinem Bruder Napoleon Bonaparte zunächst als König von Neapel, später von Spanien eingesetzt.
30. * Der General Victor Claude Alexander Faneau de Lahorie (1766–1812/ hingerichtet) war der Liebhaber von Madame Hugo (Mutter).
31. Von 1817 bis 1826 konnte der königlichen Familie Frankreichs nichts Angenehmes oder Unangenehmes passieren, ohne daß er nicht sofort seine beste Gänsefeder ergriffen hätte; einmal ist es eine Geburt, eine Taufe, ein Ableben; dann ein Amtsantritt, eine Weihe, die seine Begeisterung entzünden. Hugo ist der Belmontet Ludwig XVIII. und Karls X.; er ist der offizielle Dichter im persönlichen Dienst der königlichen Familie (* in der deutschen Fassung: „Hugo war der Herr von Wildenbruch der bourbonischen Restauration“; Ernst von Wildenbruch war ein bekannter Verfasser von Trivialliteratur).
32. * François-René Chateaubriand (1768–1848), Staatsmann und romantischer Schriftsteller (siehe dazu Lafargues Studie Die Anfänge der Romantik).
33. * Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) war ein französischer Moralphilosoph, Schriftsteller, Komponist und Musiktheoretiker schweizer Herkunft, der enge Beziehungen zu den Enzyklopädisten, vor allem zu d’Alembert, Diderot und Condillac unterhielt. In seiner Abhandlung über die Wissenschaft und Künste verneinte er die Frage, ob der Fortschritt der Kultur die Menschheit verbessert habe und konstruierte einen glücklich-naturhaften Urzustand.
34. * Ludwig XVIII. (1755–1824) regierte nach der royalistischen Restauration von 1814 an und führte eine halbliberale Verfassung (Charte constitutionelle) ein.
35. Die Klage dieser interessanten und interessierten jungen Leute ist rührend: „Der Conservateur hat von der Regierung gar keine Aufmunterung erhalten. Andere Zeitschriften haben aus der Gunst des Ministers und des Königs Vorteil zu ziehen gewußt, während diese plötzlich sparsam werden, wenn es gilt, ein Unternehmen zu unterstützen, das ungeschickt genug ist, sich royalistisch und unabhängig zu gleicher Zeit zu zeigen [Vorrede zum dritten Band des Conservateur littéraire]“. Aber auf Seite 361 des selben Bandes kann man lesen:„Die Ode Über den Tod des Herzogs von Berry, die im siebenten Heft erschien, ist vom Grafen von Neufchâteau, dem Herzog von Richelieu, dem Präsidenten des Minsterrates und eifrigem Förderer der Literatur vorgelegt worden, der sie für würdig hielt, den Augen des Königs unterbreitet zu werden, worauf seine Majestät befahl, dem Verfasser, Herrn von Hugo, eine Gratification (sic!) von 500 Francs als Zeichen ihrer gnädigen Zufriedenheit auszuzahlen“.
36. * Benjamin Constant de Rebecque (1767–1830), liberal gesinnter Schriftsteller, bekannt durch seinen Roman Adolphe (1816).
37. Le Conservateur littéraire, 2, 245
38. * François Alexandre Frédéric Vicomte de la Rochefoucauld-Liancourt (1747–1827), Philanthrop, emigrierte 1792 nach England, unter Ludwig XIII. zum Pair, d.h. Mitglied der vom König ernannten Kammer auf Lebenszeit bestellt.
39. * Karl X. (1757–1836) war der jüngere Bruder Ludwig XVI. Er leitete die Untergrundarbeit der Royalisten gegen die französische Revolution und betätigte sich nach der bourbonischen Restauration 1814/15 als Haupt der Ultraroyalisten. 1824 wurde er König.
40. * Im Französischen „roi-soliveau“.
41. Écrit en 1827, in: Œuvres, B/7, Les chansons des ..., Paris 1933, 139f.
42. * La naissance du duc de Bordeaux; in: Œuvres, B/1, Paris 1912, 72f.
43. * Le baptême du duc de Bordeaux, in: Œuvres, B/1, Paris 1912, 77f.
44. * Nach der Julirevolution 1830, ausgelöst durch die restaurativen Aktivitäten Karl X., wählte die Kammermehrheit den liberalen Herzog Louis Philippe (1773–1850) zum „Roi citoyen [Bürgerkönig]“. Seine Herrschaftszeit (1838–1848) ging als „Goldene Tage der Bourgeoisie“ in die Geschichte ein.
45. * In dem Drama Hernani oder Die kastilianische Ehre schmückte Hugo die schicksalhafte Macht der Liebe und der ritterlichen Tugenden mit allen Requisiten der Romantik aus.
46. * Der Titelheld, ein ehemaliger Scholar und jetzt Lakai, der sich für seine Entlassung bei der spanischen Krone rächen will, wird zur Hauptfigur eines inszenierten Skandals.
47. * Das Préface de Cromwell wurde aufgrund seiner dezidierten antiklassizistischen Stoßrichtung schnell zum Manifest der jungen Romantikergeneration: Hauptmerkmal des Dramas soll demnach die Wahrheit sein; die moderne Dichtung soll nicht nur das Schöne, sondern auch das facettenreichere Häßliche anerkennen.
48. * Der Dichter, Kunstkritiker und Essayist Charles Baudelaire (1821–1868) markiert den Übergang von der Romantik zur Moderne.
49. Bénédiction [Segen]; in: Charles Baudelaire: Sämtlichen Werke/Briefe, hrsgg. von Friedhelm Kemp und Claude Pichois, 3, [Les fleurs du mal], München 1975, 60f.
50. * Gilbert Nicolas Joseph Laurent (1750–1780)/ Jacques Charles Louis de Clinchamp de Malifâtre (1732–1767). Beide Dichter werden in der deutschen Fassung nicht genannt.
51. La muse vénale [*Die käufliche Muse]; in: Baudelaire, 76f.
52. Dieses impertinente Beiwort (*im Französischen „progeniture“) stammt von Stendhal, der vom Handel mit Poesie ebensowenig verstand wie Baudelaire. „Die Edinburgh-Review“, schreibt er, „ist völlig im Irrtum, wenn sie glaubt, Lamartine sei der Dichter der Ultras [der Junkerpartei der Restauration in Frankreich] [...]. Der wirkliche Dichter der Partei ist Monsieur Hugo, ein Talent von der Art Youngs, des Dichters der Nachtgedanken; er ist immer übertrieben, aber ohne Feuer [...]. Man kann auch nicht leugnen, daß er gut versteht, französische Verse zu machen, nur ist er schrecklich einschläfernd“ (Correspondance inédite de Stendhal, 1, 22). – * Edward Youngs (1683–1765) Nachtgedanken über Leben, Tod und Unsterblichkeit (1745) sind melancholische Weltschmerz-Meditationen, die auch in Deutschland viele Leser fanden (u.a. Klopstock).
53. * Ganzer Absatz in der deutschen Fassung fehlend.
Zuletzt aktualisiert am 2.2.2004