Fritz Keller

 

Paul Lafargue

(Teil 4)

 

II

„Die kämpferischen Sozialisten nehmen sich die Enzyklopädisten des 18. Jahrhunderts zum Vorbild und entwickeln eine unbarmherzige Kritik der ökonomischen, politischen, historischen, philosophischen, moralischen und religiösen Ideen der kapitalistischen Klasse, mit dem Ziel, in allen diesen Bereichen das Denken und den Sieg neuen Ideologie vorzubereiten, den das Proletariat auf der Welt herbeiführen wird“, erklärt Lafargue einmal programmatisch [459]. Sein literarischer Nachlaß gibt ein beredtes Zeugnis von der Ernsthaftigkeit des Anspruches zur Verkettung aller Wissenschaften: Agronomie, Anthropologie, Archäologie, Bevölkerungsstatistik, Ethnologie, Juristerei, Kirchengeschichte, Kulturgeschichte, (Kriminal-)Soziologie, Linguistik, Literaturwissenschaft, (Versicherungs-)Mathematik, Medizin, Musikgeschichte, Numismatik, Ökonomie, Philosophie, klassische Philologie, Sozial- und Bevölkerungstatistik, Theologie – es gibt kaum eine akademische Disziplin, mit der er sich nicht irgendwann produktiv auseinandergesetzt hätte. Leszek Kolakowski nennt ihn deshalb in „Die Hauptströmungen des Marxismus“ einen „talentierten und vielseitigen Dilettanten“ und weist ihm einen „der ersten Plätze unter den scriptores minores [weniger bedeutenden Schriftstellern] der marxistischen Orthodoxie“ zu [460]. Selbst wenn man einen Moment lang Lafargue ausschließlich als Bannerträger der Orthodoxie zur Kenntnis nimmt, so stellt er selbst in dieser Rolle mehr dar, als Kolakoswki ihm zubilligt [461]. Sogar der mit Lob überaus zurückhaltende Engels gibt nämlich zu, daß er von Pauls Beiträgen in der Neuen Zeit „einen Menge gelernt hat“ [462]. Kapazitäten wie Max Adler [463], Kautsky [464], Kazimierz Kelles-Krauz [465], Karl Korsch [466], Lenin [467], Luxemburg [468], Mehring [469] und Plechanow [470] berufen sich auf ihn, gerade wenn es um theoretische (Streit-)Fragen geht. Kautsky hebt noch im von den Nazis erzwungenen Exil Pauls „Bedeutung für die Geschichte des marxistischen Denkens“ [471] hervor. Antonio Labriola, der seine Schrift In memoria del manifesto dei comunisti in der von Lafargue mitherausgebenen Zeitschrift Le Devenir Social [Der soziale Prozeß] auf französisch publiziert [472], nennt das „Recht auf Faulheit“ „einen glänzende Idee“ [473]. Für sie alle ist er das, was Marx ironisierend mit „gros oracle [großes Orakel]“ [474] charakterisiert hat.

Lafargue ist kein ausgeklügelt Buch, er ist ein Mensch in seinem Widerspruch. Nur sind bei ihm, entsprechend seinem allgemeinen Charakter, die Gegensatzpaare besonders signifikant ausgeprägt – schließlich brachte ihn ja gerade sein unbändiger Lebenswille zum Freitod. So ist er nicht nur Wortführer der Orthodoxie, sondern oft, mitunter sogar im gleichen Atemzug, ein witziger Häretiker. Engels meint sogar, daß ihm „der Witz“ generell „besser steht als das doktrinäre Orakeln“ [475].

Utopie hat für ihn immer eine hedonistische und erotische Dimension. Der Kommunismus erinnert ihn an die Abtei von Thélème des François Rabelais, deren Bewohner, wenn sie nicht gerade ein rauschendes Fest mit nicht enden wollenden lukullischen Köstlichkeiten feiern, „öfter das Tier mit den zwei Rücken“ machen „und fröhlich ihren Speck aufeinander“ reiben, betrunken über das Saufen philosophieren oder „faktische Erörterungen über die Erfindung eines Arschwisch’s anstellen“ [476]. „Rabelais“, schreibt er in einem Kommentar zum Progamm der Parti Ouvrier, „war ein Hellseher. Er sah die kommunistische Gesellschaft voraus, der wir entgegengehen und in der ein Überfluß an Produkten gestattet, nach Herzenslust zu konsumieren“ [477]. In seiner Agitations-Broschüre Zum Reich des Sozialismus! sieht er die Sozialisierung der Produktionsmittel vorrangig als Schritt zur Überführung der Genußmittel in die Hände aller. „Es gibt gegenwärtig keinen menschlichen oder gesellschaftlichen Bedarf“, behauptet er, „der nicht im Überfluß befriedigt werden könnte“ [478]. In den Bildern, die er in seinem Opus magnum, das in Wirklichkeit ein Büchlein ist, dem „Recht auf Faulheit“ von einer glückvollen Zukunft entwirft, beschwört er, wie in vielen anderen seiner Studien, vorindustrielle Zustände, den „stolzen Wilden“, den „glücklichen Südsee-Insulaner“, die „sich der freien Liebe hingeben können, ohne die Fußtritte der zivilisierten Venus [= Geschlechtskrankheiten] und die Predigten der europäischen Moral fürchten zu brauchen“ [479]. Mit dem pointierten Hervorkehren solcher hedonistischer Zielsetzungen steht er Jean-Jacques Rousseaus „Naturzustand“ [480], einem von Hegelschen Einflüssen befreiten Ludwig Feuerbach [481], vielleicht sogar dem anarchistischen Egoismus Max Stirners [482] philosophisch näher als Marx, der noch in „einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft“ erwartete, daß „die Arbeit selbst das erste Lebensbedürfnis geworden ist“ [483]. Dieser Hedonismus hindert ihn jedoch keineswegs an der Verteidigung „der Arbeit gegen das Kapital“. Denn, wie er einem Kapitalisten, der während eines Streiks von ihm „Das Recht auf Faulheit“ einfordert, erläutert: „Ihr seid es, die es praktiziert, ihr seid es, die es den Arbeitern gegenüber zurückweist, und ihr verweigert es dem Arbeitern sogar, wenn es um seine Muße geht“ [484].

 

Die Gegensätze auf den Punkt gebracht, heißt das: Marx-Engels sehen den Zivilisationsprozeß und das industrielle Wachstum positiv, Lafargue zweifelt an „der Sauce des fortschreitenden Fortschritts, in die Philosophen, Romanciers und Dichter ihre Schriften tauchen“ [485] und leugnet die Notwendigkeit weiteren wirtschaftlichen Wachstums; Marx-Engels erwarten von einer raschen „Zentralisation der Produktionsmittel“ eine Sprengung „ihrer kapitalistischen Hülle“ [486], Lafargue tendiert zu „small is beautiful“ [487]; Marx-Engels sprechen vom Kommunismus meist in Zusammenhang mit der Machtfrage und der Produktionsphäre, Lafargue interessiert vor allem die Konsumtionssphäre; anders als Lafargue weigern sich Marx-Engels, Einzelheiten des gesellschaftlichen Wandels nach der Revolution anzugeben [488].

Noch in einem anderen Punkt ist Lafargue ketzerisch: Bereits 1866 nennt er als Vertreter des „jeune France [jungen Frankreich]“ im „International Council“ der Internationalen Arbeiter-Assoziation „alle Nationalitäten und Nationen selbst des préjugés surannés [veraltete Voruteile]“. Er mißversteht also die Parole des Kommunistischen Manifests, wonach die Arbeiter kein Vaterland haben, indem er sie zu wörtlich nimmt [489]. Marx mokiert sich über diesen „proudhonisierten Stirnerianismus“ [490], der später einmal „Kosmopolitismus“ genannt werden wird [491]. Doch Paul beharrt. Sein Internationalismus bleibt meist „intransigenter“ [492] als der von Marx-Engels [493]. 1881 besteht er auf Behandlung der Sonder-Rolle der Fremdarbeiter im System der kapitalistischen Ausbeutung im Programm der Parti Ouvrier [494]. Auf dem Kongreß 1884 in Roubaix erklärt diese Organisation in einer Adresse an die deutschen Sozialdemokraten, daß es trotz aller Manöver beider Regierungen „für das französische und deutsche Proletariat keine nationalen Grenzen mehr gibt“ [495]. Erst 1893 rückt die Parti Ouvrier in einem Manifest ein wenig von dieser „intransigenten“ Position ab [496]. Trotz dieser Korrektur können zum Beispiel Exponenten jenes Flügels der polnischen Sozialdemokratie, der Konzessionen an den Nationalismus macht, auf kein Verständnis von Guesde-Lafargue hoffen: „Sie können unser Programm überhaupt nicht begreifen“, beschwert sich ein Vertreter dieser Tendenz, Kelles-Krauz, bei der Londoner Zentrale des Auslandsverbandes der Sozialisten und argwöhnt auch gleich: „[...] ich weiß nicht von wem und auf welche Art Lafargue gekauft wurde“ [497]. Die von Eugène Pottier komponierte „Internationale“ vom Kongreß der Parti Ouvrier 1895 ihren Siegeszug um den Globus an [498]. Deutschsprachige Sozialdemokraten werden weiterhin zu diesen Tagungen eingeladen, selbst auf das Risiko chauvinistischer Gegen-Kundgebungen hin [499]. Die Parti Ouvrier bekämpft nach wie vor jede, insbesonders aber die französische Kolonialpolitik. Paul engagiert sich für den cubanischen Unabhängigkeitskampf [500]. Von einer Kulturmission imperialistischer Mächte will er überhaupt nichts wissen. Selbst das vielgepriesene „heilige Experiment“ der Jesuiten im heutigen Paraguay beschreibt er als „einen kapitalistischen Staat, in dem Männer, Frauen und Kinder, zur Zwangsarbeit und zur Peitsche verurteilt und aller Rechte beraubt, in dem gleichen Elend und der gleichen Verkommenheit dahinvegetierten [...]“ [501]. Auf dem Parteitag 1907 in Nancy wiederholt er: „Der Anti-Patriotismus der Sozialisten ist keine vorübergehende Phantasterei, wie die Schwärmerei der Bougeoisie um 1870 für den Weltfrieden und die Vereinigten Staaten von Europa“ [502]. Und 1911 fragt er vor den versammelten Parteitagsdelegierten, „ob der internationale Sekretär [Camille] Huysmans mit dem Flamen identisch sei, der den Völkerhaß nährt“ [503].

Wie ein roter Faden zieht sich schließlich durch Lafargues Schriften die Beschäftigung mit der Frauenfrage. Dieser Umstand allein ist für einen Marxisten seiner Generation nur ungewöhnlich, nicht ketzerisch. Eindeutig den Dogmen seiner Mitstreiter zuwiderlaufend sind jedoch die in der Frauenfrage eingenommenen Positionen: Seine Toleranz gegenüber autonomer Frauenarbeit außerhalb des organisatorischen Rahmens der Partei [504]; seine Theorie von der biologischen Überlegenheit der Frauen; der immense Stellenwert, den er – in Weiterentwicklung der Ideen Fouriers – der Befreiung der Frau für die Fortentwicklung der gesamten Menschheit gibt [505]; damit in inhaltlicher Verbindung seine mehrmals formulierte Theorie über eine mögliche Rückkehr zum Matriarchat [506].

Was motiviert ihn zu diese Häresien? Die Verbindung von multi-kultureller Abstammung zum „intransigenten“ Internationalismus liegt auf der Hand. Lafargue ist bereits „Internationalist des Blutes bevor er einer der Ideologie“ [507] wird. Seine intellektuelle Prägung erhält er durch den Kosmopolitismus der kreolischen Oberschicht Cubas [508] und der Bourgeois der Grand nation; wobei er jedoch durchschaut, daß diese Haltung auch eine ideologische Staffage für ökonomische Vorherrschaft über Sklaven, Arbeiter und fremde Nationen sein kann. Die Kindheit in dem von der spanischen Kolonialmacht ausgeplünderten Cuba hinterläßt sicher bleibende Eindrücke von der „Rückseite“ [509] der europäischen Expansionspolitik, über die kein anderer zeitgenössischer marxistischer Theoretiker verfügt. Kommt er in der Karibik mit dem Voodoo-Kult in Berührung? Wenn ja, dann irritieren ihn schon in jungen Jahren Erfahrungen mit einer „verkehrten“ Welt, geprägt durch Restbestände tribalistischer Gesellschaftsysteme, durch dominante, noch mutterrechtliche Traditionen verkörpernde Frauen-Priesterinnen ebenso wie durch orgiastische Feste, bei den auserwählte Mädchen als geweihte Prostituierte sich jedem sexuell hingeben [510]. Vielleicht kommt die erste Anregung zum „Recht auf Faulheit“ sogar von der Voodoo-Weisheit „Wenn Arbeit etwas Schönes und Erfreuliches wäre, dann hätten sie die Reichen nicht den Armen überlassen“? Die cubanischen Biographen schweigen zu solchen konkreten Fragestellungen. Sie bringen nur Lafargues „dionysisches Lebensgefühl“, seinen „impulsiven [... und] überschwenglichen Verstand“ und seine „Sehnsucht [...] nach Sonnenschein“ [511] mit der Karibik-Insel in Verbindung [512].

Als Mulatte ist Lafargue ständig rassistischen Attacken ausgesetzt [513]. Trotziges Selbstbewußtsein ist seine Reaktion. Am Anfang seiner politischen Tätigkeit schreibt er in einem „Paul Lafargue, Mulatte“ gezeichneten Artikel: „Sie schleudern uns als Beleidigung die Bezeichnung homme de couleur [farbiger Mensch] ins Gesicht. Es ist unsere Aufgabe als revolutionäre Mulatten, diese Bezeichnung aufzunehmen und sich ihrer würdig zu erweisen. Radikale in Amerika, macht Mulatte zu eurem Sammelruf! [...] Er bezeichnet Elend, Unterdrückung, Haß. Wißt ihr etwas Schöneres?“ [514] Auf einem internationale Sozialisten-Kongreß über seine Herkunft befragt, antwortet er prompt: „Ich bin äußerst stolz auf meine Abstammung von Negern“ [515].

Rassistische und anti-feministische Vorurteile sind weitgehend identisch. [516] Frauenforscherinnen behaupten außerdem eine kausale Verknüpfung von Kolonisierung fremder Völker und Domestizierung („Hausfrauisierung“) im Geschlechtsverhältnis: „Ohne die fortgesetzte Ausbeutung der äußeren Kolonien [...] wäre die Errichtung der inneren Kolonie, das heißt der Kernfamilie und der von einem männlichen Ernährer ausgehaltenen Frau nicht möglich gewesen“. [517] Die Annahme ist daher berechtigt, daß eine, wenn nicht die wesentliche Ursache für Lafargues lebenslanges Engagement in Sachen Frauenemanzipation ebenfalls in diesen Aspekten seiner multi-kulturellen Abstammung zu suchen ist [518].

Zurück zu den in Lafargue vereinten Widersprüchen. Das Bindeglied zwischen dem Orthodoxen und dem Häretiker ist der Lafargue, der des „Zweifels Gegengift durch Zweifel zu erlangen“ [519] sucht. „Marx“, führt er aus, „hat seine Geschichtsaufassung nicht in einem Lehrgebäude mit Axiomen, Theoremen, Haupt- und Hilfsätzen vorgebracht, sie ist für ihn nur ein Forschungsmittel, er formulierte sie im Lapidarstil und machte die Probe darauf“ [520]. Die Geschichtsschreibung ist für ihn überhaupt „keine exakte Wissenschaft“ [521]. Die griechischen Kyniker mit ihrer Mißachtung aller Kultur, ihrer Derbheit und Schamlosigkeit faszinieren ihn ebenso wie Vertreter des philosophischen Skeptizismus – Pyrrho [522], Gorgias, François de la Mothe le Vayer, Michel de Montaigne, Blaise Pascal, natürlich Rabelais -, die Zweifler unter den hebräischen Theologen – Rabbi ben Maimon, Manaase ben Israel -, und Dichter wie Alexandre Dumas, Alfred de Musset, der „Blasphemiker“ Lucian, Miguel Cervantes Saavedra. „Doch“, fragt er mit Pascal, „soll er [der Mensch] an allem zweifeln? Soll er daran zweifeln, daß man ihn sticht oder brennt? Soll er daran zweifeln, daß er zweifelt? Soll er daran zweifeln, daß er überhaupt da ist?“ Er antwortet: „So weit kann man nicht gehen; und ich halte es für ausgemacht, daß es niemals einen wirklich vollkommen Skeptiker gegeben hat“ [523].

Ihm, der Paradoxa über alles schätzt, passieren gegen seinen Willen selbst bemerkenswerte Widersinnigkeiten. So sucht er für die Satire „Der verkaufte Appetit“ nach einem Bild, das den Horror und zugleich die Unmöglichkeit einer nur auf Warenaustausch reduzierten menschlichen Gesellschaft sinnfällig machen soll – und erfindet die Leihmutter. So enthält ein „idiotischer Satz“ aus seiner Feder, den er sofort streicht, den die Herausgeberin aber gegen seinen Willen wieder einfügt, nicht nur seine wesentliche Aussage über eine mögliche Rückkehr zum Matriarchat, sondern auch die geradezu prophetische Behauptung, daß auf dem Weg dorthin „vielleicht viele Verbrechen [...] verübt werden müssen“ [524]. Bei einer wohlüberlegten Beurteilung des Verlaufes der „sozialen Umwälzung, die mit unvermeidlicher Notwendigkeit kommen muß“, gelangt er hingegen zur grandiosen Fehleinschätzung, daß sie „nicht den blutigen Charakter der Revolution des 18. Jahrhunderts tragen wird, den Charakter, den sie der Grausamkeit des Bürgertums verdankt“ [525].

Ein weiteres Beispiel: Obwohl er den historischen Materialismus manchmal zu sehr auf ökonomischen Determinismus reduziert [526], beschäftigt er sich wie kein anderer zeitgenössischer Marxist mit kulturellen Fragen und nimmt immer wieder den später von Antonio Gramsci formulierten Standpunkt vorweg, daß die herrschende Klasse ihre Macht durch Ausübung der intellektuellen und kulturellen Hegemonie erhält [527].

Ein anderes Paradoxon will er trotz ständiger Befassung mit Sinnwidrigkeiten einfach nicht wahrhaben. „Nur Narren oder Verbrecher“, meint er 1894, „können einen europäischen Krieg herbeiwünschen. Angesichts der Entwicklung und steten Vervollkommnung der Kriegsmaschinen und der Einziehung aller einigermaßen tüchtigen Männer in das Heer ist der Krieg fast eine Unmöglichkeit geworden“ [528]. 1907, auf dem Parteitag in Nancy, wiederholt er in einer Polemik gegen Gustave Herve und „l’antimilitarisme de phantasie [den phantastischen Anti-Militarismus]“, der energisch jeden Patriotismus ablehnt und fordert, auf jeden Krieg mit Generalstreik und Aufstand zu antworten, diese Fehleinschätzung sogar noch einmal [529].

Lafargue offenbart sich – um die Einleitung einer Schrift Fouriers zu paraphrasieren [530] – ungeteilt in seinen Leidenschaften. Kritik ist für ihn nicht die Leidenschaft des Kopfes, sondern der Kopf der Leidenschaft. Er liebt humanistische Bildung, er haßt Stubengelehrte, die fleischgewordenen Bleistifte samt ihren „Servilitätskarrieren“ [531] im Wissenschaftsbetrieb. Der Proklamator des „Rechtes auf Faulheit“ ist nicht nur vielseitig, sondern – von Unterbrechungen abgesehen, in denen er „nur seine Kohlköpfe und seinen Viehbestand kultiviert“ [532] – auch ein Vielschreiber, fast so fleißig, wie die oft von ihm herbeizitierten „kommunistischen“ Ameisen und Bienen. Manchmal erscheint täglich ein Artikel aus seiner spitzen Feder, buchstäblich mitten im Klassenkampf geschrieben. Einigen seiner Beiträge – nicht nur den in Zeitungen publizierten, sondern auch den in Büchern und Broschüren – merkt der aufmerksame Leser diese Entstehungsbedingungen nur an [533]; andere sind einfach „furchtbar liederlich“ [534]. Insoferne hat sein Intim-Feind, der Theoretiker des Syndikalismus Georges Sorel, nicht völlig unrecht, wenn er behauptet, Lafargues materialistische Geschichtsaufassung bestehe aus „Paradoxen, Schnurren und Einfältigkeiten“ [535].

Wegen seiner Vielseitigkeit, seiner Liebe zu Paradoxa und seiner Sprachgewalt wird Lafargue oft mit Denis Diderot verglichen [536], den er selbst einmal den „weißen Raben“ [537] unter den Aufkärern nennt. Der Vergleich hinkt in einem wesentlichen Punkt: „Als einer der am besten französisch Schreibenden“ seiner Zeit ist Paul „fast ständig dazu verurteilt, in Deutsch zu veröffentlichen!“ [538]. Und das, obwohl sein gesamtes Schaffen von „dem interessanten Versuch“ zeugt, „einen Betrachtungsweise einzuführen, die sich in jenen Gattungen als marxistisch erweisen wollte, die dem französischen Leser seit je am zugänglichsten waren“ [539]. Warum? Nun, damals wie heute wird Diderot selbst von konservativen Franzosen wegen seiner geistesgeschichtliche Bedeutung akzeptiert, Lafargue ist hingegen für viele nach wie vor ein Zugereister, ein Mulatte, Preuße, Boche, Jude ... Wie anders ist es sonst erklärbar, daß sich im „Répertoire des rues“ von Paris zwar ein Boulevard Diderot, die Avenues Jean Jaures und Edouard Vaillant, selbst nach Louis Blanc, Charles Fourier, Saint-Simone benannte Straßen, aber keinerlei Hinweise auf Lafargue finden („natürlich“ auch nicht auf Paule Mink und Louise Michel)?

Die Sätze, die der junge Lessing zur Verteidigung dieses Aufklärers geschrieben hat, lassen sich trotzdem auf Lafargue anwenden: „Diderot ist einer der Weltweisen, die sich mehr Mühe geben, Wolken zu machen, als zu zerstreuen [...]. Seine Träume oder Wahrheiten, wie man sie nennen will, werden der Gesellschaft ebensowenig Schaden tun, als vielen Schaden ihr diejenigen tun, welche die Denkungsart aller Menschen unter das Joch der ihrigen bringen wollen“ [540].

 

III

Die vielen und prominenten Nachrufe ändern wenig daran, daß Lafargue im deutschsprachigen Raum schnell dem Vergessen anheimfällt: Paul und Laura hatten sich nämlich in ihrem Kampf gegen den Reformismus „geradezu fanatisch gegen Bernstein“ [541] gewandt. In dem Maße, in dem die Gegensätze zwischen dem offen reformistischen Flügel und dem Partei-Zentrum um Karl Kautsky in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg schwanden, war daher eine tiefe politische und persönliche Kluft zur SPD-Mehrheit entstanden. Das Verhältnis zur Parteilinken um Luxemburg war schon vor diesen Kontroversen getrübt.

Durch die russische Revolution scheint dann einen historischen Augenblick lang eine Lafargue-Renaissance möglich. Kommt doch mit den Bolschewiki eine Gruppierung an die Macht, deren Führungskader – Adolf Joffe [542], Krupskaja, Kollontai, Lenin, Ossip Pjatnitzki [543], Rjasanoff, Victor Serge [544] – sich ihm verbunden fühlen. Tatsächlich veröffentlicht eine deutsche Gruppe der russischen Kommunistischen Partei 1918 in Petrograd mindestens zwei Auflagen von Lafargues Agitationsbroschüre „Zum Reich des Sozialismus!“. Doch das was in Rußland Sozialismus sein soll, entpuppt sich allzuschnell als Aliud-Lieferung der Geschichte. Sätze wie „Da in einer kommunistischen Gesellschaft die Moral, die das Hirn der Zivilisierten verstopft, einem entsetzlichen Alptraum gleich verblichen sein wird, so mag es sein, daß dann eine andere Moral die Menschen verpflichten wird, nach dem Wort Ch[arles] Fouriers flatterhaft zu sein, anstatt sich zu verdammen, Eigentum eines Männchen zu bleiben“ [545] passen so gar nicht zur Restauration [546] der bürgerlichen Familienordnung und Sexualmoral. Welchen Nutzen können autoritäre Apparatschiks aus Lafargues Träume von einer Gesellschaft ohne Beamten ziehen? Ist es nicht sogar subversiv, angesichts des allmächtigen NKWD Schriften zu verbreiten, in denen von der „Möglichkeit [...] zu reisen, seinen Wohnort zu wechseln, seine Beschäftigung, alles nach [...] Gutdünken“ [547] die Rede ist? Was sollen Funktionäre, die zur Bekämpfung der „Bummelei, Faulheit, Unpünktlichkeit und Geschwätzigkeit“ [548] eine „Liga der Zeit“ gründen, die den kapitalistische Rationalisierungstechnikern Taylor und Ford nacheifern [549], was soll ein Staat, in dessen Verfassung die Arbeitspflicht und die Losung „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ verankert sind [550], mit dem „Recht auf Faulheit“ anfangen? Lafargues Schriften finden bis 1937 noch in einer Werkausgabe [551] und Sammelbänden [552] Verbreitung, danach nimmt sich nur die verfemte trotzkistische Opposition seiner an [553]. 1950 erklärt Josef Stalin – selbsternannter Linguist ohne Fremdsprachenkenntnisse -, er habe zu Unrecht von einer „plötzlichen Sprachrevolution zwischen 1789 und 1794“ in Frankreich gesprochen [554]. Lafargue wird zur Unperson [555].

Die deutschsprachigen Sektionen der KOMINTERN exekutieren die Moskauer Beschlüsse. Nur ein einziges Mal – am Höhepunkt der Sozialfaschismus-Periode – gibt die KPD eine Schrift Lafargues heraus, selbstverständlich keine mit sperrigem Inhalt [556].

Wie dicht der Schleier des Verdrängens und Vergessens ist, läßt sich drastisch bei Ernst Fischer zeigen, der 1931 – noch Sozialdemokrat – über „Arbeitsgesinnung und Sozialismus“ [557] schreibt und sich Jahrzehnte später – schon Kommunist – mit einer erst aus dem Nachlaß veröffentlichten Studie über die Romantik [558] beschäftigt, beide Male ohne von Lafargues grundlegenden Schriften zu diesen Themen Notiz zu nehmen.

Eine Wende bringen im deutschsprachigen Raum [559] erst die Ereignisse um das Jahr 1968. Die anti-autoritären Neuen Linken haben den Industrialismus und die Leistungsgesellschaft gründlich satt. Ihnen schmeckt: „Laßt uns faul in allen Sachen/ Nur nicht faul zu Lieb und Wein/ Nur nicht faul zur Faulheit sein“ [560]. Lafargue wird in der BRD [561] und – mit aller gebotenen Vorsicht [562] – auch in der DDR neu aufgelegt.

Durch die Alternativbewegung der 80er verstärkt sich der Trend noch. Immer häufiger werden „Das Recht auf Faulheit“ und einige andere kulturhistorische Schriften [563] durch (anarchistische) Kleinverlage reprintiert – offenbar sind die darin aufgeworfenen Fragen hochaktuell: Sind Arbeit und Geld-Verdienen in den Metropolen eine Sucht? Verwandelt nicht ein Konsum-Rausch, der sich als Hedonismus tarnt, jede Tätigkeit in Arbeit? Verkommt so nicht Sport zum Body-Styling, Charakter zur Persönlichkeits-Profilierung und Erotik zur Genital-Akrobatik? Wo bleibt in diesem immer anstrengenderen Luxus-Leben das Menschliche? Lafargue wird im Westen zur Muß-Lektüre bei allen Diskussionen um freie/entfremdete Arbeit, Basis-/Sozial-Lohn, 35-Stunden-Woche, Sozial-Schmarotzer ... Die gleichzeitige, ansatzweise Beschäftigung mit Lafargue in der DDR [564] ist ein Indiz für die dort wachsende gesellschaftliche Gärung [565].

Diese Wiederentdeckung geht jedoch nicht ohne Beckmesserei ab. Iring Fetscher beschwert sich über Lafargues „Unfähigkeit zur Erfassung dialektischer Ganzheiten“ und „polarer Zugehörigkeiten“ [566]. Ein anderer Herausgeber beklagt die Veralterung seiner Schriften durch die „orthodoxe Methode der marxistischen Sozialisten [...], die Betrachtung jedes Gegenstandes vom Klassenstandpunkt und die _Anwendung_ des Konzeptes von Basis und Überbau auf Phänomene des geistigen und kulturellen Lebens“ [567]. Schon zu Lebzeiten mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert [568], pflegte Paul darauf zu antworten: „Die Intellektuellen geraten immer in Verschrobenheiten, wohin sich die Arbeiter niemals verlieren. [...] Anstatt einen Versuch mit der Methode [der marxistischen Geschichtsaufassung] zu machen [...], diskutieren sie über ihren Wert an sich und entdecken eine Unzahl von Fehler an ihr: sie unterschätze des Ideal und seine Kraft, sagen sie, sie gehe mit den ewigen Wahrheiten und Prinzipien brutal um, sie trage nicht dem Individuum und seinen Taten Rechnung, sie führe zu einem ökonomischen Fatalismus, der den Menschen von jeder Bemühung freispricht ... usw. Was würden wohl diese guten Leute von einem Tischler denken, der, anstatt mit Hammer, Säge und Hobel zu arbeiten, an ihnen mäkeln wollte? Der könnte lange schimpfen, den vollkommenes Werkzeug gibt es eben nicht! Diese nutzlose Kritik kann sich nur in eine fruchtbare verwandeln, wenn sie auf der Erfahrung fußt [...]. Nur die Tat ist in der materiellen und intellektuellen Welt fruchtbar. Im Anfang war die Tat! sagt Goethe“ [569].

 

IV

Beim Lesen der in diesem Band erstmals seit Jahrzehnten neu aufgelegten Texte fällt sofort die Verve auf, mit der Paul gängige Moralvorstellungen attackiert. Schon durch diese herzerfrischenden Frivolität unterscheidet er sich erheblich von der versteckten Prüderie eines Bebel oder Kautsky [570]. Im Gegensatz zu diese sozialdemokratischen Theoretikern zieht er außerdem den Essay, das Pamphlet, die Satire, der langatmigen, professoralen Abhandlung vor, ohne deshalb weniger „wissenschaftlich“ zu sein. Selbst der politisch Lafargue nicht gerade wohlgesinnte Bernstein nennt ihn „einen der ideenreichsten, wenn nicht den ideenreichsten Erforscher der Urgeschichte, die aus der Marx-Engelschen Schule hervorgegangen sind“ [571].

Wissenschaft und Forschung haben sich seit der Abfassung dieser Texte weiterentwickelt. Viele Details werden heute sicher anders oder differenzierter gesehen. Die Originalität des Ansatzes bleibt davon unberührt – Madeleine Rébérioux spricht zu Recht von „bündigen anthropologischen Studien“ [572].

Trotzdem entwickelt in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts der Anthropologe und Anatom Ashley Montagu, eine der Vordenker des heutigen Feminismus, allem Anschein nach seine Thesen von der „natürlichen Überlegenheit der Frau“ [573], ohne Kenntnis der Studie des „marxistischen Troubadours“ [574] über „Die Frauenfrage“. Sogar Neue Linke und Alternativbewegung entdecken diese Texte nicht wieder. Die Vertreter(innen) des Mainstream der Matriachats-Forschung ignorieren Lafargue völlig [575]. Maurice Bloch erwähnt in seinem Standardwerk „Marxism and anthropology“ zwar Lafargue und die „große Bedeutung“ die er „der Überlegenheit der Frauen in primitiven Gesellschaften zumißt“, fügt aber sofort hinzu, daß „seine Beweisführung [...] völlig dem Geist des Werkes von Marx und Engels widerspricht“ [576]. Peinlich nur, daß derjenige, der zur Feststellung, was seinem Geist widerspricht, wohl am befugtesten ist, nämlich Engels selbst, Lafargues Buch „La propiété – Origine et evolution“, auf das sich Bloch in seinem Urteil bezieht, noch selbst lesen konnte; er hatte manche Details daran auszusetzen, aber nicht einmal im entferntesten deutete er an, die Beweisführung wäre völlig unmarxistisch [577].

Mittlerweile entdecken Pauls in den medizinischen Wissenschaften tätige Berufskollegen – vor allem die Endokrinologen [578], Neurobiologen und Genforscher – immer neue Belege, daß Frauen das stärkere Geschlecht sind [579] und Nachrichten-Magazine verkaufen das ihren Lesern als allerletzte Neuigkeit [580].

* * *

Abschließend noch ein persönliches Erlebnis: Während der Arbeiten an dieser Biographie erschien mir Paul im Traum. Er erklärte, aus mehreren Gründen in Österreich zu sein. Einmal habe er beim Schmökern von Freuds in Wien verfaßter „Traumdeutung“ festgestellt, daß der Vater der Psychoanalyse wie Engels ein Zitat aus Vergils „Äneis“ besonders schätzt: „Flectere si nequeo superos, acheronta movebo [Kann ich die Götter mir nicht erweichen, so bring’ ich die Unterwelt gegen sie auf]“; nur sei Freuds Unterwelt das Unbewußte, Engels „acheron“ die Arbeiterschaft gewesen [581]. Hier habe Otto Groß dann seinen "mutterrechtlichen Kommunismus" propagiert [582], hier habe Wilhelm Reich seine Thesen über die freizügige „sexuelle Ökonomie in der mutterrechtlichen Gesellschaft“ entwickelt und die Behauptung von einer „neurotisch zersetzten Sexualstruktur“ alle Zivilisierten aufgestellt [583]. Schließlich fragte er noch nach dem Wohnort von Ernest Borneman. Denn er wolle mit ihm seine Vorstellung eines „sexuellen Analogons zu Marxens Konzept der klassenlosen Gesellschaft“, nämlich die „Befreiung vom Primat der Genitalität“ diskutieren [584].

Ich packte die Gelegenheit beim Schopf. Neugierig wollte ich wissen, was er von meiner Biographie halte. Offenbar hatte er mitgelesen, denn er erklärte sofort seine Bewunderung für meinen Computer, vor allem für dessen Schreibprogramm mit Fußnotenautomatik. (Rückblickend bezweifle ich allerdings, ob diese Bewunderung ernst gemeint war). Nach Verbesserungsvorschlägen befragt bestand er nur auf der Einfügung eines Aphorismus von Sigmund Freud: „[...] biographische Wahrheit ist nicht zu haben, und wenn man sie hätte, wäre sie nicht zu gebrauchen“ [585]. Auf eine Fußnote mehr oder weniger, meinte er, könne es doch wohl nicht ankommen.

Dann fragte Paul nach dem nächsten türkischen Laden. Er benötige rote Linsen und scharfen Paprika für eine zünftige Suppe. Nach dem Kochen und Schmausen wolle er sich eingehend mit einem Buch über „Erotik & Gourmandise“ beschäftigen, in dem „Wollust für alle!“ propagiert werde [586] ...

Fritz Keller

 

 

Anmerkungen

459. Lafargue, El ideal (siehe Anm.424), S.15.

460. N, S.163.

461. Diese Sicht wird von Kolakowski durchaus nicht allein vertreten – siehe I, S.5ff. – L/1, S.440 und L/2, S.167 – LX, S.10.

462. Engels an Laura Lafargue, zweite Septemberhälfte 1894; in: MEW, 39, S.299.

463. Max Adler: Marx und Engels als Denker, Frankfurt 1972 [Reprint], S.118ff.

464. Karl Kautsky: Die materialistische Geschichtsauffassung, Berlin 1927, 2, S.34.

465. Vgl. Kazimierz Kelles-Krauz: Do Gabriela Tarde’a w Paryzu, 15.10.[18]96; in: Listy, Wroclaw-Warszawa 1984, 1, S.636.

466. Karl Korsch: Kernpunkte der materialistischen Geschichtsaufassung, Leipzig 1922, S.41.

467. W.I. Lenin: Materialismus und Empirokritizismus; in: LW, 14, S.201ff. Vgl. auch den Stellenwert den Lenin der Meinung Guesdes und Lafargues in der Frage der Beteiligung an einer revolutionären Regierung einräumt (Lenin an Broche-Desrousseaux, vor dem 11. Juni 1905 und an G.D. Letteisen, Anfang November 1905; in: LB, 2, 35 u. 108).

468. Obwohl sie die französischen Guesdisten oft mit den Bolschewiki verglich und „ihre theoretischen Anschauungen zu eng und starr fand“ (Paul Frölich: Rosa Luxemburg, Berlin 1990, S.163), und eine persönliche Beziehung nur zu „Tante“ Laura, nicht aber zu Paul findet (vgl. Briefe [siehe Anm.357], 1, insbes. S.94 u. 99], vermerkt sie höchst erfreut: „Lafargue hat mich einige Male sehr gelobt (!) [...]“ (ebenda, S.88).

469. Franz Mehring: Philosophische Aufsätze; in: Gesammelte Schriften, Berlin 1961, 13, S.222, 352, 355, 357.

470. G[eorgi] W. Plechanow: Beiträge zur Geschichte des Materialismus, Berlin 1946, S.163.

471. Engels-Kautsky (siehe Anm.206), S.90. Vgl. dazu auch Kautsky, Geschichtsaufassung (siehe Anm.464), 1, S.12ff.

472. Vgl. Antonio Labriola: In memoria del manifesto dei comunisti, Rom 1895, S.3.

473. Antonio Labriola: Über den historischen Materialismus – Präliminarien; in: Über den historischen Materialismus, Frankfurt 1974, S.269. Labriola korrespondiert mit Lafargue (ebenda, S.61).

474. Marx an Engels am 4. Juli 1882; MEW, 35, S.75.

475. Engels an Eduard Bernstein am 16. Dezember 1882; in: MEW, 35, S.414; ähnlich W, S.84.

476. François Rabelais: Das höchst erstaunliche Leben des großen Gargantua, Vater des Pantagruel weiland verfaßt vom Meister Alcofribas, Abstraktor der Quintessenz, Frankfurt-Hamburg 1961, S.18, 21ff., 151ff.

477. Zit. nach N, S.170.

478. LVIII, S.11.

479. LXI, S.10, 57, 32. In seinen theoretischen Schriften (siehe La propriété – Origine et évolution. These communiste par Paul Lafargue – Refutation par Yves Guyot, Paris 1895, S.521ff. – El ideal [siehe Anm.424]) – Qu’est – ce que la revolution?; in: Le Socialiste, 31. Dezember 1887, hier zit. nach J, S.239ff., argumentiert Lafargue weit differenzierter.

480. Vgl. dazu Paul Lafargue (= Fergus): Rousseau et l’egalité – Réponse au professeur Huxley; in: Nouvelle Revue, Nr.63, März-April 1890, S.319ff.

481. Wie Leszek Kolakowski behauptet (N, S.166).

482. Diesen Konnex stellt Max Adler her (Max Stirner und der moderne Sozialismus, Wien 1992, S.28ff. [Reprint aus der Arbeiter-Zeitung vom Oktober 1906]). Gewisse Sympathien für den Anarchismus hat sich Lafargue Zeit seines Lebens bewahrt (vgl. E, S.71).

483. Marx: Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei; in: MEW, 19, S.22.

484. Le Socialiste, 23. Oktober 1892; zit. nach F, S.36 (Übersetzer Kurt Lhotzky).

485. XXXXII, S.785.

486. Karl Marx: Das Kapital; in: MEW, 23, S.790.

487. Untertitel des Buches von E.F. Schumacher: Die Rückkehr zum menschlichen Maß, Reinbek 1977.

488. Engels: Zur Wohnungsfrage; in: MEW, 18, S.282.

489. Roman Rosdolsky hat überzeugend dargelegt, daß „die ‚Vaterlandslosigkeit‘ der Arbeiter, wovon es [das Kommunistische Manifest] spricht, sich auf den bürgerlichen Nationalstaat, nicht aber auf das Volkstum, die Nationalität im ethnischen Sinn bezieht“ (Die Arbeiter und das Vaterland; in: die internationale, Nr.12/Februar 1978, S.110). Siehe dazu auch Michael Löwy: Die nationale Frage und die Klassiker des Marxismus; in: Thomas Nairn/Eric Hobsbawm u.a.: Nationalismus und Marxismus, Berlin 1978, S.103.

490. Marx an Engels am 20. Juni 1866; in: MEW, 31, S.228ff.

491. Vgl. Kleines Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie, Berlin [Ost] 1974, S.164.

492. In Anlehnung an das in den französischen Fraktionskämpfen gebrauchte Vokabular verwendet Josef Strasser, ein fundierter Kritiker der austromarxistischen Nationalitätentheorien, diesen Terminus für eine Haltung, die alle, auch sprachlichen Konzessionen an den Nationalismus strikt ablehnt (Der Arbeiter und die Nation, Reichenberg 1912 [Reprint: Wien 1982]).

493. Vgl. dazu die eingangs zitierten Schimpfkanonaden auf Lafargue und Roman Rosdolsky: Friedrich Engels und das Problem der „geschichtslosen Völker“; in: Archiv für Sozialgeschichte, Hannover 1964.

494. Paul Lafargue an Paul Brousse am 12. Juli 1881; in: V, S.132. Das findet seinen Niederschlag in der Forderung: „Gesetzliches Verbot für die Unternehmer ausländische Arbeiter zu einem Gehalt anzustellen, das unter dem der inländischen liegt“ (Guesde/Lafargue, Le programme [siehe Anm.213], S.60).

495. Zit. nach MEW, 36, S.766, Anm.188.

496. Siehe Engels an Paul Lafargue am 27. Juni 1893; in: MEW, 39, S.88ff.

497. Kazimierz Kelles-Krauz: Do centralizacji ZZSP [Zwiazek Zagraniczny Sojalistow Polskich], 29.6.[18]96; in: Listy (siehe Anm.465), 1, S.581. Ähnlich negativ wird die Rolle von Lafargue von Kelles-Krauz schon in seinem Bericht vom 15. März 1896 geschildert (ebenda, 1, S.523).

498. Nach Jean Bron: Histoire du mouvement ouvrier français, Paris 1970, S.63.

499. Siehe z.B. Berichte in der Arbeiter-Zeitung, 24. Juli und 17. August 1896.

500. S, S.166.

501. LVII, S.172. Vgl. dazu Engels über den Staatssozialismus auf Java; in: Engels-Bebel (siehe Anm.126), S.95.

502. Zit. nach Quatrieme internationale (Revue theorique mensuelle du Parti Ouvrier Internationaliste [bolshevik-leniniste]), Nr.2/Februar 1937, S.18.

503. Arbeiter-Zeitung, 21. April 1911.

504. Lafargue rügt z.B. mit keiner Silbe die Gründung einer Liga der revolutionär-sozialistischen Frauen durch Louise Michel (La femme; in: Le Citoyen, 15. August 1882, hier zit. nach J, S.171ff.)..

505. Siehe die Studie Die Frauenfrage.

506. Siehe den letzten Abschnitt der Studie Das Mutterrecht.

507. L/1, S.449.

508. Vgl. Schnelle, Marti (siehe Anm.148), S.15.

509. Gustavo Gutierrez: Gott oder das Geld, Freiburg 1990, S.11.

510. Siehe dazu Helmut Werner: Lexikon der Esoterik, Wiesbaden 1991, S.721.

511. S, S.143. Die anderen in Cuba erschienen Biographien Lafargues (vgl. E, S.334) folgen dieser Darstellung des cubanischen Historikers, der auch das Amt eines Außenministers innehatte. 1976 erschienen in La Habana von Salvador Morales herausgegebene Textos escogidos [Ausgewählte Schriften], die hinsichtlich Auswahl und Umfang nur mit den in Tito-Jugoslawien und Gomulka-Polen publizierten Sammelbänden der Schriften Lafargues verglichen werden können (siehe Anm.559). Zur Bedeutung Lafargues für den Marxismus in Lateinamerika siehe auch Eduardo Galeano: Gesichter und Masken, Wuppertal 1991, S.277.

512. Zu den (geistes-)geschichtlichen Wurzeln in Frankreich siehe F, S.51ff.

513. „Das Bewußtsein, daß er zum Teil von Angehörigen unterdrückter [...] Rassen abstammte, scheint schon früh sein Denken beeinflußt zu haben“, schreibt Bernstein (A, S.20).

514. Un victoire de la reaction; in: La Tribune du peuple, 19. September 1866, zit. nach J, S.20.

515. Zit. nach E, S.15.

516. Ashley Montagu: The natural superiority of women, New York 1953, S.39ff. und The idea of race, Lincoln 1965, S.64. Diese Vorurteile sind: kleines Hirn, geringe Intelligenz, unkontrollierte Gefühlswelt, sexuelle Besessenheit. – Auf den Zusammenhang zwischen Rassismus und Frauenfeindlichkeit hat bereits Sigmund Freud in seiner Analyse der Phobie eines fünfjährigen Knaben (1909) hingewiesen (GW, Frankfurt 1966, 7, S.271).

517. Maria Mies: Patriarchat und Kapital – Frauen in der internationalen Arbeitsteilung, Zürich 1990, S.138. Vgl. auch Immanuel Wallerstein: Haushaltstrukturen und die Formierung der Arbeitskraft in der kapitalistischen Weltwirtschaft; in: Rasse-Klasse-Nation, hrsgg. von Etienne Balibar/Immanuel Wallerstein, Hamburg-Berlin 1990, S.131ff.

518. Lafargue nennt Benachteiligungen des Geschlechtes und der Rasse häufig in einem Atemzug (vgl. Guesde/Lafargue, Le programme [siehe Anm.213], S.21 und 36).

519. Gotthold Ephrahim Lessings sämtliche Schriften, Berlin 1771, 2, S.88. Vgl. XXXXVII, S.837.

520. XXXXII, S.782.

521. XXXXVII, S.869.

522. Griechischer Philosoph aus Elis (360-270), Begründer der älteren skeptischen Schule: Er lehrte, nichts sei recht oder unrecht, schön oder häßlich, weil in Wahrheit alles gleichgültig sei.

523. XXXXVII, S.837 (Zitat aus Pensees, VIII, § 1).

524. Siehe den letzten Abschnitt der Studie Das Mutterrecht.

525. LVIII, S.24.

526. Manchmal aus dem Wunsch zu popularisieren, manchmal um seine intellektuellen Kritiker zu provozieren (etwa bei der Titelwahl für seinen 1909 in Paris erschienen Sammelband Le déterminisme économique de Karl Marx – Recherches sur l’orgine et l’évolution des idees de justice, du bien, de l’âme et de dieu [Der ökonomische Determinismus von Karl Marx – Untersuchungen über den Ursprung und die Entwicklung der Ideen des Gerechten, des Guten, der Seele und Gottes]“).

527. Diese Ansicht teilen auch Jean Freville (Vorwort zu Paul Lafargue: Critiques litteraires, Paris 1936, S.XXIII) und Leslie Derfler (E, S.3).

528. XXXVI, S.629.

529. Arbeiter-Zeitung, 15. August 1907.

530. Charles Fourier: Exposition de la science sociale, Paris 1840, S.13.

531. LIX, S.231.

532. Kapp, Eleanor (siehe Anm.55), S.640.

533. Vgl. dazu Lafargues engagierte Verteidigung der Mängel in Rousseaus Werken (Rousseau [siehe Anm.480], S.332).

534. Karl Kautsky am 6. Februar 1881 an Engels über Lafargues Studie Vorgänger von Marx über Werttheorie; in: Engels-Kautsky (siehe Anm.206), S.275.

535. Georges Sorel: Die Auflösung des Marxismus, Jena 1930, S.25. Paul Bonnet, Gabrielle Deville, Lafargue und Sorel gründeten 1895 zusammen die Zeitschrift Le Devenir Social. Zu den daraus entstehenden Konflikten siehe Larry Portis: Sorel, Hannover 1983, S.85, 147, 169 und Labriola, Materialismus (siehe Anm.473), S.417ff.

536. R, S.341/ S., S.164.

537. XXXXIX, S.15.

538. Engels an Paul Lafargue am 26. Februar 1895; in: MEW, 39, S.413.

539. Rébérioux, Frankreich (siehe Anm.408), S.27.

540. Zwölfter Brief an den Herrn H.; in: Lessings Schriften (siehe Anm.514), 4, S.74-75.

541. Engels-Kautsky (siehe Anm.206), S.454.

542. Als Joffe am 16. November 1927, deprimiert über die Verfolgung der Linksopposition, Selbstmord begeht, beginnt er seinen Abschiedsbrief an Leo Trotzki mit der Erinnerung, wie er in der Jugend den Selbstmord von Paul und Laura Lafargue gegenüber August Bebel verteidigte (zit. nach Quatrieme internationale [siehe Anm.502], S.18 – die entsprechende Passage fehlt in der gängigen deutschen Version in Leo Trotzki: Die wirkliche Lage in Rußland, Hellerau o.J., S.260ff.).

543. Siehe O[ssip] Piatnitsky: Memoirs of a Bolshevik, Westport 1973, S.19.

544. Siehe Victor Serge: Erinnerungen eines Revolutionärs 1901-1941, Hamburg 1977, S.42.

545. Le Socialiste, 30. Juni 1901.

546. Die oft gar keine „Restauration“ war – vgl. z.B. Clara Zetkins Gespräch mit Lenin: „Die tätigen Genossinen [in Hamburg] aber erörtern die sexuelle Frage und die Frage der Eheformen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft [...]. Die gelesenste Schrift soll die Broschüre einer jungen Wiener Genossin über die sexuelle Frage sein. Ein Schmarren! Was richtiges darin steht, haben die Arbeiter schon längst bei Bebel gelesen“ (Clara Zetkin: Schriften zur proletarischen Frauenbewegung, Wien 1979 [Reprint], S.35).

547. LVIII, S.29.

548. Franz Jung: Nach Rußland! – Schriften zur russischen Revolution, Hamburg 1991, S.344.

549. Siehe J[akob] Walcher: Der Terror der Maschine; in: Arbeiterliteratur, Nr.7-8/Juli-August 1924 – Richard Bell: Das System Ford und das Proletariat; in: Arbeiterliteratur, Nr.7-8/Juli-August 1924, S.431ff. – Aug[ust] Thalheimer: Anmerkungen zu Henry Fords Lebensbeschreibung; in: ebenda, S.338ff.

550. § 18 des V. Kapitels der Verfassung der Russischen sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik.

551. Pol’ Lafarg: Soc [Werke], 1-3, Moskau-Leningrad 1925-1931.

552. Pol’ Lafarg: Pamfelty [Pamphlete], Moskau-Leningrad 1931 – Literaturno-kriticheskie stat’i [Literatur-kritische Aufsätze], Moskau 1936 – Religija i kapital [Religion und Kapital], Moskau 1937.

553. Die zu Recht auf die Unvereinbarkeit der Ansichten Lafargues mit der Volksfrontpolitik verweist (vgl. La vie et la mort de Paul Lafargue [verfaßt vermutlich von Pierre Naville]; in: Quatrieme Internationale [siehe Anm.502]).

554. Josef Stalin: Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft; in: Ausgewählte Werke, Dortmund 1979, 2, S.371 unter Anspielung auf Lafargues Studie XXXXIX.

555. Die Bol’saja sovetskaja encikolopedija (Große Sowjetische Enzyklopädie), Moskau 1953, 14, S.369, gibt nicht nur gehorsam Stalins abfälliges Urteil wörtlich wieder, sondern fügt noch hinzu: „Lafargue war nicht in der Lage den Kautskyanismus zu erkennen und bezog in einer Reihe von Fragen eine zentristische Position. Aus seiner formalistischen Einseitigkeit heraus setzte Lafargue sein Verweilen in einer Partei und bei Leuten fort, die schon lange vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges nichts mit dem Proletariat und der proletarischen Revolution gemeinsam hatten“ (Übersetzer Alfred Mansfeld).

556. Paul Lafargue: Die Religion des Kapitals, Berlin 1930.

557. Ernst Fischer: Arbeitsgesinnung und Sozialismus; in: Der Kampf, Heft 7-8, Juli-August 1931, S.369ff. (Reprint Ernst Fischer: Kultur-Literatur-Politik, Frankfurt 1984, S.141ff).

558. Ernst Fischer: Ursprung und Wesen der Romantik, Frankfurt 1986.

559. In Tito-Jugoslawien erscheinen bereits 1957 gesammelte Lafargue-Schriften, herausgegeben von Mile Joka (Izbor iz djela [Auswahl aus dem Werk], Zagreb 1957); diese Werkauswahl enthält auch Das Recht auf Faulheit (Pravno na lijenost, S.355ff.). 1961 werden im Polen Wladyslaw Gomulkas Pisma wybrane [Ausgewählte Werke] publiziert (Warszawa 1961), in denen ebenfalls Das Recht auf Faulheit enthalten ist (Prawo do lenistwa, S.7ff.). – Zur Entwicklung in der UdSSR siehe Fußnote 565.

560. Lessings Schriften (siehe Anm.519), 1, S.355.

561. I.

562. Der Band Vom Ursprung der Ideen [Dresden 1970] enthält ausschließlich philosophische Schriften und eine Nachbemerkung Größe und Grenzen Lafargues (S.289ff); auch der von Karl Dressler herausgegebene Band Ärzte um Karl Marx (Berlin 1970) vermeidet ideologische Irritationen. Als Iring Fetscher in der DDR einige Sätze aus dem Recht auf Faulheit zitiert, wird im sofort öffentlich „Untergrabung der Arbeitsmoral“ vorgehalten (I, S.9). Vgl. auch Q, T, U.

563. Siehe LX-LXIII.

564. Der Band Ärzte um Karl Marx wird 1985 nochmals aufgelegt. Siehe auch Eva Kratzer: Marx Mitarbeit an Paul Lafargues Manifest der Parti Ouvrier Francais; in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, 16 (1984), S.219ff.

565. In der UdSSR können erst nach Stalins Tod wieder Schriften von und über Lafargue erscheinen: Kh.N. Momdzhian: Lafarg i nekotorye voprosy marksistskoi teorii [Lafargue und einige Fragen der marxistischen Theorie], Yervan 1954 – Pol’ Lafarg: Za i protiv kommunizma – Sobstvennost’ i ec proischozdenie [Für und gegen den Kommunismus – Sein Selbstgefühl und seine Herkunft], Moskau 1959 – V. Goffenshelfer: Iz istorii maksistskoi kritiki: P. Lafarg bor’ba za realizm [Aus der Geschichte der marxistischen Kritik: Lafargue und der Kampf um den Realismus], Moskau 1967 – V.M. Dalin: Bylo li gedistkoe napravelnie edinym [Gibt es eine eine durchgehende Richtung in den Auffassungen Guesdes]?; in: Liudi i idei [Menschen und Ideen], Moskau 1970. – Während der Chruschtschow-Ära erscheinen außerdem (historische Abhandlungen über) Lafargues Korrespondenzen mit O. Baliki, Engels und Guesde (detailliert angeführt in B, S.170ff.; siehe dazu auch G). – Nach 1970 kommt die Publikationstätigkeit vollkommen zum Stillstand. Die Bol’saja sovetskaja enciklopedija [Große sowjetische Enzyklopädie], Moskau 1973, 14, S.645-646, hebt ausschließlich seinen Kampf „gegen alle Arten des Opportunismus“ hervor. Das Recht auf Faulheit wird mit keiner Silbe erwähnt. – Gegen Ende der 70er-Jahre beginnt eine neue Welle von Veröffentlichungen, die mehr und mehr anschwillt, je näher die Gorbatschow-Ära rückt: C[hacik] N[isanovic] Momdzjan: Pol’ Lafarg i filosofija marksizma [Paul Lafargue und die Philosophie des Marxismus], Moskau 1978 – Lafarg P.: Bruss P. [Paul Brousse] Ende April 1881; in: Voprosoy Istorii [Fragen der Geschichte], Nr.11/1978 – Lafarg P., Mesa Ch. 26. Oktober 1881; in: Voprosoi istorii, Nr.11/1978 – Lafarg P., Marks [Marx] K. v. Ramsget [in Ramsgate]; in Voprosoi istorii, Nr.5/1978 – Sovremenniki o Markse [Erinnerungen an Marx] (P. Lafarg, V. Libknecht, F. Lessner), Moskau 1982 – Kritik idealizma i religii soratnikami K. Marksa i F. Engel’sa [Die Kritik des Idealismus und der Religion durch Kampfgefährten von Karl Marx und Friedrich Engels], Minsk 1984 – B.

566. I, S.10.

567. LX, S.10.

568. Siehe zum Beispiel Yves Guyot; in: La propriété (siehe Anm.479), S.III.

569. XXXXII, S.780-81.

570. Die sich zum Beispiel hinter der Standardformel „in einer sozialistischen Gesellschaft“ wäre nur „die heutige Eheform hinfällig“ (August Bebel: Die Frau und der Sozialismus, Stuttgart 1922, S.479), verbirgt (vgl. Thönnessen, Frauenemanzipation [siehe Anm.87], S.33ff.).

571. A, S.24.

572. Rébérioux, Frankreich (siehe Anm.408), S.27.

573. Montagu, superiority [siehe Anm.516]. Lafargue wird auch im Sammelband seiner wissenschaftlichen Schriften (Anthropology and human nature, Boston 1957) nicht genannt.

574. Freie Übersetzung einer sarkastischen Bemerkung Yves Guyots („Troubadourisme collectiviste“) in: La propriété (siehe Anm.479), S.121.

575. Vgl. zum Beispiel Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat I – Geschichte seiner Erforschung, Stuttgart-Berlin-Köln 1988 – Gerda Lerner: Die Entstehung des Patriarchats, Frankfurt-New York 1991 – Beate Werner-Hasel (Hrsg.): Matriarchatstheorien der Altertumswissenschaft, Darmstadt 1992 – Uwe Wesel: Der Mythos vom Matriarchat, Frankfurt 1980. Eine Ausnahme stellt lediglich Ernest Bornemans Werk Das Patriarchat – Ursprung und Zukunft unseres Gesellschaftssystems (Frankfurt 1975, S.577, 600] dar.

576. Maurice Bloch: Marxism and anthropology, Oxford-New York 1983, S.100.

577. Engels an Paul Lafargue am 3. April 1895; in: G, III, S.402ff. (MEW, 39, S.454 ff.). Wobei Engels den Begriff „marxistisch“ wenig schätzte (vgl. seinen Brief an Paul Lafargue vom 11. Mai 1889; in: MEW, 37, S.202).

578. Wissenschaftler, die sich mit der Funktion der Drüsen mit innerer Sekretion befassen..

579. Siehe John Nicholson: Men and women – how different are they?, Oxford 1993 – Simone Le Vay: The sexual brain, Massachusetts 1993.

580. Women – are they the stronger sex? – Headline von Focus, August 1993.

581. Siehe Engels an Paul Lafargue am 16. Februar 1886; in: G, I, S.338.

582. Otto Groß: Mutterrechtlicher Kommunismus; in: Das Forum, Januar 1920, S.315ff.(gekürzter Reprint in: Neues Forum, Heft 295-296/Juli-August 1978, S.62ff.).

583. Wilhelm Reich: Der Einbruch der Sexualmoral, Berlin-Leipzig-Wien 1932, S.3, 18.

584. Ernest Borneman: Sexuelle Marktwirtschaft, Wien 1992, S.241.

585. Sigmund Freud an Arnold Zweig am 31. Mai 1926; in: Sigmund Freud – Arnold Zweig Briefwechsel, Frankfurt 1984, S.137.

586. Peter Jirak: Erotik & Gourmandise – Ein gastrosophischer Diskurs vom menschlichen Glück, Wien 1992, S.179.

 


Zuletzt aktualisiert am 16.8.2004