Fritz Keller

 

Paul Lafargue

(Teil 1)

 

I

„Abkömmling eines Gorillas“ [1], „Neger“ [2], „Negrillo“ [3] „Afrikaner“ [4], „medizinischer Kreole“ [5], „Ritter von der traurigen Gestalt“ [6] – mit diesen wenig schmeichelhaften Bezeichnungen tituliert Karl Marx in Privat-Briefen seinen beinahe-Schwiegersohn Paul Lafargue. Einmal droht er sogar an, diesem „Schlingel [...] einmal tüchtig etwas auf seinen Kreolenschädel zu geben“. [7] In selbstkritischen Momenten bekennt er dazu: „Ehrlich gesagt, ich hab’ den Jungen gern. Gleichzeitig aber bin ich ziemlich eifersüchtig auf ihn [...]“. [8] Und in Briefen an seine verliebte Tochter Laura und ihren Paul kehrt er nicht nur zu der für ihn normalen Haltung zurück, jeden zu verachten, der beweisen will, „daß ‚la race blanche‘ [die weiße Rasse] eine Art Gott unter den anderen Menschenrassen ist“ [9], sondern geht noch einen Schritt weiter: „Er muß zu einer besseren Rasse gehören als der europäischen“. [10]

Wieso kam es zu dieser für Marx zumindest unbewußt doch recht irritierenden, multi-kulturellen Abstammung seines beinahe-Schwiegersohnes? Lafargues’ Großmutter väterlicherseits, Catalina Piron, eine Mulattin aus Saint Domingue (Haiti), heiratete dort einen aus der Bordeaux-Gegend stammenden Franzosen, Jean Lafargue. 1789 erklärte die Nationalversammlung im Mutterland Frankreich „Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten“ sowie „Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet“. Ab diesem Zeitpunkt schien für Mulatten wie Lafargues’ Großmutter in Saint Domingue die Stunde ihrer Gleichstellung nähergerückt. Tatsächlich verabschiedete die Nationalversammlung am 15. Mai 1791 ein Dekret, das den Mulatten Bürgerrechte garantierten. Doch die 40.000 Weißen der Antillen-Insel waren keinesfalls gewillt, Mulatten als ebenbürtige Herren über 450.000 Sklaven anzuerkennen. Im Sommer 1791 erhoben sich dann jene, die der „Code noir“ aus vorrevolutionärer Zeit noch immer als „Mobiliar“ einstufte. Im Voodoo – einem von mystischer Gemeinschaft, sexuellen Riten und dem Glauben an Auferstehung in Freiheit als Zombie geprägten Kult – sowie in den Kampftänzen hatte sich ein ungeheueres Widerstandspotential angesammelt. Der Führer des Aufruhrs, der Voodoo-Priester Broukman versprach allen, die im Kampf fielen, die Wiedergeburt in Afrika. Und die Schwarzen kämpften mit einer Todesverachtung, der die bis an die Zähne bewaffneten Weißen wenig entgegenzusetzen hatten. Um nicht als Mulattin zwischen beide Mühlsteine zu kommen, flüchtete Lafargues’ Großmutter mit 20.000 anderen ins benachbarte Cuba, nach Santiago. Ihr Gatte verschwand einfach, vielleicht wurde er auch während des Aufstandes ermordet. [11] In Santiago de Cuba wurde dann der Vater von Marx’ Schwiegersohn, ebenfalls mit Namen Francisco (François) geboren. Doch als sich das spanische Mutterland gegen den von Napoleon eingesetzten Herrscher, seinen Bruder Joseph, erhob, ordnete ein Dekret die Ausweisung aller Franzosen an und Catalina Piron-Lafargue mußte wiederum flüchten, diesmal nach New Orleans, in den US-Bundesstaat Louisiana. Dort brachte sie ihr Kind und sich mit Wanderhandel in den Straßen und Gelegenheitsarbeiten durch – bis 1814, als nach der Vertreibung der Franzosen aus Spanien Ferdinand VII. die Rückkehr der Flüchtlinge gestattete. Der Großvater mütterlicherseits, Abraham Armaignac, von dem Paul Lafargue viele Jahre später in Erfahrung brachte, daß er aus einer jüdisch-französischen Familie stammte [12], hatte sich nach Abschluß der Studien im Mutterland ebenfalls auf Saint Domingue angesiedelt und war mit seiner Familie vor dem Sklavenaufstand nach Jamaika geflüchtet. Dort lebte er, ohne verheiratet zu sein, mit einer Karibin, Margarita Fripie, zusammen, die ihm Ana Virginia, Lafargues’ Mutter, gebar.

Der 1842 als Pablo getaufte Paul Lafargue verbrachte seine Kindheit in Cuba, „inmitten von Gerümpel und Holzspänen“ [13], wie er später einmal betonte, als er sich, selten genug, darüber äußerte. Gar so schlimm kann es nicht gewesen sein. In den Jahrzehnten davor hatte die Insel, auch unter dem Einfluß der französischen Flüchtlinge, einen gewaltigen ökonomischen Aufschwung genommen: Früher hatten hier Rinder geweidet, war Tabak und Zuckerrohr im kleinen Stil angebaut worden; jetzt herrschte die Plantagen-Produktion von Zucker und Tabak vor. [14] Lafargues’ Vater, ein Weinhändler und Besitzer einer kleinen, von Sklaven bewirtschafteten Kaffee-Plantage, konnte seinem einzigen Kind immerhin den Besuch einer renommierten Grundschule bezahlen, an dem „die Sprößlinge der kreolischen Patrizier und winzigen cubanischen Mittelklasse“ [15] unterrichtet wurden. Geleitet wurde dieses „Colegio de Santiago“ von Juan Bautista Sagarra, einem „typischen ‚aufgeklärten‘ Cubaner dieser Epoche“ [16], der die spanische Oberherrschaft abschütteln, eine Sklavenbefreiung durchführen, das Erziehungswesen und die Anbaumethoden reformieren wollte; er mußte später wegen seiner Ansichten vor den spanischen Kolonialherren nach Jamaica flüchten. Pauls unmittelbare Lehrer in der Grundschule waren zwei Dichter – Domingo del Monte und Pedro Santalica [17] -, die in ihren Versen ebenfalls glühend für die cubanische Unabhängigkeit eintraten.

Warum die Lafargues Cuba verließen und sich in Bordeaux ansiedelten, ist unklar: Waren die Anzeichen für eine neuerliche Revolte der etwa 370.000 Sklaven gegen ihre 50.000 Peiniger [18] und für eine Verschwörung der cubanischen Unabhängigkeitskämpfer das Motiv [19]? Oder Scherereien mit den spanischen Behörden? Oder – einfach – der gewachsene Reichtum der Familie [20]? Oder die Sorge um die Ausbildung ihres einzigen Kindes [21]? Pablo, der bisher in Spanisch unterrichtet worden war, erhielt jedenfalls zunächst einen Privatlehrer. Dann besuchte er das Lycee in Bordeaux, später in Toulouse, wo er eine solide Ausbildung in klassischen Sprachen, Literatur und Philosophie erhielt. Nach der Matura entschloß er sich zum Medizinstudium in Paris.

Im Studentenviertel Quatier Latin, wo Paul sich ansiedelte, gärte es. Die republikanische Opposition wandte sich gegen das zweite Kaiser-Reich, das Napoleon III. nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 errichtet hatte. Unter der Herrschaft dieses „Volkskaisertums“, des „caesarisme social“, mit seinem käuflichen Staatsapparat verfiel das Land in ein Gründerzeit-Fieber: Überall wurden Eisenbahnen errichtet, Banken entstanden, die Landwirtschaft wurde modernisiert. Damit wäre zwar scheinbar „die Gesellschaft gerettet“, „die Ordnung wiederhergestellt“, „die Familie erneuert“, „die Religion verherrlicht“, „die Autorität geheiligt“ und „die Stabilität“ wieder „gesichert“ worden, aber – meinte Victor Hugo als dichterisches Sprachrohr der Oppositionellen in seinen „six mille vers d’injures [6.000 beschimpfenden Versen]“ [22] – in Wahrheit wäre eine „Kloake“, ein „Paradies des Schweins“ entstanden. Napoleon III. hatte „dem Volk, wie einen zu benagenden Knochen, das allgemeine Wahlrecht gegeben, [...] seine wirtschaftliche Lage [jedoch] nicht gebessert [...] Im Jahr 1863 antwortete das Volk von Paris [...] der Regierung mit einem ‚Nein‘ [...]. In den großen Städten, Toulouse, Marseille, Bordeaux, Lyon, Rouen gewannen oder verloren die Kandidaten der Opposition, ohne daß es durch die hinterhältige Einteilung der Wahlbezirke einen großen Unterschied gemacht hätte“. [23] Leider herrschte aber, wie Paul – zusammen mit den anderen „Löwen vom Quartier Latin“, die „hungern auf den Bonaparte“ [24] -, schnell lernen mußte, selbst bei den radikalen Oppositionellen wenig Klarheit: Da gab es Anhänger der Utopien des Sozialisten Graf Henri de Saint-Simon, die sich der Frauenemanzipation, der Auflösung der Monogamie, der Suche nach einer messianischen Mutter widmeten, ihre Röcke auf dem Rücken zuknöpften, um ständig auf die Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe hingewiesen zu sein, und – ihr Glück als Organisatoren des Kredit- und Bankwesens machten [25]; oder Anarchisten wie Pierre-Joseph Proudhon, die als Regierungsberater herangezogen werden wollten und für das Projekt einer „Volksbank“ für zinsenlosen Kredit auf Gegenseitigkeits-Basis [26] bei Napoleons Clique liebdienerten [27] ... Schließlich ‚verlangt[e]‘ ja auch der wortgewaltige Victor Hugo „nur eine [wirkliche] soziale Reform, die Abschaffung der Todesstrafe“ – was „niemand beunruhigen wird, als höchstens den Henker“ [28], wie Paul Jahre später sarkastisch anmerken wird. [29]

Zusammen mit den anderen verließ Paul „die Salons, in die sie uns eingeladen haben“ und „verkehr[t]e nur mehr mit Arbeitern“. Bei der Suche nach politischen Alternativen zu „diesen Herren“, die „das Kaiserreich nur deswegen ablehnen, weil es ihnen die Tribüne genommen hat, auf der sie sich brüsten konnten“ [30], gerieten Paul und seine Kommilitonen zunächst in den Bann Proudhons. Ihnen imponierten aber vor allem der in seinen philosophischen Schriften allgegenwärtige Hohn auf alle „Scharlatane der Familie und des Eigentums“, sein Slogans „Gott ist das Übel“ und „Mein Vergnügen ist mein Gesetz, ich kenne kein anderes“ sowie die Erklärung: „Die politische Revolution oder die Abschaffung der Autorität ist der Zweck, die soziale Revolution ist das Mittel dazu“. [31] Zur Umsetzung dieser Theorien schien ihnen ein anderer besser geeignet als Proudhon, der Gewalt ebenso wie den zentralisierten Staat ablehnte – der Meister der Konspiration Auguste Blanqui, zugleich Held und Legende der direkten Aktion: Beinahe ein halbes Jahrhundert lang war er im Zentrum aller Pariser Verschwörungen und Aufstandsversuche gestanden. Er ist Rekordhalter in Todesurteilen und in Arrest-Aufenthalten und deshalb weithin als „l’enfermé [der Eingesperrte]“ bekannt. Aber selbst während seiner Aufenthalte im Gefängnis oder Exil erreichten seine Instruktionen die in Geheimgesellschaften organisierten Schüler. [32]

Im Herbst 1865 trat Paul der maßgeblich von Blanqui und Proudhon beeinflußten französischen Sektion jener Internationalen Arbeiter-Assoziation bei, die Karl Marx ein Jahr zuvor in St. Martin’s Hall in London gegründet hatte. Nachdem er sich als Militanter bereits einen Namen gemacht hatte, wurde er außerdem in das Organisationskomitee eines Studentenkongresses gewählt, der dann wegen der Behinderung durch die französischen Behörden in Lüttich stattfand. In seiner Rede vor den Versammelten verteidigte er den philosophischen Materialismus als Doktrin und wiederholte Proudhons Parolen: „Eigentum ist Diebstahl!“ „Gott ist das Übel!“ [33]

Nach dem Kongreß empfing der alte Blanqui selbst eine Abordnung seiner jungen Mitstreiter, darunter Paul. „Mein Lebenslauf ist vollbracht“, erklärt er ihnen. „Laßt mich, bevor ich Euch verlasse, einen letzten Ratschlag geben. Der Kampf, der vor Euch liegt, wird schrecklich sein, Ihr werdet viel zu tun, viel zu leiden haben. Ich wünsche Euch nicht, alles erleben zu müssen, was ich erlebt habe. Viele sind Euch auf dem Weg der Revolution vorangegangen. Aber wie groß ihre Verdienste auch sein mögen, hört nicht auf sie, handelt für Euch selbst“. [34]

Die Antwort der Behörden auf Pauls revolutionäre Umtriebe ließ nicht auf sich warten. Er wurde von der Pariser Universität gänzlich, von allen anderen französischen Universitäten für zwei Jahre relegiert. Seine Eltern waren alles andere als erfreut. Obwohl er kein Wort englisch sprach, konnte Paul sie überreden, seine unterbrochenen Studien in London abzuschließen. Dadurch sollte er auch seinem zukünftigen Schwiegervater begegnen.

Davon weiß er natürlich nichts, als er im Februar 1866 [35] zum Studium und zur Berichterstattung an den Generalrat der Internationale über den Kanal setzt. Einen Empfehlungsbrief in der Tasche zieht er klopfenden Herzens die Klingelschnur an einer Wohnungstür im Nordwesten Londons, in Haverstock Hill, Maitland Park. Obwohl Marx mitten in den Arbeiten für den dritten Band des Kapitals steckt, empfängt er den „hübschen, intelligenten, energischen und gymnastisch entwickelten Burschen“ [36], denn, wie er sagt: „Ich muß Männer heranbilden, die nach mir die kommunistische Propaganda fortsetzen“. [37] Jenny Marx registriert die Merkmale seiner „Kreolen-Natur“, „seinen dunklen, olivgrünen Colorit, mit den eigentümlich Augen“. [38]

Noch jemandem muß der Mann, der in späteren Jahren auch als „Typ eines Franzosen aus den Zeiten Louis des XVI., wie man ihn so oft auf den Bildern sieht“ [39], beschrieben wird, aufgefallen sein, vielleicht auch wegen seiner „großen Herzensgüte, gepaart mit einem behaglichen, fast angelsächsischem Humor und der derben, gesunden ‚Gauloisierie [Derbheit]‘ [...]“ [40]: Einer der drei Töchter des Hauses – Laura. Die Zweitälteste, deren „grünschillernde Augen mit den dunklen Brauen und langen Wimpern“ – nach Einschätzung ihrer Mutter – „in ewigem Freudenfeuer strahlen“ [41] war schon im Alter von 15 Jahren „im Englischen ganz zu Hause“, wußte „auch im Französischen recht viel“, verstand „im Italienischen Dante, ebenso“ las „sie etwas Spanisch“; nur mit dem Deutschen haperte es“. [42] Jetzt – im Alter von 20 – sind ihre Sprachkenntnisse perfektioniert und sie unterrichtet an einem Internat. Daneben fungiert „Cacadou“ oder „Hottentot“, wie sie auch genannt wird, als eine Art „Geheimsekretär“ [43] ihres Vaters.

Mit Paul holt Karl Marx seine eigene politische Vergangenheit ein. Er selbst hatte Proudhons Buch Qu’est-ce que la propriété? [Was ist das Eigentum?] einmal ein „scharfsinniges Werk“ [44] genannt. Vergebens hatten Engels und er den Franzosen zur Kooperation gewinnen wollen. [45] Im Manifest der Kommunistischen Partei hatten die beiden – nach einer heftigen Polemik gegen seine Theorien [46] – Proudhon allerdings bereits in das Kapitel „Der konservative oder Bourgeoissozialismus“ [47] eingeordnet. Paul versteht sich hingegen noch immer als „Schüler [...] unseres geliebten Lehrers Proudhon“, der damit begonnen hat, „die Morallehre und die Volkswirtschaftslehre von allen übernatürlichen, mystischen und sentimentalen Elementen zu säubern“. [48] Marx beschwert sich daher heftig: „Der verdammte Bursche quält mich mit seinem Proudhonismus“. [49] Er läßt aber nichts unversucht, Paul auf langen abendlichen Spaziergängen nach Hampstead Heath – eine Heidelandschaft außerhalb Londons – „ökonomische Erziehung“ [50] angedeihen zu lassen.

Bald nach seiner Ankunft in London wird Paul Mitglied des Generalrates der Internationale und korrespondierender Sekretär für Spanien. Diese Funktion und seine Nützlichkeit als „medizinischer Kreole“ [51] machen ihn bei Karl Marx zum gern gesehen Gast. Schnell überträgt er die „attraction vom Alten auf die Tochter“. [52] Ein Mitbewerber wird vom „Cacadou“ abgewiesen. [53] „Plötzlich“ hält er um Lauras Hand an. Die Mutter Jenny ist „wie vom Blitz gerührt“. [54] Der von Karbunkeln heftig geplagte Vater Karl erklärt sich prinzipiell mit dem Brautwerber einverstanden – ein nicht unbeachtlicher Umstand, wenn man berücksichtigt, daß einige Jahre später die Verbindung seiner Tochter Eleanor („Tussy“) mit Prosper-Olivier Lissagray scheitert, weil Marx die Ansichten des Historiographen der Pariser Commune nicht passen. [55] Im Detail reagiert der „Meister“ [56] höchst viktorianisch: Laura wird zunächst nur „halb versagt“ [57], was Engels die zynische Frage entlockt, ob er zu dieser „‚halben‘ Verlobung [...] ganz, halb oder gar nicht gratulieren darf“. [58] Während seine eigene finanzielle Misere, „der real state of things [der tatsächliche Stand der Dinge ...] ängstlich verborgen werden müssen“ [59], fordert er dann von der Familie des Heiratskandidaten „renseignements positifs [positive Auskünfte] über seine ökonomischen Verhältnisse“. [60]

Die Dinge entwickeln sich also nicht so schnell, wie der heißblütige Paul wünscht, der schon gerne mit Laura geschlafen hätte. Versuche in dieser Richtung lösen eine Gardinenpredigt von „père“ Marx aus, die sich gewaschen hat. In einem Brief, von dem er gerne möchte, „daß [...]“ er „unter uns bleibt“, „gestattet“ er sich „folgende Bemerkungen“: „Mit Entsetzen habe ich die Wandlungen Ihres Benehmens von einem Tag zum anderen während einer einzigen Woche beobachtet. [...] Wenn Sie Ihre Beziehungen zu meiner Tochter fortsetzen wollen, werden Sie Ihre Art ‚den Hof zu machen‘ aufgeben müssen. [...] Die Gewohnheiten eines allzu vertrauten Umganges sind [...] fehl am Platz. [...] Meiner Meinung nach äußert sich wahre Liebe in Zurückhaltung, Bescheidenheit und sogar Schüchternheit des Verliebten gegenüber seinem Idol, und ganz und gar nicht in Gemütsexzessen und in einer zu frühen Vertraulichkeit“. [61]

Erst als Vater Lafargue aus Bordeaux „um den Titel eines promesso sposo [Leistungsversprechen] für seinen Sohn anfragt“ und „sehr günstige ökonomische Bedingungen stellt“ kann an ein offizielles Eheversprechen gedacht werden. Laura fordert aber noch den „consent [Zustimmung]“ des Friedrich Engels, „bevor sie sich förmlich verlobt“. [62] So findet die Verlobung erst mit dessen Einverständnis statt. Mit der Heirat soll nach der zwischen den Eltern getroffenen Vereinbarung zugewartet werden, bis „Lafargue jeune [der Junge] sein Doktorexamen in London und dann in Paris“ [63] gemacht hat.

Wie von ihm erwartet studiert Paul Physik und Chemie am Saint Bartholomew’s Hospital. Er ist in der Internationale aktiv und publiziert seine ersten Artikel, vor allem in „La Rive Gauche“, der bekanntesten Pariser Studentenzeitung. Durch seine Beiträge in einem Blatt, das nach jenem am linken Seineufer gelegenen Pariser Stadtteil, der vom Quartier Latin geprägt wird, benannten ist und durch seine Übersetzung der Vorrede zum Kapital [64] werden die Theorien seines Schwiegervaters den Franzosen überhaupt erst bekannt. [65]

Praktisch lebt Paul im Hause Marx mit, was die finanziellen Probleme noch vergrößert. [66] Im März 1867 bittet der „Sekretär der spanischen Lande“ den gemeinsamen Geldgeber und „großen Entkorker der Sektflaschen“, bei der nun bevorstehenden Hochzeit Zeuge zu sein: „Um diesem Akt seine ganze gesellschaftliche Bedeutung zu verleihen, scheint es – ich weiß nicht, warum – unerläßlich zu sein, daß zwei Zeugen zugegen sind. Zwei mir gänzlich unbekannte Bettler würden genügen; aber sie könnten unangenehm riechen und so unsere Verdauung stören, die schon genug in Unordnung geraten ist durch die Zeremonie“. [67] Friedrich Engels stimmt zu. Einige Monate später wird Paul mit den Worten: „Ich muß Dich jetzt, wo Du der Bräutigam meiner Tochter bist, Engels vorstellen“ [68] von Karl Marx auch persönlich nach Manchester verfrachtet – auf Kosten von Engels, versteht sich. [69]

Laura führt mit ihrem Bräutigam auch eine scherzhafte Meinungsbefragung durch, ein damals in Deutschland und England weit verbreitetes Gesellschaftsspiel. Das Ergebnis ist unter dem Titel Bekenntnisse von Paul Lafargue erhalten geblieben [70]:

Lieblingstugend – Aufmerksam und geduldig sein
Lieblingstugend beim Mann – Schweigen und abwarten können
Lieblingstugend bei der Frau der anderen – Kokett sein
Eigenschaften – Zu voreilig
Auffassung vom Glück – Eine gute Nachspeise
Auffassung vom Unglück – Frieren
Laster, die Sie verabscheuen – Tugend
Laster, die Sie entschuldigen – Faulheit
Lieblingsschriftsteller – Musset [71]
Prosaschriftsteller – Rabelais [72], Pascal [73], Balzac [74]
Held – Marat [75]
Heldin – Kann ich nicht nennen
Die Person, die Sie verabscheuen – Napoleon I.
Lieblingsnamen – Laura-Marguerite
Gericht – Kotelett
Augenfarbe – Rötlichgrau schillernd
Haarfarbe – Braun
Lieblingsblume – Moosrose, Veilchen
Zustand – Zufriedenstellend
Maxime – Überlege gut, ehe Du sprichst
Motto – Nur ein Dummkopf ändert sich nicht

Endlich ist es dann so weit: Paul hat seine letzten Examina fürs Medizinstudium abgelegt. Er ist nun Mitglied des Königlichen Kollegiums der Wundärzte. Die auf dem, was sie selbst „bürgerlich-honettes Philisterleben“ [76] nennt, beruhenden Bedenken von Jenny Marx, was die Nachbarn wohl wegen der fehlenden religiösen Zeremonie tratschen würden, sind ausgeräumt. [77] Die Eheschließung kann am 2. April 1868 wirklich stattfinden. Die Hochzeitsreise führt ins Grand Hotel de l’Europe nach Paris. [78]

Seit Ende seiner Ausbildung praktiziert Paul als Assistent des Chirurgen am Bartholomew’s Hospital. „Wehe dem corpus vile [lebenden Körper], männlicher oder weiblicher Art, woran er sich einexerziert“ [79], lästert sein Schwiegervater. Nachdem Karl Lauras Ausstattung wieder bei Engels gepumpt hat [80], übersiedelt das frischgebackene Ehepaar gänzlich nach Paris. Paul soll die für die Erlangung einer dortigen Promotion notwendigen Prüfungen ablegen. Zunächst logieren sie in einem „chambre garnie [möblierten Zimmer]“ [81], später finden sie Wohnung am linken Seine-Ufer, die sie im „Bohemien-Stil“ [82] einrichten. Für den Lebensunterhalt sorgt vorerst Pauls Vater.

Paul nimmt sofort Kontakt mit seinen alten Freunden auf, insbesondere mit Blanqui, der sich illegal in der Seine-Stadt aufhält. Der besorgte Marx warnt: „Finden Sie nicht, daß der Aufenthalt in Paris with a young loveable wife [mit einer jungen liebenswerten Frau] viel anziehender ist als mit Politik?“ [83] Er verweist auf den Umstand, daß die Polizei bereits ihre Korrespondenz überwacht. [84] Selbst den Schwiegervater ersucht er um Einflußnahme, damit „er [...] keine Propaganda [...] macht“. [85] Vergeblich. Gemeinsam mit Laura übersetzt Paul das „Kommunistische Manifest“ ins Französische – Marx wiederholt: „Ich wünsche keineswegs, daß Lafargue sich vorzeitig die Finger verbrennt“. [86] Er schließt Freundschaft mit der sozialistischen Feministin Paule Mink, einer rastlosen Kritikerin des zweiten Kaiserreiches Napoleon III., Schriftstellerin und Gründerin einer Arbeiterinnen-Genossenschaft sowie Mutter von acht unehelichen Kindern (von denen sie vier aufzieht). [87] Nun meldet die eifersüchtige Laura massive Bedenken an: „Früher wollte er von Frauen außerhalb der Küche und der Ball-Säle nichts wissen; jetzt zieht er es vor, sie alle in den Lesesälen zu sehen“. [88] Doch Paul schlägt alle Warnungen in den Wind: Er entwickelt sich zum Berufsrevolutionär. Als es sich herausstellt, daß er nicht wie erwartet zwei, sondern fünf Prüfungen ablegen müßte [89], um in Frankreich als Mediziner anerkannt zu werden, ist das nur Wasser auf seine Mühlen. Auch jeder andere Vorwand ist ihm recht, um sich vor seinem Studium zu drücken. „Lafargue ist ein ärgerer Narr mit seiner Medizinerei als ich erwartet habe. Du mußt wirklich mit aller Energie einschreiten“, fordert selbst der ansonsten tolerante Engels von Marx. [90] Allein, es hilft wieder nicht. So findet sich Marx, der schon akzeptiert hat, daß Paul einen Übersetzer für das „Kapital“ auftrieb [91], allmählich auch mit der Funktion seines Schwiegersohns als Bindeglied zwischen der französischen Sektion und der Internationale in London ab. Mit Befriedigung registriert er Pauls Begeisterung darüber, daß Blanqui im Besitze seines Buches „Das Elend der Philosophie“ ist und für Proudhon „das hübscheste Wort gefunden hat, das ich kenne, er nennt ihn einen Feuchtigkeitsmesser“. [92] Er gestattet ihm sogar, „nach Belieben über meinen Namen zu verfügen“. [93] Zugleich spart er aber nicht an Ratschlägen – zum Beispiel der „Sektion [der Internationale in Paris] keinen sektiererischen Namen zu geben, weder einen kommunistischen noch sonst einen“. [94] Vor allem soll Paul „Bakunins Intrigen in unseren Pariser Sektionen entgegenwirken“. [95] Dieser russische Revolutionär hat an den Umstürzen des Jahres 1848 in Paris, Breslau, Prag und Berlin teilgenommen. In Preußen und Österreich wurde er dafür zum Tode verurteilt, doch schließlich an sein Heimatland ausgeliefert. Dort saß er in Einzelhaft in der Petersburger Peter-Pauls-Festung bis er nach Sibirien deportiert wurde, von wo er über Japan flüchtete. Nachdem es den von ihm selbst gegründeten Geheimbünden an Zulauf mangelte und die Infiltrierung einer Liga für Frieden und Freiheit in der Schweiz sich als Fehlschlag herausstellte, „bot“ sich ihm die Internationale, der er im Juni 1868 beitrat, „als Werkzeug an“. [96] Bereits auf deren Kongreß im September in Basel kam es in der Folge zu Meinungsverschiedenheiten. Bakunin taktierte zunächst: „Wollte ich mich jetzt in einen offenen Kampf mit Marx stürzen, so würde ich drei Viertel der Internationale gegen mich haben, ich würde im Nachteil sein und den einzigen Boden unter meinen Füßen verlieren“. [97] Zu Recht hält ihm Marx, der ansonsten was abweichende Meinungen in der Internationale anbetrifft, einen liberalen Standpunkt einnimmt [98], vor [99], innerhalb der Assoziation eine „geheime Gesellschaft“ um folgende Programmpunkte zu organisieren: „1. [...] die Abschaffung des Erbrechtes [...] 2. L’égalité des différentes classes [Die Gleichheit der verschiedenen Klassen] [...] 3. Die Arbeiterklasse darf sich nicht mit Politik beschäftigen“. [100]

Paul diskutiert, organisiert, taktiert und intrigiert. Die schwangere Laura wiederholt unterdessen an sich jene Erfahrungen, die ihre Mutter bereits mit ihrem Vater machen mußte: „Uns Frauen fällt in allen diesen Kämpfen der schwerere, weil kleinlichere Teil zu. Der Mann, er kräftigt sich im Kampf mit der Außenwelt, erstarkt im Angesicht der Feinde, und sei ihre Zahl Legion, wir sitzen daheim und stopfen Strümpfe. Das bannt die Sorge nicht, und die tagtägliche kleine Not nagt langsam aber sicher den Lebensmut weg“. [101]

Pünktlich neun Monate nach der Hochzeit kommt Charles-Etienne, zärtlich auch Fouchtra oder später Schnaps beziehungsweise Schnappy genannt, zur Welt. Für den überglücklichen Großvater ist der Nachwuchs ein „Neujahrsgeschenk“. [102] Doch die Geburt verlief nicht komplikationslos. Kurze Zeit vor der Entbindung war Laura gefallen. [103] Mutter und Kind kränkeln. Lauras Zustand verlangt „sorgsamste Pflege“. Paul „erlaubt es“ sich „nicht einmal“, sich „für etwas längere Zeit [aus der Wohnung] zu entfernen“. [104] Voller Sorge besucht Marx das junge Paar im Juli 1869 unter dem Decknamen „de Williams“ in Paris. [105] Kurze Zeit darauf ist „Laura wieder in interesting circumstances [anderen Umständen], was für sie selbst und Lafargue gleich pechvoll ist“. [106] Wegen Schnappys Krankheit fordert der Großvater die Konsultation bestimmter Ärzte. Er erwartet, daß sich das junge Paar „in diesem Fall meiner väterlichen Autorität unterwerfen“ wird, „eine Sache, von der Ihr sehr wohl wißt, daß ich nicht gewohnt bin, mich auf sie zu berufen“. [107]

Am 1. Januar 1870 erblickt das kleine Mädchen Jenny das Licht der Welt. Ihre Spitznamen sind Schnapine und Maigrotte. Die Niederkunft ist diesmal nicht so schwer. Aber Laura kann das Kind nicht stillen. Paul will keine Amme, sondern besteht auf Ernährung mit – damals unpasteurisierter – Kuhmilch. Jenny stirbt im zweiten Monat. Auch die finanzielle Situation der Familie ist katastrophal. Die Zuschüsse von François Lafargue reichen nicht aus. Paul kann vom Schreiben nicht leben. Verwandte und Freunde müssen angeschnorrt werden. [108]

Unterdessen wächst rundherum die Unruhe. In den Industriegebieten treten die Arbeiter in Streik. Paris fällt in die Hand der Opposition. Paul setzt wegen der zu erwartenden politischen Auseinandersetzungen alles daran, die getrennten Sektionen der Internationale in der Metropole zusammenzuschließen. Tatsächlich bilden sie im März eine Föderation. Auch in Lyon, Marseille und Rouen formieren sich neue Sektionen.

Noch einmal versucht Napoleon III. das Steuer herumzureissen. Er kündigt eine Volksbefragung über die Frage an, ob das Regime liberalisiert werden soll oder nicht. Paul und seine Freunde plädieren ebenso wie die Anhänger Blanquis dafür, diese Befragung zu boykottieren, weil jede „Ja“-Stimme in politische Unterstützung für das zweite Kaiser-Reich umgemünzt werden würde. Napoleon III. gewinnt das Plebiszit haushoch – und revanchiert sich bei seinen entschiedensten Gegner, den Anhängern der Internationale: 38 ihrer Mitglieder werden angeklagt.

Doch die politische Krise findet damit kein Ende. Letzter Ausweg scheint jener Krieg, den Frankreich am 19. Juli 1870 Preußen erklärt. Aber das Schlachtenglück ist Napoleon III. nicht hold. Und schon die ersten Niederlagen lösen in Paris Straßendemonstrationen aus.

Mit diesen Entwicklungen ist der Traum der Lafargues vom kleinen Haus mit Garten außerhalb von Paris für sich, Schnappy und den schon wieder zu erwartenden Nachwuchs ausgeträumt. Alle Anzeichen der gesellschaftlichen Großwetterlage deuten auf revolutionäre Stürme. Das ganze Empire „scheint sich in einen Furz aufzulösen“. [109] Paul ist elektrisiert – Karl Marx in London eher beunruhigt: Besorgt erkundigt er sich über jene militärischen Sicherungsmaßnahmen in unmittelbarer Nähe der Pariser Festungsanlagen, die auch das Haus der Lafargues im Vorort Levallois-Perret betreffen. [110] Er bekommt zur Antwort, daß das Gebäude „bei der ersten ungünstigen Wendung niedergerissen wird“. [111] Jenny und Karl Marx warnen daraufhin vergeblich vor einem Verweilen in Paris. Die Lafargues sollen „mit dem kleinen Schnäpschen nach Bordeaux“ zu Pauls Vater „gehen“. [112] Doch „die Narren zögern unverzeihlich“. [113] Am 2. September 1870 – während ein Großteil der von Napoleon III. persönlich geleiteten Streitmacht von den Preußen bei Sedan geschlagen wird und kapituliert – findet endlich die gewünschte Übersiedlung statt. [114] Zwei Tage später stürzen die Pariser den Monarchen und rufen die Republik aus.

Die preußischen Militaristen geben sich mit ihrem Sieg nicht zufrieden. Sie wollen weitermarschieren, auch gegen das republikanische Frankreich. Eine „Regierung der nationalen Verteidigung“ organisiert den Volkskrieg mit Franktireur, bewaffneten Zivilisten. Paul, der „under present circumstances [unter den gegenwärtigen Umständen] [Paris] nie verlassen hätte“ [115] übernimmt zusammen mit seiner Frau auch an seinem neuen Wohnort Bordeaux „ernsthaft und erfolgreich seine „patriotische Aufgabe“. [116] Er publiziert eine Zeitschrift „Défense nationale“, in der er eine revolutionäre Kriegsführung gegen die vorrückenden Truppen Kaiser Wilhelm I. fordert. Die französischen Sektionen der Internationale sollen die offizielle Zulassung der Arbeiter in den neu gebildeten „Verteidigungsausschüssen“ erzwingen. Aufgrund dieser Aktivitäten wird ihm sogar das Amt eines Präfekten, also Vorsteher eines der 83 französischen Départements angeboten. [117] Das republikanische Bürgertum zieht jedoch „im ganzen die preußische Eroberung dem Sieg einer Republik mit sozialistischen Tendenzen vor“. [118] Marx und seine Anhänger, die vehementesten Verteidiger des Landes, werden von regierungsnahen Zeitungen als „Agenten des Herrn Bismarck“ [119] verleumdet, während die Regierung selbst mit den Preußen über eine „Vorfriede“ genannte bedingungslose Kapitulation verhandelt.

Privat häufen sich die Schwierigkeiten: Zuerst erweist sich das Zusammenleben mit den alten Lafargues als unerträglich. Pauls Vater bereitet sein „Sozialismus qualvolle Sorgen“. [120] Eine Übersiedlung in ein möbliertes Zimmer muß vorgenommen werden. Dann stirbt Pauls Vater. Schließlich ist der im Januar geborene Sohn Marc-Laurent wiederum von Geburt an kränklich.

Am 18. März 1871 wird es den bewaffneten Arbeiter von Paris zu bunt. Eine Kriegsentschädigung von 5 Milliarden Francs, die Besetzung ganz Ost-Frankreichs durch die Preußen und der Verlust Elsaß-Lothringens, das ist zu viel. Sie proklamieren die „Commune“. „Die Proletarier von Paris“, erklärt das Zentralkomitee der neuen Machthaber, „inmitten der Niederlagen und des Verrates der herrschenden Klassen, haben begriffen, daß die Stunde geschlagen hat, wo sie die Lage retten müssen, dadurch, daß sie die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in ihre eigenen Hände nehmen“. [121] Die gesamte zentralisierte Staatsmacht – stehende Armee, Polizei, Beamte, Richter – wird abgeschafft und durch in den Bezirken direkt gewählte und jederzeit abwählbare Stadträte ersetzt. Öffentliche Dienste müssen für Arbeiterlohn besorgt werden.

Nun kann der Schwiegervater [122] Paul nicht länger in Bordeaux halten. Er läßt Laura, die die „kritische Zeit siegreich überstanden hat“ [123], mit Schnapy und dem kranken Marc-Laurent zurück und eilt nach Paris.

Zu welchem Zweck? Marx nennt Paul ein Delegierten von Bordeaux in Paris, ohne auf den Grund der Entsendung einzugehen. [124] Seine Frau Jenny glaubt, daß ihr Schwiegersohn sich die Ermächtigung für den Aufbau einer revolutionären Armee in Bordeaux holen will. [125] Manchmal wird sogar fälschlicherweise behauptet, „General“ Engels habe seine – verlorengegangenen – Pläne zum Entsatz von Paris Paul anvertraut. [126] Fest steht, daß Paul eine Geschichte der Internationale schreiben [127] und alte Freunde besuchen will. Und natürlich muß es ihn auch einfach gelockt haben, den „Kommunismus“ zu sehen, von dem die Bürgerlichen immer behauptet hatten, er wäre „unmöglich“. [128]

Doch Pauls Hoffnungen erfüllen sich nicht. Im heimlichen Einverständnis mit Bismarck massakrieren die französischen Regierungstruppen die Kämpfer der „Commune“: 30.000 Pariser, darunter viele Frauen, fallen in den Tagen bis zur Niederschlagung des Aufstandes am 28. Mai 1871. Paul wird diese blutige Lektion nie vergessen. Noch Jahre später wird er bitter resümieren: „Der Krieg gegen die Sozialisten ist wilder und barbarischer als der Krieg zwischen Nationen. Welcher Blücher, welcher Moltke hat jemals die Straßen von Paris mit soviel Leichen bedeckt, wie die Armeen von Versailles, wo Thiers der ‚Vater des Vaterlandes‘ herrschte?“ [129]

Paul beobachtet das Gemetzel aus der Ferne. Denn er ist bereits wieder in Bordeaux und bereitet die Flucht seiner Familie und der beiden Schwestern seiner Frau, die sich hier zu Besuch aufhalten, vor. Denn die Behörden planen bereits die Verhaftung dieses „fanatischen Subjekts“. [130] Zunächst setzen sich alle sechs nach Bagnères-de-Luchon, einem Badeort in den Pyrenäen, nahe der spanischen Grenze ab. Sie planen einen Aufenthalt bis Ende September, vielleicht auch wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Marc-Laurent, der trotzdem im Juli „nach schrecklichen Leiden“ [131] stirbt. Marx ist das zu wenig: „Ihr solltet alle die französische Seite der Pyrenäen mit der spanischen vertauschen. Das Klima ist viel besser, die Veränderungen, die Ihr alle nötig habt, mehr zu spüren. Insbesondere Tools [Pauls] Gesundheit wird sich verschlimmern [...]“ prophezeit er, „im Besitz genauer Informationen“ in einem verschlüsselten Brief. [132] Seine Voraussage bewahrheitet sich. Knapp vor seiner Verhaftung flieht Paul über die Grenze und läßt sich in dem kleinen spanischen Städtchen Bostos nieder. Dort besucht ihn seine Frau zusammen mit Schwestern und Kind. Laura will einige Tage bleiben, weil sie sich um die Gesundheit Schnappys sorgt. Die beiden nach Frankreich zurückkehrenden Marx-Töchter werden „verhaftet, einige Tage in unserem Haus eingesperrt und dann in die Gendameriekaserne gebracht“. [133] Sie verweigern alle Aussagen, die den „Schwager und andere Verwandte und Freunde betreffen“. Auch der Versuch des vernehmenden Offiziers die beiden von Zeugen zu Beschuldigten zu machen – „Es liegt viel mehr gegen Sie als gegen Monsieur Lafargue vor“ – scheitert. Nach vier Tagen wird ihnen ein Brief Lafargues mit 2.000 Francs aus der Erbschaft seines Vater ausgehändigt; dann dürfen sie, vorerst ohne ihren englischen Paß, nach Spanien. [134]

In Erwartung einer Verhaftung auch durch die spanische Polizei hat Paul unterdessen Bostos verlassen und ist untergetaucht. Die frustrierten Polizisten finden daher, als sie mit Karabinern im Anschlag ins Hotelzimmer eindringen, nur mehr Laura und Schnappy vor, der an der in „jenem Teil Spaniens herrschenden Dysentrie [Durchfall]“ [135] leidet. Pauls Flucht endet in der Nähe von Huesca. Zehn Tage lang muß er sich dort zur Verfügung der Behörden halten. Dann wird entschieden, dem französischen Auslieferungsbegehren nicht statt zu geben. Eine nicht unwesentliche Rolle spielen dabei der spanische Paß, über den Paul aufgrund seiner cubanischen Abstammung verfügt, vielleicht auch Sympathien mit dem politischen Flüchtling. Denn seit die Königin Isabella im Juni 1868 durch eine, von der unzufriedenen Bevölkerung unterstützte, Militärrevolte zur Abdankung gezwungen worden war, befindet sich das Land nahezu im Bürgerkrieg: Den Aufständen der Landbevölkerung, die am Rande des Verhungerns und daher von glühendem Haß gegen die sie aussaugenden Gutsherren und Priester erfüllt ist, folgen Verschwörungen des Militärs und der monarchistischen Rechten. Teile des aufgeklärten Bürgertums und der Beamten sind voller Wohlwollen gegenüber republikanischen Franzosen und dem Commune-Aufstand.

Fürs erste scheint alles geregelt: Lauras Schwestern erhalten ihre Pässe zurück und können ausreisen. Die Lafargues sind frei. Durch die Erbschaft von Pauls Vater verfügen sie über Geldmittel. Bestärkt von Marx und Engels [136] beschließen sie, sich in Spanien niederzulassen. Im Norden, in San Sebastian, finden sie eine gemeinsame Bleibe. Paul beginnt sofort mit dem Aufbau einer örtlichen Sektion der Internationale. Außerdem plant er die Herausgabe eines Wochenblattes und die Veröffentlichung einer spanischen Ausgabe des „Kapitals“.

Doch schon nach einigen Wochen ordnet der Gouverneur von San Sebastian an, daß Paul binnen sechs Stunden die Provinz verlassen und sich nach Madrid unter Polizeiaufsicht begeben muß. [137] Er kommt der Anweisung nach – Laura bleibt mit dem noch immer kränkelnden Schnappy wieder einmal allein zurück.

In Madrid angekommen tauft Paul sich in „Pablo Farga“ um und taucht zur Fortführung seiner politischen Aktivitäten wieder unter. [138] Das Problem dabei: Spanien hat eine halb-feudale Struktur, Industrie gibt es fast nur in Katalonien. Was vom Landproletariat und der Industriearbeiterschaft überhaupt organisiert ist, steht weitgehend unter dem Einfluß von Bakunin. Denn im Oktober 1868 hat der russische Revolutionär einen persönlichen Vertrauten, Ribera Guiseppe Fanelli, einen Veteranen der Aufstände 1848 in Italien und 1868 in Polen ins Land geschickt. Obwohl er für seine Mission kaum Voraussetzungen hatte – er sprach kein Wort spanisch, er verfehlte den Begleiter, der die Reise mit ihm machen sollte, er verfügte nur über eine falsche Madrider Adresse und kein Geld [139] – entstanden unter seinem Einfluß Sektionen der Internationale, zunächst in Madrid und Barcelona, später im ganzen Land. [140] Der erste Kongreß der spanischen Sektionen der Internationale, der im Juni 1870 stattfand, wurde daher völlig von der „Allianz der internationalen Brüder“ [141] beherrscht. Zum Zeitpunkt der Ankunft von Paul in Madrid gibt es jedoch bereits die ersten Konflikte zwischen den Anarchisten und den „autoritarios [Autoritären]“ – eine Gruppe um Jose Mesa und Pablo Iglesias, die die Zeitschrift La Emancipación“ herausgibt.

Paul sucht in Madrid sofort den Kontakt zu diesen „autoritarios“. [142] Bevor er sich jedoch voll seinen politischen Ambitionen widmet, kehrt er nochmals, in der Begleitung von Maultiertreibern, um die Gendarmen zu täuschen, nach San Sebastian zurück. [143] Paul will seine persönlichen Angelegenheiten ordnen. [144] Im Dezember kehrt er wieder in der Hauptstadt zurück. Nach kurzer Zeit folgen ihm Laura und Schnappy, dessen Gesundheit noch immer zu wünschen übrig läßt [145], nach. Mit Unterstützung Lauras [146] beginnt Paul nun in La Emancipación eine eifrige publizistische Tätigkeit. Die erste seiner populären Satiren, Pio IX. en el paraiso [Pius IX. im Paradis] erscheint ab April 1872. [147] Er sorgt für spanische Übersetzungen des Kommunistischen Manifestes und des Elends der Philosophie. Außerdem beteiligt er sich an den internen Diskussionen und reist agitierend durchs Land. [148] Sein vorrangiges Ziel ist es dabei aufzuzeigen, daß es nicht hinreicht, Glaubenssätze zu wiederholen wie: „Wir wollen das Ende der Herrschaft von Kapital, Staat, Kirchen, um auf ihren Trümmern die Anarchie, den freien Bund freier Arbeitervereinigungen zu errichten“. [149] Wer eine siegreiche Revolution will, braucht eine besser strukturierte, zentralisierte Organisation, davon ist Paul nach den Erfahrungen der Pariser Commune mehr denn je überzeugt. Engels sekundiert aus dem fernen London: „Ich möchte wissen, ob der gute Bakunin seinen dicken Körper einem Eisenbahnwagen anvertrauen würde, wenn die Eisenbahn nach seinen Prinzipien verwaltet würde, nach welchen sich niemand an seinem Platz befände, wenn es ihm nicht gefällt, sich der Autorität von Verordnungen zu unterwerfen. [...] Alle diese großartigen ultra-radikalen und revolutionären Phrasen verbergen nur die völlige geistigen Misere [...]“. [150]

Am 16. Januar 1872 ordnet das Innenministerium die Auflösung aller spanischen Sektionen der Internationale an. Trotz dieser Illegalisierung treffen sich die Delegierten der Gruppen drei Monate später in Saragossa. Paul, der für die Delegierten eine lange Abhandlung über das Eigentum verfaßt hat, glaubt, bei dieser Gelegenheit den politischen Durchbruch erzielen zu können. Aufgrund seiner optimistischen Stimmungsberichte jubelt Engels in London bereits: „Sieg auf der ganzen Linie“. [151] Doch die Freude ist verfrüht. Zwar kann Paul, der als Vertreter von Lissabon und Madrid in Saragossa anwesend ist, die Delegierten zur Rücknahme der Entscheidung bewegen, durch die die Herausgeber von „La Emancipacion“ schon vor dem Kongreß ausgeschlossen worden waren. Kurz darauf gelingt es ihm sogar, in den Besitz von Dokumenten zu gelangen, die die konspirative Tätigkeit der „Allianz der internationalen Brüder“ in der Internationale und in deren spanischen Sektionen beweisen. Bakunin tobt, als er sich durch deren Veröffentlichung in La Emancipación enttarnt sieht: „[...] das Geheimnis der A[llianz ist] ein Geheimnis, das wir alle bei unserer Ehre zu bewahren versprochen haben, [... die es] bekannt werden ließen, [haben] eine große Schuld auf sich geladen“. [152] Seine Anhänger lösen die „Allianz“ formell auf – und schließen die „autoritarios“ samt Lafargue aus der Madrider Sektion aus. Durch seine Pläne hat er die Anhänger Bakunins „bedeutend gestört“, wie ein anarchistischer Historiker später urteilen wird [153], nicht mehr. Die überwältigende Mehrheit der spanischen Arbeiter bleibt den Ideen Bakunins treu, die „autoritarios“, die ihrerseits mit Billigung der Londoner Zentrale den Spanischen Föderalrat anklagen [154] und eine neue Sektion der Internationale in Madrid gründen, sind ein versprengtes Häuflein, wenn sie auch mit ihrem Handeln den Grundstein für die spätere Partido Socialista Obrera Espanol legen.

Mitten in diesen Turbulenzen soll Paul auf Befehl des Innenministers ausgewiesen werden [155], wobei die Anarchisten seine Abschiebung durch Denunziation fördern. [156] Noch dazu stirbt Schnappy, obwohl Laura „9 Monate an seinem Krankenbett wachte“. [157] Marx kann „seinen Nachfolger“ [158] nicht mehr, wie geplant [159], bei einem Besuch der Lafargues in London sehen.

Paul reagiert auf das tragische Ereignis mit der ihm eigenen ehernen Konsequenz, die ihm manchmal den Ruf eines „Querkopfes“ [160] einträgt: Trotz einer gewissen Skepsis gegenüber der Schulmedizin [161] war seine Entscheidung, den Beruf nicht auszuüben, bis dahin durch seine politischen Ambitionen motiviert. Jetzt, nachdem er den Tod seines dritten Kindes selbst nicht verhindern konnte, ist er von der Nutzlosigkeit der Medizin an sich zutiefst überzeugt. „Ohne ein gewisses Maß von Scharlatanerie“, meint er, „sei sie nicht auszuüben“. [162] Er entschließt sich deshalb, nie mehr zu praktizieren, und bleibt dieser einmal getroffenen Entscheidung – trotz aller damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten – treu.

 

 

Anmerkungen

1. Marx an seine Tochter Jenny in Hastings am 5. September 1866; in: MEW, 31, S.527.

2. Zit. in: Q, S.12.

3. Marx an seine Tochter Jenny in Hastings am 5. September 1866; in: MEW, 31, S.528.

4. Zit. in: Q, S.14.

5. Marx an Engels am 7. August 1866; in: MEW, 31, S.247.

6. Karl an Laura Marx am 28. August; in: MEW, 31, S.523.

7. Karl an Laura Marx am 20. März 1866; in: MEW, 31, S.508 (die Übersetzung in P, S.40 weicht davon etwas ab).

8. Marx an seine Tochter Laura in Hastings am 5. September 1866; in: MEW, 31, S.527 (H, S.93 gibt als Adressaten die Tochter Jenny an).

9. Marx an Laura und Paul Lafargue in Paris am 5. März 1870; in: MEW, 32, S.655.

10. Marx an Laura Lafargue am 11. April 1868; in: MEW, 32, S.544.

11. E, S.13.

12. Laura Lafargue an Friedrich Engels in London am 9. Oktober 1888; in: G, II, S.156.

13. E, S.15.

14. Franklin W. Knight: Slave society in Cuba during the nineteenth century, Madison-Milwaukee-London 1970, S.7.

15. S, S.143.

16. S, S.143.

17. Santalica war in eine der vielen Verschwörungen gegen die Spanier verwickelt und mußte nach Mexico flüchten, wo er die Tochter des Präsidenten Benito Juarez heiratete..

18. Zahlen nach Knight, Slave society (siehe Anm.14), S.134.

19. E, S.16.

20. J, S.9.

21. Dieses Motiv gibt Jenny Marx im Brief an Ernestine Liebknecht am 14. Oktober 1866 an (in: Wilhelm Liebknecht, Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels, hrsgg. von Friedrich Eckert, Haag 1963, S.80).

22. So bezeichnete der Dichter Alphonse de Lamartine [1790-1869] den satirisch-politischen Gedichtzyklus Les chatiments [Die Züchtigungen] von Victor Hugo – die angeführten Zitate sind Titel dieses Gedichtzyklus.

23. Paul Lafargue: L’Empire sauvé par la guerre; in: La Rive Gauche, 1. Juli 1866, zit. nach J, S.83 (Übersetzerin Emmy Rosdolsky).

24. Zeile aus einem Gedicht des Herausgeber von La Rive Gauche, Louis August Rogeard (1820-1896), der später Communarde wurde (zit. in: R, S.338).

25. Siehe Die Frühsozialisten 1772-1837, hrsgg. v. Michael Vester, Reinbek 1970, 1, S.235.

26. Siehe Pierre-Joseph Proudhon: Die Volksbank – nach der Erstausgabe von 1849, Wien 1985 (Reprint), S.19.

27. Siehe Jean Bruhat: Französischer Sozialismus (1848-1871); in: Geschichte des Sozialismus, hrsgg. von Jacques Droz, Frankfurt-Berlin-Wien 1975, 3, S.84.

28. IX, S.266.

29. Der Artikel beruht allerdings „auf Grundlage von Material, das bereits 1869 gesammelt worden“ war (IX, S.169).

30. Paul Lafargue: La jeunesse étudiante d’opposition; in: La Rive Gauche, 1. Juli 1866, zit. nach J, S.79 (Übersetzerin Emmy Rosdolsky).

31. Pierre-Joseph Produhon: Bekenntnisse eines Revolutionärs, Reinbek 1969, S.7, 231, 39, 19.

32. Vgl. Maurice Dommanget: Blanqui, ein Vorläufer der Bolschewiki; in: Arbeiterliteratur, Sonderheft/Herbst 1924, S.71ff.

33. E, S.27ff.

34. August Blanqui, zit. nach Lafargue, La jeunesse (siehe Anm.30), S.79.

35. Die von Lafargue selbst angegebene Datierung „1865“ (XVI, S.145) ist falsch (siehe: E, S.33)..

36. Marx an Engels am 7. August 1866 (siehe Anm.5), S.247.

37. XVI, S.145.

38. Jenny Marx im Brief an Ernestine Liebknecht am 14. Oktober 1866; in: Liebknecht, Briefwechsel (siehe Anm.21), S.80.

39. Natalie Liebknecht an Engels am 26.11.1891; in: Die Briefe von Friedrich Engels an Eduard Bernstein, hrsgg. von Eduard Bernstein, Berlin 1925, S.383.

40. X, S.26.

41. Zit. in: Q, S.8.

42. Jenny Marx an Louise Weydemeyer am 11. März 1861; in: Mohr an General – Erinnerungen an Marx und Engels, Berlin 1964, S.254.

43. H, S.93.

44. Karl Marx: Der Kommunismus und die Augsburger Allgemeine Zeitung; in: MEW, 1, S.108.

45. Siehe Gustav Mayer: Friedrich Engels – eine Biographie, Haag 1934, I, S.251.

46. Karl Marx: Das Elend der Philosophie – Antwort auf Proudhons Philosophie des Elends; in: MEW, 4, S.63ff.

47. Marx/Engels: Manifest der Kommunistischen Partei; in: MEW, 4, S.488.

48. Paul Lafargue: La methode idéaliste et la méthode positive; in: La Rive Gauche, 22. April 1866, zit. nach J, S.76.

49. Karl an Laura Marx am 20. März 1866 (siehe Anm.7), S.508.

50. XVI, S.148.

51. Marx an Engels am 7. August 1866; in: MEW, 31, S.247.

52. Ebenda, S.247.

53. E, S.41.

54. Jenny Marx im Brief an Ernestine Liebknecht vom 14. Oktober 1866; in: Liebknecht, Briefwechsel (siehe Anm.21), S.80.

55. Siehe Yvonne Kapp: Eleanore Marx, 1, London 1972, S.143f., 153f., 181, 223, 227-31 und Franziska Kugelmann: Kleine Züge zu dem großen Charakterbild von Karl Marx; in: Mohr (siehe Anm.42), S.312.

56. Unterschrift des Briefes von Karl an Laura Marx am 20. März 1866 (siehe Anm.7), S.508.

57. Marx an Engels am 7. August 1866 (siehe Anm.5), S.247.

58. Engels an Marx am 10. August 1866; in: MEW, 31, S.250.

59. Marx an Engels am 8. November 1866; in: MEW, 31, S.262.

60. Marx an Engels am 13. August 1866; in: MEW, 31, S.252.

61. Marx an Paul Lafargue am 13. August 1866; in: MEW, 31, S.518.

62. Marx an Engels am 23. August 1866; in: MEW, 31, S.252. Die zugesagten 100.000 Francs wurden übrigens wahrscheinlich niemals bezahlt (E, S.45).

63. Ebenda, S.252.

64. Marx an Engels am 12. September 1867; in: MEW, 31, S.346.

65. Maurice Dommanget: L’Introduction du marxisme en France, Lausanne 1969, S.6, 72, 181.

66. Marx an Engels am 30. November 1868; in: MEW, 32, S.217.

67. Paul Lafargue an Engels am 18. März 1868; in: Q, S.58.

68. XXXXIII, S.556.

69. Engels an Marx am 12. September 1867; in: MEW, 31, S.349.

70. Zit. nach Q, S.48ff. Ähnliche „Bekenntnisse“ existieren von Marx (vgl. D[avid] Rjazanov: Marx’ Bekenntnisse; in: D[avid] Rjazanov: Karl Marx als Denker, Mensch und Revolutionär, Frankfurt 1971 [Reprint], S.135ff.), Engels und Jenny Marx (vgl. Mohr [siehe Anm.42], S.298, 607).

71. Alfred de Musset (1810-1857) verfaßte eine Reihe von Komödien, der Inhalt um Liebe, Ehebruch und Partnertausch kreisen. Die Hauptfiguren vertreten einen frivolen Skeptizismus.

72. Francois Rabelais (1494-1553) schrieb sein Hauptwerk Gargantua und Pantagruel, eine Satire auf Mönche, Theologen und Juristen, angeblich nur als Unterhaltung zwischen Speis’ und Trank.

73. Der Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662) warf als philosophischer Vertreter des Skeptizismus Fragen nach der Grenze der rationalen Erkenntnis auf.

74. Honoré de Balzac (1799-1850) schuf den französischen Sittenroman.

75. Jean Paul Marat (1744-1793) war in der französischen Revolution der geistige Führer der Jakobiner.

76. Jenny Marx: Kurze Umrisse eines bewegten Lebens; in: Mohr (siehe Anm.42), S.223.

77. Engels an Marx am 16. Dezember 1867; in: MEW, 31, S.411.

78. E, S.58.

79. Marx an Engels am 4. August 1868; in: MEW, 32, S.131.

80. Siehe Marx an Engels am 16. September 1868; in: MEW, 32, S.152.

81. Marx an Engels am 9. Dezember 1868; in: MEW, 32, S.222.

82. E, S.61.

83. Marx an Laura und Paul Lafargue am 11. April 1868; in: MEW, 32, S.545.

84. Marx an Engels am 1. März 1869; in: MEW, 32, S.264.

85. Marx an Francois Lafargue am 12. November 1866; in: MEW, 31, S.537.

86. Marx an Engels am 15. April 1869; in: MEW, 32, S.302.

87. Vgl. Paul Lafargue an Engels am 10. April 1884; in: G, I, S.193. Dies grundsätzliche Neuorientierung vollzog nicht nur Paul, sondern die gesamte Internationale Arbeiter-Assoziation (vgl. Werner Thönnessen: Frauenemanzipation, Frankfurt 1976, S.19).

88. Zit. nach E, S.62.

89. Marx an Engels am 7. November 1868; in: MEW, 32, S.198.

90. Engels an Marx am 27. September 1869; in: MEW, 32, S.373.

91. Vgl. Marx an Paul und Laura Lafargue am 18. Oktober 1869; in: MEW, 32, S.635.

92. Marx an Engels am 1. März 1869; in: MEW, 32, S.264.

93. Marx an Paul Lafargue am 2. Juni 1869; in: MEW, 32, S.608.

94. Dieser 1958 durch das Institut Feltrinelli in Mailand und danach in einer miserablen deutschen Übersetzung (Marx an Paul Lafargue am 18. April 1870; in: P, S.52 [korrekte Übersetzung in: MEW, 32, S.671]) veröffentlichte Ratschlag sorgte in den kommunistischen Parteien für späte Aufregung (vgl. Marx und Marx-Fälscher über Kommunisten und Sektierertum; in: Weg und Ziel [theoretisches Organ der KPÖ], Nr.4/April 1963).

95. Marx an Paul Lafargue am 18. April 1870; in: MEW, 32, S.678.

96. Bakunin; zit. nach Edward Hallett Carr: Michael Bakunin, London 1937, S.338.

97. Bakunin an Alexander Herzen am 28. Oktober 1969; in: Michail Bakunin: Gott und Staat und andere Schriften, Reinbek 1969, S.30.

98. Vgl. Marx an Sigfrid Meyer am 21. Januar 1871; in: MEW, 33, S.172.

99. Gegenteiliger Ansicht sind z.B. Arthur Lehning (Einleitung zu Michel Bakounine et les conflits dans l’Internationale 1872, Leiden 1965, S.XVIIIff.) und Max Nettlau: La première Internationale en Espagne (1868-1888), Amsterdam 1969, S.60ff., 137ff.).

100. Marx an Paul Lafargue am 18. April 1870; in: MEW, 32, S.674-5.

101. Jenny Marx an Wilhelm Liebknecht am 26. Mai 1872; in: MEW, 33, S.702.

102. Marx an Engels am 1. Januar 1869; in: MEW, 32, S.240.

103. Vgl. Marx an Engels am 20. März 1869; in: MEW, 32, S.283.

104. Schreiben Paul Lafargues, zit. im Brief Marx an François Lafargue am 10. Juli 1869; in: MEW, Bd, 32, S.622.

105. Vgl. Marx an Engels am 14. Juli 1869; in: MEW, 32, S.337ff.

106. Marx an Engels am 25. September 1869; in: MEW, 32, S.371.

107. Marx an Laura Lafargue am 25. September 1869; in: MEW, 32, S.632.

108. Vgl. E, S.76ff.

109. Engels an Marx am 10. August 1870; in: MEW, 33, S.34.

110. Marx an Paul und Laura Lafargue am 28. Juli 1870; in: MEW, 33, S.126.

111. Marx an Engels am 4. August 1870; in: MEW, 33, S.29.

112. Jenny Marx an Engels am 10. August 1870; in: MEW, 33, S.676.

113. Marx an Engels am 2. September 1870; in: MEW, 33, S.50.

114. Marx an Engels am 6. September 1870; in: MEW, 33, S.55.

115. Ebenda, S.55.

116. Marx an Paul Lafargue am 4. Februar 1871; in: MEW, 33, S.176.

117. Siehe dazu E, S.91-2.

118. Marx an Edward Spencer Beesly; in: MEW, 33, S.159.

119. Marx an Wilhelm Liebknecht; in: MEW, 33, S.203.

120. LIX, S.216.

121. Zit. nach Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich; in: MEW, 17, S.335ff.

122. Vgl. Marx an Ludwig Kugelmann am 12. April 1871; in: MEW, 33, S.205.

123. Marx an Paul Lafargue am 4. Februar 1871; in: MEW, 33, S.177.

124. Marx an Wilhelm Liebknecht um den 10. April 1871; in: MEW, 33, S.203.

125. E, S.99; Q, S.137; ähnlich auch W, S.84.

126. E, S.100; I, S.6. Das ergibt sich aus den Briefen an Bebel vom 25. November und 1. Dezember 1891 (Berlin 1958, S.201ff.) und den Korrespondenzen zwischen Engels und Lafargue (G, III, S.131ff.) in der auch die vom Chef der französischen Gegenspionage Arthur Ranc aufgestellte Behauptung bestritten wird, Paul habe ihm einen Feldzugsplan eines im Exil befindlichen deutschen Offiziers überreicht.

127. J, S.30.

128. Anspielung auf Marx, Bürgerkrieg (siehe Anm.121), S.343.

129. Socialisme et patriotisme; in: Le Socialiste, 20. August 1887, zit. nach J, S.251ff. (Übersetzerin Emmy Rosdolsky).

130. Vgl. E, S.106.

131. Jenny Marx an Ludwig Kugelmann am 3. Oktober 1871; in: MEW, 33, S.684.

132. Marx an seine Töchter Jenny, Laura und Eleanor in Bagneres-de-Luchon am 13. Juni 1871; in: MEW, 33, S.233.

133. Jenny Marx an Ludwig Kugelmann am 3. Oktober 1871; in: MEW, 33, S.684.

134. Jenny Marx in Woodhull & Clafin’s Weekly vom 21. Oktober 1871; zit. in: Liebknecht, Briefwechsel (siehe Anm.21), S.477ff. Vgl. auch Marx’ Brief an den Redakteur der Zeitung The Sun Charles Dana; in: MEW, 17, S.400ff.

135. Jenny Marx an Ludwig Kugelmann; in: MEW, 33, S.684.

136. Vgl. Marx an Paul und Laura Lafargue am 24.-25. November 1871 und Engels an Paul Lafargue am 30. Dezember 1871; in: MEW, 33, S.346 und 364.

137. Vgl. Jenny Marx an Ludwig Kugelmann am 22. Januar 1872; in: MEW, 33, S.696.

138. E, S.114.

139. James Joll: Die Anarchisten, Frankfurt-Berlin 1964, S.81.

140. Vgl. Nettlau, Espagne (siehe Anm.99), S.56 ff. und Pierre Vilar: Der spanische Sozialismus; in: Geschichte des Sozialismus, hrsgg. von Jacques Droz ua., Frankfurt-Berlin-Wien 1975, 6, S.33ff.

141. Vgl. das Programm und Reglement der Geheimorganisation in: Michail Bakunin: Staatlichkeit und Anarchie, Frankfurt-Berlin-Wien 1972, S.77ff.

142. Fritz Brupbacher behauptet, die Mitglieder des Föderativrates der spanischen Internationale hätten Lafargue zum Beitritt in die „Alianza“ bewegen wollen, was dieser ablehnte, um eine „neue geheime Organisation, die Defensores de la Internacional“ zu gründen (Marx und Bakunin, München o.J., S.121).

143. Paul Lafargue an Engels am 2. Oktober 1871; in: G, I, S.24ff.

144. E, S.133.

145. Paul Lafargue an Engels am 2. Oktober 1871; in: G, I, S.32.

146. Vgl. Engels an Laura Lafargue am 11. März 1872; in: MEW, 33, S.426.

147. La Emancipación, 27. April, 11. u. 25. Mai 1872 (siehe Textteil).

148. Dem cubanischen Freiheitskämpfer Jose Marti, der nach einer Haftstrafe in Madrid in Verbannung lebt, scheint Lafargue nicht begegnet zu sein (vgl. Kurt Schnelle: Jose Marti – Apostel des freien Amerika, Köln 1981, S.45, 58).

149. Forderung der ersten Anhänger Bakunins in Barcelona; zit. nach Joll, Anarchisten (siehe Anm.139), S.81.

150. Friedrich Engels an Paul Lafargue am 30. Dezember 1871; in: MEW, 33, S.366.

151. Engels an Paul Lafargue am 11. März 1872; in: MEW, 33, S.426.

152. An die Brüder in Spanien (1872); in: Bakunin, Gott (siehe Anm.97), S.210; ähnlich im Brief an Tomas Gonzales Morago vom 21. Mai 1872; in: Bakunin, Staatlichkeit (siehe Anm.141), S.788.

153. Max Nettlau: Der Anarchismus von Proudhon bis Kropotkin, Vaduz 1984 (Reprint), 2, S.193.

154. Vgl. Friedrich Engels: Der Generalrat an alle Mitglieder der Internationalen Arbeiter-Assoziation; in: MEW, 18, S.116ff.

155. Vgl. Engels an Theodor Cuno am 7.-8. Mai 1872; in: MEW, 33, S.460.

156. Vgl. Engels an Wilhelm Liebknecht; in: MEW, 33, S.465.

157. Jenny Marx an Wilhelm Liebknecht am 26. Mai 1872; in: MEW, 33, S.703.

158. Marx an Paul Lafargue am 4. Februar 1871; in: MEW, 33, S.176.

159. Vgl. Jenny Marx an Wilhelm Liebknecht am 26. Mai 1872; in: MEW, 33, S.703.

160. Wilhelm Liebknecht an Engels am 26. Oktober 1989; in: Liebknecht, Briefwechsel (siehe Anm.21), S.349.

161. Vgl. Marx an Engels am 7. August 1866; in: MEW, 31, S.247.

162. R, S.339.

 


Zuletzt aktualisiert am 13.2.2005