Paul Lafargue

 

Die Anfänge der Romantik [1]

Kritische Studie über das Zeitalter der großen Revolution

(1896)


Zuerst erschienen: Les origines du romantisme in Devenir social, Juli 1896.
Deutsche Übersetzug#ng: Die Neue Zeit, XV/1 (1896-97), 28ff., 61ff., 92ff., 125ff., 155ff., 188ff.
Neuveröffentlichung: Pauls Lafargue, Essays zur Geschichte, Kultur und Politik (Hrsg. Fritz Keller), Karl Dietz Verlag, Berlin 2004.
Stellen, die mit einem Stern * versehen sind, sind Einfügungen des Herausgebers.
Transkription: Fritz Keller.
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


I

Auf zum Kampfe gegen die Romantik, diesen Eindringling, der uns aus Deutschland und Schottland kommt, den Ländern metaphysischer Wolken und ewiger Nebel! Auf zum Kampfe gegen die Kosakenliteratur! Auf zum Kampfe gegen den gespreizten und schwülstigen Stil, der dem Geiste der eleganten, abgeschliffenen französischen Sprache durchaus zuwiderläuft! Es verstumme der Chor der schwindsüchtigen Dichterlinge, die den Mond ansäuseln und auf Gräbern weinen! Mit derartigen Verwünschungen begrüßten in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts die französischen Klassiker die romantische Schule, die eben ihre ersten Laute stammelte. Im Namen des Vaterlandes, seiner Sprache und seines literarischen Ruhmes hetzten sie den guten Geschmack und die Tradition auf das barbarische, formlose Ungeheuer, das aus dem Auslande importiert worden war.

Die moderne Kritik hat das Urteil berichtigt, das im Fieber, in der Hitze des Kampfes gefällt wurde. Sie hat in den Archiven geforscht und gewühlt und entdeckt, daß die Vorfahren der französischen Romantiker echte Gallier waren und in direkter Linie aus den besten Zeiten des Mittelalters stammten. Die historische Kritik war sogar verwegen genug, Zweifel über den legitimen Ursprung der klassischen Literatur wachzurufen. Sie behandelte dieselbe als eine zufällige Spielart, die dem 17. und 18. Jahrhundert eigentümlich sei und ihre Erklärung durch den Geschmack und die Ideen jener aristokratischen Zeiten fände. Indem die Revolution von 1789 die alte Gesellschaft über den Haufen warf, trug sie neue soziale Schichten an die Oberfläche des sozialen Lebens. Diese Schichten drängten die Literatur der Aristokraten in den Hintergrund, griffen auf die literarische Tradition des Bürgertums zurück und entwickelten in einer neuen Form die Literatur des 16. Jahrhunderts weiter. Lang war diese Literatur verachtet und geächtet, in die „Bretterbuden der Messe“ verbannt gewesen, in Tavernen und Küchen verstoßen worden, aber sie hatte es trotzdem fertig gebracht, weiter zu vegetieren und bemerkenswerte Werke zu schaffen. Die Ursachen dieser literarischen Renaissance sind nicht in der Strömung der Romantik von 1830 zu suchen, welche Victor Hugo [2] leitete, nicht in der Zeit, wo Delacroix in Davids [3] Schule Bresche legte. Sie reichen vielmehr in die so wenig bekannte literarische Periode zurück, welche das letzte Jahrhundert zu Grabe trug. Drei epochemachende Werke, die Chateaubriand [4] 1801 und 1802 veröffentlichte: Atala [*ou les amours de deux sauvages dans le désert (Die Liebe zweier Wilden in der Wüste)] [5], Le Génie du Christianisme >[*ou beautés de la religion chrétienne (Genie des Christentums oder Schönheiten der christlichen Religion)] [6] und René sind für jene Stufe der Romantik charakteristisch. Sie würden ihr bereits damals den Sieg gesichert haben, hätten nicht die Überfülle der politischen Ereignisse und die Wirren der Kriegsjahre die Geister gefangengenommen und von jeder ernsten Beschäftigung mit der Literatur abgehalten.

Die Veröffentlichung von Atala wurde wie das Geburtsfest einer Königstochter gefeiert. Die „Unvergleichliche von Florida“ bezauberte das Publikum. „Alles ist neu, die Landschaft, die Charaktere, das Kolorit!“ rief Fontanes aus. Binnen wenigen Monaten erschienen sechs Auflagen des Romans, zwei Nachdrucke und Übersetzungen in allen Sprachen. Die Kritiker, welche politische Gegner des Verfassers waren – sowohl diejenigen, die seinen katholischen Mystizismus verspotteten, wie jene von ihnen, die seine Sprache, seine Bilder, die im Roman gehäuften Unwahrscheinlichkeiten und Abgeschmacktheiten angegriffen -, beugten sich vor der „Tochter der Palmenhaine“. Sie bewunderten

die neue Musik der Sprache [...] die Kunst, das Gefolge der Beiwörter abwechslungsreich zu gestalten und zu regeln [...] die Harmonie zwischen dem harmonischen Klang eines Wortes und dem Sinn einer Idee oder dem Kolorit eines Bildes [...] den unbekannten Reiz der Schilderungen.

Die „empfindsamen Seelen“ waren gewonnen, und um den Rausch ihres Entzückens voll zu machen, wurde Atala vertont, in Romanzen geflötet, stellten Holzschnitt und Malerei die wichtigsten Szenen aus dem Roman dar. Morellet beginnt seine pedantische Kritik von Atala,

welche man wie Clarissa Harlowen [7] und Die neue Héloise [8] verschlingt und lobt,

mit Entschuldigungen an die Adresse des Lesers und mit der Versicherung,

daß sein Busen durchaus kein Herz aus Stein beherbergt. [9]

Le Mercure de France (vom 16. Thermidor, Jahr IX [*1800/01]) verkündete vier Monate nach der Veröffentlichung des Romans das Erscheinen von „sechs nachgedichteten Romanzen von Vincent Daruty. Musik- und obligate (sic!) Horn- und Harfenbegleitung von Pierre Gaveaux [10], Madame Bonaparte gewidmet“. Die Zeitung versicherte,

daß Pierre Gaveaux die träumerische Stimmung und den Reiz der Einsamkeitwiedergebe, welche Atala das charakteristische Gepräge aufdrücken,

und bemerkte:

Seit zwei Monaten sind die Zeitungen von diesem Roman gefesselt, jeder seiner Sätze wird zerpflückt und verändert, man parodiert ihn ohne Geist, man macht sich über ihn lustig ohne Heiterkeit. Aber,

so fügte die Zeitung hinzu,

der Name der Heldin und des Verfassers werden sich in dem Munde aller befinden, die den Erfolg belohnen.

Nie wurde ein Werk im richtigeren Augenblick geschaffen, entsprach besser den Bedürfnissen des Publikums und paßte sich vollständiger dem Geschmack der Zeit an, als Atala.

Die Literatur, so erklärte Madame de Staël ohne Umschweife, ist der Ausdruck der Gesellschaft. [11]

Die Begeisterung, mit welcher die ersten romantischen Schöpfungen Chateaubriands begrüßt wurden, kann man tatsächlich nur verstehen, wenn man im Geiste die Gefühle und Leidenschaften der Männer und Frauen aufleben läßt, welche diesen Schöpfungen zujubelten; wenn man sich in die soziale Atmosphäre versetzt, in der sie sich bewegten. Eine literarische Kritik, die untersuchend auf das soziale Milieu zurückgeht, hört auf, eine leere, schale, rhetorische Übung zu sein, in deren Verlauf man Lob und Tadel spendet, Preise für vorzügliche Komposition verteilt und über das Schöne an und für sich, diesen Abglanz des Wahren, ein langes und breites salbadert. Sie wird zu einer auf dem Boden der materialistischen Geschichtsauffassung fußenden Untersuchung der Gesellschaft, der Geschichte einer gegebenen Zeit. In den toten Seiten sucht der Forscher in erster Linie nicht die Schönheiten des Stils, sondern die Empfindungen und Leidenschaften der Menschen, welche sie geschrieben und gelesen haben.

Dieser Auffassung entsprechend dem Ursprung der romantischen Schule nachzuforschen und diesen Ursprung bis zu seinen feinsten Wurzelfasern zu verfolgen ist eine notwendige Aufgabe. Die in Frage kommende Geschichtsperiode ist noch wenig erforscht, obgleich über diesen Zeitraum mehr Studienmaterial vorhanden ist, als die Historiker sich träumen lassen, und obgleich ein gründliches Studium jener Zeit das Verständnis der politischen, philosophischen, religiösen, literarischen und künstlerischen Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft wesentlich fördert. Gelegentlich des vorliegenden Versuchs einer solchen Untersuchung mußte ich zu den Quellen zurückgehen und mit der Feder in der Hand die seit dem Jahre III (*1794) bis zum Jahre XII (*1803) erschienene Literatur durchstudieren (Romane, Gedichte, Theaterstücke, philosophische Werke, Zeitschriften und Tageszeitungen). Unter den modernen Werken, deren Studium meiner Arbeit sehr förderlich gewesen ist, muß ich vor allem hervorheben: L’Histoire de la société française pendant la Révolution et le Directoire [*Geschichte der französischen Gesellschaft während der Revolution und dem Direktorium (1854)] von Ed(*mond) und J(*ules) Goncourt, die sehr reiches Quellenmaterial enthält, aber jeder kritischen Auffassung ermangelt; und L’Étude sur Chateaubriand et son epoque [*Studie über Chateaubriand und seine Epoche] von Saint-Beuve, dem geistreichen und boshaften Kritiker.

 

 

II

Chateaubriand nannte den Krieg mit Spanien den „René seiner Politik“, d.h. das Meisterwerk seiner öffentlichen Laufbahn. [12] René ist tatsächlich sein Hauptwerk, es ist die poetische Autobiographie einer Generation. Es enthält im Keim die Vorzüge und die Fehler, welche die romantische Schule entwickeln, auf die Spitze treiben und übertreiben sollte. Es ist der Markstein eines Wendepunktes im sozialen und literarischen Leben unseres Jahrhunderts.

Um den Menschen zu erfassen, dessen Leidenschaften harmonisch mit denen seiner Zeitgenossen zusammenklingen, muß man René des romanhaften Beiwerks entkleiden, muß man ihm die malerische, moralische, religiöse und sentimentale Phraseologie abschminken, mit der er sich wie ein Theaterheld drapiert. Dann erst stehen wir dem Menschen von Fleisch und Blut Auge in Auge gegenüber, dann erst wird uns klar, daß er nach dem Bilde derer geschaffen ist, welche die Stürme der Revolution durchlebt und sich von ihr abgewendet hatten.

René Chateaubriand wurde 1768 als der jüngste Sohn einer Adelsfamilie der Bretagne zu Saint-Malo geboren. Er war für das Priesteramt bestimmt, aristokratischem Brauch gemäß opferte man ihn wie seine vier Schwestern dem ältesten Bruder. Sein Vater, ein kleiner Landedelmann von rauhem, brutalem Charakter, war

der Schrecken der Dienerschaft, seine Mutter deren Geißel. [13] Schüchtern und in Gegenwart des Vaters stetem Zwange unterworfen, fühlte er sich nur in der Gesellschaft seiner Schwester Amélie zufrieden und behaglich.

Von Jugend an verbitterten ihn Not und Knauserei, die treuen, nicht abzuweisenden Gäste jener adeligen Familien, die mit einer großen Kinderschar gesegnet waren und durch die bürgerlichen Parvenus zugrunde gerichtet, durch ihren Luxus gedemütigt wurden.

Beim Tode seines Vaters mußte er das Elternhaus verlassen, welches das Erbe seines Bruders war. Er zog sich mit Amélie zu alten Verwandten zurück.

Auf dem heimischen Adelssitz hatte er die Verachtung jeder Art von Arbeit sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. Nichts lockte ihn, die Soutane bald anzulegen, er setzte also sein müßiges Leben fort, „irrte über die weiten Heiden“ und versank in Träumereien beim Anblick

eines trockenen Blattes, das der Wind dahinwirbelte [...] eines einsamen Teiches, an dessen Ufern das welke Schilfrohr murmelte.

Die Untätigkeit blies die Glut seines Temperaments zu lohender Flamme an.

Es schien ihm, daß die Lebenskraft im Grunde seines Herzens sich verdoppelte, daß er die Macht besitzen würde, Welten zu schaffen.

Und früher als Alfred de Musset rief er in der verabscheuten Einsamkeit aus:

Gebt mir einen Steinblock,
Einen Felsen laßt mich wälzen; den Frieden der Gräber
Fliehe ich und strecke sehnsüchtig die Arme aus, welche die Ruhe ermüdet hat. [14]

Seine Schwester stand ihm mit liebevollen Ratschlägen zur Seite.

Mein Bruder, gib so schnell als möglich die Einsamkeit auf, die Dir nicht taugt, suche eine Beschäftigung. Ich weiß, daß Du bitter über die Notwendigkeit lachst, in der man sich in Frankreich befindet, einen Beruf zu ergreifen [...] Es ist besser, mein lieber René, etwas mehr den Alltagsmenschen zu gleichen und etwas weniger an Unglück zu tragen.

Einen Beruf ergreifen, den Alltagsmenschen gleichen: dies bedeutete für René das Unglück allen Unglücks. Ein anderer Landjunker, der ungefähr fünfzig Jahre später lebte, fand ebenso wie der erblose Sprößling der Bretagner Adelsfamilie:

[...] Jede Arbeit unmöglich;
Irgend ein Broterwerb, ein Knechtsberuf
Rief unauslöschliches Gelächter über seine Lippen.

Aber Rolla [15] nannte „drei Börsen schwer von Gold“ sein eigen. Drei Jahre lang lebte er wie ein vulgärer Wüstling, und „die Mühle des tierischen Genießens“ zerrieb ihn. Die Männer des 18. Jahrhunderts waren aus härterem Metall geschmiedet: das Elend stählte sie, das Laster entwickelte ihre Kraft.

Die Armut zwang René, „zurückgezogen in einer Vorstadt“ von Paris zu leben. Von fruchtlosen und demütigenden Schritten ermüdet,

blieb er abends auf den Brücken stehen, um die Sonne untergehen zu sehen, und er dachte daran, daß unter so vielen Dächern nicht ein einziger Freund wohnte,

nicht ein Beschützer. Die Einsamkeit inmitten dieser Menschenwüste war ihm bitterer als die, welche er in den Heiden und Gefilden der Bretagne empfunden hatte, sie drückte ihn nieder.

Das Herz von ungestilltem Sehnen, unbefriedigten Wünschen geschwellt, lebte er inmitten einer Welt, die für ihn leer war. Arm und freudlos erschöpfte er seine Genußfähigkeit in schwelgerischen Phantasien; alles widerte ihn an, eher er es noch genossen hatte. Der junge, ehrgeizige, kraftstrotzende, von Sehnsucht nach einem weiblichen Wesen glühende René lebte „unbekannt in der Menge“, und die geschmückten, berauschenden Frauen kamen und gingen um ihn, ohne ihn zu beachten. Er verschlang mit den Augen die Gestalten, die er nicht mit Küssen bedecken konnte: eine Tantalusqual, zum Verrücktwerden.

Da ich nie geliebt hatte, erzählt er, drückte mich die Überfülle an Lebenskraft nieder. Manchmal errötete ich plötzlich, und ich fühlte in meinem Herzen förmliche Ströme glühender Lava fließen, manchmal stieß ich unwillkürliche Rufe aus, und die Nachtruhe wurde gleicherweise durch meine Träume und mein Wachen gestört.·

Er rief den Tod.

Steigt auf, ersehnte Stürme, die ihr René in die Fernen eines anderen Lebens tragen sollt!.

Da er sich von seiner Schwester, seiner einzigen Freundin, verlassen glaubte, dachte er an Selbstmord.

Ach, ich war allein, allein auf der weiten Welt! Ein geheimes Sehnen, das mich aufrieb, bemächtigte sich meines Wesens. Der Ekel am Leben packte mich mit neuer, stärkerer Kraft.

Amélie rettete ihn.

Neue Hoffnungen sproßten in ihm empor. Er ging nach Amerika, nicht etwa um sich gemeinsam mit Lafayette und Rochambeau [16] für die Unabhängigkeit der Amerikaner zu schlagen, sondern einfach um den Ort zu wechseln. René ist bemerkenswert wegen seiner Unfähigkeit, einer Sache, einer Partei zu dienen und an andere zu denken. Sein Individualismus ist brutal: „Ich, immer nur ich!“ das ist seine Losung. Er kehrte aus Amerika mit einem abenteuerlichen Plan zur „Entdeckung eines Seewegs zwischen dem Nordpol und Nordamerika“ heim und war fest überzeugt, sich damit Gold und Ruhm zu sichern. Er beeilte sich, sein Projekt Messieur de Malesherbes [17], damals Minister, zu unterbreiten. Er wurde abgewiesen, aber rühmte sich dessen nicht. Seine Geldmittel und Hilfsquellen waren bald erschöpft, und er fiel in das alte Elend zurück. Beim Ausbruch der Revolution verspürt er keine Neigung, sich für den König und die Vorrechte des Adels zu schlagen, zu deren Opfern er zählt. Er nützt vielmehr die Umstände aus, um in der Bretagne eine reiche Heirat zu schließen. Endlich besitzt er Geld, endlich kann er genießen, schwelgen, alle Genüsse auskosten. Er macht vom Vermögen seiner Frau so viel er kann flüssig und läßt die junge Gattin den Honigmond allein in der Bretagne verleben, während er eiligst nach Paris zurückkehrt. In kürzester Zeit hat er das Vermögen der teuren, angetrauten Gattin in Spielhöllen, Freudenhäusern, bei wüsten Orgien verschleudert. Um nicht als Aristokrat angeklagt und auf die Liste der Verdächtigen gesetzt zu werden, treibt er sich in den Sektionen und Volksversammlungen herum und spielt sich als Sansculotte auf.

Ich hatte nichts anderes zu tun, sagt René Chateaubriand in seinem Essai historique, als mein Leben herabzudrücken, um es auf das Niveau der Gesellschaft zu bringen.

Diese gefahrvolle Lebensweise konnte ihm nicht konvenieren: Er verläßt Frankreich als Emigrant und nimmt an der Belagerung von Thionville teil [18] – das wenigstens behauptet er; aber nach verschiedenen Stellen des Essai historique vermute ich stark, daß er zwangsrekrutiert und der Rheinarmee eingegliedert wurde, wo er die erstbeste Gelegenheit benutzte, um zu desertieren. Er flüchtete nach England und vegetierte in London in solch bitterer Not, daß er beinahe verhungert wäre. Einmal mußte er aus seiner Wohnung ausrücken und hinterließ seiner Wirtin als Unterpfand nichts als einen Koffer, der wertloses Papier enthielt. René bedauerte damals, daß er kein gewöhnliches Handwerk kannte, das ihm erlaubt hätte, „eine halbe Krone täglich zu verdienen!“ [19] Der Edelmann erniedrigte sich soweit, seine Zuflucht zu den Hilfsmitteln der Bohème zu nehmen. Alles brach um ihn und in ihm zusammen: des Lebens Drangsal erbitterte sein Herz und überwand seine Tugend.

Man darf nicht vergessen, so schrieb er, daß man überall das Kleid und nicht den Menschen ehrt. Es schadet dir nichts, daß du ein Spitzbube bist, wenn du nur reich bist; es nützt dir nichts, ein ehrlicher Mann zu sein, wenn du arm bist. Es ist die Stellung, die einer einnimmt, die in der Gesellschaft Achtung, Ansehen, Tugend verleiht [...] In den Anfällen von Verzweiflung ebenso wie in dem Rausche des Erfolges erlischt jedes Gefühl des Anstands, nur mit dem Unterschied, daß der Emporkömmling seine Laster bewahrt und der Gesunkene seine Tugenden verliert. [20]

Der Wind des Unglaubens, der damals wehte, hatte Chateaubriands Glauben entwurzelt.

Hat Gott vorausgesehen, daß ich für immer unglücklich sein werde? Ja, unzweifelhaft. Sehr wohl! Gott ist nur ein furchtbarer und abgeschmackter Tyrann [...] Gott, die Materie, das Schicksal sind eins [...] Die Menschen entstammen dem Nichts und kehren in das Nichts zurück.

Zweifel quälte René, aber nie besaß er die Energie, sich zu einer materialistischen Auffassung durchzuringen. Die Romantikern teilten diese Schwäche. Manche von ihnen haben, um zu renommieren, Gott, wie einem ganz persönlichen Feind, Beschimpfungen entgegengegeschleudert; aber nur unter Zittern entschlüpften diese ihrem Munde. René trat nicht in die Fußstapfen jenes Teufels, der das Alter abwartete, um sich zu bekehren. Fontanes, den er seit 12 Jahren aus den Augen verloren hatte und der durch den Staatsstreich vom Fructidor (4. September 1797) nach England geworfen worden war, ließ vor seinen Blicken die glänzende Zukunft glitzern und leuchten, die den Verteidigern des damals neu erblühenden Katholizismus winkte. René beeilte sich, die Philosophie an den Nagel zu hängen, Jean-Jacques Rousseau zu verleugnen, den er doch bewunderte, und ehe noch die Tinte seines Essai getrocknet war und mit der selben Feder, welche die skeptischen Stellen geschrieben hatte, verfaßte er Le Génie du Christianisme [Genie des Christentums]. Um der Partei, die ihn angeworben hatte, ein Faustpfand seiner Gesinnung zu geben, schrieb er im Mercure [*de France] (I. Nivöse, Jahr IX [*1801]): „Meine besondere Torheit besteht darin, überall Jesum Christum zu sehen“. Zu seinem Unglück hatte er früher die Unklugheit begangen, seinen Pariser Freunden seinen Essai zu senden. Sie erinnerten sich daran und zweifelten an der Ehrlichkeit von Renés Bekehrung. Er entschuldigte sich mit dem Hinweis auf den Tod seiner Mutter, der ihn seinen Weg nach Damaskus [21] habe finden lassen: „Ich habe geweint und ich habe geglaubt“, lautete seine Antwort. Auch Madame de Staël fand ihren Weg nach Damaskus, aber in ihrem Falle war es der Tod des Vaters, der die Philosophin in eine romantische Christin verwandelte. Mit dem Geschlecht des Bekehrten wechselt auch das des Bekehrers. Noch andere berühmte Persönlichkeiten haben ihre Zuflucht zu Vater und Mutter genommen, um die Schwankungen ihrer Haltung zu erklären. „Das Kreuz meiner Mutter“, „die weißen Haare meines Vaters“, „die Stimme des Blutes“ wurden später beliebte Drähte, durch welche die Romantiker ihre Figuren in Bewegung setzten. Aber die Ehre, den Effekt entdeckt zu haben, den man auf der Bühne und im Leben durch die Berufung auf Vater und Mutter erzielen kann, gebührt René Chateaubriand. Diese Entdeckung ist um so verdienstlicher, als die neue Gesellschaftsordnung die Majestät der überlieferten Familie zerstörte und in ihr Gesetzbuch (*Code Napoleon) das Verbot der Nachforschung nach der Vaterschaft aufnahm. Die Romantiker bemühten sich, in ihren Versen und in ihrer Prosa die Tugenden weiterleben zu lassen, die man vom häuslichen Herde vertrieben. Offenbach [22], der Mademoiselle Schneider [23] als „Grande-Duchesse de Gérolstein [Großherzogin von Gérolstein]“ den Säbel ihres Vaters besingen ließ, zerfetzte die schönen Phrasen der Romantik und führte die Wirklichkeit auf die Bühne zurück.

Mit oder ohne plausible Erklärung ist Renés Kehrtwendung kein Ereignis, das überraschen darf. Ernstere Männer als er, wie Maine de Biran [24], Gérando usw haben noch weit schneller sich wie Wetterfahnen mit dem Wind gedreht. Die Sitten und die Ereignisse jener stürmisch bewegten Zeit brachten solchen Überzeugungswandel mit sich. Chateaubriand hat sich offenherzig darüber ausgesprochen.

Man hat Dumouriez [25] ein Verbrechen aus der Käuflichkeit seiner Grundsätze gemacht, sagte er. Die Berechtigung des Vorwurfs vorausgesetzt, wäre Dumouriez schuldiger als der Rest seines Jahrhunderts gewesen? Wir Römer dieses Zeitalters der Tugend, wir alle, wie wir sind, halten unsere politischen Kostüme für den Augenblick der Aufführung bereit, und gegen einen am Eingang entrichteten halben Taler kann jeder sich das Vergnügen verschaffen, uns in der Toga oder in der Livree, bald als Cassius [26], bald als Kammerdiener spielen zu sehen. [27]

Diese 1797 gedruckten Worte sind wunderbar prophetisch.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts schossen die Renés wie Pilze aus der Erde empor. Sie waren arm und stolz, gierten nach Genüssen, wurden vom Ehrgeiz gequält und träumten vom Riesenbesitz, der ihnen über Nacht in den Schoß fallen sollte. Untätig und ewig ruhelos, strebten sie unausgesetzt nach einem „unbekannten Gut“. Ihre lnteressen ließen sie mit der Revolution sympathisieren, welche die Kadetten-Klasse der Nation emanzipierte und welche den Kadetten-Söhnen der adeligen Familien den bis dahin verschlossenen Weg zu Ehren, Besitz und Macht eröffnete. Viele deklassierte Aristokraten stürzten sich Hals über Kopf in die revolutionäre Bewegung; andere, die weltklüger, die furchtsamer waren – René zählte zu ihnen -, zauderten und warteten die Ereignisse ab. Die einen konnten sich den Rekrutierungen dadurch entziehen, daß sie in den verschiedenen Zweigen der Staatsverwaltung Unterschlupf suchten, die anderen mußten emigrieren. Diejenigen, die den Heeren der Republik eingereiht wurden, schlugen sich tapfer, gewannen Epauletten, Titel und Grundbesitz; einige von ihnen, eine sehr kleine Anzahl, desertierten. Wenn René sich selbst zum Helden seiner Dichtung machte und in bilderreicher und glühender Sprache seine Seelenkämpfe schilderte, so gab er damit den quälenden, widerspruchsvollen, unklaren Empfindungen jener Masse junger, von Leidenschaft zerfressener Leute Ausdruck, die, das Hirn fieberhaft erregt, eine Fata Morgana von Glück, Ruhm und Ehre vor den Blicken, mit abgelaufenen, durchlöcherten Schuhen durch den Kot wanderten. Es war die Zeit, wo es allen vergönnt war, alles zu erstreben, alles zu hoffen. Winkeladvokaten, Krämer, Handwerker, Stallknechte wurden zu Heerführern, Gesetzgebern und Diktatoren der Völker. René ist die hochtrabende, schwülstige, verlogene und trotz alledem tief wahrhaftige Autobiographie der Galeerensklaven des Ehrgeizes jener Zeit.

Wenn René seine Leiden in der einfachen, klar-flüssigen und geistvollen Sprache Voltaires und Diderots geschildert hätte, so wäre sein Roman unbeachtet geblieben. [28] Wenn er nur die Wahrheit, nichts als die Wahrheit gesagt hätte, wäre sein Mißgeschick um so alltäglicher erschienen, je überspannter die Ideen der Leser waren. In seinem Erstlingswerk: Essai sur les révolutions etc. schrieb Chateaubriand, den die schmerzensreiche, triviale Wirklichkeit zu Boden drückte, folgende Worte, die ihm Mangel und Seelenpein in die Feder diktierten:

Ich habe Hunger! Es gibt nur ein wirkliches Unglück: der Mangel an Brot. Wenn ein Mensch seinen Lebensunterhalt, Kleidung, Wohnung und Feuer hat, so verblassen die übrigen Übel. Der nackte Mangel ist etwas Entsetzliches, weil die Sorge für das Morgen die Gegenwart vergiftet.

Er jammerte kläglich, um Mitleid zu erwecken:

Mein ehemals so vorzügliches Gedächtnis ist durch den Kummer geschwächt [...] Mich hat eine Krankheit befallen, die mir wenig Hoffnung läßt.

Wenn es möglich gewesen wäre, daß seine Klage den Lärm der politischen Kämpfe und das Schlachtgetöse übertönt hätte, würden ihm jene Renés, die nicht mehr nach Brot und Fleisch hungerten, geantwortet haben: „Was geht uns Dein geschwächtes Gedächtnis und Deine untergrabene Gesundheit an? Auch wir haben unsere Leiden und unsere Schmerzen. Das Tier in unserem Innern ist übersättigt, wir müssen den Teufel in unseren Herzen und unserem Hirn berauschen“.

Aber als René seine Autobiographie schrieb, war für ihn die Stunde der trivialen Wirklichkeit vorüber. Die Erinnerung daran erschien ihm nur im Dämmerlicht der Vergangenheit. Es war ihm von ihr nur ein Nebelbild zurückgeblieben, dem die Empfindungen der Gegenwart Farbe verliehen. Die Schilderung seiner derart durch die Erinnerung idealisierten Leiden und die Erzählung seiner persönlichen Eindrücke, die sich mit dem Strom der zeitgenössischen Empfindungen vermischten, schienen den Lesern eine Opernmusik, deren Melodie man lauscht, ohne auf den Text zu achten. Er sprach die bildreiche, sentimentale Sprache, die seine Zeitgenossen verstanden, er würzte seine Erzählung mit allerhand Zutaten, die zu seiner Zeit gebräuchlich und beliebt waren. Chateaubriand erwies sich als unvergleichlicher Meister in dieser Art literarischer „cuisine litéraire [Kochkunst]“, er begeisterte Männer und Frauen und wurde der Gründer der romantischen Schule in Frankreich. [29]

 

 

Anmerkungen

1. * Erschienen unter dem Titel Les origines du romantisme in Devenir social [Soziales Werden] (Juillet 1896). Die deutsche Version wurde in der Neuen Zeit, XV/1 (1896-97), 28ff., 61ff., 92ff., 125ff., 155ff., 188ff. publiziert.
Bearbeiterin der deutschen Übersetzung: Christa Scheuer.

2. * Vgl. dazu Lafargues Studie Die Legende von Victor Hugo.

3. * Die Karriere des Malers Jacques Louis David (1748-1825) begann unter dem „ancien régime [alten Regime]“. In jungen Jahren zu einigem Ruhm gelangt, wurde er 1784 von der königlichen Akademie zur Hebung der Moral des militärischen Führungsstabes mit der Herstellung eines Bildes der Horatier beauftragt, das die Einschwörung dreier Söhne durch den Vater auf einen Kampf um Leben und Tod zeigt. Nach der Revolution wurde David Mitglied der Jakobiner und war mit der Organisation und Gestaltung der Feste der Revolution betraut. 1793 schuf er das berühmte Bildnis des Marat, den er als „ami de peuple [Volksfreund]“ darstellte. David war einer der wenigen Jakobiner im engeren Kreis um Robespierre, die den Thermidor überlebten. Schon 1800 hatte er sich auch mit Napoleon arrangiert und wurde zum Mitglied seines Hofstaates und malte „Napoleon auf dem St. Bernhard“.

Gegen die von David und seinen Schülern verkörperte Klassik wandte sich scharf der Maler Eugène Delacroix (1798-1863). Er setzte, wie später die Impressionisten, mit zügigen Pinselstrichen die Farben unvermischt nebeneinander. Unter dem Eindruck der Julirevolution 1830 entstand das großformatige, effektvolle Gemälde Die Freiheit führt das Volk.

4. * Durch die Revolution zum Emigranten geworden bereiste François René Vicomte de Chateaubriand (1768-1848) 1791 Amerika, kehrte dann 1792 mit dem royalistischen Emigrantenheer nach Frankreich zurück. Die Jahre 1793-1800 verbrachter er im englischen Exil. Nach seiner Wandlung vom Freigeist zum Apologeten des Katholzismus ernannte in Napoleon 1803 zum Botschaftssekretär in Rom. Ein Jahr später brach er mit Napoleon. Nach dessen Sturz trat er in den Dienst der Bourbonen, wurde zuerst Botschafter in Berlin (1821) und London (1822), dann Außenminister (1822-24). In Ungnade gefallen wechselte er 1828 wieder in den diplomatische Dienst. Unter der Julimonarchie zog er sich völlig aus dem politischen Leben zurück und widmete sich ganz seinen literarischen Arbeiten.

5. * Ein epochemachendes Werk der französischen Romantik: Der greise und – in Anspielung auf Ödipus – blinde Indianerhäuptling Chactas erzählt seinem Adotivsohn René, einem jungen nach Amerika ins Exil gegangenen Franzosen, seine Lebensgeschichte, die geprägt ist von der Begegnung mit Atala, der Tochter eines Weißen und einer Indianerin.

6. * Diese Werk wurde als „Bibel der Romantik“ angesehen. Die politische Bedeutung des Werkes, das wenige Tage vor der Proklamation des zwischen Napoleon und der katholischen Kirche abgeschlossenen Konkordates erschien, wurde sofort erkannt. Es beschreibt „Gott als das größte Geheimnis der Natur“ mit Hilfe einer „Poetik des Christentums“ und wurde deshalb von der katholischen Kirche auf den Index gesetzt.

René, eine Erzählung mit autobiographischen Zügen, ist unverkennbar unter dem Einfluß von Goethes Werther entstanden und führte den „ennui [Lebensüberdruß]“ in die französische Literatur ein: Der Held, den das Klosterleben anzieht, sich aber nicht entschließen kann Mönch zu werden; seine Schwester entbrennt in inzestiöser Liebe zu ihrem Bruder. René wurde ebenso wie Atala in das breit angelegt Werk Le Génie du Christianisme integriert.

7. * Gesellschaftsroman von Samuel Richardson (1689-1761).

8. * Sentimentaler Liebesroman von Jean-Jacques Rousseau (1761 [deutsche Fassung Potsdam 1920]). Héloise war eine französische Nonne (1101-1169), die Schülerin, Geliebte und heimliche Gemahlin des Abelardus.

9. A(*ndré). Morellet: Observations critiques sur le roman intitule Atala (*Kritische Betrachtungen über einen Roman mit dem Titel Atala), Paris, an IX (*1800/01)

10. * Pierre Gaveaux (1761-1825), Sänger und Komponist.

11. * Ueber Literatur in ihren Verhältnissen mit den gesellschaftlichen Einrichtungen und dem Geist der Zeit – Ein historisch-philosophischer Versuch der Frau von Staël-Holstein geborene Necker, Leipzig 1801.

12. Nach dem Sturz Napoleon im Dienste der Bourbonen war Chateaubriand als bevollmächtiger Minister und Restaurationspolitiker im Geiste der Heiligen Allianz auf dem Kongreß in Verona 1822 maßgeblich an der ein Jahr später begonnen militärischen Intervention Frankreichs gegen eine Revolution der Liberalen in Spanien beteiligt. In seinen Mémoires (siehe folgende Anmerkung) nannte er diesen „Kreuzzug gegen den Liberalismus“ einfach „ma guerre d’Espagne [meinen spanischen Krieg]“.

13. (*Les) Mémoires d’outre-tombe (*1848-1850, 20 Bände – Lebenserinnerungen von jenseits des Grabes). Um das Portrait René Chateaubriands vollständig zu machen, habe ich auch aus seinen anderen Werken geschöpft. Die in Anführungsstrichen angezogenen Stellen, denen keine Quellenangabe zugefügt ist, sind der Ausgabe von Atala und von René entlehnt, die bei Garnier Freres erschienen ist. – * Eine Kurzfassung der Mémoires ist unter dem Titel Erinnerungen auch auf Deutsch erschienen (München 1968).

14. Alfred de Musset: Premières poésies, Les vœux stériles.

15. * Rolla, Poem von Alfred de Musset (1836).

16. * Jean Baptiste Donatien de Vimeur Comte de Rochambeau (1750-1813) kämpfte als Generalleutnant für die Unabhängigkeit.

17. * Der Jurist und Staatsrat Chrétien Guillaume de Lamoignon de Malesherbes (1721-1794/hingerichtet) war 1792 Verteidiger Ludwig XIV. vor dem Konvent.

18. * Thionville wurde 1792 von den Preußen während jenes denkwürdigen Feldzuges gegen die französische Revolution belagert, den auch Goethe mitmachte.

19. Diese prosaischen Einzelheiten, welche den poetischen und melancholischen René nicht erhabener aber verständlicher machen, sind nachulesen in dem Essai historique, politique et moral sur les révolutions etc., der in London geschrieben und 1797 gedruckt wurde. Chateaubriand gibt sich in diesem Erstlingswerk naiver als in irgendeiner anderen seiner Schöpfungen. Sainte-Beuve besaß ein Exemplar des Essai, das mit handschriftlichen Anmerkungen des Verfassers versehen war. Da er tausend Gelegenheiten versäumte, seine gewöhnliche Bosheit durch Aufdeckung der Schwächen des Helden zu üben, so darf man wohl annehmen, daß er es nicht sehr aufmerksam gelesen hat.

20. Essai, 463, 601

21. * Anspielung auf die Wandlung Saulus’ zum Paulus in Damaskus (Apostelgeschichte 9).

22. * Der Komponist Jacques Offenbach (1819-1880) war Schöpfer der Opéra bouffe, später Operette genannt.

23. * Die Sopranistin Hortensa Schneider (1833-1920) feierte am 12. April 1867 bei der Premiere von Offenbachs Oper Triumphe.

24. * Der Philosoph und Politiker Maine de Biran (Franois Pierre Gouthier) (1766-1824) war zunächst vom Sensualismus beeinflußt, später wandete er sich einem Spiritualismus in den französischen Traditionen zu.

25. * Der General Charles François Dumouriez (1739-1823) wurde 1792 Außen- und Kriegsminister, 1793 Oberkommandierender der Nordarmee. Nach seinem Verrat lebte er in England.

26. * Gaius Longinus Cassius (?-42 v.u.Z.) war einer der Verschwörer gegen Cäsar.

27. * Essai, 333.

28. Einige Zeit vor dem Erscheinen von René wurde Jacques le fataliste [Jacques, der Fatalist (1796)] (*von Diderot) veröffentlicht. Laharpe, der damalige Herrscher in der Literatur – seinem Urteil beugte sich alles -, beurteilte dieses kraftstrotzende, geistvolle Werk wie folgt: „Eine nichtssagende Rhapsodie, die ebenso skandalös als langweilig, obgleich gottlos ist; platt, obgleich extravagant“ (Le fanatisme ou la persécution·etc.; in: Œuvres complètes, V, 1820).

29. * „Mit mir begann durch die sogenannte romantische Schule einer Revolution in der französischen Literatur!“ erklärt Chateaubriand in seinen Erinnerungen dazu in aller Bescheidenheit, um fortzufahren: „Unmöglich, daß die im Génie du Christianisme dargelegten Wahrheiten nicht zu einer Wandlung des Denkens beitrugen. Sogar der jetzige Geschmack an den Bauwerken des Mittelalters geht auf dieses Werk zurück [...]“.

 


Zuletzt aktualisiert am 9.2.2004