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Genossen! Im Kampfe um die Herstellung der Einheitsfront wächst die führende Rolle der Kommunistischen Partei außerordentlich an. Der Initiator, Organisator, die treibende Kraft der Einheitsfront der Arbeiterklasse ist im Grunde genommen nur die Kommunistische Partei.
Die kommunistischen Parteien können die Mobilisierung der breitesten Massen der Werktätigen zum einheitlichen Kampfe gegen Faschismus und Kapitalsoffensive nur dann sicherstellen, wenn sie ihre eigenen Reihen allseitig stärken, ihre Initiative entfalten, eine marxistisch-leninistische Politik und eine richtige, elastische Taktik durchführen, die der konkreten Situation und der Verteilung der Klassenkräfte Rechnung trägt.
In der Periode zwischen dem VI. und dem VII. Kongreß sind unsere Parteien in den kapitalistischen Ländern zweifellos gewachsen und haben sich bedeutend gestählt. Es wäre jedoch ein höchst gefährlicher Irrtum, wollte man sich hiermit zufrieden geben. Je mehr sich die Einheitsfront der Arbeiterklasse erweitern wird, um so mehr werden neue, komplizierte Aufgaben vor uns auftauchen, um so mehr werden wir an der politischen und organisatorischen Stärkung unserer Parteien arbeiten müssen. Die Einheitsfront des Proletariats schafft eine Arbeiterarmee, die ihre Mission erfüllen kann, wenn an der Spitze dieser Armee eine führende Kraft steht, die ihr Ziele und Wege weist. Diese führende Kraft kann nur eine starke proletarische revolutionäre Partei sein.
Wenn wir Kommunisten alle Kräfte anstrengen, um die Einheitsfront herzustellen, so tun wir das nicht vom engherzigen Standpunkt der Werbung von neuen Mitgliedern für die kommunistischen Parteien. Wir müssen aber gerade deshalb die kommunistischen Parteien allseitig festigen und ihre Mitgliederzahl vergrößern, weil wir die Einheitsfront ernstlich festigen wollen. Die Festigung der kommunistischen Parteien stellt kein enges Parteiinteresse dar, sondern ein Interesse der gesamten Arbeiterklasse.
Die Einheit, die revolutionäre Geschlossenheit und Kampfbereitschaft der kommunistischen Parteien ist das wertvollste Kapital, das nicht nur uns, sondern der gesamten Arbeiterklasse gehört. Unsere Bereitschaft, zusammen mit den sozialdemokratischen Parteien und Organisationen den Kampf gegen den Faschismus aufzunehmen, verknüpften wir und werden wir verknüpfen mit dem unversöhnlichen Kampf gegen den Sozialdemokratismus als Ideologie und Praxis des Kompromisses mit der Bourgeoisie und folglich auch gegen jegliches Eindringen dieser Ideologie in unsere eigenen Reihen.
Bei kühner und entschlossener Durchführung der Einheitsfrontpolitik stoßen wir in unseren eigenen Reihen auf Hindernisse, die wir um jeden Preis in möglichst kurzer Frist beseitigen müssen.
Nach dem VI. Kongreß der Komintern wurde in allen kommunistischen Parteien der kapitalistischen Länder ein erfolgreicher Kampf gegen die Tendenz der opportunistischen Anpassung an die Verhältnisse der kapitalistischen Stabilisierung und gegen die Ansteckung mit reformistischen und legalistischen Illusionen durchgeführt. Unsere Parteien säuberten ihre Reihen von allerlei Rechtsopportunisten und festigten dadurch ihre bolschewistische Einheit und Kampffähigkeit. Weniger erfolgreich und zuweilen überhaupt nicht geführt wurde der Kampf gegen das Sektierertum. Das Sektierertum äußerte sich bereits nicht mehr in primitiven, offenen Formen, wie in den ersten Jahren des Bestehens der Kommunistischen Internationale, sondern hemmte unter dem Deckmantel formeller Anerkennung der bolschewistischen Thesen die Entfaltung der bolschewistischen Massenpolitik. In unserer Zeit ist das schon oft keine „Kinderkrankheit“ mehr, wie Lenin schrieb, sondern ein fest eingewurzeltes Laster, und ohne uns von ihm befreit zu haben, können wir die Aufgabe der Herstellung der proletarischen Einheitsfront und der Heranführung der Massen von den Positionen des Reformismus zur Revolution nicht lösen.
In der heutigen Lage hemmt vor allem das Sektierertum, das selbstgefällige Sektierertum, wie wir es im Resolutionsentwurf qualifizieren, unseren Kampf für die Verwirklichung der Einheitsfront. Das Sektierertum, das sich in seiner doktrinären Beschränktheit, in seiner Losgelöstheit vom wirklichen Leben der Massen gefällt; das sich in seinen vereinfachten Methoden der Lösung der kompliziertesten Fragen der Arbeiterbewegung an Hand von schablonenhaften Scheinen gefällt. Das Sektierertum, das Anspruch auf Allwissenheit erhebt und es für überflüssig hält, bei den Massen, an den Lehren der Arbeiterbewegung zu lernen. Kurz, für das Sektierertum ist alles, wie man sagt, ein Kinderspiel.
Das selbstgefällige Sektierertum will und kann nicht begreifen, daß die Führung der Arbeiterklasse durch die Kommunistische Partei nicht von selbst erreicht wird. Die führende Rolle der Kommunistischen Partei in den Kämpfen der Arbeiterklasse muß erobert werden. Dazu bedarf es keiner Deklamationen über die führende Rolle der Kommunisten, dazu muß man durch tägliche Massenarbeit und durch richtige Politik das Vertrauen der Arbeitermassen verdienen, erobern. Das ist nur dann möglich, wenn wir Kommunisten in unserer politischen Arbeit ernstlich mit dem wirklichen Niveau des Klassenbewußtseins der Massen, mit dem Grad ihrer Revolutionierung rechnen, wenn wir die konkrete Situation nüchtern einschätzen werden, nicht auf Grund unserer Wünsche, sondern auf Grund dessen, was in Wirklichkeit ist. Wir müssen geduldig, Schritt für Schritt, den breiten Massen den Übergang auf die Positionen des Kommunismus erleichtern. Wir dürfen niemals die Worte Lenins vergessen, der uns mit allem Nachdruck warnte, daß
es gerade darauf ankomme, daß man das, was für uns überlebt ist, nicht als für die Klasse überlebt, als für die Massen überlebt ansieht. [1]
Gibt es denn jetzt, Genossen, noch wenig solche Doktrinäre in unseren Reihen, die in der Einheitsfrontpolitik immer und überall nur Gefahren wittern? Für solche Genossen bildet die ganze Einheitsfront eine einzige Gefahr. Aber diese sektiererische „Prinzipienfestigkeit“ ist nichts anderes als politische Hilflosigkeit vor den Schwierigkeiten der unmittelbaren Leitung des Kampfes der Massen.
Das Sektierertum äußert sich im besonderen in der Überschätzung der Revolutionierung der Massen, in der Überschätzung des Tempos ihrer Abkehr von den Positionen des Reformismus, in den Versuchen, schwierige Etappen und komplizierte Aufgaben der Bewegung zu überspringen. Die Methoden der Führung der Massen wurden in der Praxis häufig durch die Methoden der Führung einer engen Parteigruppe ersetzt. Man unterschätzte die Kraft, das traditionelle Band zwischen den Massen und ihren Organisationen und Leitungen, und wenn die Massen dieses Band nicht gleich zerrissen, begann man sich zu ihnen ebenso schroff zu verhalten, wie zu ihren reaktionären Führern. Man schablonisierte die Taktik und die Losungen für alle Länder, man berücksichtigte nicht die Besonderheiten der konkreten Situation in jedem einzelnen Lande. Man ignorierte die Notwendigkeit eines zähen Kampfes inmitten der Masse für die Gewinnung des Vertrauens der Massen, man vernachlässigte den Kampf für die Teilforderungen der Arbeiter und die Arbeit in den reformistischen Gewerkschaften und den faschistischen Massenorganisationen. Die Einheitsfrontpolitik wurde häufig durch bloße Aufforderungen und abstrakte Propaganda ersetzt.
Nicht weniger hemmten die sektiererischen Einstellungen die richtige Auslese der Menschen, die Schulung und Heranbildung von Kadern, die mit den Massen Fühlung haben, das Vertrauen der Massen genießen, von revolutionär gestählten und in Klassenkämpfen erprobten Kadern, die es verstehen, die praktische Erfahrung der Massenarbeit mit der prinzipiellen Standhaftigkeit des Bolschewiki zu paaren.
Das Sektierertum verlangsamte somit in bedeutendem Maße das Wachstum der kommunistischen Parteien, erschwerte die Durchführung einer richtigen Massenpolitik, hinderte die Ausnützung der Schwierigkeiten des Klassenfeindes zur Stärkung der Positionen der revolutionären Bewegung, hinderte die Gewinnung der breiten proletarischen Massen für die kommunistischen Parteien.
Indem wir auf das entschiedenste für die Ausmerzung und Überwindung der letzten Reste des selbstgefälligen Sektierertums kämpfen, müssen wir in jeder Weise unsere Wachsamkeit und den Kampf gegen den Rechtsopportunismus sowie gegen alle seine konkreten Erscheinungsformen verstärken, eingedenk dessen, daß seine Gefährlichkeit mit der Entfaltung der breiten Einheitsfront wachsen wird. Es bestehen bereits Tendenzen zur Herabsetzung der Bedeutung der Rolle der Kommunistischen Partei in den Reihen der Einheitsfront und zur Versöhnung mit der sozialdemokratischen Ideologie. Man darf nicht aus dem Auge lassen, daß die Einheitsfronttaktik die Methode der anschaulichen Überzeugung der sozialdemokratischen Arbeiter von der Richtigkeit der kommunistischen und von der Unrichtigkeit der reformistischen Politik und nicht eine Versöhnung mit der sozialdemokratischen Ideologie und Praxis ist. Der erfolgreiche Kampf für die Herstellung der Einheitsfront erfordert unbedingt einen ständigen Kampf in unseren Reihen gegen die Tendenz der Herabsetzung der Rolle der Partei, gegen die legalistischen Illusionen, gegen die Einstellung auf Spontaneität und Automatismus, sowohl in bezug auf die Liquidierung des Faschismus als auch bei der Durchführung der Einheitsfront, gegen die geringsten Schwankungen im Augenblick des entscheidenden Handelns.
Es ist notwendig“, lehrt uns Genosse Stalin, „daß die Partei in ihrer Arbeit es versteht, höchste Prinzipialität (nicht zu verwechseln mit Sektierertum!) mit dem Maximum an Verbindungen und Fühlung mit den Massen (nicht zu verwechseln mit „Chwostismus“! [2]) zu verknüpfen, denn ohne dies ist es der Partei unmöglich, nicht nur die Massen zu lehren, sondern auch bei ihnen zu lernen, nicht nur die Massen zu führen und sie auf das Niveau der Partei emporzuheben, sondern auch auf die Stimme der Massen zu lauschen und zu erraten, wo sie der Schuh drückt. [3]
Genossen! Die Entwicklung der Einheitsfront des gemeinsamen Kampfes der kommunistischen und sozialdemokratischen Arbeiter gegen den Faschismus und die Kapitalsoffensive wirft auch die Frage der politischen Einheit, der einheitlichen politischen Massenpartei der Arbeiterklasse auf. Die sozialdemokratischen Arbeiter überzeugen sich an Hand der Erfahrung immer mehr, daß der Kampf gegen den Klassenfeind eine einheitliche politische Führung erfordert, da die Dualität der Führung die weitere Entwicklung und Verstärkung des einheitlichen Kampfes der Arbeiterklasse erschwert.
Die Interessen des Klassenkampfes des Proletariats und der Erfolg der proletarischen Revolution machen es gebieterisch notwendig, daß in jedem Lande eine einheitliche Partei des Proletariats bestehe. Dies zu erreichen, ist natürlich nicht so leicht und einfach. Dies erfordert zähe Arbeit und zähen Kampf und wird notwendigerweise ein mehr oder weniger langwieriger Prozeß sein. Die kommunistischen Parteien müssen, gestützt auf den wachsenden Drang der Arbeiter nach der Vereinigung der sozialdemokratischen Parteien oder einzelner Organisationen mit den kommunistischen Parteien, entschlossen und zuversichtlich die Initiative der Durchführung dieser Vereinigung in ihre Hand nehmen. Die Sache der Vereinigung der Kräfte der Arbeiterklasse zu einer einheitlichen revolutionären proletarischen Partei im Moment, da die internationale Arbeiterbewegung in die Periode der Überwindung der Spaltung tritt, ist unsere Sache, die Sache der Kommunistischen Internationale.
Genügt aber zur Herstellung der Einheitsfront der kommunistischen und sozialdemokratischen Parteien ein Abkommen über den Kampf gegen den Faschismus, die Kapitalsoffensive und den Krieg, so ist die Schaffung der politischen Einheit nur auf der Grundlage einer Reihe von bestimmten Bedingungen prinzipiellen Charakters möglich.
Diese Vereinigung ist nur möglich:
erstens, unter der Bedingung der vollständigen Unabhängigkeit von der Bourgeoisie und des vollständigen Aufgebens des Blocks der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie;
zweitens, unter der Bedingung, daß vorher die Aktionseinheit hergestellt wird;
drittens, unter der Bedingung, daß die Notwendigkeit des revolutionären Sturzes der Herrschaft der Bourgeoisie und der Aufrichtung der Diktatur des Proletariats in der Form von Sowjets anerkannt wird;
viertens, unter der Bedingung, daß darauf verzichtet wird, die eigene Bourgeoisie im imperialistischen Krieg zu unterstützen;
fünftens, unter der Bedingung, daß die Partei auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus aufgebaut wird, der die Einheit des Willens und der Aktion gewährleistet und an Hand der Erfahrung der russischen Bolschewiki erprobt wurde.
Wir müssen die sozialdemokratischen Arbeiter geduldig und kameradschaftlich aufklären, warum die politische Einheit der Arbeiterklasse ohne diese Bedingungen unmöglich ist. Zusammen mit ihnen müssen wir Sinn und Bedeutung dieser Bedingungen erörtern.
Warum ist zur Verwirklichung der politischen Einheit des Proletariats die vollständige Unabhängigkeit von der Bourgeoisie und das Aufgeben des Blocks der Sozialdemokratie mit der Bourgeoisie nötig?
Weil die ganze Erfahrung der Arbeiterbewegung und insbesondere die Erfahrung der 15 Jahre Koalitionspolitik in Deutschland gezeigt hat, daß die Politik der Arbeitsgemeinschaft, die Politik der Abhängigkeit von der Bourgeoisie zur Niederlage der Arbeiterklasse und zum Sieg des Faschismus führt. Und nur der Weg des unversöhnlichen Klassenkampfes gegen die Bourgeoisie, der Weg der Bolschewiki ist der sichere Weg zum Siege.
Warum ist die vorherige Herstellung der Aktionseinheit die Voraussetzung der politischen Einheit?
Weil die Aktionseinheit zur Zurückschlagung der Offensive des Kapitals und des Faschismus möglich und notwendig ist bevor noch die Mehrheit der Arbeiter sich auf der gemeinsamen politischen Plattform des Sturzes des Kapitalismus vereinigt; die Ausarbeitung der Einheit der Auffassungen über die grundlegenden Wege und die Ziele des Kampfes des Proletariats, ohne die die Vereinigung der Parteien nicht möglich ist, erfordert jedoch eine mehr oder weniger lange Zeit. Und am besten wird die Einheit der Anschauungen im gemeinsamen Kampf gegen den Klassenfeind schon heute ausgearbeitet. Statt der Einheitsfront die sofortige Vereinigung vorschlagen, heißt, das Pferd hinter den Wagen stellen und glauben, daß der Wagen vorwärtsgehen wird. Gerade weil die Frage der politischen Einheit für uns kein Manöver ist wie für viele sozialdemokratische Führer, bestehen wir auf der Verwirklichung der Aktionseinheit als einer der wichtigsten Etappen im Kampfe für die politische Einheit.
Warum ist die Anerkennung des revolutionären Sturzes der Bourgeoisie und der Aufrichtung der Diktatur des Proletariats in der Form der Sowjetregierung notwendig?
Weil die Erfahrung des Sieges der großen Oktoberrevolution einerseits und die bitteren Lehren in Deutschland, Österreich und Spanien andererseits für die ganze Nachkriegsperiode von neuem bestätigt haben, daß der Sieg des Proletariats nur durch den revolutionären Sturz der Bourgeoisie möglich ist und daß die Bourgeoisie die Arbeiterbewegung eher in einem Blutmeer ersticken wird, als daß sie zuläßt, daß das Proletariat den Sozialismus auf friedlichem Wege errichtet. Die Erfahrung der Oktoberrevolution hat anschaulich gezeigt, daß der grundlegende Inhalt der proletarischen Revolution die Frage der proletarischen Diktatur ist, die berufen ist, den Widerstand der gestürzten Ausbeuter zu unterdrücken, die Revolution für den Kampf mit dem Imperialismus zu bewaffnen und die Revolution bis zum vollständigen Sieg des Sozialismus zu führen. Um die Diktatur des Proletariats als Diktatur der überwältigenden Mehrheit über eine verschwindende Minderheit, die Ausbeuter, zu verwirklichen – und nur als solche kann sie verwirklicht werden -, dazu sind die Sowjets notwendig, die alle Schichten der Arbeiterklasse, die Hauptmassen der Bauernschaft und andere Werktätige umfassen, ohne deren Erwachen, ohne deren Eingliederung in die Front des revolutionären Kampfes die Verankerung des Sieges des Proletariats unmöglich ist.
Warum ist der Verzicht auf die Unterstützung der Bourgeoisie im imperialistischen Krieg eine Vorbedingung der politischen Einheit?
Weil die Bourgeoisie den imperialistischen Krieg um ihrer räuberischen Ziele willen gegen die Interessen der erdrückenden Mehrheit der Völker führt, unter welchem Deckmantel der Krieg auch geführt werden mag. Weil alle Imperialisten die fieberhaften Kriegsrüstungen mit der äußersten Verstärkung der Ausbeutung und Unterdrückung der Werktätigen im Lande verbinden. Die Bourgeoisie in einem solchen Kriege zu unterstützen, bedeutet Verrat an den Interessen des Landes und an der internationalen Arbeiterklasse üben.
Warum ist schließlich der Aufbau der Partei auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus eine Vorbedingung der Einheit?
Weil nur eine auf der Grundlage des demokratischen Zentralismus aufgebaute Partei imstande ist, die Willens- und Aktionseinheit zu gewährleisten, weil nur sie imstande ist, das Proletariat zum Siege über die Bourgeoisie zu führen, die über eine so mächtige Waffe wie der zentralisierte Staatsapparat verfügt. Die Anwendung des Prinzips des demokratischen Zentralismus hat an Hand der Erfahrungen der russischen bolschewistischen Partei, der Partei Lenins und Stalins, eine glänzende historische Prüfung bestanden.
Ja, Genossen, wir sind für die einheitliche politische Massenpartei der Arbeiterklasse. Daher aber die Notwendigkeit, wie Genosse Stalin sagt:
einer Kampfpartei, einer revolutionären Partei, die kühn genug ist, um das Proletariat in den Kampf um die Macht zu führen, die genügend Erfahrung hat, um sich in den komplizierten Verhältnissen der revolutionären Situation zurechtzufinden und genügend Elastizität besitzt, um allen Klippen auf dem Wege zum Ziele auszuweichen. [4]
Daher ist es notwendig, die politische Vereinigung auf Grund der angeführten Bedingungen anzustreben.
Wir sind für die politische Einheit der Arbeiterklasse! Deshalb sind wir bereit, mit allen Sozialdemokraten, die für die Einheitsfront sind und die Vereinigung nach den erwähnten Grundsätzen aufrichtig unterstützen, auf das engste zusammenzuarbeiten. Doch gerade deshalb, weil wir für die Vereinigung sind, werden wir entschlossen gegen alle „linken“ Demagogen kämpfen, die die Enttäuschung der sozialdemokratischen Arbeiter zur Schaffung neuer sozialistischer Parteien oder Internationalen ausnützen wollen, die sich gegen die kommunistische Bewegung richten und damit die Spaltung der Arbeiterklasse vertiefen.
Wir begrüßen das zunehmende Streben der sozialdemokratischen Arbeiter nach der Einheitsfront mit den Kommunisten. In dieser Tatsache erblicken wir das Erstarken ihres revolutionären Bewußtseins und die beginnende Überwindung der Spaltung der Arbeiterklasse. In der Überzeugung, daß die Aktionseinheit eine dringende Notwendigkeit und der sicherste Weg zur Schaffung auch der politischen Einheit des Proletariats ist, erklären wir, daß die Kommunistische Internationale und ihre Sektionen bereit sind, Verhandlungen mit der II. Internationale und ihren Sektionen aufzunehmen über die Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Kapitalsoffensive, gegen den Faschismus und gegen die Gefahr eines imperialistischen Krieges.
Genossen!
Ich schließe meinen Bericht. Wie ihr seht, tragen wir der seit dem VI. Kongreß geänderten Lage, den Lehren unseres Kampfes Rechnung und stellen, gestützt auf den bereits erreichten Grad der Konsolidierung unserer Parteien eine Reihe von Fragen und vor allem die Frage der Einheitsfront und des Herangehens an die Sozialdemokratie, an die reformistischen Gewerkschaften und die anderen Massenorganisationen, auf neue Art.
Es gibt Neunmalweise, die in alledem eine Abkehr von unseren prinzipiellen Positionen, irgendeine Abschwenkung von der Linie des Bolschewismus wittern. Nun ja, das hungrige Huhn, sagt man bei uns in Bulgarien, träumt immer von Hirse.
Mögen sie das glauben, diese politischen Hühner.
Uns interessiert dies wenig. Für uns ist es wichtig, daß unsere eigenen Parteien und die breiten Massen der ganzen Welt richtig begreifen, was wir anstreben.
Wir wären keine revolutionären Marxisten, Leninisten, würdige Schüler von Marx-Engels-Lenin-Stalin, wenn wir nicht gemäß der geänderten Lage und den in der internationalen Arbeiterbewegung vor sich gehenden Verschiebungen unsere Politik und Taktik entsprechend umstellten.
Wir wären keine wirklichen Revolutionäre, wenn wir nicht aus der eigenen Erfahrung und der Erfahrung der Massen lernten.
Wir wollen, daß unsere Parteien in den kapitalistischen Ländern als wirkliche politische Parteien der Arbeiterklasse auftreten und wirken, daß sie tatsächlich die Rolle eines politischen Faktors im Leben ihres Landes spielen, daß sie stets eine aktive bolschewistische Massenpolitik betreiben und sich nicht auf Propaganda und Kritik allein und bloße Aufrufe zum Kampf um die Diktatur des Proletariats beschränken.
Wir sind Feinde jedes Schematismus. Wir wollen die konkrete Lage in jedem Moment und an jedem gegebenen Ort berücksichtigen und nicht überall nach einer bestimmten Schablone handeln, wir wollen nicht vergessen, daß unter verschiedenen Bedingungen die Stellungnahme der Kommunisten nicht die gleiche sein kann.
Wir wollen alle Etappen in der Entwicklung des Klassenkampfes und im Wachstum des Klassenbewußtseins der Massen selbst nüchtern berücksichtigen, es verstehen, in jeder Etappe die dieser Etappe entsprechenden konkreten Aufgaben der revolutionären Bewegung zu finden und zu lösen.
Wir wollen eine gemeinsame Sprache mit den breitesten Massen finden, um den Kampf gegen den Klassenfeind zu führen, wir wollen Mittel und Wege finden, um die Isolierung der revolutionären Avantgarde von den Massen des Proletariats und allen Werktätigen endgültig zu überwinden und auch, um die verhängnisvolle Isolierung der Arbeiterklasse selbst von ihren natürlichen Verbündeten im Kampfe gegen die Bourgeoisie, gegen den Faschismus zu überwinden.
Wir wollen immer breitere Massen in den revolutionären Klassenkampf hineinziehen und sie zur proletarischen Revolution heranführen, ausgehend von ihren brennenden Interessen und Nöten und auf Grund ihrer eigenen Erfahrung.
Wir wollen, dem Beispiel unserer ruhmreichen russischen Bolschewiki, dem Beispiel der führenden Partei der Kommunistischen Internationale, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, folgend, den revolutionären Heldenmut der deutschen, spanischen, österreichischen und anderen Kommunisten mit echtem revolutionären Realismus verbinden und mit den letzten Resten scholastischer Hohlschwätzerei über ernste politische Fragen aufräumen.
Wir wollen unsere Parteien allseitig ausrüsten für die Lösung der überaus komplizierten politischen Aufgaben, vor denen sie stehen. Dazu müssen wir ihr theoretisches Niveau immer höher heben, sie im Geiste des lebendigen Marxismus-Leninismus und nicht eines toten Doktrinärtums erziehen.
Wir wollen aus unseren Reihen das selbstzufriedene Sektierertum ausmerzen, das uns in erster Linie den Weg zu den Massen versperrt und die Durchführung einer wirklich bolschewistischen Massenpolitik hindert. Wir wollen den Kampf gegen alle konkreten Äußerungen des Rechtsopportunismus in jeder Weise verstärken, eingedenk dessen, daß die Gefahr von dieser Seite gerade in der Praxis der Durchführung unserer Massenpolitik und unseres Massenkampfes sich verstärken wird.
Wir wollen, daß die Kommunisten in jedem Lande alle Lehren aus ihrer eigenen Erfahrung, als der Erfahrung der revolutionären Vorhut des Proletariats rechtzeitig ziehen und auswerten. Wir wollen, daß sie möglichst schnell lernen, im stürmischen Meer des Klassenkampfes zu schwimmen und nicht als Beobachter und Registratoren der heranstürmenden Wogen auf dem Ufer bleiben und auf gut Wetter warten.
Das ist es, war wir wollen!
Und wir wollen das alles deshalb, weil die Arbeiterklasse, an der Spitze aller Werktätigen, zusammengeschlossen zu einer von der Kommunistischen Internationale geführten revolutionären Millionenarmee, mit einem so großen, weisen Steuermann wie unser Führer Genosse Stalin, nur auf diesem Wege sicher imstande sein wird, ihre historische Mission zu erfüllen, – den Faschismus und zusammen mit ihm den Kapitalismus vom Antlitz der Erde hinwegzufegen!
[Alle erheben sich von ihren Plätzen und bereiten Genossen Dimitroff eine stürmische Ovation.
Von allen Seiten Rufe der Delegierten in verschiedenen Sprachen: „Hurra, es lebe Genosse Dimitroff!“
Machtvoll ertönt die Internationale in allen Sprachen der Welt.
Wiederholter zunehmender Beifallssturm. Die Delegierten erheben die Fäuste zum „Rot Front“-Gruß.
Rufe: „Es lebe Genosse Stalin, es lebe Genosse Dimitroff!“
Ruf: „Genossen Dimitroff, dem Bannerträger der Komintern, ein bolschewistisches Hurra!“
Ruf in bulgarischer Sprache: „Genossen Dimitroff, dem heroischen Kämpfer der Kommunistischen Internationale gegen den Faschismus, ein Hurra!“
Die Delegationen singen eine nach der anderen ihre revolutionären Lieder: die italienische die Bandiera rossa, die französische die Carmagnole, die deutsche den Roten Wedding, die chinesische den Marsch der chinesischen Roten Armee.]
1. Lenin, Sämtl. Werke, Bd.XXV, S.244.
2. „Chwostismus“ – Politik des Nachhinkens, Nachtrabpolitik.
3. Stalin, Über die Perspektiven der KPD und ihre Bolschewisierung, Prawda vom 3. Februar 1925.
4. Stalin, Probleme des Leninismus, Erste Folge, S. 96.
Zuletzt aktualisiert am 16.10.2003