Leo Trotzki

 

Die permanente Revolution


Vorwort zur deutschen Ausgabe

Heute, während dieses Buch für den Druck in deutscher Sprache vorbereitet wird, lauscht der ganze denkende Teil der internationalen Arbeiterklasse, und in gewissem Sinne die gesamte „zivilisierte“ Menschheit mit besonderer Spannung dem Widerhall jener wirtschaftlichen Umwälzung, die sich auf dem größten Teil des früheren Zarenreiches vollzieht. Die höchste Aufmerksamkeit erregt dabei das Problem der Kollektivisierung der Bauernwirtschaften. Und dies mit Recht. Auf diesem Gebiet trägt der Bruch mit der Vergangenheit einen besonders ausgeprägten Charakter. Eine richtige Einschätzung der Kollektivisierung ist aber ohne eine allgemeine Konzeption der sozialistischen Revolution undenkbar. Und dabei können wir uns erneut, und zwar auf einer höheren Stufe, davon überzeugen, daß es auf dem theoretischen Gebiet des Marxismus für das praktische Handeln nichts Gleichgültiges gibt. Die entlegensten und, wie es scheinen könnte, ganz „abstrakten“ Meinungsverschiedenheiten, wenn sie bis zu Ende durchdacht werden, müssen sich früher oder später in der Praxis äußern und diese läßt keinen einzigen theoretischen Fehler ungestraft.

Die Kollektivisierung der Bauernwirtschaften ist selbstverständlich der notwendigste und fundamentalste Teil der sozialistischen Umwandlung der Gesellschaft. Jedoch werden Umfang und Tempo der Kollektivisierung nicht allein von dem Willen der Regierung bestimmt, sondern letzten Endes von den ökonomischen Faktoren: von der Höhe des wirtschaftlichen Niveaus des Landes, von dem Verhältnis zwischen Industrie und Landwirtschaft, also folglich auch von den technischen Hilfsquellen der Landwirtschaft selbst.

Die Industrialisierung ist der treibende Faktor der gesamten neueren Kultur und damit die einzig denkbare Grundlage des Sozialismus. Bei den Verhältnissen in der Sowjetunion bedeutet die Industrialisierung vor allem die Festigung der Basis des Proletariats als der herrschenden Klasse. Gleichzeitig schafft sie die materiellen und technischen Voraussetzungen für die Kollektivisierung der Landwirtschaft. Das Tempo dieser beiden Prozesse steht in einer inneren Abhängigkeit zueinander. Das Proletariat ist an dem höchsten Tempo dieser Prozesse insofern interessiert, als dadurch die neu aufzubauende Gesellschaft gegen die äußeren Gefahren am besten geschützt ist und gleichzeitig eine Quelle für die systematische Steigerung des materiellen Niveaus der werktätigen Massen geschaffen wird.

Das zu erreichende Tempo findet aber seine Einschränkung in der materiellen und kulturellen Gesamtlage des Landes, in den gegenseitigen Beziehungen zwischen Stadt und Land und in den dringendsten Bedürfnissen der Massen, die nur bis zu einem bestimmten Grade ihren heutigen Tag zugunsten des morgigen zu opfern imstande sind. Die besten und vorteilhaftesten Tempos sind jene, die nicht nur im gegenwärtigen Augenblick die schnellste Entwicklung der Industrie und der Kollektivisierung ergeben, sondern die auch den nötigen Widerstand des gesellschaftlichen Regimes sichern, d. h. vor allem die Festigung des Bündnisses zwischen den Arbeitern und den Bauern, das allein die Möglichkeit der weiteren Erfolge vorbereitet.

Von diesem Standpunkt aus gesehen wird jenes historische Gesamtkriterium von entscheidender Bedeutung, das der Partei und Staatsleitung für die Entwicklung der Wirtschaft als Planwirtschaft richtunggebend ist. Dabei sind zwei prinzipielle Variationen möglich:

  1. der oben charakterisierte Kurs auf die ökonomische Festigung der Diktatur des Proletariats in einem Lande bis zu den weiteren Siegen der internationalen proletarischen Revolution (Standpunkt der linken Opposition);
  2. der Kurs auf die Errichtung einer isolierten nationalen sozialistischen Gesellschaft, und zwar in „kürzester historischer Frist“ (der heutige offizielle Standpunkt).

Das sind zwei verschiedene und letzten Endes einander entgegengesetzte theoretische Konzeptionen des Sozialismus. Aus ihnen folgen grundverschiedene Strategien und grundverschiedene Taktiken.

Wir können im Rahmen dieses Vorwortes die Frage des Aufbaues des Sozialismus in einem Lande nicht erneut untersuchen. Diesem Thema sind andere Arbeiten gewidmet, insbesondere die Kritik des Programms der Komintern. Hier wollen wir uns auf die grundlegenden Elemente dieser Frage beschränken. Wir wollen zuallererst daran erinnern, daß die Theorie des Sozialismus in einem Lande zum ersten Male im Herbst 1924 von Stalin formuliert wurde, in völligem Gegensatz nicht nur zu den Traditionen des Marxismus und der Schule Lenins, sondern auch zu dem, was Stalin selbst noch im Frühjahr des gleichen Jahres 1924 geschrieben hatte. Die Tiefe der Abkehr der Stalinschen „Schule“ vom Marxismus in Fragen des sozialistischen Aufbaues ist in prinzipieller Hinsicht nicht weniger bedeutend und radikal als zum Beispiel der Bruch der deutschen Sozialdemokratie mit dem Marxismus in Fragen des Krieges und des Patriotismus im August 1914, d. h. genau zehn Jahre vor der Stalinschen Wendung. Diese Gegenüberstellung hat keinen zufälligen Charakter. Der „Irrtum“ Stalins und der „Irrtum“ der deutschen Sozialdemokratie bedeuten: Nationalsozialismus.

Der Marxismus geht von der Weltwirtschaft aus nicht als einer Summe nationaler Teile, sondern als einer gewaltigen, selbständigen Realität, die durch internationale Arbeitsteilung und den Weltmarkt geschaffen wurde und in der gegenwärtigen Epoche über die nationalen Märkte herrscht. Die Produktivkräfte der kapitalistischen Gesellschaft sind längst über die nationalen Grenzen hinausgewachsen. Der imperialistische Krieg war eine der Äußerungen dieser Tatsache. Die sozialistische Gesellschaft muß in produktionstechnischer Hinsicht im Vergleich zu der kapitalistischen Gesellschaft ein höheres Stadium darstellen. Sich das Ziel zu stecken, eine national isolierte sozialistische Gesellschaft aufzubauen, bedeutet, trotz aller vorübergehenden Erfolge, die Produktivkräfte, sogar im Vergleich zum Kapitalismus, zurückzerren zu wollen. Der Versuch, unabhängig von den geographischen, kulturellen und historischen Bedingungen der Entwicklung des Landes, das einen Teil der Weltgesamtheit darstellt, eine in sich selbst abgeschlossene Proportionalität aller Wirtschaftszweige in nationalem Rahmen zu verwirklichen, bedeutet, einer reaktionären Utopie nachzujagen. Wenn die Verkünder und Anhänger dieser Theorie trotzdem an dem internationalen revolutionären Kampfe teilnehmen (mit welchem Erfolg ist eine andere Frage), so deshalb, weil sie als hoffnungslose Eklektiker den abstrakten Internationalismus mit dem reaktionären utopischen Nationalsozialismus mechanisch vermengen. Den vollkommensten Ausdruck dieser Eklektik bietet das vom VI. Kongreß angenommene Programm der „Kommunistischen Internationale“.

Um in aller Anschaulichkeit einen der theoretischen Hauptfehler zu zeigen, der der nationalsozialistischen Konzeption zugrunde liegt, können wir nichts Besseres tun, als die vor kurzem veröffentlichte Rede Stalins zu zitieren, die den inneren Fragen des amerikanischen Kommunismus gewidmet ist. [1]

„Es wäre falsch“, sagt Stalin, sich gegen eine kommunistische Fraktion wendend, „die spezifischen Besonderheiten des amerikanischen Kapitalismus unberücksichtigt zu lassen. Die Kommunistische Partei muß sie bei ihrer Arbeit in Betracht ziehen. Es wäre aber noch verfehlter, wollte man die Tätigkeit der Kommunistischen Partei auf diesen spezifischen Eigenschaften aufbauen, denn die Basis, auf die sich die Tätigkeit einer jeden kommunistischen Partei, darunter auch der amerikanischen, stützen muß, bilden die allgemeinen Eigenschaften des Kapitalismus, die im wesentlichen für alle Länder gleich sind, nicht aber die spezifischen Eigenschaften eines Landes. Darauf eben beruht der Internationalismus der kommunistischen Parteien. Die spezifischen Eigenschaften sind nur Ergänzungen zu den allgemeinen Eigenschaften.“ (Bolschewik, Nr. 1, 1930, unterstrichen von mir.)

Diese Zeilen lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Unter dem Schein einer ökonomischen Begründung des Internationalismus gibt Stalin in Wirklichkeit eine Begründung des Nationalsozialismus. Es ist falsch, daß die Weltwirtschaft einfach die Summe gleichartiger nationaler Teile darstelle. Es ist falsch, daß die spezifischen Eigenschaften „nur Ergänzungen zu den allgemeinen Eigenschaften“ seien, etwa wie eine Warze auf dem Gesicht. In Wirklichkeit bilden die nationalen Eigenschaften eine eigenartige Vermengung der wesentlichen Triebkräfte des Weltprozesses. Diese Eigenarten können während einer Reihe von Jahren für die revolutionäre Strategie von entscheidender Bedeutung sein. Es genügt an die Tatsache zu erinnern, daß das Proletariat eines zurückgebliebenen Landes viele Jahre vor dem Proletariat der fortgeschrittenen Länder an die Macht gelangt ist. Schon diese historische Lehre allein zeigt, daß es, entgegen der Behauptung Stalins, ganz falsch ist, die Tätigkeit der kommunistischen Parteien auf einige „allgemeine Eigenschaften“, d. h. auf einen abstrakten Typus des nationalen Kapitalismus zu stützen. Vom Grunde aus falsch ist die Behauptung, es beruhe darauf der „Internationalismus der kommunistischen Parteien“. In Wirklichkeit beruht er auf der Unhaltbarkeit des nationalen Staates, der sich längst überlebt hat und zum Hemmnis für die Entwicklung der Produktivkräfte geworden ist. Der nationale Kapitalismus kann nicht anders verstanden, geschweige anders umgestaltet werden, denn als ein Teil der Weltwirtschaft.

Die ökonomische Eigenart der verschiedenen Länder hat keinesfalls einen untergeordneten Charakter: man braucht nur England und Indien, die Vereinigten Staaten und Brasilien zu vergleichen. Aber die spezifischen Eigenarten der Nationalwirtschaft, so groß diese auch sein mögen, gehen, und zwar in wachsendem Maße, als Bestandteile in jene höhere Realität ein, die sich Weltwirtschaft nennt, und auf der allein letzten Endes der Internationalismus der kommunistischen Parteien beruht.

Die Stalinsche Charakteristik der nationalen Eigenart, als einer einfachen „Ergänzung“ zu dem allgemeinen Typus, steht in schreiendem und doch nicht zufälligem Widerspruch zu dem Stalinschen Verständnis (d. h. Unverständnis) für das Gesetz der ungleichmäßigen Entwicklung des Kapitalismus. Bekanntlich ist dieses Gesetz von Stalin als das grundlegendste, wichtigste, universellste proklamiert worden. Mit Hilfe des Gesetzes von der ungleichmäßigen Entwicklung, das er in eine Abstraktion verwandelt hat, versucht Stalin, alle Rätsel des Seins zu lösen. Erstaunlich dabei ist, wie er es gar nicht bemerkt, daß gerade die nationale Eigenart das allgemeinste Produkt der Ungleichmäßigkeit der historischen Entwicklung, ja sozusagen ihr Endergebnis ist. Man muß diese Ungleichmäßigkeit nur richtig verstehen, sie in ihrem ganzen Umfange betrachten und auf die vorkapitalistische Vergangenheit ausdehnen. Die schnellere oder langsamere Entwicklung der Produktivkräfte; der breit entfaltete oder der zusammengedrängte Charakter ganzer historischer Epochen, zum Beispiel Mittelalter, Zunftordnung, aufgeklärter Absolutismus, Parlamentarismus; die ungleichmäßige Entwicklung verschiedener Wirtschaftszweige, verschiedener Klassen, verschiedener sozialer Institutionen, verschiedener Gebiete der Kultur – das alles bildet die Basis der nationalen „Eigenarten“. Die Eigenart des national-sozialen Typus ist die Kristallisierung der Ungleichmäßigkeiten seiner Bildung.

Die grandioseste aller Äußerungen der Ungleichmäßigkeit des historischen Prozesses ist die Verwirklichung der Oktoberrevolution. Die Theorie der permanenten Revolution, die die Prognose der Oktoberumwälzung gab, stützte sich allein damit auf das Gesetz der Ungleichmäßigkeit der historischen Entwicklung, aber nicht in dessen abstrakter Form, sondern in seiner materiellen Kristallisierung in der sozialen und politischen Eigenart Rußlands.

Stalin hat das Gesetz von der Ungleichmäßigkeit der Entwicklung herangezogen, nicht um rechtzeitig die Machteroberung durch das Proletariat in einem zurückgebliebenen Lande vorauszusagen, sondern um später, post factum, im Jahre 1924, dem bereits siegreichen Proletariat die Aufgabe des Aufbaues einer nationalen sozialistischen Gesellschaft aufzudrängen. Aber gerade damit hat das Gesetz von der ungleichmäßigen Entwicklung nichts zu tun, denn es ersetzt nicht die Gesetze der Weltwirtschaft, noch schafft es sie ab, sondern, im Gegenteil, es unterwirft sich ihnen.

Indem er das Gesetz von der ungleichmäßigen Entwicklung zum Fetisch erhebt, proklamiert Stalin es als ausreichende Begründung des Nationalsozialismus, aber nicht des typischen, für alle Länder gemeinsamen, sondern des eigenartigen, messianischen, rein russischen. Eine selbständige sozialistische Gesellschaft aufzubauen, ist nach Stalin nur in Rußland möglich. Damit allein erhebt er die nationalen Besonderheiten Rußlands nicht nur über die „allgemeinen Eigenschaften“ jeder kapitalistischen Nation, sondern auch über die Weltwirtschaft in ihrer Gesamtheit. Hier beginnt eben der verhängnisvolle Riß in der ganzen Stalinschen Konzeption. Die Eigenart der USSR sei so gewaltig, daß sie innerhalb ihrer Grenzen den Aufbau eines eigenen Sozialismus zulasse, unabhängig davon, was mit der übrigen Menschheit geschehe. Was die anderen Länder betrifft, die vom Stempel des Messianismus nicht gezeichnet sind, so stellt deren Eigenart nur eine „Ergänzung“ zu den allgemeinen Eigenschaften dar, nur eine Warze auf dem Gesicht. „Es wäre falsch“, belehrt uns Stalin, „wollte man die Tätigkeit der kommunistischen Parteien auf diese spezifischen Eigenschaften aufbauen.“ Diese Moral bezieht sich auf die amerikanische Kommunistische Partei, auf die englische, südafrikanische oder serbische, aber ... nicht auf die russische, deren Tätigkeit sich nicht auf die allgemeinen Eigenschaften, sondern auf die „Eigenarten“ stützt. Daraus ergibt sich die durch und durch zwiespältige Strategie der Komintern: während die USSR die „Klassen liquidiert“ und den Sozialismus aufbaut, wird das Proletariat aller übrigen Länder, ganz unabhängig von den realen nationalen Bedingungen, zu kalendermäßig festgelegten, gleichförmigen Handlungen verpflichtet (1. August, 6. März usw.). Der messianische Nationalismus wird durch einen bürokratisch-abstrakten Internationalismus vervollständigt. Diese Zwiespältigkeit geht durch das ganze Programm der Komintern und raubt ihm jede prinzipielle Bedeutung.

Nimmt man England und Indien als die Gegenpole kapitalistischer Typen, so muß man feststellen, daß der Internationalismus des britischen und des indischen Proletariats sich keinesfalls auf die Gleichartigkeit der Bedingungen, Aufgaben und Methoden stützt, sondern auf ihre untrennbare gegenseitige Abhängigkeit. Erfolge der Freiheitsbewegung in Indien setzen die revolutionäre Bewegung in England voraus und umgekehrt. Weder in Indien noch in England ist die Errichtung einer selbständigen sozialistischen Gesellschaft möglich. Beide werden als Teile in eine höhere Gesamtheit eingehen müssen. Darin und nur darin besteht das unerschütterliche Fundament des marxistischen Internationalismus.

Ganz vor kurzem, am 8. März 1930, brachte die Prawda erneut eine Darstellung der unglückseligen Theorie Stalins in dem Sinne, daß der „Sozialismus als eine sozialökonomische Formation“, d. h. als eine bestimmte Form der Produktionsverhältnisse sich „in nationalem Maßstabe der USSR“ absolut verwirklichen lasse. Anders sei es mit dem „endgültigen Siege des Sozialismus, im Sinne einer Garantie gegen Interventionen der kapitalistischen Umkreisung“ bestellt – ein solcher endgültiger Sieg des Sozialismus „erfordert tatsächlich den Triumph der proletarischen Revolution in einigen fortgeschrittenen Ländern“. Welch tiefer Niedergang des theoretischen Denkens war erforderlich, um auf den Seiten des Zentralorgans der Partei Lenins diese klägliche Scholastik mit dem Schein der Gelehrsamkeit zu verzapfen! Läßt man einen Augenblick die Möglichkeit der Verwirklichung des Sozialismus als vollendetes Gesellschaftssystem im isolierten Rahmen der USSR zu, dann wäre das eben der „endgültige Sieg“, denn von welcher Intervention könnte dann überhaupt noch die Rede sein? Die sozialistische Gesellschaftsordnung setzt eine hohe Technik, eine hohe Kultur und eine hohe Solidarität der Bevölkerung voraus. Da es, wie man annehmen muß, zur Zeit der endgültigen Errichtung des Sozialismus in der USSR eine Bevölkerung von 200 bis 250 Millionen Menschen geben wird, so fragt es sich: von welcher Intervention könnte da überhaupt noch die Rede sein? Welcher kapitalistische Staat oder welche Koalition würde es unter solchen Umständen wagen, an eine Intervention zu denken? Die einzig denkbare Intervention könnte nur von der USSR ausgehen. Läge eine Notwendigkeit vor? Wohl kaum. Das Beispiel eines zurückgebliebenen Landes, das aus eigenen Kräften mittels einiger „Fünfjahrespläne“ eine mächtige sozialistische Gesellschaft errichtete, würde für den Weltkapitalismus den Todesstoß bedeuten und die Kosten der proletarischen Weltrevolution auf ein Minimum, wenn nicht auf Null herabsetzen. Und deshalb führt die ganze Stalinsche Konzeption eigentlich zur Liquidierung der kommunistischen Internationale. Welche historische Bedeutung könnte sie in der Tat noch haben, wenn das Schicksal des Sozialismus in letzter Instanz vom Gosplan [2] der USSR entschieden wird? Die Aufgabe der Komintern wäre in diesem Falle, gemeinsam mit der berüchtigten „Gesellschaft der Freunde der Sowjetunion“ den Aufbau des Sozialismus gegen eine Intervention zu schützen, also im wesentlichen hätte sie die Rolle einer Grenzwache zu spielen.

Der bereits oben erwähnte Aufsatz bekräftigt die Richtigkeit der Stalinschen Konzeption durch die allerneuesten ökonomischen Argumente:

„... gerade jetzt“, sagte die Prawda, „wo die Produktionsverhältnisse auf sozialistischer Basis außer in die Industrie auch immer mehr in die Landwirtschaft eindringen, durch das Wachsen der Sowchosen, durch die quantitativ und qualitativ gigantisch wachsende Kollektivisierungsbewegung und durch die Liquidierung des Kulakentums als Klasse auf der Grundlage der durchgehenden Kollektivisierung, wird der tägliche Bankrott der trotzkistisch-sinowjewschen Niederlagen-Theorie besonders klar, die ihrem Kern nach die ‚menschewistische Ablehnung der Rechtmäßigkeit der Oktoberrevolution‘ (Stalin) bedeutet.“ (Prawda vom 8. März 1930)

Diese Zeilen sind wirklich bemerkenswert, und zwar nicht allein ihres ungezwungenen Tones wegen, der die völlige Gedankenverwirrung verschleiert. Gemeinsam mit Stalin beschuldigt der Autor die „trotzkistische“ Konzeption der „Ablehnung der Rechtmäßigkeit der Oktoberrevolution“. Aber gerade auf Grund seiner Konzeption, d. h. der Theorie der permanenten Revolution, hat der Autor dieser Zeilen die Unvermeidlichkeit der Oktoberrevolution 13 Jahre vor ihrer Verwirklichung vorausgesagt. Und Stalin? Noch nach der Februarrevolution, d. h. 7 bis 8 Monate vor der Oktoberumwälzung, trat er als revolutionärer Vulgärdemokrat auf. Es war die Ankunft Lenins in Petrograd (3. April 1917) und Lenins erbarmungsloser Kampf gegen die von ihm damals verlachten, stolztuenden „alten Bolschewiki“ erforderlich, damit Stalin vorsichtig und unauffällig von der demokratischen Position zur sozialistischen hinüberrutschte. Dieses innerliche „Hinauswachsen“ Stalins, das übrigens niemals bis zu Ende ging, geschah jedenfalls nicht eher, als etwa zwölf Jahre nachdem die Rechtmäßigkeit der Eroberung der Macht durch das russische Proletariat vor dem Beginn der proletarischen Revolution im Westen nachgewiesen worden war.

Aber als wir die theoretische Prognose der Oktoberrevolution ausarbeiteten, meinten wir keinesfalls, daß das russische Proletariat durch die Eroberung der Staatsmacht das frühere zaristische Imperium aus dem Kreis der Weltwirtschaft ausschließen würde. Wir Marxisten kennen die Rolle und die Bedeutung der Staatsmacht. Sie ist keinesfalls ein passives Abbild der ökonomischen Prozesse, wie es die sozialdemokratischen Helfershelfer des bürgerlichen Staates fatalistisch schildern. Die Macht kann von gewaltiger, sowohl reaktionärer wie fortschrittlicher Bedeutung sein, je nachdem, welche Klasse die Macht innehat. Immerhin bleibt die Staatsmacht eine Waffe des Überbaus. Der Übergang der Macht aus den Händen des Zarismus und der Bourgeoisie in die Hände des Proletariats schafft weder die Prozesse noch die Gesetze der Weltwirtschaft ab. Es ist wahr, während einer gewissen Zeit nach der Oktoberrevolution waren die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und dem Weltmarkte schwächer geworden. Es wäre jedoch ein ungeheuerlicher Fehler, eine Erscheinung zu verallgemeinern, die nur eine kurze Etappe des dialektischen Prozesses darstellt. Die internationale Arbeitsteilung und der übernationale Charakter der gegenwärtigen Produktivkräfte behalten nicht nur ihre Bedeutung, sondern sie werden diese Bedeutung für die Sowjetunion mit deren ökonomischen Aufstieg verdoppeln und verzehnfachen.

Jedes zurückgebliebene Land, das sich dem Kapitalismus anschließt, macht verschiedene Stadien einer bald sinkenden, bald steigenden Abhängigkeit von den übrigen kapitalistischen Ländern durch, im ganzen aber führt die Tendenz der kapitalistischen Entwicklung in die Richtung der kolossalen Zunahme der Weltverbindungen, was sich in dem wachsenden Umfange des Außenhandels äußert, einschließlich des Kapitalhandels. Die Abhängigkeit Englands von Indien trägt natürlicherweise qualitativ einen anderen Charakter als die Abhängigkeit Indiens von England. Dieser Unterschied wird im wesentlichen durch den Unterschied des Entwicklungsgrades der Produktivkräfte, nicht aber durch den Grad ihrer wirtschaftlichen Selbstgenügsamkeit bestimmt. Indien ist Kolonie, England Metropole. Würde man jedoch heute über England die ökonomische Blockade verhängen, dann würde es eher zugrunde gehen als, unter einer gleichen Blockade, Indien. Das ist nebenbei gesagt die überzeugendste Illustration für die Realität der Weltwirtschaft.

Die kapitalistische Entwicklung – nicht im Sinne der abstrakten Formeln des zweiten Bandes des „Kapitals“, die ihre volle Bedeutung als eine Etappe der Analyse behalten, sondern im Sinne der historischen Wirklichkeit – vollzog sich durch die systematische Verbreiterung ihrer Basis, und konnte sich nicht anders vollziehen. Im Prozesse seiner Entwicklung, folglich im Kampfe mit seinen inneren Widersprüchen, wendet sich jeder nationale Kapitalismus in immer steigendem Maße an die Reserven des „Außenmarktes“, d. h. der Weltwirtschaft. Die unaufhaltsame Expansion, die aus den permanenten inneren Krisen des Kapitalismus erwächst, bildet eine fortschrittliche Kraft, bevor sie für den Kapitalismus tödlich wird.

Die Oktoberrevolution erbte von dem alten Rußland neben den inneren Widersprüchen des Kapitalismus die nicht weniger tiefen Widersprüche zwischen dem Kapitalismus in seiner Gesamtheit und den vorkapitalistischen Formen der Produktion. Diese Widersprüche hatten (und haben noch heute) einen realen Charakter, d. h. sie sind in dem materiellen Verhältnis zwischen Stadt und Land, in den bestimmten Proportionen oder Disproportionen der verschiedenen Zweige der Industrie und der Volkswirtschaft usw. enthalten. Einige Wurzeln dieser Widersprüche liegen unmittelbar in den geographischen und demographischen Bedingungen des Landes, d. h. sie werden von dem Überfluß oder dem Mangel der einen oder der anderen natürlichen Hilfsquelle, durch die historisch entstandene Verteilung der Volksmassen usw. genährt. Die Stärke der Sowjetwirtschaft liegt in der Nationalisierung der Produktionsmittel und in deren planmäßiger Ausnutzung. Die Schwäche der Sowjetwirtschaft dagegen besteht außer in der von der Vergangenheit vererbten Rückständigkeit, in ihrer heutigen, nachrevolutionären Isoliertheit, d. h. in der Unmöglichkeit, die Hilfsquellen der Weltwirtschaft, und zwar nicht nur auf sozialistische, sondern auch auf kapitalistische Art, sich nutzbar zu machen, d. h. in Form von internationalen Krediten und „Finanzierungen“ überhaupt, die für zurückgebliebene Länder von entscheidender Bedeutung sind. Die Widersprüche zwischen der kapitalistischen und der vorkapitalistischen Vergangenheit verschwinden nicht nur nicht von selbst, sondern sie werden aus dem Dämmerzustand der Jahre des Verfalls und Niedergangs erweckt, verschärfen sich gleichzeitig mit dem Wachstum der Sowjetwirtschaft und fordern zu ihrer Überwindung oder auch nur Milderung auf Schritt und Tritt den Anschluß an die Hilfsquellen des Weltmarktes.

Um das zu begreifen, was gegenwärtig auf dem Riesenterritorium, das die Oktoberrevolution zu neuem Leben erweckt hat, vor sich geht, muß man sich klar vorstellen, daß sich zu den alten, heute durch die wirtschaftlichen Erfolge aufgelebten Widersprüchen, ein neuer gewaltiger Widerspruch hinzugesellt hat: zwischen dem konzentrierten Charakter der Sowjetindustrie, der ein ungeahntes Entwicklungstempo eröffnet, und der Isoliertheit der Sowjetwirtschaft, die die Möglichkeit einer normalen Ausnutzung der Reserven der Weltwirtschaft ausschließt. Drückend auf die alten Disharmonien führt dieser neue Widerspruch dazu, daß neben den ungeheuren Erfolgen qualvolle Schwierigkeiten erwachsen. Ihren unmittelbaren und stärksten Ausdruck, der von jedem Arbeiter und Bauern täglich empfunden wird, finden sie in der Tatsache, daß die Lage der werktätigen Massen mit dem allgemeinen Aufstieg der Wirtschaft sich nicht in gleichem Schritt bessert, sondern augenblicklich infolge der Verpflegungsschwierigkeiten sogar verschlechtert. Die scharfen Krisen der Sowjetwirtschaft mahnen: die Produktivkräfte, die der Kapitalismus geschaffen hat, sind dem nationalen Rahmen nicht angepaßt und können sozialistisch nur in internationalem Maßstabe in Übereinstimmung und Harmonie gebracht werden. Mit anderen Worten, die Krisen der Sowjetwirtschaft sind nicht Krankheitserscheinungen des Wachstums, sozusagen Kinderkrankheiten, sondern etwas unermeßlich Bedeutsameres: ernste Zurechtweisungen seitens des Weltmarktes, jenes Weltmarktes, „dem wir – nach dem Worte Lenins – unterworfen sind und mit dem wir verbunden sind und von dem wir uns nicht lostrennen können“. (Auf dem XI. Parteitag, 7. März 1922). Daraus ergibt sich aber keinesfalls die Schlußfolgerung von der historischen „Unrechtmäßigkeit“ der Oktoberrevolution, eine Schlußfolgerung, die nach schändlichem Philistertum riecht. Die Eroberung der Macht durch das internationale Proletariat kann niemals ein einziger, gleichzeitiger Akt sein. Der politische Überbau – und die Revolution gehört zum „Überbau“ – besitzt seine eigene Dialektik, die gebieterisch in den ökonomischen Weltprozeß eingreift, aber dessen tiefere Gesetzmäßigkeiten nicht abschafft. Die Oktoberrevolution ist „rechtmäßig“ als die erste Etappe der Weltrevolution, die sich unvermeidlich auf Jahrzehnte erstreckt. Die Pause zwischen der ersten und der zweiten Etappe ist bedeutend länger geworden, als wir es erwartet hatten. Aber doch bleibt sie eine Pause, ohne sich in eine selbstgenügsame Epoche des Aufbaus einer nationalen sozialistischen Gesellschaft zu verwandeln.

Aus den zwei Konzeptionen der Revolution ergeben sich zwei leitende Linien in den Fragen der Wirtschaft. Die ersten schnellen ökonomischen Erfolge, die er gar nicht erwartet hatte, haben Stalin im Herbst 1924 den Gedanken des Sozialismus in einem Lande als die Krönung der praktischen Perspektive einer isolierten nationalen Wirtschaft eingegeben. Gerade in dieser Periode stellte Bucharin seine berühmte Formel auf: geschützt durch das Außenhandelsmonopol vor der Weltwirtschaft, seien wir imstande, den Sozialismus aufzubauen, „wenn auch im Schneckentempo“. Das war die allgemeine Formel des Blocks der Zentristen (Stalin) mit den Rechten (Bucharin). Stalin versuchte schon damals unermüdlich nachzuweisen, daß das Tempo unserer Industrialisierung unsere „innere Angelegenheit“ sei, die zur Weltwirtschaft in keiner Beziehung stehe. Diese nationale Selbstzufriedenheit konnte sich natürlicherweise auf die Dauer nicht halten, da sie ja nur die erste kurze Etappe der wirtschaftlichen Belebung widerspiegelte, die notwendigerweise auch unsere Abhängigkeit vom Weltmarkte belebte. Die ersten, den National-Sozialisten unerwartet gekommenen Stöße der internationalen Abhängigkeit, erzeugten eine Unruhe, die im nächsten Stadium in eine Panik überging. So schnell wie möglich mit Hilfe des höchsten Tempos der Industrialisierung und Kollektivisierung die ökonomische „Unabhängigkeit“ gewinnen! – das war die Wandlung in der Wirtschaftspolitik des National-Sozialismus in den letzten zwei Jahren. Die Zauderpolitik wurde auf der ganzen Linie durch das Abenteurertum abgelöst. Die theoretische Basis der beiden Erscheinungen ist die gleiche: die national-sozialistische Konzeption.

Die grundlegenden Schwierigkeiten ergeben sich, wie oben gezeigt, aus der objektiven Lage der Dinge, vor allem aus der Isoliertheit der Sowjetunion. Wir wollen hier nicht untersuchen, in welchem Maße diese objektive Lage als das Resultat der Fehler der Leitung zu betrachten ist (die falsche Politik im Jahre 1923 in Deutschland, 1924 in Bulgarien und Estland, 1926 in England und Polen, in den Jahren 1925-27 in China, die gegenwärtige falsche Strategie der „dritten Periode“ usw, usw.). Die akutesten wirtschaftlichen Zuckungen in der USSR werden jedoch dadurch erzeugt, daß die heutige Leitung sich bemüht, aus der Not eine Tugend zu machen und auf der politischen Isoliertheit des Arbeiterstaates das Programm einer ökonomisch isolierten sozialistischen Gesellschaft aufzubauen. Daraus entstand das neueste Programm der durchgehenden sozialistischen Kollektivisierung der Bauernwirtschaften auf dem Fundament des vorkapitalistischen Inventars – das gefährlichste Abenteuer, das allein schon die Möglichkeit einer Zusammenarbeit von Proletariat und Bauernschaft zu untergraben droht.

Es ist bemerkenswert, daß gerade in dem Augenblick, als sich diese Gefahr in aller Schärfe anzuzeigen begann, Bucharin, der gestrige Theoretiker des „Schneckentempos“, einen pathetischen Hymnus auf den heutigen „rasenden Galopp“ der Industrialisierung und Kollektivisierung verfaßte. Man muß befürchten, daß dieser Hymnus bald als die größte Ketzerei gebrandmarkt werden wird. Denn man vernimmt schon den Klang anderer Melodien. Unter dem Einfluß des Widerstandes der wirtschaftlichen Materie war Stalin gezwungen, Alarm zum Rückzug zu schlagen. Im Augenblick besteht die Gefahr darin, daß die gestrige, von Panik diktierte abenteuerliche Offensive sich heute in einen panischen Rückzug verwandelt. – Solches Wechseln der Etappen ergibt sich unvermeidlich aus der Natur des Nationalsozialismus.

Das reale Programm eines isolierten Arbeiterstaates kann sich nicht die „Unabhängigkeit“ von der Weltwirtschaft als Ziel stellen und noch weniger, „in kürzester Frist“ eine nationalsozialistische Gesellschaft aufzubauen. Die Aufgabe kann nicht darin bestehen, das abstrakt maximale Tempo zu erreichen, sondern das optimale, d. h. das beste Tempo, das sich sowohl aus den inneren wie aus den internationalen Wirtschaftsbedingungen ergibt, das die Position des Proletariats sichert, die nationalen Elemente für die künftige internationale sozialistische Gesellschaft vorbereitet und gleichzeitig und hauptsächlich das Lebensniveau des Proletariats systematisch verbessert und dessen Bündnis mit den nicht ausbeuterischen Massen des Dorfes festigt. Diese Perspektive muß in Kraft bleiben während der gesamten Vorbereitungsperiode, d. h. bis die siegreiche Revolution in den fortgeschrittenen Ländern die Sowjetunion aus ihrer heutigen isolierten Lage befreien wird.

Einige von den hier geäußerten Gedanken sind in anderen Arbeiten des Autors ausführlicher dargelegt, insbesondere in seiner Kritik des Programms der Komintern. Wir beabsichtigen, in der nächsten Zeit eine Broschüre herauszugeben, die speziell der Analyse der heutigen Etappe der wirtschaftlichen Entwicklung der USSR gewidmet sein wird. Wir sind gezwungen, den Leser, der sich näher dafür interessiert, wie das Problem der permanenten Revolution heute gestellt wird, auf diese Arbeit zu verweisen. Aber auch die oben angeführten Erwägungen werden, wie wir hoffen, genügen, um die ganze Bedeutung des prinzipiellen Kampfes aufzudecken, der in den letzten Jahren um die zwei Theorien geführt wurde: des Sozialismus in einem Lande und der permanenten Revolution. Schon diese aktuelle Bedeutung der Frage rechtfertigt die Tatsache, daß wir den ausländischen Lesern hier ein Buch bieten, das zu einem großen Teile der kritischen Rekonstruierung der vorrevolutionären Prognosen und der theoretischen Auseinandersetzungen unter den russischen Marxisten gewidmet ist. Es wäre gewiß möglich gewesen, eine andere Form der Darstellung der uns interessierenden Fragen zu wählen. Die Form aber ist nicht vom Autor geschaffen und von ihm nicht freiwillig gewählt worden. Sie wurde ihm zum Teil durch den Willen des Gegners, zum Teil durch den Gang der politischen Entwicklung selbst aufgezwungen. Sogar die Wahrheiten der Mathematik, der abstraktesten aller Wissenschaften, werden am deutlichsten anschaulich in Verbindung mit der Geschichte ihrer Entdeckungen. Um so mehr gilt das für die konkreteren, d. h. historisch bedingten Wahrheiten der marxistischen Politik. Die Geschichte der Entstehung und der Entwicklung der Prognosen der Revolution unter den Bedingungen des vorrevolutionären Rußlands führt, wie uns scheint, den Leser an das Wesen der revolutionären Aufgaben des Weltproletariats näher heran als eine schulmäßige und pedantische Darstellung der gleichen politischen Ideen, aber losgelöst von der Kampfsituation, die sie erzeugt hat.

Verschiedene Gruppierungen der deutschen Kommunistischen Partei sind zur Macht gekommen oder haben um die Macht gekämpft, indem sie ihre Tauglichkeit als Führer durch eine Kritik an der permanenten Revolution nachgewiesen haben. Doch hat sich diese ganze Literatur – Maslow, Thalheimer usw. – auf einem so jämmerlichen Niveau bewegt, daß sie nicht einmal Anlaß zu einer kritischen Antwort bietet. Die Thälmann, Remmele und die übrigen heutigen Führer auf Bestellung haben die Frage noch eine Stufe tiefer hinabgedrückt. Alle diese Kritiker haben nur gezeigt, daß sie nicht bis an die Schwelle des Problems heranzukommen vermochten. Ich habe sie deshalb ... hinter der Schwelle stehenlassen. Wer sich für die theoretische Kritik der Maslow, Thalheimer und der anderen interessieren sollte, der möge nach der Lektüre dieses Buches zu den Schriften der genannten Autoren greifen, um sich von deren Unbildung und Gewissenlosigkeit zu überzeugen. Dieses Resultat wird dem Leser der vorliegenden Arbeit sozusagen als Zugabe geboten.

29. März 1930

L. Trotzki


Fußnoten

1. Diese Rede, gehalten am 6. Mai 1929, ist erst Anfang 1930 veröffentlicht worden, und zwar unter Umständen, die ihr eine Art „programmatischer“ Bedeutung verleihen.

2. Gosplan – Abkürzung für die Staatskommission der Planwirtschaft.

 


Zuletzt aktualisiert am 17.2.2011