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Aus: Sächsische Arbeiter-Zeitung, Nr. 26 (2. Februar 1898).
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Der Ausgang des Maschinenbauerstreiks wird in der Frankfurter Zeitung besprochen. Dabei ist das Unternehmerblatt in der glücklichen Lage, in der Hauptsache die Darlegungen des Vorwärts über den Streik und seine Lehren wiederzugeben und sie zu den seinigen zu machen. Die Frankfurter Zeitung bezeichnet es als interessant im Komparativ, dass „ die richtigen Lehren“ aus dem Streik auch im Vorwärts gezogen werden, druckt die ausschlaggebenden Stellen aus dem Artikel des Vorwärts ab und sagt schließlich:
„Man wird zugeben, dass eine solche Sprache bisher in Arbeiterblättern nicht zu finden war. Hier bekundet sich also wiederum ein großer Fortschritt in der deutschen Arbeiterbewegung, Rückhaltlos wird im Vorwärts zugegeben, dass die Maschinenbauer zu viel verlangten, d. h. mehr als die Lage des Weltmarktes gestattete. Sowohl hinsichtlich der Arbeitszeit, als der sonstigen Arbeitsbedingungen gingen die Forderungen der Arbeiter über das hinaus, was die Unternehmer gewähren konnten.“
Wir können es begreifen, dass das Kapitalistenblatt so erfreut ist über das, was es im Vorwärts über den Streik gelesen, nur möchten wir unser Veto dagegen einlegen, dass das Urteil des Vorwärts oder vielmehr seines englischen Korrespondenten [E. Bernstein] als ein großer Fortschritt der Arbeiterbewegung zu gelten habe. Es ist weder ein großer noch überhaupt ein Fortschritt und vor allem Dingen wird die darin ausgesprochene Meinung keinen Widerhall in der deutschen Arbeiterbewegung finden.
Wir geben einige der kennzeichnenden Stellen aus dem Vorwärts, die auch das Frankfurter Blatt abdruckt, wieder. Sehr merkwürdig klingt schon folgende Stelle:
„Die Unterstützung, die den Ausständigen eine liebedienerische Presse geleistet, waren von sehr zweifelhaftem Werte. Man hat sich in maßlosen Beschimpfungen der Unternehmer überboten, ihnen die Worte im Munde verfälscht, die Arbeitermasse über den wirklichen Charakter des Kampfes und die tatsächlichen Machtverhältnisse getäuscht und durch alles das der Sache der Arbeiter mehr geschadet als genützt.“
Dass es von dem Harmoniestandpunkte der Frankfurter Zeitung ein Fortschritt sein mag, wenn sozialdemokratische Blätter es als ihre Aufgabe betrachten, die Unternehmer davor in Schutz zu nehmen, dass ihnen in der Arbeiterpresse die Worte im Munde gefälscht, sie maßlos beschimpft und sie, wovon an anderer Stelle geredet wird, angeborener Schlechtigkeit geziehen werden, das mag zugegeben sein, die kämpfende revolutionäre Arbeiterpartei hat aber daran wirklich nicht das geringste Interesse und hat es bisher immer noch Blättern vom Schlage der Frankfurterin überlassen, Harmonietränen darüber zu vergießen.
Das ist jedoch noch nicht das Wesentliche in den Auslassungen des Vorwärts, wenn es auch charakteristisch ist. In der Untersuchung über die Ursachen der Niederlage der Arbeiter in ihrem Riesenkampfe, der die Sympathien der gesamten organisierten Arbeiter der Welt gefunden hat, kommt der fragliche Artikel auf die Forderungen der Maschinenbauer: Achtstündige Arbeitszeit und für alle Arbeit an Maschinen, die qualifizierte Arbeit ersetzen, die Standardlöhne dieser qualifizierten Arbeit. Dazu sagt der Artikel:
„Wird damit jedoch nicht etwas verlangt, was, wenn bloß in einem einzelnen Lande durchgeführt, ruinös für die Industrie dieses Landes wäre, zumal wenn zugleich mit dieser Forderung eine Agitation für die Verkürzung der Arbeitszeit unter das in irgend einem anderen Lande übliche Maß unternommen wird? ...
Bis jetzt haben in Weltmarktindustrien Verkürzungen der Arbeitszeit nur dadurch ohne Schädigung der Konkurrenzfähigkeit der betreffenden Betriebe durchgeführt werden können, wenn der Ausfall der Arbeitsdauer durch Verdichtung der Arbeit vermittels Vervollkommnung der Maschinerie ausgeglichen wurde. Schob die andere Forderung mit den Auslegungen, deren sie fähig war, dem nicht einen Riegel vor?“
Der Artikel geht damit aus, dass er die Arbeiter vor den „falschen Bahnen“ warnt, auf die sie geraten wären. Wir haben mit Absicht den Vorwärts so zitiert, wie ihn die Frankfurter Zeitung zitiert, und auch in der Hauptsache mit den selben Hervorhebungen, weil daraus am besten zu ersehen ist, was der Vorwärts den Arbeitern mit seinen Artikeln geleistet hat. Rücksicht auf die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe, Rücksicht darauf, ob es auch in anderen Ländern durchgeführt wird, davon sollen sich die Arbeiter in ihrem Kampfe gegen das Unternehmertum leiten lassen. Dass damit aber eigentlich der Kampf aufhört und ein Verhältnis eintritt, wie es den Wünschen kapitalistischer Harmonieapostel entspricht, ersieht man am besten aus der freudigen Zustimmung der Frankfurter Zeitung.
Der Kampf der Arbeiter gegen das Unternehmertum dreht sich einfach um Vergrößerung des Anteils der Arbeiter am Ertrage der Arbeit, im Gegensatz zum Anteil des Kapitals, und Besserung ihrer sozialen Lage durch Verkürzung der Arbeitszeit und um Erhöhung des Einflusses der Arbeiter auf die Leitung der Produktion. Der revolutionäre Charakter der Arbeiterbewegung zeigt sich darin, dass sie diesem Ziele unter allen Umständen zustreben. Sie werden taktische, Klugheitsrücksichten insoweit walten lassen müssen, als sie, soweit möglich, den richtigen Zeitpunkt fürs Losschlagen zur Durchsetzung gewisser Einzelforderungen, die auf dem Wege zu diesem Ziel liegen, abwarten, und sie werden ihre Kraft gegenüber dem Gegner richtig abzuwägen haben; Rücksichten, wie sie ihnen vom Berichterstatter des Vorwärts zugemutet werden ohne ein Wort des Widerspruchs seitens der Redaktion, bedeuten einfach ein Aufgeben des revolutionären Charakters der Arbeiterbewegung.
Wir hielten es für notwendig, besonders nachdem die Frankfurter Zeitung mit ihrem blamablen Lobe für den Vorwärts so verschwenderisch um sich geworfen, dem Urteil des Vorwärts ausdrücklich entgegenzutreten, um nicht die Meinung aufkommen zu lassen, als fände dieses Urteil ungeteilte Zustimmung in unserer Partei. Wir nehmen vielmehr als sicher an, dass der Vorwärts mit seiner Anschauung auch in dieser Frage ebenso allein stehen wird in der Partei wie er es schon mehrfach hat erleben müssen.
Zuletzt aktualisiert am 27. April 2024