//417/ Ehe wir nun mit A. Smith abschliessen, wollen wir noch zwei Stellen zitieren, die erste, worin er seinem Hass gegen das unproduktive government483 Luft macht, die zweite, worin er zu entwickeln sucht, warum Fortschritt der Industrie etc. freie Arbeit voraussetzt. Ueber Smiths Hass gegen die Pfaffen.484
Die erste Stelle lautet:
"Es ist daher die groesste Unverschaemtheit und Anmassung, wenn Koenige und Minister den Anspruch erheben, ueber die Sparsamkeit der Privatleute zu wachen und ihre Ausgaben durch Aufwandgesetze oder durch ein Einfuhrverbot auslaendischer Luxuswaren einzuschraenken. Sie sind selbst stets und ohne Ausnahme die groessten Verschwender in der Gesellschaft. Lasst sie nur gut auf ihren eigenen Aufwand achthaben, und sie koennen den Privatleuten getrost den ihrigen ueberlassen. Wenn ihre eigenen Extravaganzen den Staat nicht ruinieren, werden es die ihrer Untertanen niemals tun." (t. II, l. II, ch. III, ed. McC(/ulloch/), p. 122.)
Und noch einmal die folgende Stelle485:
"Die Arbeit einiger der angesehensten Staende der Gesellschaft ist, ebenso wie die der Dienstboten, nicht wertbildend"
</sie hat value. kostet daher ein Aequivalent, aber sie produziert keine value/>
"und fixiert oder realisiert sich nicht in einem dauerhaften Gegenstand oder einer verkaeuflichen Ware ... So sind zum Beispiel der Souverain mit allen seinen Justizbeamten und Offizieren, die ihm unterstehen, die ganze Armee und Flotte unproduktive Arbeiter. Sie sind die Diener der Gesellschaft und werden von einem Teil des jaehrlichen Produkts des Fleisses anderer Leute erhalten ... In die gleiche Klasse gehoeren ... Geistliche, Juristen, Aerzte, Literaten und Gelehrte aller Art; Schauspieler, Possenreisser, Musiker, Opernsaenger, Ballettaenzer usw." (l.c. p. 94, 95.)
Dies ist die Sprache der noch revolutionaeren Bourgeoisie, die sich die ganze Gesellschaft, Staat etc., noch nicht unterworfen hat. Diese transzendenten Beschaeftigungen, altehrwuerdig, Souverain, Richter, Offiziere, Pfaffen etc., die Gesamtheit der alten ideologischen Staende, die sie erzeugen, ihre Gelehrten, Magister und Pfaffen werden oekonomisch gleichgestellt dem Schwarm ihrer eignen Lakaien und Lustigmacher, wie sie und die richesse oisive486, Grundadel und capitalistes oisifs487, sie unterhalten. Sie sind blosse servants des public488, wie die andren ihre servants sind. Sie leben von dem produce of other people's industry489, muessen also auf das unvermeidliche Mass reduziert werden. Staat, Kirche etc, bloss berechtigt, soweit sie Ausschuesse zur Verwaltung oder Handhabung der gemeinschaftlichen Interessen der produktiven Bourgeois sind; und ihre Kosten, da sie an und fuer sich zu den faux frais de production490 gehoeren, muessen auf das unentbehrliche Minimum reduziert werden. Diese Ansicht (/hat/) historisches Interesse in ihrem scharfen Gegensatz teils zur Ansicht des antiken Altertums, worin die materiell produktive Arbeit das Brandmal der Sklaverei traegt und bloss als Piedestal fuer den citoyen oisif491 betrachtet wird, teils zu der Ansicht (/der/) aus der Aufloesung des Mittelalters hervorgehenden absoluten oder aristokratisch-konstitutionellen Monarchie, wie Montesquieu, selbst noch in ihr befangen, sie so naiv in folgendem Satz ausspricht (l. VII, ch. IV "Esprit des lois"):
"Wenn die Reichen nicht viel ausgeben, werden die Armen Hungers sterben."
Sobald die Bourgeoisie dagegen das Terrain erobert hat, teils selbst des Staats sich bemaechtigt, teils ein Kompromiss mit seinen alten Inhabern gemacht, ditto die ideologischen Staende als Fleisch von ihrem Fleisch erkannt und sie ueberall in ihre Funktionaere, sich gemaess, umgewandelt hat; sobald sie selbst nicht mehr als Repraesentant der produktiven Arbeit diesen gegenuebersteht, sondern sich ihr gegenueber die eigentlichen produktiven Arbeiter erheben und ihr ebenfalls sagen, dass sie von other people's industry lebt; sobald sie gebildet genug ist, nicht ganz in der Produktion aufzugehn, sondern auch "gebildet" konsumieren zu wollen; sobald mehr und mehr die geistigen Arbeiten selbst in ihrem Dienst sich vollziehn, in den Dienst der kapitalistischen Produktion treten, wendet sich das Blatt, und sie sucht "oekonomisch" von ihrem eignen Standpunkt aus zu rechtfertigen, was sie frueher kritisch bekaempfte. Ihre Wortfuehrer und Gewissenabeschoeniger in dieser line sind die Garniers etc, Es kommt hinzu der Eifer dieser Oekonomen, die selbst Pfaffen, Professoren etc, sind, ihre "produktive" Nuetzlichkeit zu beweisen, ihre Salaire "oekonomisch" zu rechtfertigen.
//418/ Die zweite, auf die Sklaverei bezuegliche Stelle lautet (l.c., t. III, l. IV, ch. IX, p. 549--551, ed. Garnier):
"Solche Beschaeftigungen" (d'artisan et de manufacturier492) "wurden" (in plusieurs anciens etats493) "als nur Sklaven geziemend betrachtet, und den Buergern war ihre Ausuebung verboten. Selbst in Staaten, wo dieses Verbot nicht galt, wie in Athen und Rom, war tatsaechlich das Volk von all den Beschaeftigungen ausgeschlossen, die heute gewoehnlich die unterste Klasse der staedtischen Bevoelkerung ausuebt. Diese Beschaeftigungen wurden in Athen und Rom von Sklaven der Reichen ausgefuehrt, die sie auf Rechnung ihrer Herren betrieben; und der Reichtum, die Macht und die Protektion der letzteren machten es einem armen Freien fast unmoeglich, fuer sein Arbeitsprodukt Absatz zu finden, wenn dieses Arbeitsprodukt mit dem der Sklaven des Reichen zu konkurrieren hatte. Aber Sklaven sind selten erfinderisch, und die fuer die Produktion vorteilhaftesten Verbesserungen, die die Arbeit erleichtern und abkuerzen, sei es durch Maschinen, sei es durch bessere Anordnung oder Verteilung der Arbeit, sind alle von Freien erfunden worden. Wenn gar ein Sklave sich einfallen liess, eine derartige Verbesserung vorzuschlagen, so war sein Herr geneigt, seinen Vorschlag als eine Eingebung der Faulheit und des Wunsches zu betrachten, auf Kosten des Herrn die eigene Muehe zu sparen. Der arme Sklave hatte wahrscheinlich statt einer Belohnung bloss eine sehr schlechte Aufnahme zu erwarten, vielleicht sogar eine Zuechtigung. In den Manufakturen, die mit Sklaven betrieben werden, muss folglich in der Regel, um dieselbe Menge Produkte hervorzubringen, mehr Arbeit angewendet werden als in denen, die mit Freien betrieben werden. Aus diesem Grunde ist das Arbeitsprodukt der Manufakturen der ersten Art in der Regel teurer als das der zweiten. Herr Montesquieu bemerkt, dass die ungarischen Bergwerke, obwohl nicht ergiebiger als die tuerkischen in ihrer Nachbarschaft, stets mit geringeren Kosten und daher mit groesserem Profit ausgebeutet wurden. Die tuerkischen Bergwerke werden von Sklaven ausgebeutet, und die Arme dieser Sklaven sind die einzigen Maschinen, an deren Anwendung die Tuerken jemals dachten. Die ungarischen Bergwerke werden von Freien ausgebeutet, die, um ihre Arbeit zu erleichtern und abzukuerzen, zahlreiche Maschinerie anwenden. Nach dem wenigen, was wir ueber die Preise der Manufakturprodukte in der Zeit der Griechen und Roemer wissen, scheint es, dass die von feinster Qualitaet aeusserst teuer waren."
A. Smith sagt selbst, l.c., t. III, l. IV, ch. I, p. 5494:
"Herr Locke bemerkt, dass ein Unterschied zwischen dem Geld und den anderen beweglichen Guetern zu machen ist. Alle anderen beweglichen Gueter, meint er, sind von so vergaenglicher Natur, dass man nicht sehr auf einen Reichtum bauen kann, der aus dieser Art von Guetern besteht ... Geld dagegen ist ein wirklicher Freund etc."
Und weiter, l.c. p. 24, 25:
"Die konsumablen Waren, sagt man, sind bald verrnichtet, waehrend Gold und Silber von dauerhafterer Natur sind. Wuerden sie nicht bestaendig exportiert, so koennten diese Metalle sich mehrere Jahrhunderte lang akkumulieren, so dass der wirkliche Reichtum eines Landes unglaublich anwachsen wuerde."
Der Mann des Monetarsystems schwaermt fuer Gold, Silber, weil sie Geld sind, selbstaendiges Dasein, greifbares Dasein des Tauschwerts, und unzerstoerbares, ewig dauerndes Dasein desselben, soweit ihnen nicht erlaubt wird, Zirkulationamittel zu werden, bloss verschwindende Form des Tauschwerts der Waren. Akkumulation derselben, Aufhaeufen, Schatzbildung daher seine Art, sich zu bereichern. Und wie ich im Zitat von Petty gezeigt495, (/werden/) die andren Waren selbst geschaetzt in dem Grade, worin sie mehr oder minder dauerhaft sind, also Tauschwert bleiben.
Nun wiederholt A. Smith erstens dieselbe Betrachtung ueber die relativ groessre oder geringre Dauerhaftigkeit der Waren in dem Abschnitt, wo er von der mehr oder minder der Bildung des Reichtums nuetzlichen Konsumtion spricht, je nachdem sie sich in minder oder mehr vergaenglichen Konsumtionsartikeln vollzieht.496 Also hier blickt das Monetarsystem durch; und notwendig so, da selbst bei der direkten Konsumtion der Hinterhalt bleibt, dass der //419/ Konsumtionsartikel Reichtum bleibt, Ware, also Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert, und letztres haengt von dem Grad ab, wie der Gebrauchswert dauerhaft ist, die Konsumtion also nur langsam seine Moeglichkeit, Ware zu sein oder Traeger des Tauschwerts, aufhebt.
Zweitens. In seiner zweiten Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver labour kommt er ganz in breiterer Form -- auf die Unterscheidung des Monetarsystems zurueck.
Die produktive labour
"fixiert und realisiert sich in einem besonderen Gegenstand oder einer verkaeuflichen Ware, die wenigstens noch eine Zeitlang fortbesteht, nachdem die Arbeit beendet ist. Es wird gewissermassen eine bestimmte Menge Arbeit gesammelt und gespeichert, um spaeter, wenn notwendig, verwendet zu werden."
Dagegen die improductive labour's Resultate oder services
"vergehen gewoehnlich im Augenblick ihrer Leistung und hinterlassen selten eine Spur oder einen Wert, fuer den spaeter eine gleiche Menge von Dienstleistungen beschafft werden koennte." (v. II, b. II, ch. III, ed. McCulloch, p. 94.)
Also denselben Unterschied, den das Monetarsystem zwischen Gold und Silber und den andren Waren, macht Smith mit den Waren und den services. Auch hier ist es die Akkumulation, aber nicht mehr in der Form der Schatzbildung, sondern der reellen, der Reproduktion. Die Ware vergeht in der Konsumtion, aber dann erzeugt sie Ware von hoeherem Wert wieder, oder, wenn so nicht angewandt, iat sie selbst Wert, womit andre Ware gekauft werden kann. Es ist die Eigenschaft des Produkts der Arbeit, dass es in einem plus ou moins497 dauerhaften und darum wieder veraeusserbaren Gebrauchswert existiert, in einem Gebrauchswert, worin es vendible commodity498, Traeger des Tauschwerts, selbst Ware ist -- oder in der Tat, worin es Geld ist. Die services der travailleurs improductifa werden nicht wieder Geld. Ich kann keine Schulden zahlen noch Ware kaufen, noch Surpluswert zeugende Arbeit kaufen mit den Diensten, die ich dem Advokat, Arzt, Pfaffen, Musiker etc., Staatsmann, Soldat etc. zahle. Sie sind vergangen wie vergaengliche Konsumtionsartikel.
Also au fond499 sagt Smith dasselbe wie das Monetarsystem. Bei ihnen nur die Arbeit produktiv, die Geld, Gold und Silber, zeugt. Bei Smith nur die Arbeit produktiv, die ihrem Kaeufer Geld produziert, nur dass er den Geldcharakter in allen Waren trotz ihrer Verhuellung erblickt, waehrend das Monetarsystem ihn nur in der Ware erblickt, die das selbstaendige Dasein des Tauschwerts.
Diese Unterscheidung gruendet sich auf das Wesen der buergerlichen Produktion selbst, da der Reichtum nicht gleich Gebrauchswert ist, sondern nur die Ware Reichtum ist, der Gebrauchswert als Traeger des Tauschwerts, als Geld. Was das Monetarsystem nicht begriff, wie dies Geld gemacht wird und vermehrt wird durch den Konsum der Waren, nicht durch ihre Verwandlung in Gold und Silber, worin sie als selbstaendiger Tauschwert kristallisiert sind, aber nicht nur den Gebrauchswert verlieren, sondern ihre Wertgroesse nicht veraendern.