(/2. Physiokraten und Merkantilisten ueber produktive Arbeit/)

Diese Auffassung der produktiven Arbeit folgt von selbst aus A. Smiths Auffassung vom Ursprung des Mehrwerts, also vom Wesen des Kapitals. Soweit er diese Auffassung geltend macht, folgt er der einen bei den Physiokraten und selbst Merkantilisten eingeschlagnen Richtung, sie nur von falscher Vorstellungsweise befreiend, also ihren innren Kern herausarbeitend. Die Physiokraten, in ihrer falschen Auffassung, dass nur die Agrikulturarbeit produktiv sei, machten die richtige Ansicht geltend, dass nur die Arbeit, vom kapitalistischen Standpunkt aus, produktiv ist, die einen Mehrwert schafft, und zwar nicht fuer sich selbst, sondern fuer den Eigentuemer der Produktionsbedingungen, die ein produit net4 nicht fuer sich selbst, sondern fuer den Grundeigentuemer schafft. Denn die surplus value5 oder Surplusarbeitszeit ist vergegenstaendlicht in einem surplus produce6 oder produit net. (Sie fassen dies wieder falsch; weil mehr Weizen z.B. uebrigbleibt, als Arbeiter und Paechter aufessen; aber es bleibt auch mehr Tuch uebrig als das, was Tuchmacher (Arbeiter und master) zu ihrer eignen Bekleidung beduerfen.) Die surplus value wird selbst falsch aufgefasst, weil sie falsche Vorstellung von der value haben und sie auf den Gebrauchswert der Arbeit, nicht auf Arbeitszeit, gesellschaftliche, qualitaetslose Arbeit reduzieren. Nichtsdestoweniger bleibt die richtige Bestimmung, dass die Lohnarbeit nur produktiv ist, die mehr Wert schafft, als sie kostet. A. Smith befreit dies von der falschen Vorstellung, die bei den Physiokraten damit verbunden ist.

Gehn wir von den Physiokraten auf die Merkantilisten zurueck. Auch hier ist eine Seite, die, wenn auch ihnen bewusstlos, dieselbe Ansicht von der produktiven Arbeit enthaelt. Ihnen lag die Vorstellung zugrunde, dass die Arbeit nur produktiv in den Produktionszweigen, deren Produkte, nach dem Ausland geschickt, mehr Geld zurueckbringen, als sie gekostet haben (oder als fuer sie ausgefuehrt werden musste), die also ein Land befaehigten, in besondrem Grad an den Produkten der neueroeffneten Gold- und Silberminen zu partizipieren. Sie sahen, dass in diesen Laendern rasches Wachstum des Reichtums und der Mittelklasse stattfand. Worauf beruhte in der Tat dieser Einfluss des Goldes? Der Arbeitslohn stieg nicht im Verhaeltnis wie die Warenpreise; der Arbeitslohn sank also, und damit vermehrte sich die relative Surplusarbeit, stieg die Rate des Profits, nicht weil der Arbeiter produktiver geworden, sondern weil der absolute Arbeitslohn (d.h. die Summe der Lebensmittel, die der Arbeiter erhaelt) herabgedrueckt wurde, mit einem Wort, die Lage der Arbeiter sich verschlechterte. Die Arbeit wurde also in diesen Laendern in der Tat produktiver fuer ihre Anwender. Dies fact hing mit dem influx7 der edlen Metalle zusammen; und es war dies ein wenn auch nur dunkel geahntes Motiv, weshalb die Merkantilisten die in solchen Produktionszweigen angewandte Arbeit fuer allein produktiv erklaerten.

//302/ "Das auffallende Wachstum (/der Bevoelkerung/), das in den 50 oder 60 letzten Jahren fast in ganz Europa stattfand, hat vielleicht seinen Hauptgrund in der angewachsenen Produktivitaet der amerikanischen Minen. Ein vermehrter Ueberfluss der Edelmetalle" </of course8 infolge des Sinkens ihres realen Werts/> "hebt den Preis der Waren in groessrem Verhaeltnis als den Preis der Arbeit; das drueckt die Lage des Arbeiters herab und vermehrt zugleich die Profite seines Anwenders, der so mehr zirkulierendes Kapital zum Mieten von Arbeitern anwendet, und dies befoerdert das Wachstum der Bevoelkerung ... Malthus bemerkt, dass 'die Entdeckung der Minen von Amerika, waehrend sie den Preis des Korns 3--4mal, den der Arbeit nur 2mal hob ...' Der Preis der Waren fuer den Konsum im Inland (z.B. Korn) steigt nicht unmittelbar infolge eines Einstroemens von Geld, aber da die Profitrate in der Agrikultur gegen die der Industrie faellt, wird Kapital von der erstern der letztern zugewandt: So wirft jedes Kapital einen hoeheren Profit ab als frueher, und ein Ansteigen der Profite ist immer gleich einem Fallen der Loehne." (John Barton, "Observations on the circumstances which influence the condition of the labouring classes of society", London 1817, p. 29 sqq.)

Also erstens haette sich nach Barton in der 2ten Haelfte des 18ten Jahrhunderts dasselbe Phaenomen wiederholt, das seit dem letzten 1/3 des 16. Jahrhunderts und im 17. dem Merkantilsystem den Anstoss gab. Zweitens, da nur die exportierten Waren in Gold und Silber nach seinem gesunknen Wert sich messen, waehrend die fuer home consumption9 noch fortfahren, in Gold und Silber nach seinem alten Wert gemessen zu werden (bis die Konkurrenz unter den Kapitalisten dies Messen in 2 verschiednen Massen aufhebt), so erscheint die Arbeit in den ersten Produktionszweigen als unmittelbar produktiv, d.h. Mehrwert schaffend, dadurch, dass sie den Arbeitslohn unter sein altes Niveau herabdrueckt.

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