//XX-1293a/ Massies anonyme Schrift "An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Interest" erschien 1750, Humes zweiter Teil seiner "Essays", worin sich die "Of Interest" findet, 1752, also 2 Jahre spaeter. Massie also die Prioritaet. Beide gewandt: Massies gegen Petty und Locke, Humes gegen Locke, in welchen beiden sich noch die Vorstellung findet, dass die Hoehe des Zinsfusses von der Masse des Geldes abhaengt und dass in der Tat das eigentliche Objekt of the loan57 Geld (nicht das Kapital) ist.
Massie statuiert den interest58 als blossen Teil des Profits entschiedener als Hume, der hauptsaechlich nachweist, dass der Wert des Gelds gleichgueltig fuer Zinsfuss, da die Proportion zwischen Zins und Geldkapital gegeben -- 6 p.c. z.B., also 6 l. an Wert steigen oder fallen mit dem Wert der 100 l. (also eines l.), aber die Proportion 6 dadurch nicht affiziert wird.
Beginnen wir mit Hume.
"Alles in der Welt wird mit Arbeit gekauft" ("Essays", v. I, part II, ed. 1764, London, p.289).
Die Hoehe des Zinsfusses haengt ab von der Nachfrage der Borger, der Zufuhr der Ausleiher, also Nachfrage und Zufuhr. Aber dann wesentlich voh der Hoehe der "profits arising from commerce"59. (l.c. p. 329.)
"Der groessere oder geringere Vorrat an Arbeit und Waren muss einen grossen Einfluss" (upon interest60) "haben, denn in Wirklichkeit und dem Resultat nach borgen wir diese, wenn wir Geld auf Zins borgen." (l.c. p. 337.) "Kein Mensch wird niedrigen Profit gelten lassen, wo er hohen Zins haben kann; und kein Mensch wird niedrigen Zins gelten lassen, wo er hohen Profit haben kann." (l.c. p. 335.)
Hoher Zins und hoher Profit sind beide der Ausdruck "unbedeutenden Fortschreitens von Handel und Gewerbe, nicht des Mangels an Gold und Silber" (l.c. p.329). Und "low interest"61 umgekehrt.
//1294a/ "In einem Staate, wo es nur Grundbesitzer gibt" (oder, wie er spaeter sagt, "landed gentry and peasants"62) "muessen die Borger zahlreich sein und der Zins hoch" (p. 330),
indem der nur geniessende Reichtum aus Langeweile dem Vergnuegen nachjagt, andrerseits die Produktion ausser der Agrikultur sehr beschraenkt. Umgekehrt, sobald sich commerce entwickelt hat. Die passion of gain63 (/beherrscht den/) merchant64 ganz. Er
"kennt kein groesseres Vergnuegen als das, sein Vermoegen taeglich wachsen zu sehen"65.
(Die Sucht nach Tauschwert, dem abstrakten Reichtum, wiegt hier weit vor in der nach den Gebrauchswerten.)
"Und das ist die Ursache, warum das Geschaeftsleben die Sparsamkeit vermehrt und warum unter den Kaufleuten die Geizhaelse die Verschwender ebensosehr ueberwiegen, wie unter den Grundbesitzern das Umgekehrte der Fall ist." (p.333.)
Unproduktive Arbeit:
"Advokaten und Aerzte bringen nichts Gewerbliches hervor, und ihre Reichtuemer gewinnen sie nur auf Kosten anderer, so dass sie unfehlbar die Reichtuemer von einigen ihrer Mitbuerger ebenso rasch vermindern, wie sie ihre eigenen vermehren." (p.333, 334.)
"Eine Zunahme des Handels erzeugt daher eine grosse Anzahl von Geldverleihern und bewirkt dadurch einen niedrigen Zinsfuss." (p.334.)
"Niedriger Zins und niedrige Profite im Handel sind zwei Faktoren, die einander gegenseitig foerdern, und sie stammen beide urspruenglich aus jenem ausgedehnten Handel, der reiche Kaufleute hervorbringt und das Geldkapital bedeutend macht. Wo Kaufleute grosse Kapitalien besitzen, moegen diese nun durch wenige oder viele Metallstuecke repraesentiert sein, muss es haeufig vorkommen, wenn sie des Geschaefts muede werden oder Erben haben, die zum Handel keine Neigung oder Faehigkeit haben, dass ein grosser Teil dieser Reichtuemer natuerlicherweise eine jaehrliche und sichere Revenue sucht. Die Fuelle verringert den Preis und veranlasst die Geldverleiher, sich mit einem niedrigen Zins zu begnuegen. Diese Erwaegung zwingt viele, ihr Kapital im Geschaeft zu lassen und lieber mit niedrigen Profiten vorliebzunehmen, als ihr Geld unter dem Werte anzulegen. Andrerseits, wenn der Handel grosse Ausdehnung erlangt hat und sehr grosse Kapitalien anwendet, muss die Konkurrenz unter den Kaufleuten wachsen, was die geschaeftlichen Profite in dem Grade verringert, wie sich das Geschaeftsleben selbst erweitert. Die niedrigen Profite im Handel machen die Kaufleute williger, sich mit einem niedrigen Zins zu begnuegen, wenn sie sich aus dem Geschaeftsleben zurueckziehen und zu Bequemlichkeit und Nichtstun uebergehen. Es ist also zwecklos, zu untersuchen, welcher dieser Umstaende, naemlich niedriger Zins ader niedrige Profite, die Ursache ist und welcher die Wirkung. Sie entspringen beide einem ausgedehnten Handel und foerdern einander gegenseitig ... Ein ausgedehnter Handel bringt grosse Kapitalien hervor und vermindert dadurch beide, Zins wie Profite; und bei der Verminderung des einen unterstuetzt ihn stets das entsprechende Sinken des anderen. Ich darf hinzufuegen, dass niedrige Profite so, wie sie der Erweiterung van Handel und Gewerbe entspringen, auch ihrerseits der weiteren Ausdehnung des Handels dienen, indem sie die Waren billiger machen, den Konsum ermuntern und das Gewerbe heben. Und daher.., ist der Zins das wahre Barometer des Staatswesens und sein niedriger Stand ein fast untruegliches Zeichen fuer die Bluete eines Volkes." (l.c. p. 334-336.)
(J. Massie) "An Essay on the Governing Causes of the Natural Rate of Interest; wherein the sentiments of Sir W(/illiam/) Petty and Mr. Locke, on that head, are considered", London 1750.
"Es erhellt aus diesen verschiedenen Auszuegen66, dass Herr Locke annimmt, die natuerliche Zinsrate werde bestimmt durch das Verhaeltnis, in dem die Geldmenge eines Landes einerseits zu den Schulden seiner Einwohner untereinander und andererseits zu seinem Geschaeftsleben steht; und dass Sir W. Petty sie allein von der Geldmenge abhaengig macht, so dass sie nur in bezug auf die Schulden verschiedener Meinung sind." (p.14, 15.) /XX-1294a//
//XXI-1300/ Reiche Leute, "statt ihr Geld selbst zu verwenden, verleihen es an andere Laute, damit diese Profit machen und fuer die Eigentuemer einen Anteil der zu machenden Profite zuruecklegen. Aber wenn der Reichtum eines Landes in so viele Haende verstreut und so gleichmaessig verteilt ist, dass vielen Leuten nicht genug uebrigbleibt, zwei Familien zu ernaehren, ist -- wenn sie es im Geschaeftsleben anlegen -- nur wenig Borgen moeglich; denn 2000 l. koennen, wenn sie einem Manne gehoeren, verliehen werden, weil die Zinsen davon eine Familie zu erhalten vermoegen; gehoeren sie aber zehn Maennern, so koennen sie nicht verliehen werden, weil die Zinsen keine 10 Familien zu erhalten vermoegen." (p.23, 24.)
"Von der Rate, die die Regierung fuer Geld zahlt, auf die natuerliche Zinsrate zu schliessen, ist unvermeidlich ein Trugschluss und muss es sein; die Erfahrung hat uns gezeigt, dass sie weder uebereingestimmt noch miteinander in Beziehung gestanden haben; und die Vernunft sagt uns, dass sie das niemals koennen; denn die eine hat ihre Grundlage im Profit und die andere in der Not; die erstere hat Schranken, aber die letztere nicht. Der Edelmann, der Geld borgt, um sein Land zu verbessern, und der Kaufmann oder Gewerbetreibende, der es borgt, um Geschaefte zu machen, haben Grenzen, die sie nicht ueberschreiten koennen; wenn sie durch das Geld 10% verdienen koennen, moegen sie 5% dafuer geben; aber sie werden nicht 10% geben; wer dagegen aus Not borgt, hat keine andere Schranke, und Not kennt kein Gebot." (p. 31, 32.)
"Die Berechtigung zum Zinsnehmen haengt nicht davon ab, ob jemand Profit macht oder nicht, sondern von seiner (/des Geborgten/) "Faehigkeit, Profit zu erzeugen, wenn es richtig angewandt wird." (p.49.) "Da das, was man als Zins bezahlt, fuer den Gebrauch dessen, was man borgt, ein Teil des Profits ist, den das Geborgte zu produzieren faehig ist, so muss dieser Zins stets reguliert sein durch jenen Profit." (p. 49.)
"Welcher Anteil an diesem Profit kommt dem Borger und welcher dem Verleiher von Rechts wegen zu? Und es gibt keine andere Methode, dies zu bestimmen, als durch die Meinungen der Borger und Verleiher im allgemeinen; denn Recht oder Unrecht ist in dieser Hinsicht nur, was die allgemeine Zustimmung dazu macht." (p. 49.)
"Diese Regel der Teilung des Profits ist jedoch nicht anzuwenden auf jeden Verleiher und Borger im einzelnen, sondern auf Verleiher und Borger im allgemeinen ... Bemerkenswert grosse oder kleine Gewinne sind der Entgelt der Geschicklichkeit oder des Mangels an Geschaeftskenntnis, womit die Verleiher ueberhaupt nichts zu tun haben; denn da sie durch diesen nicht Schaden leiden, brauchen sie aus jener nicht Vorteil zu ziehen. Was von einzelnen Leuten in demselben Geschaeft gesagt, ist auch auf verschiedene Arten des Geschaefts anwendhar." (p. 50.)
"Die natuerliche Zinsrate wird reguliert durch die Profite der Unternehmungen der einzelnen." (p.51.)
Warum nun der Zins 4 p.c. statt frueher 8 in England?
Weil englische Kaufleute damals "das Doppelte des Profits einheimsten, den sie jetzt machen".
Warum 3 p.c. in Holland, 5 und 6 in Frankreich, Deutschland, Portugal, 9 p.c. in West- und Ostindien, 12 in der Tuerkei?
"Eine allgemeine Antwort genuegt fuer alle diese Faelle, und zwar, dass sich die geschaeftlichen Profite in diesen verschiedenen Laendern von den geschaeftlichen Profiten bei uns unterscheiden, und zwar derart, dass sie alle diese verschiedenen Zinsraten hervorrufen." (p.51.)
Woher aber der Fall des Profits?
Durch Konkurrenz, auswaertige und inwaertige, "durch eine Abnahme des Auslandsgeschaeftsverkehes" (durch auswaertige Konkurrenz) "oder dadurch, dass die Geschaeftsleute die Preise ihrer Waren gegenseitig herabdruecken..., aus der Notwendigkeit, ueberhaupt ein Geschaeft zu machen, oder aus der Sucht, die meisten zu machen." (p. 52, 53.)
"Die geschaeftlichen Profite werden im allgemeinen bestimmt durch das Verhaeltnis zwischen der Zahl der Geschaeftsleute und dem Umfang des Geschaeftslebens." (p.55.) "In Holland, wo die Zahl der im Geschaeftsleben taetigen Leute im groessten Verhaeltnis zur Gesamtzahl der Bevoelkerung steht..., ist der Zins am niedrigsten; in der Tuerkei, wo das Missverhaeltnis am groessten ist, ist der Zins am hoechsten." (p.55, 56.)
//1301/ "Was bestimmt das Verhaeltnis zwischen dem Umfang des Geschaeftslebens und der Zahl der Geschaeftsleute?" (p.57.) Die "Motive des Handels": "natuerliche Notwendigkeit, Freiheit, der Schutz der privaten Rechte, oeffentliche Sicherheit" (p. 57, 58).
"Es gibt keine zwei Laender, die eine gleiche Zahl der notwendigen Lebensmittel in gleicher Fuelle und mit gleichem Aufwand an Arbeit liefern. Die Beduerfnisse der Menschen wachsen oder vermindern sich mit der Strenge oder Milde des Klimas, in dem sie leben, und folglich kann das verhaeltnismaessige Ausmass an Erwerbsfaehigkeit, das die Bewohner der verschiednen Laender notwendigerweise betreiben muessen, nicht gleich sein, noch laesst sich der Grad der Verschiedenheit anders als nach den Hitze- und Kaeltegraden ermitteln. Man kann daher allgemein schliessen, dass die Menge der fuer den Unterhalt einer gewissen Menschenzahl erforderlichen Arbeit in kalten Klimaten am groessten, in warmen am geringsten ist; in jenen brauchen die Menschen nicht nur mehr Kleidung, sondern der Boden muss auch besser bebaut werden als in diesen." (p.59.) "Eine Art Notwendigkeit, die Holland eigentuemlich ist..., entspringt daraus, dass das Land uebervoelkert ist, was zusammen mit der zur Eindaemmung und Entwaesserung des Landes erforderlichen grossen Arbeit die Notwendigkeit, Gewerbe zu treiben, groesser macht, als sie in irgendeinem anderen Teil der bewohnbaren Welt ist." (p. 60.)
Massie noch bestimmter als Hume stellt interest als blossen Teil des Profits dar; beide erklaeren Fall des interest67 aus der Akkumulation der Kapitalien (Massie speziell von Konkurrenz) und dem daher erfolgenden Fall des Profits. Beide ebenso wenig ueber den Ursprung des Profits of trade selbst /XXI-1301//