Abraham Léon

Die jüdische Frage


IV. Die Beziehungen der Juden zu den anderen Klassen der Gesellschaft


Die Entwicklung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation der Juden beeinflußte entscheidend ihre Beziehungen zu den anderen gesellschaftlichen Klassen. Während der Blütezeit ihres Handels werden sie sorgfältig von Königen und Adeligen beschützt. Ihre Beziehungen zu den Bauern sind relativ bedeutungslos. Dagegen ist ihr Verhältnis zur Bourgeoisie von deren Eintritt in die geschichtliche Szene an feindselig.

Aus dem Handel verdrängt, konzentriert sich das jüdische „Kapital“ auf den Wucher. Die neue Situation hat zur Folge, daß sich die Haltung des Adels und des Königtums den Juden gegenüber ändert. Die Feudalherren nehmen, um ihre bedrohten Besitztümer zu verteidigen, oft einen erbarmungslosen Kampf gegen die Wucherer an, die sie ruinieren. Die Könige beschützen die Juden zwar weiterhin, bedienen sich ihrer jedoch in Wirklichkeit, um sich an ihrem Profit finanziell zu sanieren. Solange die Tauschwirtschaft die Landwirtschaft jedoch noch nicht erfaßt hat, bleibt die Lage der Juden noch einigermaßen erträglich.

Erst von dem Augenblick an, wo sich das Land zu „kapitalisieren“ beginnt, wo die Feudalherren und Bauern eine ausgedehntere Aktivität entwickeln, werden sich alle Klassen darin einig, die Juden zu verfolgen und auszustoßen. Der Sieg der auf Geld basierenden Wirtschaft ist auch der Untergang des alten „Geldmannes“. Verdrängt aus der Rolle des Bankiers des Adels, gelingt es einigen Juden doch noch, sich in den „Lücken“ der Wirtschaft festzusetzen. Zu Pfandleihern, zu Altkleiderhändlern, Hausierern und Trödlern herabgesunken, führen sie ein elendes Dasein in dunklen Ghettos und dienen als Zielscheibe für den Haß und die Verachtung des Volkes. Sie haben allmählich nur noch Kontakt mit den Armen, mit den Handwerkern und Bauern. Und oft genug wendet sich der Zorn des Volkes, das von Königen und Feudalherren ausgebeutet wird und verpflichtet ist, seine letzten Kleidungsstücke an die Juden zu verpfänden, gegen die Mauern der Ghettos. Die Feudalherren und reichen Bürger, die sich der Juden bedienen, um das Volk noch mehr auszubeuten, benutzen oft diese Volksaufstände, um diese „Knechte ihres Schatzes“ auszuplündern.
 

1. Das Königtum und die Juden

Als der Judenfeind Gonzalo Matiguez dem König von Kastilien drei Millionen Goldstücke anbot, wenn er die Juden vertriebe, antwortete ihm . der Bischof Don Gil: „Die Juden sind eine Schatzkammer für den König, eine wirkliche Schatzkammer! Und Du willst sie vertreiben. Du bist also ein nicht geringerer Feind des Königs als der Juden.“ Noch im Jahre 1307, im Anschluß an eine Resolution der kastilischen Priester gegen den jüdischen Wucher, verbietet der König, den Juden Schwierigkeiten zu bereiten. „Die Juden“ heißt es in einem Dekret, „gehören dem König, dem sie Steuern zahlen; und aus diesem Grunde ist eine Begrenzung ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit – gleich welcher Art – unmöglich, da dies dem königlichen Schatze schaden würde.“ In Polen nahm der königliche Schutz für die damalige Zeit ungewöhnliche Formen an. So erklärt der polnische König Alexander im Jahre 1504 „daß er sich den Juden gegenüber verhalte, wie es sich für Könige und Mächtige gebühre, welche sich nicht nur durch Toleranz gegenüber Christen, sondern auch gegenüber Andersgläubigen auszeichnen müßten.“ [1]

Ein anderer polnischer König, Kasimir Jagiello (Kasimir IV. von Polen) sagt ebenfalls „daß er so handle, wie ihm der vom göttlichen Gesetz vorgeschriebene Grundsatz der Toleranz befehle.“

Der Grund für diese Haltung ist nicht schwer zu verstehen. Die Juden bildeten für die Könige eine der wertvollsten Einnahmequellen. In Spanien z.B. waren es jüdische Bankiers, die Gebrüder Ravia, die es den kastilischen Königen ermöglichten, den Krieg gegen die Mauren erfolgreich zu beenden. Andere jüdische Bankiers haben die spanischen Könige in ihrem Kampf gegen den Adel unterstützt. In mehreren Ländern gab es eine besondere fiskalische Einrichtung, die für die Einziehung der jüdischen Steuern gebildet worden war. In England ermöglichte das scaccarium judaeorum die Registrierung aller Geschäfte der Juden, und über diese Einrichtung erfolgte auch die Einziehung ihrer Forderungen. Sie wurde gelenkt durch ein Kollegium von 7 Mitgliedern, drei Juden, zwei Christen und zwei Angestellten des Königs. Jedes Kreditgeschäft brachte dem königlichen Schatz 10 % ein.

Selbstverständlich konnte sich das Königtum nicht mit einem so mageren Anteil zufriedengeben. Entsprechende Methoden, z.B. Sonderkonfiskationen, wurden angewandt, um den Ausfall der normalen Steuern auszugleichen.

Juristisch gesehen waren die Juden „Kammerknechte“ [2], Sklaven der königlichen Schatzkammer, und in den Ländern, in denen die politische Macht sehr zerstückelt war, Sklaven der Schatzkammern der Feudalherren.

Die Kassen der Mächtigen zu füllen, wurde die Ursache ihrer Existenz. [3]

In den angelsächsichen Gesetzen heißt es, „Ipsi Judaei et omnia sua regis sunt“ d.h. die Juden und alle ihre Güter gehören dem König. Die Gesetzgebung Nordspaniens drückt sich in ähnlicher Weise aus: „Die Juden sind Sklaven des Königs und gehören für immer dem königlichen Fiskus an.“ [4]

Das System war von großer Einfachheit. Die Feudalherren wurden von den Juden geschröpft und die Juden wiederum von den Königen. Aber um die Juden ausnehmen zu können, mußten sie im Lande sein. Deshalb beschützten die Könige die Juden und stimulierten ihre Geschäfte mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Aber wenn der König als Repräsentant des Staates ein Interesse daran hatte, die Juden zu beschützen, so darf man nicht vergessen, daß er zugleich Feudalherr war und infolgedessen einer ihrer großen Schuldner.

In dieser Rolle war er natürlich versucht, ihren Unternehmungen ein Ende zu machen, was jedes Mal sehr lukrativ war. Aber während der Wille der kleineren Feudalherren, sich von ihren Schulden zu befreien und ihre finanziellen Begierden zu befriedigen, gerade durch den königlichen Schutz vereitelt wurde, so hatte der königliche Feudalherr keine solchen äußerlichen Hindernisse zu überwinden. „Zwei Seelen wohnten, ach, in seiner Brust.“ Als König bekämpfte er die Forderungen des Adels und der Bourgeoisie und widersetzte sich den Massakern und der Ausstoßung der Juden; als größter Grundbesitzer hatte er selbst das größte Interesse an den Massakern und der Verfolgung der Juden.

Die Mittel der Könige, um Geld aus ihren jüdischen „Knechten“ zu ziehen, waren sehr verschieden. Zunächst gab es die Masseneinkerkerungen. Man sperrte die Juden unter dem erstbesten Vorwand ein und ließ sie erst wieder frei, wenn sie beträchtliche Summen herausgerückt hatten. Auf diese Art und Weise holte der französische König Philipp II. August im Jahre 1180 aus den Juden 15.000 Mark heraus. [5] Der Graf Alphonse von Poitiers „kassierte“ bei einer ähnlichen Gelegenheit 20.000 Pfund ein.

Man wandte auch noch andere Mittel an. Man klagte die Juden an, Brunnen zu vergiften und das Blut von Christen zu ihren religiösen Zeremonien zu verwenden. Dies waren die häufigsten Anklagen. Im Jahre 1321 wurden die französischen Juden zu einer Strafe von 150.000 Pfund wegen Brunnenvergiftung verurteilt.

Das erfolgreichste Vorgehen dieser Art bestand darin, die Juden zu vertreiben, ihre Güter zu konfiszieren und sie dann gegen Bezahlung astronomischer Summen wieder ins Land hereinzulassen. 1182 verjagt Philipp August alle Juden aus seinem Reich und konfisziert ihren ganzen Grund und Boden. Er erlaubte ihnen 15 Jahre später, zurückzukommen, und ließ sich für diesen Gnadenerweis 150.000 Mark offerieren. 1268 wiederum verordnete der König Ludwig IX., daß alle Juden Frankreich verlassen müßten und, daß ihre Schatzkammern konfisziert würden. Bald danach werden Gespräche mit den „servi camerae“ eingeleitet und die Maßnahmen nach beträchtlichen Schenkungen wieder rückgängig gemacht.

Die Vertreibung der Juden im Jahre 1306 brachte dem König Philipp dem Schönen 228.460 Pfund ein, eine riesige Summe für die damalige Zeit. 1315 zur Rückkehr aufgefordert, zahlten die Juden für diesen Gunsterweis 22.500 Pfund. Aber schon sechs Jahre später mußten sie erneut ins Exil.

Die Geschichte der Juden in Frankreich und Languedoc endet mit ihrer endgültigen Ausstoßung, die vom gewohnten Nachspiel begleitet wird: Die Einziehung aller ihrer Güter.

Die Anwendung solcher Methoden ist nicht auf Frankreich beschränkt. 1379 sperrten die österreichischen Fürsten alle Juden ein, die sich in ihrer Abhängigkeit befanden. Diese konnten sich nur befreien, indem sie große Summen zahlten. Dieselben Fürsten benützten eine antijüdische Agitation unter den Bauern, um die Juden um 16.000 Mark zu erleichtern.

Die Haltung der Könige und Prinzen den Juden gegenüber scheint also widersprüchlich genug. Aber sie wird letztlich von der wirtschaftlichen Entwicklung bestimmt. Wo die Juden im Wirtschaftsleben unentbehrlich sind, wo die Tauschwirtschaft schwach entwickelt ist, verpflichtet das staatliche Interesse die Könige dazu, die Juden zu beschützen und gegen ihre Feinde zu verteidigen. So tritt z.B. in Polen der königliche Hof immer als stärkster Beschützer der Juden auf. In den entwickelteren Ländern, in denen der Wucher anachronistisch wird, haben die Könige weniger Skrupel, die Juden auszuplündern. Bald stellt die Bourgeoisie, die sich die wirtschaftliche Entwicklung zunutze macht, die einzig wichtige Finanzmacht dar und die Juden verlieren für die Könige gänzlich an Interesse. Was sind die jüdischen Bankiers im Vergleich zu den Fuggern und den Medicis? Schipper sagte über die Wichtigkeit jüdischer Bankiers:

„Wir haben, was die Bedeutung des jüdischen Kapitals in Italien betrifft, nur zwei wirklich reiche Familien getroffen. Aber was waren sie im Vergleich mit den Magnaten wie den Medicis, die um 1440 herum eine halbe Million Florin besaßen oder im Vergleich mit Agostino Schigi, der ungefähr im Jahre 1440 800.000 Dukaten hinterlassen hat!“ [6]

Die jüdischen Bankiers besaßen um einige Tausend Florin. Selbstverständlich waren die Juden unter diesen Bedingungen für die Könige nicht mehr interessant. Die Ära der großen jüdischen Geldmagnaten, die die königliche Macht gegen innere und äußere Feinde verteidigten, war endgültig zu Ende gegangen.

„Die wachsenden Kriegskosten – Kriege werden in dem Maße teurer, in dem Söldner und Flotte an Bedeutung gewinnen – zwingen den Staat und die Prinzen dazu, ihrer Schatzkammer eine neue Geldquelle zu verschaffen. Es gibt nur eine Möglichkeit: sich an den dritten Stand, d.h. die Städte, zu wenden und sie zu bitten, ihre Kassen zu öffnen.“ [7]

Der wirtschaftliche Abstieg der Juden, durch die „Kapitalisierung“ der Wirtschaft herbeigeführt, zieht den Verlust des königlichen Schutzes für die Juden nach sich. Die Könige schließen sich aktiv den Verfolgungen und der Ausplünderung der Juden an.
 

2. Der Adel und die Juden

Im Hochmittelalter waren die Juden unentbehrlich, da sie die Hauptlieferanten orientalischer Produkte waren. Später wurden sie von dem verschwenderischen, nur in den Tag hineinlebenden Adel als eine seiner Launen ständig zur Verfügung stehende Geldreserve gebraucht.

Für viele mächtige Feudalherren, besonders für die Könige, war der Jude eine wichtige Einkommensquelle. Solange sich die königliche Autorität dem Adel gegenüber noch nicht entscheidend genug durchgesetzt hatte, brachen häufig Konflikte zwischen Prinzen, Feudalherren und Königen um den Besitz an Juden aus. [8]

Im 12. Jahrhundert sprach man viel von einem Prozeß zwischen König Philipp August und der Gräfin Blanche um den Juden Kresslin, der die Besitzungen der Gräfin verlassen hatte, um in denen des Königs Zuflucht zu nehmen.

Dem Beispiel der Könige folgend hatten auch die Feudalherren die Juden zu ihrem Eigentum erklärt. Wenn ein Feudalherr seine Einkünfte aufzählte, sagte er: „Meine Juden“, wie er von „seinen Ländereien“ sprach. Dieses Eigentum brachte ihm in der Tat viel ein.

Thibaut, Graf der Champagne, war ebenso wie der König Philipp davon überzeugt, daß er ein Eigentumsrecht an den auf seinem Grund und Boden lebenden Juden habe. Sie gaben sich 1198 das gegenseitige Versprechen, daß keiner die Juden des anderen festhalten würde. [9] Die Praxis der Abmachungen über die Juden dehnt sich im 13. Jahrhundert schnell aus. Anstelle langwieriger Prozesse verpflichten sich Könige und Prinzen, die Juden, die sich auf ihr Gebiet geflüchtet hatten, einander gegenseitig auszuliefern.

Ein ähnliches Abkommen aus dem Jahre 1250 bestimmt, daß der König ebenso wie die Prinzen seine Rechte gegenüber den Juden behalte, „die ihrer Stellung nach Sklaven sind (Judaeus tamquam proprius servus)“.

„Später erleben wir, wie die Juden quasi wie Waren versteigert werden. Philipp II. kauft von seinem Bruder, dem Grafen von Valois, alle Juden seiner Grafschaft, nachdem er in einem Prozeß mit ihm 43 Juden zu seinem Eigentum erklärt hat. Er kauft ihm außerdem einen Juden von Rouen ab, der ihm alle vier Monate 300 Pfund einbrachte.“ [10]

„Angesichts der Tatsache, daß alle Kurfürsten das Recht haben, in ihren Ländereien Gold-, Silber-, Zinn- und Eisenminen ebenso wie Salzminen auszubeuten, sei es ihnen auch erlaubt, Juden aufzunehmen und zu besitzen.“

So drückt sich die goldene Bulle des deutschen Kaisers (Karl IV.) vom Jahre 1356 aus.

Bald darauf machen mit zunehmendem Wohlstand die deutschen Städte den Königen und Fürsten das Recht an den Juden streitig. Ganz wie zwischen Königen und Fürsten kommt auch hier ein Übereinkommen mit den Städten zustande, das ihnen einen gewichtigen Anteil an den aus den Juden gezogenen Profiten verschafft.

Es versteht sich von selbst, daß alle diejenigen die auf diese Weise von dem jüdischen Wucherwesen profitierten, die Bekehrung der Juden zum Christentum nicht gerne sahen. Die Religion spiegelt den ökonomischen Unterbau wieder, daß der Übertritt von Juden zum Christentum automatisch die Aufgabe ihres Berufs zufolge hatte.

„Die Versammlungen, die von den Neubekehrten veranstaltet wurden, führten immer.wenn nicht zur Überzeugung der an der Diskussion teilnehmenden Rabbiner, so doch immer zu gewaltsamer Bekehrung einer bestimmten Anzahl von Juden. Es kam sogar soweit, daß die Feudalherren und Bischöfe, die man ihrer Juden und der damit verbundenen Einkünfte beraubt hatte, sich häufig persönlich beim König beschwerten. Im Anschluß an eine von einem konvertierten Juden namens Jehuda Noska veranstaltete Versammlung – eine Versammlung, die zur Bekehrung vieler Juden führte – bat der Bischof Palencia den König um Hilfe, weil seine Einkünfte beträchtlich schrumpften.“ [11]

Der englische König Wilhelm II., der soweit ging, den Juden die Pfründen vakanter Bischofsstellen zu verpachten, zwang, um seine Einkünfte nicht zu verlieren, die konvertierten Juden, zum Judentum zurückzukehren.

Um die Bekehrung der Juden zu verhindern, verordnete der englische König Heinrich II., daß die Güter der Juden, die sich für das Christentum entschlossen hatten, der Krone zufielen, um den entstehenden Gewinnausfall auszugleichen. [12]

Hier wird die Naivität unserer idealistischen Historiker deutlich, die sich vorstellen, daß alle Bemühungen der Christenheit auf die Bekehrung der Juden gerichtet waren, und glauben, daß alle Leiden der Juden sich aus dem Widerstand erklären, den sie diesen Bemühungen entgegenbrachten. Solange ihr wirtschaftlicher Stellenwert die Juden unentbehrlich machte, widersetzte man sich ihrer religiösen Assimilation. Erst als das Judentum wirtschaftlich überflüssig wurde, zwang man sie, sich zu integrieren oder zu verschwinden.

Freilich zog nur ein minimaler Teil des Adels Gewinn aus dem jüdischen Wucherwesen. Für die meisten Feudalherren war der Jude die unmittelbare Ursache ihres Ruins. Damit König und Kurfürsten von den Juden profitieren konnten, mußte die Mehrzahl der Adeligen unter ihrer Schuldenlast stöhnen.

Unter dem Zwang, einen Teil des aus den Bauern gezogenen Mehrwerts an die Juden abzugeben, war es vorauszusehen, daß die Adeligen bei der erstbesten Gelegenheit versuchen würden, das Verlorene zurückzuerlangen. Die Verschuldung des Adels bei den jüdischen Wucherern enthielt im Keime bereits die späteren blutigen Auseinandersetzungen.

1189 kam es in einer Reihe englischer Städte, in London, Lincoln usw., zu Ausschreitungen gegen die Juden.

Ein Jahr später fand die Tragödie von York statt. Die bei den Juden von York verschuldeten Ritter griffen unter Führung eines bestimmten Mallebidde die Juden und das scaccarium judaeorum an. Die im scaccarium aufgefundenen Verträge wurden feierlich verbrannt, und die Juden, die sich auf ein Schloß geflüchtet hatten, wurden belagert. Die ganze Sache endet mit dem kollektiven Selbstmord der belagerten Juden. Das gewohnte Nachspiel blieb nicht aus: Der König zog die Schulden der Toten unter dem Vorwand ein, daß sie seine Kammerknechte seien. Die antijüdischen Massaker in London vom Jahre 1264, bei denen 550 Juden ums Leben kamen, waren ebenfalls von Grundbesitzern, die bei Juden verschuldet waren, organisiert worden. Ebenso ist es mit den antijüdischen Aufständen in anderen Städten. So begann man in Canterbury mit dem Überfall auf das scaccarium judaeorum.

In allen Teilen Europas protestierte der Adel auf seinen Versammlungen unentwegt gegen den jüdischen Wucher. Die verschiedenen Forderungen charakterisieren am besten die Stellung der Feudalherren den Juden gegenüber.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts legen die kastilischen Cortes dem König drei Forderungen vor:

  1. Die gesetzliche Regulierung der jüdischen Kreditgeschäfte und die Begrenzung des von den Wucherern verlangten Zinsfußes.
     
  2. Verbot des Bodenerbrechtes für die Juden.
     
  3. Eine Reform der Finanzverwaltung und Ausschaltung jüdischer Beamter und Haushofmeister.

Dies sind die klassischen Forderungen des Adels in allen Ländern Europas. Sie versuchen, den Teil des Mehrwerts zu verringern, den der Adel an die Juden verliert, und zu verhindern, daß Juden in Besitz von Grund und Boden kommen und sich des Staatsapparates bemächtigen. Erst im 14. Jahrhundert erzielte der spanische Adel die ersten Erfolge auf diesem Gebiet. Im Jahre 1328 reduzierte der König Alfons IX. den Zinsfuß auf 25 % und annullierte ein Viertel aller jüdischen Forderungen. 1371 wurden ihre Guthaben erneut herabgesetzt. Die Cortes in Aragon erhoben wiederholt Protest gegen die hohen Zinssätze der Juden, besonders in den Jahren 1235, 1241, 1283, 1292 und 1300. Die portugiesischen Cortes beklagten sich 1361 über den jüdischen Wucher, der sich zu einem immer schwereren Joch auf den Schultern der Bevölkerung entwickele.

„Innerhalb der spanischen Adeligen und Patrizier haßte man die Juden wegen ihrer Staatsfunktionen, die sie devot in Abhängigkeit vom königlichen Hof erfüllten. Man haßte sie gleichfalls wegen der Einziehung von Steuern und Gebühren, mithilfe derer die jüdischen Geldmagnaten ihr Vermögen unaufhörlich vergrößerten.“ [13]

Auch in Polen wurden die Forderungen des Adels und der Geistlichkeit nach Maßnahmen gegen den jüdischen Wucher immer dringlicher. Ein geistlicher Kongreß vom Jahre 1420 ersucht den König, Schritte gegen den „großen jüdischen Wucher“ zu unternehmen. Im Jahre 1423 erläßt Wladyslaw Jagiello das Statut von Warta, das den Juden das Hypothekengeschäft verbietet. 1454 begrenzt das Statut von Nieszawa die Gültigkeit von jüdischem Guthaben auf drei Jahre. Den Sejms [13a] der Adeligen gelingt es auch, den Juden den Zugang zur staatlichen Laufbahn zu verwehren

Der polnische Adel verfolgt die gleichen Ziele wie der spanische: Begrenzung der Zinssätze, Schutz der Besitztümer, Ausschaltung der Juden aus staatlichen Berufen.

Zu den wirtschaftlichen Gründen der Feindseligkeit des Adels gegen die Juden kommen politische Gründe.

„1469 protestieren die Cortes gegen die Zulassung der Juden zur Steuereinziehung und gegen den Schutz, den die Könige ihnen gewähren. Die häufigen Prozesse und die Massaker unterstützen obendrein den Druck, der von dem Adel auf das Königtum ausgeübt wird.“ [14]

Die Juden waren in der Tat eine zuverlässige Stütze des königlichen Absolutismus, der sich vor allem gegen den Adel richtete. Der Mehrwert, den der Adel ständig an die Juden verlor, trug dazu bei, seine eigenen Ketten zu schmieden.

Die kleinen Feudalherren haßten die Juden als Gläubiger, die großen sahen in ihnen eine der wichtigsten finanziellen Quellen der Unabhängigkeit des Königs ihnen selbst gegenüber.

Die finanzielle Unterstützung, die die Juden den Königen gewährten, war diesen unentbehrlich im Kampf gegen den Adel und gegen die in zunehmendem Maße anspruchsvollen Städte. Es sind die Juden, die es den Königen zum ersten Mal ermöglichten, kostspielige Söldnerarmeen zu unterhalten, die von nun an an die Stelle der undisziplinierten Horden der Adeligen treten. Diese Armeen kommen zunächst der Außenpolitik zugute. So ist es in Spanien zum großen Teil die jüdische Hochfinanz, die den Königen hilft, die Araber zu besiegen.

„1233 leiht der jüdische Bankier Jehuda Cavallera dem König von Aragon eine bedeutende Summe, die es ihm ermöglicht, eine Flotte gegen die Araber aufzubauen. 1276 macht Cavallera Gelder für eine Armee flüssig, die die Araber bei Valencia bekämpft.“ [15]

Das Schwerstwiegende jedoch in den Augen des Adels, das die Liste seiner Beschwerden noch vergrößert, ist die Tatsache, daß die Juden den königlichen Hof in seinem Kampf gegen die Feudalherren unterstützen.

Wir sprachen von den Brüdern Ravia, die die königliche Armee für die Kämpfe des Königs gegen die aufständischen Adeligen in Katalonien mit Geldern und Waffen ausstatteten. Das konnte der Adel den Juden nicht verzeihen. Die Gebrüder Ravia fielen einem Attentat zum Opfer, wie viele ihrer Nachfolger.

Im Allgemeinen ist der Kampf des Adels gegen die Juden viel weniger radikal, als der der Bourgeoisie. Der verschiedene gesellschaftliche Hintergrund beeinflußt Intensität und Formen des Kampfes einer jeden Klasse. Während der Grundbesitzer den Wucherer noch braucht und daher höchstens die Begrenzung seiner Aktivitäten will, empfinden der Bürger und der verbürgerte Adelige ihn mehr und mehr als unerträgliche Fessel.
 

3. Das Bürgertum und die Juden

Das Handelsmonopol der Juden war eines der größten Hindernisse, das die aufsteigende Bourgeoisie zu überwinden hatte. Der Abbau der überragenden kommerziellen Bedeutung der Juden war die Voraussetzung für ihre eigene Entwicklung.

Es handelte sich nicht um den Kampf zweier nationaler oder religiöser Gruppierungen um die Vormacht im Handelsverkehr, sondern um einen Konflikt zwischen zwei Klassen, die zwei verschiedene Wirtschaftssysteme verkörpern. Die sogenannte nationale Konkurrenz reflektiert hier nur den Übergang der Feudalwirtschaft zur Tauschwirtschaft. Die Juden beherrschten den Handel in einer Epoche, in der „die Großgrundbesitzer Gegenstände von Wert und teuere Luxusgüter gegen große Mengen von Rohprodukten aus ihren Besitzungen einkauften.“ [16] Die industrielle Entwicklung Westeuropas setzt ihrem Monopol ein Ende. [17]

In ihrem Kampf gegen die Juden wehren sich die einheimischen Kaufleute gegen eine veraltete wirtschaftliche Funktion, die ihnen mehr und mehr als unerträgliche Ausbeutung des Landes durch Fremde erscheint. Die Beziehungen der Kaufmannsklasse zu den Juden verändern sich nach deren Verdrängung aus dem Handel weitgehend. Der jüdische Kredit ist im wesentlichen ein Konsumkredit. Die Kaufleute nehmen keine Geschäftsbeziehungen mehr mit jüdischen Bankiers auf. Die großen Bankhäuser, wie die der Medici’s, der Chigi’s und der Fugger, entwickeln sich in den Großstädten. Später, als die Tauschwirtschaft auch noch das Land erobert, werden die jüdischen Wucherer vom überwältigendem Einfluß der christlichen Banken zurückgedrängt. Der Wucherer weicht dem Kapitalisten, wie der vorkapitalistische Handel der Tauschwirtschaft weicht.

Dadurch verändert sich die Stellung der Großhändler den Juden gegenüber; denn diese sind nach ihrem wirtschaftlichen Abstieg niqhts weiteres mehr als kleine Wucherer, die nur noch mit Handwerkern und Krämern Geschäfte machen.

Der Jude erscheint zu dieser Zeit nicht mehr als Konkurrent des reichen Händlers oder Bankiers, dient ihm jedoch als Profitquelle und als Mittel, die ärmeren Klassen zu schwächen, mit denen er im ständigen Kampf liegt. Die Großhändler machen nun die Juden den Königen und Feudalherren streitig. Vor allem in Deutschland gingen die Städte zum Großangriff auf die Profite über, die die Fürsten aus dem jüdischen „Regal“ (Königsrecht) zogen.

Das „jüdische Regal“ zersplittert sich mehr und mehr von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an. Die zu dieser Zeit bereits blühenden deutschen Städte verlangen ebenfalls ihren Anteil. Ihr hartnäckiger Kampf gegen die Feudalherren hatte ihnen eine ganze Reihe von Vorteilen, wie z.B. unabhängige Gerichte und das Selbstverwaltungsrecht, verschafft. Sie wenden nun ihre Aufmerksamkeit dem jüdischen „Regal“ zu und bemühen sich,es den Fürsten und dem Kaiser zu entreißen. Der Erzbischof von Köln gesteht der Stadt 1252 ein Drittel der jüdischen Steuern zu. Der Bischof von Worms erlaubt 1293 dem Stadtrat, Juden aufzunehmen und mit Steuern zu belegen. [18] Am 7. März 1456 verpflichtet der Bischof Burkhard die Juden von Halberstadt, für drei Jahre dem Stadtrat anzugehören. [19]

Das jüdische „Regal“ wird erobert: von Mainz im Jahre 1259, von Regensburg Ende des 13. Jahrhunderts, von Nürnberg 1315, von Speyer 1315, von Zürich 1335, von Frankfurt 1337, von Straßburg 1338 usw. Der Kampf dieser drei Mächte, des Adels, des Kaisers und der Städte endet mit einem Kompromiß, den die Juden teuer bezahlen müssen. Sie zahlen:

a) an den Kaiser:

  1. Die normale Steuer (im Jahre 1240 fiel 1/5 hiervon auf die Juden)
  2. Jeder Jude und jede Jüdin, die mehr als 20 Gulden besitzen, müssen einen Goldpfennig bezahlen.

b) an den Adel:

  1. Die Jahressteuer
  2. Die Sondersteuer

c) an die Städte:

Zahlreiche Steuern und Sonderbelastungen kamen außerdem noch hinzu. Ähnliche Mittel, wie wir sie bereits in anderen europäischen Ländern vorgefunden haben, werden angewendet, um aus den Juden ein Maximum an Geld herauszuziehen. Volks- und Bauernaufstände waren ebenfalls eine einmalige Gelegenheit, sich die den Juden gewährte Protektion teuer bezahlen zu lassen.

Die zunehmende Bedeutung der Städte vergrößerte auch ihre Macht über die Juden.

„Nach einer kaiserlichen Ermächtigung für die Stadt Speyer vom Jahre 1352 gehören die Juden, die bei uns wohnen, ausschließlich uns und zwar mit Leib und Gut.“

Eine Vereinbarung vom Jahre 1352 bestimmte, daß die Stadt Frankfurt an den Kaiser die Hälfte der Profite abgeben müssen die ihr die Juden einbrachten. In Nürnberg betrug der Anteil des Kaisers zwei Drittel. Der Klassenkampf, der sich an der Teilung der aus den Juden gezogenen Profite entfacht, richtet sich oft gegen diese selbst. „Der Bischof von Köln“, heißt es in einer Chronik dieser Stadt, „wollte das jüdische ‚Regal‘ für immer.“ Deshalb wurden die Juden für immer aus dieser Stadt verjagt. Die Juden des Kaisers wurden von den Fürsten schlecht behandelt, die der Fürsten von den Bürgern.
 

4. Das Verhältnis der Juden zu Handwerkern und Bauern

Zu dem Zeitpunkt, da der Wucher die Hauptbeschäftigung der Juden wurde, traten sie mehr und mehr in Kontakt mit den Volksmassen.

Nicht Luxusbedürfnisse veranlaßten den Bauern oder den Handwerker, beim jüdischen Wucherer Anleihen zu nehmen, sondern größtes Elend. Er verpfändete seine Arbeitsinstrumente, die ihm oft unentbehrlich waren, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Man kann sich den Haß des einfachen Mannes gegen den Juden vorstellen, in dem er den unmittelbaren Grund für seinen Untergang sah, ohne dahinter den Kaiser, den Fürsten oder den reichen Bürger zu erkennen, die sich an dem jüdischen Wucher bereicherten. [20] Am krassesten manifestiert sich dieser Haß in Deutschland im 14. und 15. Jahrhundert, wo der jüdische Wucher seine „populärste“ Form annahm, ein Haß, der zu Judenmassakern und „Judenbränden“ [21] führte.

„Viele der Judenverfolgungen des Mittelalters, die in erster Linie darauf gerichtet waren, die Verräter zu beseitigen, sind mittelalterliche Formen dessen, was man heute soziale Revolution nennt.“ [22]

Die ersten Aufstände größeren Ausmaßes gegen die Juden fanden 1336 und 1338 statt. Sie wurden gelenkt von dem Gastwirt Cimberlin, dem „König der Armen“. Sie gingen vom Elsaß aus und erstreckten sich bis Bayern, Österreich und Böhmen. Vor allem in den Jahren des schwarzen Todes zwischen 1348 und 1350 gesellt sich zum Haß der Fanatismus und richtete schreckliche Zerstörungen an.

„In Straßburg predigen die Zünfte die Vernichtung der Juden. Aber der Stadtrat, in dem eine Mehrheit von Patriziern sitzt, die großen Gewinn aus dem Wuchergeschäft ziehen, verwehrt seine Zustimmung. Bürger wie Conrad von Winterburg, der reiche Sturm und der reiche Handwerker Schwarber sprechen zugunsten der Juden. Jedoch geben die Zünfte ihre antijüdischen Forderungen nicht auf. Schließlich beauftragt man einen Kongreß mit der Frage, der 1343 mit Repräsentanten der Kirche, des Adels und der Stadt stattfinden sollte. Die Forderungen der Zünfte werden unterstützt von der Kirche und von den Rittern, die sich von ihren Schulden befreien wollen.“ [23]

Daraufhin werden die Juden als vogelfrei erklärt „und die Judenbrände verbreiten sich im ganzen Elsaß!“

In Mainz und Köln versuchten die Patrizier, die Juden zu beschützen, aber diese Versuche wurden von dem aufgebrachten Volk vereitelt. Eine Stadtchronik von Augsburg beschreibt folgendes:

„Im Jahre 1384 brachten die Bürger von Nördlingen die Juden um und eigneten sich ihre Güter an. Die Schuldner der Juden, darunter der Graf von Öttingen, wurden von ihren Schulden befreit. Man gab dem Grafen seine Pfänder und Verträge zurück. Dies alles unternahm die Masse gegen den Willen des Stadtrates.“

Bauernrevolten begleiteten die Judenmassaker.

„1431 marschierten die Bauern von der Pfalz gegen Worms und verlangten vom Stadtrat, ihnen die Juden auszuliefern, ‚da sie die Bauern ruiniert und ihres letzten Hemdes beraubt hätten.‘ Der Stadtrat widersetzte sich diesen Forderungen in Anbetracht der Tatsache, daß ihm der jüdische Wucher den meisten Gewinn einbrachte. Die Feudalherren traten in Unterhandlungen mit ihm ein, um den Verzicht auf die zu Lastender Bauern erhobenen Zinsen zu erwirken.“

Die antijüdischen Aufstände in Katalonien und auf den Balearen haben denselben Charakter. Die Bauern, die dort in großer Armut leben, sind bei den Juden stark verschuldet infolge ungeheurer Steuerlasten. Sie revoltieren, um sich von ihren Schulden zu befreien. Sie verbrennen die Gerichtsarchive.

Anmerkungen

1. Das Prinzip der Toleranz von einem der rückständigsten Länder Europas im Mittelalter propagiert! Muß das nicht verwirrend sein für die idealistischen Historiker, die das jüdische Problem einzig und allein durch das Prisma der religiösen Verfolgungen sehen?

2. Auf deutsch im französischen Text.

3. „Bei den Völkern, die wenig Handel und Handwerk haben, kann der Souverän kaum eine wirkliche Hilfe im Notfall erwarten. In diesen Ländern versucht er im allgemeinen eine Schatzkammer anzulegen, als einzige Rücklage für den Ernstfall.“ Adam Smith, Wealth of Nations; vgl. Bd. II, S. 390, 393. (Everyman’s Library). – Die Juden als servi camerae haben die Funktion, diese Schatzkammer zu füllen.

4. Eine deutsche Interpretation dieser Lage entbehrt nicht einer gewissen Würze: „Aus Dankbarkeit für Flavius Josephus, der seinen Sohn geheilt hatte, entschloß sich Kaiser Vespasian, die Juden zu beschützen. Titus nahm nach der Zerstörung des zweiten Tempels viele Juden auf, die er zu Sklaven machte. Seit dieser Zeit sind die Juden Sklaven des Staates und als solche müssen sie auch vom deutschen Staat betrachtet werden; denn die germanischen Könige sind die Nachfolger der mächtigen Kaiser des römischen Reiches.“

5. Bei diesen und den im folgenden angegebenen Währungseinheiten ist natürlich nicht ganz klar, um welche nationale bzw. territoriale Währung es sich präzise handelt – auf jeden Fall geht es um beträchtliche Summen, auch wenn präzise Wertangaben sich überhaupt nicht machen lassen und Vergleichszahlen sich bei Léon kaum finden.

6. Schipper, op. cit.

7. Henri Pirenne, op. cit.

8. „Es war so einträglich und leicht, die Juden auszubeuten, daß jeder Fürst versuchte, soviel Juden wie möglich zu haben. Es gab die Juden des Königs und die der Feudalherrn. Philipp der Schöne kaufte von seinem Bruder 1299 für 20.000 Pfund alle Juden der Grafschaft von Valois.“ G. d’Avenel, Histoire économique de la propriété, op. cit., Bd. I, S. 111.

9. G.B. Depping, op. cit.

10. Bédarride, op. cit.

11. Bédarride, Les Juifs en France, en Italie et en Espagne, 207.

12. L. Brientano, Eine Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands: „Es wurde Sitte, die Güter der Juden zu konfiszieren, die zum Christentum übertraten. Diese Konfiskation war eine Art Amortisation der Gebühren, die die Fürsten und Herren auf die Juden erhoben hatten und derer sie mit dem Übertritt der Juden zum Christentum verlustig gingen.“ (R) – Vgl. ebenfalls Montesquieu, L’esprit des Lois, Buch XXI, Kap. 20.

13. Schipper, op. cit.

13a. Siehe Anm. V, 18.

14. Manchmal gingen die Juden auch zum Angriff über. 1376 stellte der Banquier Jekl Söldnertruppen auf gegen seine adeligen Schuldner, die die Zahlung ihrer Schulden verweigerten. Sein Sohn stellte Söldner ein, um Nürnberg anzugreifen, weil die Stadt seine Häuser konfisziert hatte.

15. Schipper, op. cit.

16. „Die Bewohner von Handelsstädten nährten, indem sie Wertgegenstände und Luxusobjekte zu hohem Preis aus reicheren Ländern einführten, die Eitelkeit der Großgrundbesitzer, die es eilig hatten, diese Gegenstände im Austausch gegen große Mengen von Rohprodukten aus ihren Ländereien zu kaufen. Der größte Teil des europäischen Handels zu dieser Zeit bestand im Austausch von Rohprodukten des Landes gegen Fertigwaren industriell weiter entwickelter Länder.“ Adam Smith, Wealth of Nations, Buch III, Kap. III (Bd. I, S. 358 ff., Ed. Everyman’s Library).

17. „Solange die Rohstoffe der hauptsächlichste Gegenstand des englischen Exports waren, befand sich der Außenhandel in den Händen von fremden Kaufleuten und wandernden Händlern ... Das änderte sich in dem Maße, wie die Engländer sich daran machten, ihre Rohstoffe selbst zu transportieren, vor allem die Wolle. Danach begannen die englischen Händler, Märkte für ihre Fertigwaren zu suchen (die unternehmerischen Händler).“ L. Brentano, Eine Geschichte der wirtschaftlichen Entwicklung Englands, II, S. 139. (R)

18. Schipper, op. cit.

19. Dr. Max Köhler, Die Juden in Halberstadt ..., op. cit., S. 3. (R)

20. „Der Wucher zentralisiert Geldvermögen, wo die Produktionsmittel zersplittert sind. Er ändert die Produktionsweise nicht, sondern hängt sich an sie als Parasit fest und macht sie miserabel. Er saugt sie aus, entnervt sie und zwingt die Produktion, unter immer erbärmlicheren Bedingungen vorzugehen. Daher der populäre Haß gegen den Wucher (...).“ Karl Marx, Das Kapital, Bd. III, op. cit., S. 610.

21. W. Röscher, Die Juden im Mittelalter. (R)

22. Die Haltung des Adels erklärt sich wahrscheinlich dadurch, daß es dem reichen Bürgertum gelungen war, das jüdische „Regal“, an sich zu reißen und deshalb die Interessen der Ritter mit denen der Volksmassen gegen die Patrizier übereinstimmten.

23. Diese Anmerkung fehlt. – MIA


Zuletzt aktualisiert am 8 April 2010