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Die grundlegende und ursprüngliche Operation der Banken ist die Zahlungsvermittlung. Im Zusammenhang damit verwandeln die Banken brachliegendes Geldkapital in funktionierendes, d.h. profitbringendes Kapital, sie sammeln alle und jegliche Geldeinkünfte und stellen sie der Kapitalistenklasse zur Verfügung.
In dem Maße, wie sich das Bankwesen und seine Konzentration in wenigen Institutionen entwickeln, wachsen die Banken aus bescheidenen Vermittlern zu allmächtigen Monopolinhabern an, die fast über das gesamte Geldkapital aller Kapitalisten und Kleinunternehmer sowie über den größten Teil der Produktionsmittel und Rohstoffquellen des betreffenden Landes oder einer ganzen Reihe von Ländern verfügen. Diese Verwandlung zahlreicher bescheidener Vermittler in ein Häuflein Monopolisten bildet einen der Grundprozesse des Hinüberwachsens des Kapitalismus in den kapitalistischen Imperialismus, und deshalb müssen wir in erster Linie bei der Konzentration des Bankwesens verweilen.
Im Jahre 1907/08 betrugen die Einlagen aller Aktienbanken Deutschlands, die über ein Kapital von mehr als je 1 Million Mark verfügten, 7 Milliarden Mark; 1912/13 bereits 9,8 Milliarden. Das ergibt eine Zunahme um 40% in fünf Jahren, wobei von diesen 2,8 Milliarden Zunahme 2,75 Milliarden auf 57 Banken entfallen, deren jede über ein Kapital von mehr als 10 Millionen Mark verfügte. Die Einlagen verteilten sich auf die Groß- und Kleinbanken wie folgt (22):
Prozent aller Einlagen |
||||
9 Berliner |
48 sonstige Banken |
115 Banken mit |
Kleinbanken |
|
1907/08 |
47 |
32,5 |
16,5 |
4 |
1912/13 |
49 |
36 |
12 |
3 |
Die Kleinbanken sind von den Großbanken verdrängt, von denen allein neun fast die Hälfte aller Einlagen bei sich konzentrieren. Dabei ist aber noch sehr vieles außer acht gelassen, z.B. die Verwandlung einer ganzen Reihe von Kleinbanken in faktische Zweigstellen der Großbanken usw., wovon weiter unten die Rede sein wird.
Die Einlagen bei den 9 Berliner Großbanken schätzte Schulze-Gaevernitz Ende 1913 auf 5,4 Milliarden Mark von insgesamt rund 10 Milliarden Mark. Im Hinblick nicht allein auf die Einlagen, sondern auf das gesamte Bankkapital schrieb derselbe Autor: „Die 9 Berliner Großbanken mit den ihnen angegliederten Instituten verwalteten Ende 1909: 11.276 Millionen Mark, damit rund 83% des gesamten deutschen Bankkapitals. Die Deutsche Bank, welche mit ihren Konzernbanken an 3 Milliarden Mark verwaltet, ist neben dem preußischen Eisenbahnfiskus die größte – dabei höchst dezentralisierte – Kapitalzusammenfassung der alten Welt.“ (23)
Wir haben den Hinweis auf die „angegliederten“ Banken hervorgehoben, denn das gehört zu einem der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der modernen kapitalistischen Konzentration. Die großen Unternehmungen, besonders die Banken, verschlingen nicht nur unmittelbar die kleinen, sondern „gliedern“ sie sich an, unterwerfen sie, schließen sie in „ihre“ Gruppe, ihren „Konzern“ – wie der technische Ausdruck lautet – ein durch „Beteiligung“ an ihrem Kapital, durch Aufkauf oder Austausch von Aktien, durch ein System von Schuldverhältnissen usw. usf. Professor Liefmann hat ein ganzes großes „Werk“ von beinahe einem halben Tausend Seiten der Beschreibung der modernen „Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaften“ (24) gewidmet, wobei er leider dem vielfach unverdauten Rohmaterial seines Buches recht minderwertige „theoretische“ Betrachtungen beifügt. Zu welchem Ergebnis im Sinne der Konzentration dieses System der „Beteiligungen“ führt, zeigt am besten das Werk des „Bankmannes“ Riesser über die deutschen Großbanken. Bevor wir jedoch zu seinen Angaben übergehen, wollen wir ein konkretes Beispiel des „Beteiligungs“systems anführen.
Die „Gruppe“ der Deutschen Bank ist eine der größten, wenn nicht die größte, von allen Gruppen der Großbanken. Um die wichtigsten Fäden, die alle Banken dieser Gruppe miteinander verbinden, in Betracht zu ziehen, muß man „Beteiligungen“ ersten, zweiten und dritten Grades unterscheiden oder, was dasselbe ist, eine Abhängigkeit (der kleineren Banken von der Deutschen Bank) ersten, zweiten und dritten Grades. Es ergibt sich folgendes Bild (25):
Abhängigkeit ersten Grades |
Abhängigkeit zweiten Grades |
Abhängigkeit dritten Grades |
||
Die Deutsche Bank ist beteiligt |
dauernd |
an 17 Banken |
davon 9 an 34 |
davon 4 an 7 |
auf unbekannte Dauer |
an 5 Banken |
— |
— |
|
mit wechselnder Intensität |
an 8 Banken |
davon 5 an 14 |
davon 2 an 2 |
|
Zusammen |
an 30 Banken |
davon 14 an 48 |
davon 6 an 9 |
Zu den 8 Banken des „ersten Abhängigkeitsgrades“, die sich die Deutsche Bank „mit wechselndem Interesse“ untergeordnet hat, gehören drei ausländische Banken: eine österreichische (der Wiener Bankverein) und zwei russische (die Sibirische Handelsbank und die Russische Bank für auswärtigen Handel). Im ganzen gehören zur Gruppe der Deutschen Bank direkt und indirekt, ganz und teilweise 87 Banken, und der Gesamtbetrag des eigenen und fremden Kapitals, über das die Gruppe verfügt, beläuft sich auf 2-3 Milliarden Mark.
Es ist klar, daß eine Bank, die an der Spitze einer solchen Gruppe steht und mit einem halben Dutzend anderer ihr wenig nachstehender Banken zum Zwecke besonders großer und vorteilhafter Finanzoperationen, wie z.B. Staatsanleihen, eine Verbindung eingeht, bereits über die bloße „Vermittler“rolle hinausgewachsen ist und sich in eine Vereinigung eines Häufleins von Monopolisten verwandelt hat.
Mit welcher Schnelligkeit sich gerade Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Konzentration des Bankwesens in Deutschland vollzog, ist aus den folgenden, hier gekürzt wiedergegebenen Angaben Riessers zu ersehen:
6 Berliner Großbanken hatten |
||||
---|---|---|---|---|
Jahr |
Niederlassungen |
Depositenkassen |
Ständige Beteiligungen |
Summe |
1895 |
16 |
14 |
1 |
42 |
1900 |
21 |
40 |
8 |
80 |
1911 |
104 |
276 |
63 |
450 |
Wir sehen, wie schnell ein dichtes Netz von Kanälen entsteht, die das ganze Land überziehen, sämtliche Kapitalien und Geldeinkünfte zentralisieren und Tausende und aber Tausende von zersplitterten Wirtschaften in eine einzige gesamtnationale kapitalistische Wirtschaft und schließlich in die kapitalistische Weltwirtschaft verwandeln. Jene „Dezentralisation“, von der Schulze-Gaevernitz als Vertreter der bürgerlichen politischen Ökonomie unserer Tage in dem oben angeführten Zitat spricht, besteht in Wirklichkeit darin, daß zunehmend immer mehr früher verhältnismäßig „selbständige“ oder, richtiger gesagt, lokal begrenzte Wirtschaftseinheiten einem einzigen Zentrum unterworfen werden. In Wirklichkeit ist das also eine Zentralisation, eine Steigerung der Rolle, der Bedeutung, der Macht der Monopolriesen.
In den älteren kapitalistischen Ländern ist dieses „Banknetz“ noch dichter. In England einschließlich Irland belief sich 1910 die Zahl der Niederlassungen aller Banken auf 7.151. Vier Großbanken hatten je über 400 Filialen (von 447 bis 669), weitere 4 je über 200 und 11 je über 100.
In Frankreich entwickelten drei Großbanken, Crédit Lyonnais, Comptoir National und Société Générale, ihre Operationen und ihr Filialnetz wie folgt (26):
Anzahl der Niederlassungen und Kassen |
Höhe des Kapitals |
||||
in der Provinz |
in Paris |
insgesamt |
eigenes |
fremdes |
|
(in Millionen Francs) |
|||||
1870 |
47 |
17 |
64 |
200 |
427 |
1890 |
192 |
66 |
258 |
265 |
1.245 |
1909 |
1.033 |
196 |
1.229 |
887 |
4.363 |
Zur Charakteristik der „Verbindungen“, die eine moderne Großbank hat, führt Riesser Zahlen über die einlaufenden und abgesandten Briefe bei der Disconto-Gesellschaft an, einer der größten Banken Deutschlands und der ganzen Welt (1914 erreichte ihr Kapital 300 Millionen Mark):
Zahl der Briefe |
||
Eingang |
Ausgang |
|
1852 |
6.135 |
6.292 |
1870 |
85.800 |
87.513 |
1900 |
533.102 |
626.043 |
Bei der Pariser Großbank Crédit Lyonnais stieg die Zahl der Konten von 28.535 im Jahre 1875 auf 633.539 im Jahre 1912. (27)
Diese einfachen Zahlen zeigen wohl anschaulicher als langatmige Betrachtungen, wie sich mit der Konzentration des Kapitals und dem Wachstum des Umsatzes die Bedeutung der Banken von Grund aus ändert. Aus den zersplitterten Kapitalisten entsteht ein einziger kollektiver Kapitalist. Die Bank, die das Kontokorrent für bestimmte Kapitalisten führt, übt scheinbar eine rein technische, eine bloße Hilfsoperation aus. Sobald aber diese Operation Riesendimensionen annimmt, zeigt sich, daß eine Handvoll Monopolisten sich die Handels und Industrieoperationen der ganzen kapitalistischen Gesellschaft unterwirft, indem sie – durch die Bankverbindungen, Kontokorrente und andere Finanzoperationen – die Möglichkeit erhält, sich zunächst über die Geschäftslage der einzelnen Kapitalisten genau zu informieren, dann sie zu kontrollieren, sie durch Erweiterung oder Schmälerung, Erleichterung oder Erschwerung des Kredits zu beeinflussen und schließlich ihr Schicksal restlos zu bestimmen, die Höhe ihrer Einkünfte zu bestimmen, ihnen Kapital zu entziehen oder ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Kapital rasch und in großem Umfang zu erhöhen usw.
Wir erwähnten soeben das Dreihundertmillionenkapital der Berliner Disconto-Gesellschaft. Diese Kapitalerhöhung der Disconto-Gesellschaft war eine der Episoden im Kampf um die Hegemonie zwischen den beiden größten Berliner Banken, der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft. Im Jahre 1870 war erstere noch ein Neuling und besaß im ganzen ein Kapital von 15 Mill. Mark, letztere dagegen von 30 Mill. Im Jahre 1908 hatte erstere ein Kapital von 200 Mill., letztere von 170 Mill. Im Jahre 1914 erhöhte die Deutsche Bank ihr Kapital auf 250 Mill. Mark, während die Disconto-Gesellschaft das ihrige durch Fusion mit einer anderen erstklassigen Großbank, dem Schaaffhausenschen Bankverein, auf 300 Mill. brachte. Selbstverständlich geht dieser Kampf um die Hegemonie Hand in Hand mit immer häufigeren und festeren „Vereinbarungen“ zwischen den beiden Banken. Hier die Schlußfolgerungen, die sich durch diesen Entwicklungsgang Bankfachleuten aufdrängen, welche Wirtschaftsfragen unter einem Gesichtspunkt betrachten, der keineswegs über den Rahmen eines höchst gemäßigten und akkuraten bürgerlichen Reformertums hinausgeht:
„Weitere Banken werden auf dem beschrittenen Wege nachfolgen“, schrieb die deutsche Zeitschrift Die Bank anläßlich der Kapitalerhöhung der Disconto-Gesellschaft auf 300 Mill. Mark, „... und aus den 300 Personen, die heute Deutschland wirtschaftlich regieren, werden mit der Zeit 50, 25 oder noch weniger werden. Es ist auch nicht zu erwarten, daß die neueste Konzentrationsbewegung sich auf das Bankwesen beschränken wird. Die engeren Beziehungen zwischen einzelnen Banken führen naturgemäß auch eine Annäherung zwischen den von ihnen patronisierten Industriekonzernen herbei ... und eines Tages werden wir aufwachen und uns die Augen reiben: Neben uns lauter Trusts, vor uns die Notwendigkeit, die Privatmonopole durch Staatsmonopole abzulösen. Und doch haben wir uns im Grunde nichts anderes vorzuwerfen, als daß wir der Entwicklung der Dinge ihren freien, durch die Aktie ein wenig beschleunigten Gang gelassen haben.“ (28)
Das ist ein Musterbeispiel für die Hilflosigkeit der bürgerlichen Publizistik, von der sich die bürgerliche Wissenschaft nur durch einen geringeren Grad von Aufrichtigkeit und durch das Bestreben unterscheidet, das Wesen der Dinge zu vertuschen, den Wald durch Bäume zu verdecken. Man „reibt sich die Augen“, bestürzt über die Folgen der Konzentration, man macht der Regierung des kapitalistischen Deutschlands oder der kapitalistischen „Gesellschaft“ („uns“) „Vorwürfe“, man fürchtet die Beschleunigung“ der Konzentration durch die Einführung von Aktien, wie der deutsche „Kartell“spezialist Tschierschky, der die amerikanischen Trusts fürchtet und die deutschen Kartelle „vorzieht“, weil sie angeblich „den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt ... nicht so überstürzen wie die Trusts“ (29) – ist das nicht Hilflosigkeit?
Aber Tatsachen bleiben Tatsachen. Deutschland kennt zwar keine Trusts, sondern „nur“ Kartelle, wird aber dennoch von höchstens 300 Kapitalmagnaten regiert, und ihre Zahl wird stetig geringer. In jedem Fall, in allen kapitalistischen Ländern, bei aller Verschiedenartigkeit der Bankgesetzgebung wird der Prozeß der Kapitalkonzentration und der Monopolbildung durch die Banken gewaltig verstärkt und beschleunigt.
Mit den Banken ist „die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form“, schrieb Marx vor einem halben Jahrhundert im Kapital (russ. Übersetzung Bd. III. Teil II, S. 144 [Karl Marx, Das Kapital„, Bd. III, in: Karl Marx u. Friedrich Engels, Werke, Bd. 25, S.620]). Die von uns angeführten Daten über das Wachstum des Bankkapitals, über die Zunahme der Zahl der Filialen und Zweigstellen der Großbanken, der Zahl ihrer Konten usw. zeigen uns konkret diese „allgemeine Buchführung“ der ganzen Klasse der Kapitalisten und sogar nicht nur der Kapitalisten allein, denn die Banken sammeln, sei es auch nur vorübergehend, alle möglichen Geldeinkünfte, sowohl der kleinen Unternehmer als auch der Angestellten und einer winzigen Oberschicht der Arbeiter. Eine „allgemeine Verteilung der Produktionsmittel“ – das ist es, was formal gesehen aus den modernen Banken erwächst, von denen drei bis sechs Großbanken in Frankreich und sechs bis acht in Deutschland über Milliarden und aber Milliarden verfügen. Ihrem Inhalt nach aber ist diese Verteilung der Produktionsmittel keineswegs „allgemein“, sondern privat, d.h., sie ist den Interessen des großen in erster Linie des allergrößten, monopolistischen Kapitals angepaßt, das unter Verhältnissen operiert, wo die Masse der Bevölkerung ein Hungerdasein fristet, die ganze Entwicklung der Landwirtschaft hinter der Entwicklung der Industrie hoffnungslos zurückbleibt und die „Schwerindustrie“ sich alle übrigen Zweige der Industrie tributpflichtig macht.
Bei der Vergesellschaftung der kapitalistischen Wirtschaft beginnen mit den Banken die Sparkassen und Postanstalten zu konkurrieren, die „dezentralisierter“ als die Banken sind, d.h. mit ihrem Einfluß in mehr Gebiete, in entlegenere Orte und breitere Bevölkerungsschichten eindringen. Nachfolgend Vergleichsdaten, die eine amerikanische Kommission über die Entwicklung der Einlagen in den Banken und den Sparkassen gesammelt hat. (30)
Einlagen in Milliarden Mark |
|||||||
England |
Frankreich |
Deutschland |
|||||
in Banken |
in Spar- |
in Banken |
in Spar- |
in Banken |
in Kredit- |
in Spar- |
|
1880 |
8,4 |
1,6 |
? |
0,9 |
0,5 |
0,4 |
2,6 |
1888 |
12,4 |
2,0 |
1,5 |
2,1 |
1,1 |
0,4 |
4,5 |
1908 |
23,2 |
4,2 |
3,7 |
4,2 |
7,1 |
2,2 |
13,9 |
Die Sparkassen, die für Einlagen 4 und 4¼% zahlen, müssen eine „rentable“ Anlagemöglichkeit für ihre Kapitalien suchen, sich in Wechsel-, Hypotheken- und andere Operationen einlassen. Die Grenzen zwischen Banken und Sparkassen „verwischen sich immer mehr“. Die Handelskammern von Bochum und Erfurt z.B. verlangen, daß den Sparkassen „reine“ Bankoperationen wie die Diskontierung von Wechseln „verboten“ werden und daß die „Bank“tätigkeit der Postämter eingeschränkt wird. (31) Es sieht so aus, als ob die Bankmagnaten Angst hätten, das Staatsmonopol könnte sich von unerwarteter Seite her an sie heranschleichen. Aber diese Angst geht selbstverständlich nicht über den Rahmen einer Konkurrenz, sagen wir, zwischen zwei Abteilungschefs in ein und derselben Kanzlei hinaus. Denn einerseits verfügen über die Milliardeneinlagen der Sparkassen in Wirklichkeit zu guter Letzt ein und dieselben Magnaten des Bankkapitals; und anderseits ist ein Staatsmonopol in der kapitalistischen Gesellschaft lediglich ein Mittel zur Erhöhung und Sicherung der Einkünfte für Millionäre aus diesem oder jenem Industriezweig, die dem Bankrott nahe sind.
Die Ablösung des alten Kapitalismus mit der Herrschaft der freien Konkurrenz durch den neuen Kapitalismus mit der Herrschaft des Monopols findet unter anderem ihren Ausdruck in der sinkenden Bedeutung der Börse. „Die Börse“, lesen wir in der Zeitschrift Die Bank, „hat längst aufgehört, der unentbehrliche Umsatzvermittler zu sein, der sie früher war, als die Banken noch nicht die meisten Emissionen in ihrer Kundschaft unterbringen konnten.“ (32)
„‚Jede Bank ist eine Börse‘ – ist ein Ausspruch, der einen um so größeren Grad von Wahrheit enthält, je größer die Bank ist und je mehr die Konzentration im Bankgewerbe Fortschritte macht.“ (33) „Hatte einst in den siebziger Jahren eine jugendlich ausschweifende Börse“ (eine „zarte“ Anspielung auf den Börsenkrach von 1873, auf die Gründerskandale usw.) „die Industrialisierung Deutschlands eingeleitet, ... so können heute Banken und Industrie ‚allein reiten‘. Die Börsenherrschaft unserer Großbanken ... ist nichts als ein Ausdruck des voll organisierten deutschen Industriestaates. Wird damit das Gebiet der automatisch wirkenden Wirtschaftsgesetze beschnitten und das Gebiet bewußter Regelung durch die Banken außerordentlich erweitert, so wächst damit die volkswirtschaftliche Verantwortung weniger leitender Köpfe ins Ungemessene.“ (34) So schreibt der deutsche Professor Schulze-Gaevernitz, ein Apologet des deutschen Imperialismus, eine Autorität für die Imperialisten aller Länder, ein Mann, der nur „eine Kleinigkeit“ zu vertuschen sucht, nämlich, daß diese „bewußte Regelung“ durch die Banken im Schröpfen des Publikums durch ein Häuflein „voll organisierter“ Monopolisten besteht. Die Aufgabe eines bürgerlichen Professors besteht eben nicht darin, diese ganze Mechanik aufzudecken und die Machenschaften der Bankmonopolisten zu enthüllen, sondern darin, sie zu beschönigen.
Genauso macht es Riesser, ein Ökonom und „Bankmann“ mit noch größerer Autorität, der Tatsachen, die sich nicht leugnen lassen, mit ein paar nichtssagenden Phrasen abtut: „Daraus ergibt sich dann auch, daß die Börse die für die Gesamtwirtschaft und den Wertpapierverkehr unerläßliche Eigenschaft immer mehr verliert, nicht nur das feinste Meßinstrument, sondern auch ein ‚beinahe automatisch wirkender Regulator der an ihr zusammenströmenden wirtschaftlichen Bewegungen‘ zu sein.“ (35)
Mit anderen Worten: Der alte Kapitalismus, der Kapitalismus der freien Konkurrenz mit der Börse als unerläßlichem Regulator, schwindet dahin. Er wird von einem neuen Kapitalismus abgelöst, dem deutliche Züge einer Übergangserscheinung, einer Mischform von freier Konkurrenz und Monopol anhaften. Natürlich drängt sich die Frage auf, in was dieser neueste Kapitalismus „übergeht“, aber die bürgerlichen Gelehrten schrecken vor dieser Fragestellung zurück.
„Vor 30 Jahren verrichteten frei konkurrierende Unternehmer 9/10 derjenigen wirtschaftlichen Arbeit, welche nicht als Handfertigkeit dem ‚Arbeiter‘ zufiel. Heute leisten Beamte 9/10 jener wirtschaftlichen Kopfarbeit. Das Bankwesen steht an der Spitze dieser Entwicklung.“ (36) Dieses Eingeständnis von Schulze-Gaevernitz lauft sogleich wieder auf die Frage hinaus, in was der moderne Kapitalismus, der Kapitalismus in seinem imperialistischen Stadium, übergeht. – – –
Unter den wenigen Banken die infolge des Konzentrationsprozesses an der Spitze der gesamten kapitalistischen Wirtschaft übrigbleiben, macht sich natürlich immer stärker das Bestreben geltend, monopolistische Abmachungen miteinander zu treffen, einen Banktrust zu bilden. In Amerika beherrschen nicht neun, sondern zwei Großbanken, die der Milliardäre Rockefeller und Morgan, ein Kapital von 11 Milliarden Mark. (37) In Deutschland veranlaßte die oben von uns erwähnte Aufsaugung des Schaaffhausenschen Bankvereins durch die Disconto-Gesellschaft die Frankfurter Zeitung, das Blatt der Börseninteressen, zu folgendem Kommentar:
„Mit der fortschreitenden Konzentrationsbewegung engt sich der Kreis, an den man mit den großen Kreditansprüchen herantreten kann, ständig ein, so daß die Abhängigkeit der Großindustrie von einigen wenigen Bankkonzernen zunimmt. Bei den inneren Zusammenhängen zwischen Industrie und Finanz wird die Bewegungsfreiheit der auf Bankkapital angewiesenen Industriegesellschaften eingeschränkt. Deshalb begleitet die Großindustrie die zunehmende Vertrustung der Banken mit gemischten Gefühlen; zeigen sich doch schon mehrfach Ansätze zu gewissen Abmachungen zwischen den einzelnen Großbankkonzernen, die auf eine Beschränkung des Wettbewerbs hinauslaufen.“ (38)
Das letzte Wort in der Entwicklung des Bankwesens ist immer wieder das Monopol.
Was den engen Zusammenhang zwischen Banken und Industrie betrifft, so tritt gerade hier die neue Rolle der Banken vielleicht am anschaulichsten zutage. Wenn die Bank die Wechsel irgendeines Unternehmers diskontiert, ihm ein Kontokorrent eröffnet usw., so vermindern diese Operationen, einzeln betrachtet, die Selbständigkeit dieses Unternehmers um keinen Deut, und die Bank bleibt in der bescheidenen Rolle eines Vermittlers. Sobald aber diese Operationen sich häufen und zu einer ständigen Einrichtung werden, sobald die Bank Kapitalien von ungeheuren Dimensionen in ihrer Hand „ansammelt“, sobald die Führung des Kontokorrents eines Unternehmens die Bank in die Lage versetzt – und das ist ja der Fall –, die wirtschaftliche Lage ihres Kunden immer genauer und vollständiger kennenzulernen, ergibt sich eine immer vollständigere Abhängigkeit des Industriekapitalisten von der Bank.
Zugleich entwickelt sich sozusagen eine Personalunion der Banken mit den größten Industrie- und Handelsunternehmungen, eine beiderseitige Verschmelzung durch Aktienbesitz, durch Eintritt der Bankdirektoren in die Aufsichtsräte (oder die Vorstände) der Handels- und Industrieunternehmungen und umgekehrt. Der deutsche Ökonom Jeidels hat über diese Art der Konzentration von Kapitalien und Unternehmungen genaue Daten gesammelt. Die sechs größten Berliner Banken waren durch ihre Direktoren in 344 Industriegesellschaften und durch ihre Vorstandsmitglieder in weiteren 407, insgesamt also in 751 Gesellschaften vertreten. In 289 Gesellschaften hatten sie entweder je zwei Mitglieder im Aufsichtsrat oder den Posten des Vorsitzenden. Unter diesen Handels- und Industriegesellschaften finden wir die mannigfachsten Industriezweige, Versicherungswesen wie Verkehrswesen, Restaurationsbetriebe, Theater, Kunstgewerbe usw. Anderseits saßen (1910) in den Aufsichtsräten dieser sechs Banken 51 Großindustrielle, darunter ein Direktor von Krupp, einer der großen Schiffahrtsgesellschaft Hapag (Hamburg-Amerika-Linie) usw. usf. Jede dieser sechs Banken hat von 1895 bis 1910 an der Emission von Aktien und Obligationen mehrerer hundert Industriegesellschaften und zwar zwischen 281 und 419 teilgenommen. (39)
Die „Personalunion“ der Banken mit der Industrie findet ihre Ergänzung in der „Personalunion“ der einen wie der anderen Gesellschaften mit der Regierung. Jeidels schreibt: „Freiwillig werden Aufsichtsratsstellen gewährt an Personen mit gutklingenden Namen, auch ehemaligen Staatsbeamten, die im Verkehr mit den Behörden manche Erleichterung (!!) schaffen können“... „Im Aufsichtsrat einer Großbank sieht man gewöhnlich ... ein Parlamentsmitglied oder ein Mitglied der Berliner Stadtverwaltung“.
Die Herausbildung und Weiterbildung der großkapitalistischen Monopole geht also auf „natürlichem“ und „übernatürlichem“ Wege mit Volldampf voraus. Es kommt systematisch eine gewisse Arbeitsteilung unter den paar hundert Finanzkönigen der modernen kapitalistischen Gesellschaft zustande.
„Dieser Erweiterung des Tätigkeitsgebiets einzelner Großindustrieller“ (die Vorstandsmitglieder der Banken werden usw.) „und der Beschränkung von Provinzdirektoren auf einen bestimmten Industriebezirk geht eine gewisse zunehmende Spezialisierung der Leiter der Großbanken auf besondere Geschäftszweige zur Seite. Sie ist erst denkbar bei großem Umfang des gesamten Bankgeschäfts und der Industriebeziehungen im besonderen. Diese Arbeitsteilung vollzieht sich in der doppelten Richtung, daß der Verkehr mit der Industrie als Ganzes einem der Direktoren als Spezialgebiet überwiesen wird und daß daneben jeder Direktor einzelne isolierte oder mehrere nach Gewerbe und Interessen verwandte Unternehmungen zur Überwachung als Aufsichtsratsmitglied übernimmt“ (der Kapitalismus ist bereits zu einer organisierten Kontrolle über die einzelnen Unternehmungen herangereift). „Die inländische Industrie, mitunter auch die westdeutsche allein“ (Westdeutschland ist der industriell entwickeltste Teil Deutschlands), „werden die Domäne des einen, die Beziehungen zu Staaten und Industrie des Auslands, die Personalien, das Börsengeschäft usw. die Spezialität der anderen. Daneben hat dann von den einzelnen Bankdirektoren oft jeder noch ein besonderes Gewerbe oder eine besondere Gegend, wo er als Aufsichtsratsmitglied etwas zu sagen hat; der eine ist vorwiegend im Aufsichtsrat von Elektrizitätsgesellschaften, der andere in dem chemischer Fabriken, Brauereien oder Zuckerfabriken, wieder andere findet man nur bei wenigen isolierten Industrieunternehmungen, dafür um so mehr bei nichtindustriellen Gesellschaften, etwa der Versicherungsbranche, im Aufsichtsrat ... Sicher ist, daß bei den Großbanken in gleichem Maße wie Umfang und Vielseitigkeit des Geschäfts wachsen, eine zunehmende Arbeitsteilung unter den Leitern um sich greift mit dem Zweck (und Erfolg), sie gewissermaßen aus dem reinen Bankgeschäft etwas herauszuheben und für die allgemeinen Fragen der Industrie und die speziellen der einzelnen Gewerbe urteilsfähiger und sachverständiger und dadurch innerhalb der industriellen Einflußsphäre der Bank aktionsfähiger zu machen. Ergänzt wird dieses System der Banken durch das Streben, in Dingen der Industrie sachverständige Personen in ihren eigenen Aufsichtsrat oder den ihrer Unterbanken zu wählen. Industrielle, ehemalige Beamte, namentlich solche des Eisenbahndienstes und Bergwesens“ usw. (40)
Einrichtungen gleicher Art, nur in etwas anderer Form, finden wir auch im französischen Bankwesen. Eine der drei größten Banken Frankreichs, der Crédit Lyonnais, hat z.B. ein besonderes „Finanzstudienbüro“ (Service des études financières) eingerichtet. Dort arbeiten ständig über 50 Personen – Ingenieure, Statistiker, Nationalökonomen, Juristen usw. Die Kosten dieses Büros belaufen sich auf sechs- bis siebenhunderttausend Francs jährlich. Es zerfällt seinerseits in acht Abteilungen. Die eine sammelt Angaben speziell über Industrieunternehmungen, die andere verfolgt die allgemeine Statistik, die dritte studiert die Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsgesellschaften, die vierte Wertpapiere, die fünfte Finanzberichte usw. (41)
Die Folge ist einerseits eine immer größere Verschmelzung oder, nach einem treffenden Ausdruck von N.I. Bucharin, ein Verwachsen des Bankkapitals mit dem Industriekapital, und anderseits ein Hinüberwachsen der Banken in Institutionen von wahrhaft „universalem Charakter“. Wir halten es für notwendig, genau die Formulierungen von Jeidels über diese Frage anzuführen, der die Dinge am eingehendsten studiert hat:
„Als Resultat der Betrachtung der Industriebeziehungen in ihrer Gesamtheit ergibt sich der universale Charakter der für die Industrie tätigen Finanzinstitute: Im Gegensatz zu anderen Bankformen und im Gegensatz zu der zuweilen von der Literatur aufgestellten Forderung, die Banken sollten sich auf ein bestimmtes Gebiet oder Gewerbe spezialisieren, um den Boden nicht unter den Füßen zu verlieren – suchen die Großbanken ihre Verbindungen mit industriellen Unternehmungen nach Ort und Gewerbeart möglichst vielseitig zu gestalten, die Ungleichheiten in der örtlichen und gewerblichen Verteilung, die sich aus der Geschichte der einzelnen Institute erklärt, mehr und mehr zu beseitigen ... Die Verbindung mit der Industrie allgemein zu machen ist die eine, sie dauernd und intensiv zu machen die andere Tendenz; beide sind in den sechs Großbanken in nicht ganz, aber im wesentlichen gleichem Maße bereits stark verwirklicht.“ (42)
Aus Handels- und Industriekreisen werden oft Klagen über den „Terrorismus“ der Banken laut. Es ist nicht verwunderlich, daß derartige Klagen laut werden, wenn die Großbanken so „kommandieren“, wie folgendes Beispiel zeigt. Am 19. November 1904 wandte sich eine der sogenannten Berliner D-Banken (die Namen der vier größten Banken Berlins fangen mit dem Buchstaben D an) an den Vorstand des Nordwestmitteldeutschen Zementsyndikats mit folgendem Brief: „Nach der im Reichsanzeiger vom 18. cr. veröffentlichten Bekanntmachung Ihrer Gesellschaft müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, daß in der am 30. des Monats stattfindenden Generalversammlung Beschlüsse gefaßt werden, die geeignet sein können, Veränderungen uns nicht genehmer Art in Ihrem Geschäftsbetrieb herbeizuführen. Aus diesem Grunde müssen wir zu unserem lebhaften Bedauern den Ihnen eingeräumten Kredit hiermit zurückziehen ... Wenn indes in der angegebenen Generalversammlung nichts beschlossen wird, was uns nicht genehm ist, und wir in dieser Beziehung durch uns konvenierende Garantien auch für die Zukunft geschützt sind, so erklären uns gern bereit, wegen Gewährung eines neuen Kredits mit Ihnen in Verhandlung zu treten.“ (43)
Im Grunde genommen sind das die alten Klagen des Kleinkapitals über den Druck des Großkapitals, nur ist hier ein ganzes Syndikat in die Kategorie der „Kleinen“ geraten! Der alte Kampf zwischen Klein- und Großkapital wiederholt sich auf einer neuen, unvergleichlich höheren Entwicklungsstufe. Selbstverständlich können die Milliardenunternehmungen der Großbanken auch den technischen Fortschritt mit Mitteln fördern, mit denen sich die früheren in keiner Weise vergleichen lassen. Die Banken errichten z.B. besondere Gesellschaften für technische Forschungen, deren Ergebnisse natürlich nur „befreundeten“ Industrieunternehmungen zugute kommen. Hierher gehören die „Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen“, die „Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen“ u.a.m.
Die Leiter der Großbanken selbst können sich nicht der Einsicht verschließen, daß neue Verhältnisse der Volkswirtschaft im Entstehen begriffen sind, aber sie stehen ihnen hilflos gegenüber:
„Wer den Personenwechsel in Direktion und Aufsichtsrat der Großbanken in den letzten Jahren beobachtet hat“, schreibt Jeidels, „mußte merken, wie allmählich Personen ans Ruder kamen, die ein aktives Eingreifen in die Gesamtentwicklung der Industrie für die notwendige, immer aktueller werdende Aufgabe der Großbanken halten, wie sich zwischen ihnen und den älteren Direktoren der Banken daraus ein sachlicher und oft persönlicher Gegensatz entwickelt. Es handelt sich bei diesem im Grunde darum, ob nicht mit dem Hinübergreifen der Banken in den industriellen Produktionsprozeß ihr Geschäft als Kreditinstitut leidet, die soliden Grundsätze und der sichere Gewinn geopfert werden zugunsten einer Tätigkeit, die mit der Kreditvermittlung nichts zu tun habe und die Bank auf ein Gebiet führe, wo sie dem blinden Walten industrieller Konjunktur noch mehr ausgesetzt sei als bisher. Während viele der älteren Bankleiter dies behaupten, sieht die Mehrzahl der jüngeren in dem aktiven Eingreifen in die Fragen der Industrie dieselbe Notwendigkeit, die mit der modernen großindustriellen Entwicklung die Großbanken und das heutige industrielle Bankgeschäft hervorgerufen hat. Nur darin sind sich beide Teile einig, daß feste Grundsätze und ein konkretes Ziel für die neue Tätigkeit der Großbanken noch nicht existieren.“ (44)
Der alte Kapitalismus hat sich überlebt. Der neue ist ein Übergang zu etwas anderem. „Feste Grundsätze und ein konkretes Ziel“ für die „Versöhnung“ des Monopols mit der freien Konkurrenz finden zu wollen ist selbstverständlich eine hoffnungslose Sache. Das Eingeständnis der Männer der Praxis klingt ganz anders als die amtliche Verherrlichung der Reize des „organisierten“ Kapitalismus durch seine Apologeten vom Schlage eines Schulze-Gaevernitz, Liefmann und ähnlicher „Theoretiker“.
In welche Zeit fällt nun die endgültige Konsolidierung der „neuen Tätigkeit“ der Großbanken? Auf diese wichtige Frage finden wir eine ziemlich genaue Antwort bei Jeidels:
„Die Industriebeziehungen mit ihrem neuen Gegenstand, ihren neuen Formen und ihren neuen Organen, das ist den gleichzeitig zentralistisch und dezentralistisch organisierten Großbanken, bilden sich als charakteristische volkswirtschaftliche Erscheinungen kaum vor den neunziger Jahren; in gewissem Sinne kann man diesen Anfangspunkt sogar erst in das Jahr 1897 mit seinen großen Fusionen welche die neue Form dezentralistischer Organisation erstmalig aus Gründen industrieller Bankpolitik einführen, oder man kann ihn vielleicht deshalb auf einen noch späteren Termin verlegen, weil die Krise den Konzentrationsprozeß wie in der Industrie so im Bankwesen enorm beschleunigt und verstärkt und den Verkehr mit der Industrie erst recht zu einem Monopol der Großbanken und ihn im einzelnen bedeutend enger und intensiver gemacht hat.“ (45)
Das 20. Jahrhundert ist also der Wendepunkt vom alten zum neuen Kapitalismus, von der Herrschaft des Kapitals schlechthin zu der Herrschaft des Finanzkapitals.
(22) Alfred Lansburgh, Fünf Jahre deutsches Bankwesen, Die Bank, 1913, Nr.8, S.728.
(23) Schulze-Gaevernitz, Die deutsche Kreditbank, in Grundriß der Sozialökonomik, Tüb. 1915, S.12 und 137.
(24) R. Liefmann, Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaften. Eine Studie über den modernen Kapitalismus und das Effektenwesen, 1. Aufl., Jena 1909.
(25) Alfred Lansburgh. Das Beteiligungssystem im deutschen Bankwesen, Die Bank, 1910, 1, S.500.
(26) Eugen Kaufmann, Das französische Bankwesen, Tüb. 1911, S.356 und 362.
(27) Jean Lescure, L’épargne en France;, P. 1914, S.52.
(28) A. Lansburgh, Die Bank mit den 300 Millionen, Die Bank, 1914, 1, S.406.
(29) S.Tschierschky, a.a.O., S.128.
(30) Angaben der amerikanischen „National Monetary Commission“ in Die Bank, 1910, 2, S.1200.
(31) Ebenda, 1913, S.811, 1022; 1914, S.713.
(32) Die Bank, 1914, 1, S.316.
(33) Dr. Oskar Stillich, Geld- und Bankwesen, Berlin 1907, S.169.
(34) Schulze-Gaevernitz, Die deutsche Kreditbank, in Grundriß der Sozialökonomik, Tüb. 1915, S.101.
(35) Riesser, a.a.O., 4. Aufl., S.629.
(36) Schulze-Gaevernitz, Die deutsche Kreditbank, in Grundriß der Sozialökonomik, Tüb. 1915, S.151.
(37) Die Bank, 1912, 1, S.435.
(38) Zitiert bei Schulze-Gaevernitz in Grdr. d. S.-Ök., S.155.
(39) Jeidels und Riesser, a.a.O.
(40) Jeidels, a.a.O., S.156/157.
(41) Der Artikel Eug. Kaufmanns über die französischen Banken in Die Bank, 1909, 2, S.851 ff.
(42) Jeidels, a.a.O., S.180.
(43) Dr. Oskar Stillich, Geld- und Bankwesen, Berlin 1907, S.147.
(44) Jeidels, a.a.O., S.183/184.
(45) Ebenda, S.181.
Zuletzt aktualisiert am 20.7.2008