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Um die Wende unseres Jahrhunderts traten in der kapitalistischen Weltwirtschaft neue Erscheinungen hervor, die auf eine strukturelle Wandlung des Kapitalismus hindeuteten. Die für den alten Kapitalismus typische freie Konkurrenz und der freie Handel wurden immer mehr durch monopolistische Gebilde eingedämmt, die sich aus der rasch fortschreitenden Konzentration der Produktion entwickelten. Auch die Banken machten diesen Konzentrationsprozeß durch und unterlagen dadurch einem Funktionswandel. Aus ursprünglich selbständigen Instituten zur Zahlungsvermittlung entwickelten sie sich zu Finanzierungsinstituten der Industrie. Schließlich wuchsen Industrie- und Bankkapital zum Finanzkapital zusammen. Der riesige Kapitalüberschuß, den die Konzentration der Produktion und des Kapitals in den entwickelten kapitalistischen Ländern hervorbrachte, drängte immer mehr zum Kapitalexport. Den kapitalistischen Monopolen wurden die nationalen Grenzen zu eng, es entstanden internationale monopolistische Verbände, die eine wirtschaftliche Aufteilung der Welt Vornahmen. Und daraus ergab sich der rasende Wettkampf der Großmächte um die territoriale Aufteilung unseres Planeten. Dieser Wettkampf führte dazu, daß die Erde zu Beginn unseres Jahrhunderts im wesentlichen unter die Großmächte aufgeteilt war. Der alte Kapitalismus hatte sich durch diese Entwicklung in einen neuen, einen monopolistischen oder imperialistischen Kapitalismus verwandelt.
Karl Marx und Friedrich Engels, die den alten Kapitalismus erschöpfend analysierten und seine Bewegungsgesetze entdeckten und überzeugend darstellten, haben diese neue Entwicklung des Kapitalismus nicht mehr erlebt. Sie konnten diese Entwicklung nur in genialen Voraussagen andeuten. Die Analyse und Darstellung des neuen Kapitalismus fiel der nachfolgenden Generation marxistischer Ökonomen zu. Unter ihnen nimmt Rudolf Hilferding mit seinem Finanzkapital einen hervorragenden Platz ein. Bereits im Jahre 1905 war, wie er im Vorwort vermerkt, seine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus fertig. Hilferding sah das Charakteristische des modernen Kapitalismus in „jenen Konzentrationsvorgängen, die einerseits in der ‚Aufhebung der freien Konkurrenz‘ durch die Bildung von Kartellen und Trusts, anderseits in einer immer innigeren Beziehung zwischen Bankkapital und industriellem Kapital erscheinen“ (S. 1). Er machte die zweite Erscheinungsform zum Hauptgegenstand seiner Analyse, wie schon der Titel seines Werkes verrät. Dies führte ihn – wie später gezeigt werden soll – zu einer Reihe grundlegender theoretischer Fehler, die ihn am Verständnis des Gesamtbildes der neuen Epoche der kapitalistischen Wirtschaft hinderten. Doch dieser Mängel unbeschadet stellt Das Finanzkapital eine bedeutsame Weiterentwicklung der marxistischen ökonomischen Theorie dar. Trotz der vier Jahrzehnte, die seit der Abfassung vergangen sind, hat es seine aktuelle Bedeutung nicht verloren. Und es übertrifft an wissenschaftlicher Tiefe und Schärfe heute noch alles, was die bürgerliche Volkswirtschaftslehre über das Finanzkapital zu sagen hatte.
Da Hilferding das „Finanzkapital“ zum Thema seiner Untersuchung machte, beginnt er seine Darlegung logischerweise mit der Geldtheorie. Trotz der Irrtümer, denen er gerade auf dem Gebiet der Geldtheorie erlegen ist, hat er in der Weiterentwicklung der marxistischen Kredittheorie einen bedeutenden Schritt vorwärts getan. Er entwickelte den Unterschied zwischen dem Zirkulationskredit, der überwiegend von den produktiven Kapitalisten selbst gegeben wird und dem Bargeldersatz dient, und dem Kapitalkredit, der die Funktion hat, brachliegendes Geld in fungierendes Geldkapital zu verwandeln. Die vorangehende tiefschürfende Untersuchung über die periodische Freisetzung und Brachlegung von Geldkapital läßt die eminente Bedeutung des Kapitalkredits für die kapitalistische Entwicklung klar erkennen.
Der hervorragendste Teil des Buches ist der Abschnitt über die Mobilisierung des Kapitals und über das fiktive Kapital, insonderheit die Analyse der Aktiengesellschaft. Hier macht er eine fundamentale ökonomische Entdeckung: den Gründergewinn. In Anlehnung an Marx’ Entwicklung des Bodenpreises als kapitalisierte Grundrente weist Hilferding nach, daß der Gründergewinn aus der Verwandlung von profittragendem in zinstragendes Kapital entspringt und eine Kapitalisierung des Unternehmergewinns darstellt, deren Ertrag in die Taschen der „Gründer“, also meist der Banken fließt. Damit hat Hilferding den Beweis erbracht, daß der Gründergewinn (oder Gründungsgewinn, wie er ihn zuweilen auch nennt) „weder ein Schwindel noch eine Vergütung oder Lohn ist, sondern eine ökonomische Kategorie sui generis“ (S. 145). Es ist Rudolf Hilferdings unvergängliches Verdienst, diese ökonomische Kategorie entdeckt und entwickelt zu haben. Er stellt auch die Formel dieses Gründergewinns dar, mit deren Hilfe an konkreten Beispielen leicht errechnet werden kann, welch ungeheure Summen den Banken durch ihre Emissionstätigkeit zufließen. Hilferding führt zugleich den Nachweis, daß dieser ökonomische Gründergewinn nicht nur bei Neugründungen oder Umwandlungen bestehender Privatunternehmungen in Aktiengesellschaften erzielt wird, sondern auch bei jeder Kapitalerhöhung bestehender Aktiengesellschaften. Diese Entdeckung Hilferdings erklärt uns, warum die Konzentration des Bankkapitals ein so rapides Tempo einschlagen konnte, denn gerade der Gründergewinn war das Mittel, ungeheure Reichtümer in den Händen der Großbanken zusammenzuballen. Die Entdeckung des Gründergewinns stellt eine bedeutsame Weiterentwicklung der marxistischen ökonomischen Theorie dar und ermöglicht uns das Verständnis für die rasche Ausbreitung des Finanzkapitals.
In seiner Untersuchung der Aktiengesellschaft führt Hilferding auch mit zwingender Logik das Gerede von der angeblichen Demokratisierung des Kapitalismus durch diese Unternehmungsform ad absurdum. Er weist nach, daß gerade durch die Aktiengesellschaft einem kleinen Häuflein von Großkapitalisten die Verfügungsgewalt über riesige fremde Kapitalien in die Hand gegeben wird. Besonders durch das sogenannte Beteiligungssystem, die Gründung von Tochter-, Enkel- und Urenkel-Gesellschaften, wird diese finanzielle Macht der Großkapitalisten gewaltig gesteigert. Was Hilferding in seinem Buch über die Aktiengesellschaften sagt, hat auch heute noch volle Gültigkeit.
Auch die Probleme der Börse erscheinen bei Hilferding in neuem Licht. Er untersucht die neue Rolle der Börse als Markt des fiktiven Kapitals und kommt zu dem Schluß, daß mit der Entwicklung der Großbanken die Bedeutung der Börse zurückgeht. Diese Tatsache hatten schon vor Hilferding bürgerliche Volkswirtschaftler festgestellt, wie Schulze-Gävernitz, Riesser und andere. Aber erst im Lichte der theoretischen Untersuchung Hilferdings wird die Notwendigkeit dieser Entwicklung völlig klar.
Einen breiten Raum nimmt die Untersuchung der Entwicklung des Finanzkapitals und die Einschränkung der freien Konkurrenz in dem Buche Hilferdings ein. Erst jetzt kommt Hilferding auf die andere charakteristische Erscheinung des modernen Kapitalismus, auf die Monopole, zu sprechen. Hilferding macht hierbei manche scharfsinnige Bemerkung zur Entwicklung der Monopoltheorie, wie bei der Erklärung der Ursachen für die Entstehung der Kombination,bei der Unterscheidung zwischen homosphärischen und heterosphärischen Vereinigungen und anderen. Dennoch scheint mir diese wesentliche Seite des modernen Kapitalismus zu schwach entwickelt. Das ist eine Folge des im Prinzip fehlerhaften Ausgangspunktes Hilferdings, von dem später die Rede sein soll. Es mutet eigenartig an, daß Hilferding in dem Kapitel über die Kartelle und Trusts die Konzentration der Produktion außer Betracht läßt und demzufolge keine Erklärung für die Notwendigkeit der Entstehung kapitalistischer Monopole gibt. Nur gelegentlich weist er auf diesen Zusammenhang hin, so, wenn er die monopolistischen Vereinigungen als „Verwirklichung der Marxschen Konzentrationslehre“ bezeichnet. Eine organische Entwicklung der Monopole aus der Konzentration, aus der Entstehung von Großbetrieben läßt er vermissen.
Was Hilferding über den Kartellpreis (Monopolpreis) sagt, steht turmhoch über allem, was die bürgerliche Wissenschaft über diese vielleicht komplizierteste Kategorie des monopolistischen Kapitalismus zutage gefördert hat. Mit Recht sagt Hilferding, daß der Monopolpreis nicht nur aus der Nachfrage erklärt werden kann, sondern einen ökonomischen Inhalt haben muß. Nach Hilferding ist auch der Kartellpreis gleich dem Kostpreis plus Durchschnittsprofitrate. (In früheren Ausgaben stand Produktionspreis plus Durchschnittsprofitrate. Offensichtlich ein Druckfehler, denn der Produktionspreis ist Kostpreis plus Durchschnittsprofit.) Aber, so sagt Hilferding, die Durchschnittsprofitrate hat sich geändert. „Sie ist verschieden für die große kartellierte Industrie und für die kleinen von ihr in Abhängigkeit geratenen Sphären der Kleinindustrie.“ Und er kommt zu dem Schluß: „Die Erhöhung des Kartellpreises findet also ihre Grenze an der Möglichkeit der Senkung der Profitrate in nicht kartellfähigen Industrien“ (S. 343/544). Diese Grenze scheint mir zu eng gezogen. Denn der Kartellprofit (Monopolprofit) stammt nicht nur aus dem Mehrwert der nichtkartellierten Industrien, sondern ist auch ein Tribut der Konsumenten an das Monopolkapital. Das gibt Hilferding zum Teil zu, wenn er sagt: „Ein Teil des Kartellprofits stammt also von den Konsumenten, womit hier alle nichtkapitalistischen Kreise, die abgeleitetes Einkommen beziehen, gemeint sind“ (S. 346). Die Beschränkung auf Konsumenten mit abgeleitetem Einkommen vermag nicht einzuleuchten. Denn eine rationelle Erklärung des Monopolprofits im sogenannten reinen Kapitalismus ist nicht möglich. Es ist allgemein bekannt, daß die Quelle eines beträchtlichen Teiles des Monopolprofits die Ausbeutung des selbständigen Mittelstandes und besonders der Bauern ist. Die „Schere“ zwischen den Preisen für industrielle und denen für landwirtschaftliche Erzeugnisse ist im wesentlichen auf die Monopole zurückzuführen. Vor allem aber bildet die Ausbeutung der Kolonien durch die kapitalistischen „Mutterländer“ eine ganz ersprießliche Quelle des Monopolprofits. Das Vorhandensein des Nicht-Äquivalenten-Austausches zwischen imperialistischen Großmächten und kolonialen Ländern genügend bekannt, um mit Tatsachen belegt werden zu müssen.
Der Beziehung zwischen dem Finanzkapital und den kapitalistischen Krisen ist in dem Buche Hilferdings ein besonderes Kapitel gewidmet. Auch hier stößt der Leser auf theoretische Irrtümer, die in anderem Zusammenhang behandelt werden sollen. Ungeachtet dessen hat Hilferding auch die marxistische Krisentheorie um neue wesentliche Gesichtspunkte bereichert. So in der Entwicklung des Zusammenhangs zwischen dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate und der Krise, in der Rolle des fixen Kapitals, in der Behandlung der Kreditverhältnisse im Ablauf der konjunkturellen Entwicklung und besonders in der Darstellung der Börsenkrise und Geldkrise im Gefolge der industriellen Krise. Schließlich nimmt Hilferding auch zu der Frage Stellung, die damals die Volkswirtschaftler bewegte, inzwischen aber von der Geschichte mit aller Eindeutigkeit beantwortet worden ist, der Frage nämlich, ob die Kartelle die Krisen verhindern können. Dies wurde zu Beginn unseres Jahrhunderts, besonders nach der sogenannten milden Krise von 1907, allen Ernstes von bürgerlichen Ökonomen und auch von gewissen „Sozialisten“ behauptet. Damals erklärte Hilferding auf Grund seiner Kenntnis der marxistischen Theorie kurz und klar: „Ebensowenig wie die Kartelle das Entstehen von Krisen verhindern können, können sie sich ihren Wirkungen entziehen“ (S. 440/441). Diese klare marxistische Feststellung hat Hilferding freilich zweieinhalb Jahrzehnte später nicht gehindert, die Theorie des organisierten Kapitalismus zu erfinden.
Zu den besten Teilen des vorliegenden Buches gehört auch der fünfte Abschnitt über die Wirtschaftspolitik des Finanzkapitals. Hier erweist sich Rudolf Hilferding als echter marxistischer Theoretiker, dem es nicht allein darauf ankommt, wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, sondern der zugleich bemüht ist, diese Erkenntnisse dem Klassenkampf des Proletariats dienstbar zu machen. Es war daher gewiß kein Zufall, wenn der Vater des Revisionismus, Eduard Bernstein, seine Kritik an dem Buche Hilferdings gerade gegen diesen Teil richtete.
In der Untersuchung der Handelspolitik des Finanzkapitals weist Hilferding nach, daß das Finanzkapital den Freihandel immer mehr durch den Schutzzoll ersetzt und der Erziehungszoll sich in den Kartellschutzzoll verwandelt. Bernstein, der sich in seiner Kritik gegen den Begriff des Finanzkapitals überhaupt wandte, schrieb damals: „Hilferdings Satz von einem generellen Interesse des Finanzkapitals am Allerweltsschutzzoll ist nichts als Konstruktion auf der Basis von Einzelerscheinungen, die durchaus unzulänglich sind, eine so verallgemeinerte Theorie zu tragen.“ [1] Und Bernstein verspottete Hilferding, weil dieser voraussagte, daß infolge der Entwicklung des Finanzkapitals auch in England, dem klassischen Lande des Freihandels, „der Übergang zum Schutzzoll notwendigerweise erfolgen“ muß. Bernstein stellte damals eine ganz andere Prognose für England. Und wer behielt recht? Selbstverständlich der Marxist Hilferding. Schon unmittelbar nach dem ersten Weltkriege, am 1. September 1919, wurden in England Vorzugszölle für die britischen Kolonien eingeführt. Im Dezember 1920 wurde ein Farbstoffeinfuhrgesetz erlassen, durch das die Einfuhr aller synthetischen Farbstoffe verboten wurde. Am 1. Oktober 1921 trat ein Industrieschutzgesetz in Kraft, das für die Produkte der Schlüsselindustrien einen Einfuhrzoll von 33 Prozent festsetzte und die Einführung weiterer 331/3 Prozent Zölle auf Stoffhandschuhe, Haushaltungsglaswaren, Glas für Beleuchtungszwecke und anderes ermöglichte. In der großen Krise von 1929 bis 1932 erlebte der Protektionismus in England einen neuen Aufschwung. Durch das Ottawa-Abkommen wurde ein System von Präferenzzöllen aufgebaut, durch das sich England eine Vorzugsstellung auf den Märkten des British Empire sicherte. Der alte Freihandel war auch in England dahin. Heute weiß jeder, der sich in volkswirtschaftlichen Dingen auskennt, daß der moderne Kapitalismus die allgemeine Tendenz zum Hochschutzzoll erzeugt und daß der Kampf um die Zölle beim Abschluß von Handels- und Finanzabkommen zwischen kapitalistischen Staaten eine der brennendsten Fragen ist. Das trat besonders deutlich bei den Verhandlungen über die 4,4-Milliarden-Dollar-Anleihe der USA an England in Erscheinung, die Anfang Dezember 1946 abgeschlossen wurde. Nach diesem Abkommen soll England die Vorzugszölle innerhalb seines Weltreiches einschränken und ohne die Einwilligung der Vereinigten Staaten keine Erhöhung dieser Vorzugszölle vornehmen. Alle diese Tatsachen zeigen anschaulich, wie sehr der Marxist Hilferding gegenüber dem Revisionisten Bernstein recht behalten hat.
Eines der wesentlichsten Merkmale des neuen Kapitalismus ist der Kapitalexport, der immer mehr an Stelle des einfachen Warenexports kennzeichnend wird. Hilferding behandelt diese neue Erscheinung in einem besonderen Kapitel, in dem er von der allgemeinen Bedeutung des Wirtschaftsgebiets für die kapitalistische Entwicklung ausgeht. Er definiert den Kapitalexport als „Ausfuhr von Wert, der bestimmt ist, im Ausland Mehrwert zu hecken“, wobei es wesentlich ist, „daß der Mehrwert zur Verfügung des inländischen Kapitals bleibt“ (S. 468). Diese Definition ist allgemein gültig. Auch die beiden grundlegenden Formen des Kapitalexports „als zinstragendes oder profittragendes Kapital“ hat er überzeugend entwickelt. Nachdem er die ökonomische Bedeutung des Kapitalexports als Mittel zum Ausgleich der nationalen Profitraten dargestellt hat, kommt er zur Analyse der weltpolitischen Folgen des Kapitalexports. Diese Analyse bildet ein treffendes Beispiel dafür, wie es die marxistische ökonomische Theorie ermöglicht, die kommende Entwicklung vorauszusagen. Hilferding zeigt auf, wie die Diplomatie jetzt als wichtigste Funktion die Vertretung des Finanzkapitals erhält. Die Geschichte der Diplomatie des wilhelminischen Kaiserreichs bildet eine überzeugende Illustration dazu (Marokko-Konflikt, Bagdad-Bahn usw.). Mit Recht weist Hilferding darauf hin, wie „das Finanzkapital zum Träger der Idee der Stärkung der Staatsmacht mit allen Mitteln“ (S. 497) wird, wie durch die Entwicklung des Finanzkapitals die Interessen der Staaten unmittelbar feindlich aufeinanderstoßen. Schließlich kommt Hilferding auf Grund seiner marxistischen Analyse zu der Schlußfolgerung: „Es ist eine Situation, die den Gegensatz zwischen Deutschland und England mit ihren Trabanten außerordentlich verschärfen muß, eine Situation, die zu einer gewaltsamen Lösung hindrängt“ (S. 498).
Der Marxist Rudolf Hilferding gelangte also im Jahre 1909 durch seine ökonomische Analyse des modernen Kapitalismus zu der Feststellung, daß die Entwicklung zum imperialistischen Kriege drängt und daß sich der deutsche und der englische Imperialismus als Hauptgegner gegenüberstehen. Es ist nicht verwunderlich, daß diese Feststellung den Revisionisten Eduard Bernstein auf den Plan rief, der sich ja – wie schon bei der Frage der Zollpolitik gezeigt wurde – in der Rolle eines Apologeten des englischen Imperialismus gefiel. Bernstein begann seine Kritik damit, daß er die Bedeutung des Kapitalexports überhaupt leugnete. „... ohne einigermaßen verläßliches Tatsachenmaterial ist jede verallgemeinernde wirtschaftspolitische Folgerung, die auf das Vorkommen solcher Exporte sich stützt, bloße Hypothese und nicht mehr“, schrieb Bernstein in den Sozialistischen Monatsheften. [2] Wie sehr gerade in den Jahren, als Bernstein das schrieb, der Kapitalexport des deutschen Imperialismus zunahm, zeigt die Tatsache, daß die deutschen Kapitalinvestierungen im Auslande von 12,5 Milliarden Franc im Jahre 1902 auf 44 Milliarden Franc im Jahre 1914 stiegen. Bernstein hätte also mit Leichtigkeit „einigermaßen verläßliches Tatsachenmaterial“ zusammentragen können; die ökonomische Literatur jener Jahre wimmelt davon. Aber Bernstein wollte diese Tatsache einfach nicht anerkennen, weil ihm die Feststellung der drohenden Kriegsgefahr durch den Marxisten Hilferding nicht in den Kram paßte. An den Satz Hilferdings, daß der Gegensatz zwischen Deutschland und England zu einer gewaltsamen Lösung dränge, knüpfte Bernstein entrüstete Protestrufe, wie „das alles soll die Sozialdemokratie als Notwendigkeit begreifen“, „welche Zumutung!“, um schließlich zu erklären: „Aber diese Deduktionen stimmen nicht. Selbst wer die Niederlagen, die die Schutzzöllnerei und der Hetzimperialismus in England in den letzten Jahren erfahren haben, als nicht entscheidend betrachtet, kann sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß sie uns gezeigt haben, wie starke Kräfte sich selbst in der kapitalistischen Gegenwart gegen jene Tendenzen auflehnen. In keinem Land ist der Widerstand gegen sie auf das Proletariat und etliche Ideologen beschränkt. Überall nehmen große Teile der bürgerlichen Erwerbswelt an ihm teil, überall gewinnt die Vertragsidee im Streit mit den überlieferten Kriegstendenzen an Boden.“ [3] Das schrieb Eduard Bernstein 1911 gegen den revolutionären Marxisten Rudolf Hilferding. Drei Jahre später erwies es sich, daß auch in dieser entscheidenden Frage nicht der revisionistische Apologet des Imperialismus Bernstein recht gehabt hat, sondern der Marxist Hilferding. Die Kriegstendenzen hatten über die „Vertragsidee“ gesiegt. Damit war aber zugleich wieder einmal die Überlegenheit der marxistischen Theorie einwandfrei bewiesen.
Noch klarer tritt diese Überlegenheit bei Hilferding zutage, wo er die Wandlung im Klassenbewußtsein der Bourgeoisie zeigt, die das Finanzkapital hervorruft. Als die Bourgeoisie noch im Kampfe gegen den Feudalstaat stand, war der Liberalismus ihre ideologische Fahne. „Der Liberalismus war wirklich destruktiv, bedeutete in der Tat den ‚Umsturz‘ der Staatsgewalt und die Lösung der alten Bindungen“, schreibt Hilferding (S. 500). Keinerlei Einmischung des Staates in die Wirtschaft, das war die Grundforderung im Kapitalismus der freien Konkurrenz, „laissez faire, laissez passer!“ war der Grundsatz der Freihandelsschule. Anders in der Epoche des Finanzkapitals. Die imperialistische Bourgeoisie brauchte den Staat als den gewaltigsten Hebel ihrer Entwicklung, ihr handelte es sich darum, den Staat „umzuschaffen aus einem Hindernis in ein Vehikel ihrer eigenen Entwicklung“ (S. 501). Die alten Freiheitsideale, die Ideologie des Liberalismus wurden über Bord geworfen, denn „das Finanzkapital will nicht Freiheit, sondern Herrschaft“, konstatiert Hilferding (S. 502). Und mit Hilfe der marxistischen Theorie sagt er aus dem Wesen des Finanzkapitals jene Entwicklung voraus, die in Deutschland mit der Errichtung der Hitlerdiktatur einen so furchtbaren Abschluß gefunden hat. Es mutet uns heute geradezu unheimlich an, wenn wir die folgenden Sätze Hilferdings lesen, die er vor nahezu vierzig Jahren niedergeschrieben hat: „Als Ideal erscheint es jetzt, der eigenen Nation die Herrschaft über die Welt zu sichern, ein Streben, ebenso unbegrenzt wie das Profitstreben des Kapitals, dem es entsprang. Das Kapital wird zum Eroberer der Welt, und mit jedem neuen Lande erobert es die neue Grenze, die es zu überschreiten gilt. Dieses Streben wird zur ökonomischen Notwendigkeit, da jedes Zurückbleiben den Profit des Finanzkapitals senkt, seine Konkurrenzfähigkeit verringert und schließlich das kleinere Wirtschaftsgebiet zum Tributpflichtigen des größeren machen kann. Ökonomisch begründet, wird es ideologisch gerechtfertigt durch jene merkwürdige Umbiegung des nationalen Gedankens, der nicht mehr das Recht jeder Nation auf politische Selbstbestimmung und Unabhängigkeit anerkennt und der nicht mehr Ausdruck ist des demokratischen Glaubenssatzes von der Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt, auf nationalem Maßstab. Vielmehr spiegelt sich die ökonomische Bevorzugung des Monopols wider in der bevorzugten Stellung, die der eigenen Nation zukommen muß. Diese erscheint als auserwählt vor allen anderen. Da die Unterwerfung fremder Nationen mit Gewalt, also auf sehr natürlichem Wege vor sich geht, scheint die herrschende Nation diese Herrschaft ihren besonderen natürlichen Eigenschaften zu verdanken, also ihren Rasseneigenschaften. In der Rassenideologie ersteht so eine naturwissenschaftlich verkleidete Begründung des Machtstrebens des Finanzkapitals, das so die naturwissenschaftliche Bedingtheit und Notwendigkeit seiner Handlungen nachweist. An Stelle des demokratischen Gleichheitsideals ist ein oligarchisches Herrschaftsideal getreten.“ (S. 504.) Was der marxistische Theoretiker hier vor vier Jahrzehnten voraussagte und was in so grauenhafter Weise eintrat – ist es nicht ein unumstößlicher Beweis für die Richtigkeit der marxistischen Theorie, die das Mittel zu solcher Voraussage gibt? Und sollte uns da diese selbe Theorie nicht auch die Mittel in die Hand geben, die Entwicklung bewußt in solche Bahnen zu lenken, die ein neues Reifen solcher Früchte des Finanzkapitals ein für allemal ausschließen? In dem Werke Rudolf Hilferdings finden wir viele wertvolle Hinweise für diese Aufgabe. Sein Studium ist nicht nur unerläßlich, um den Klassencharakter des Faschismus zu verstehen; es lehrt uns zugleich, die wirklichen Erreger der faschistischen Pest zu erkennen und zu bekämpfen. Dies sind die kapitalistischen Monopole, die Kartelle, Trusts, Konzerne, es sind die Brutstätten des Finanzkapitals, die Großbanken, und es sind die persönlichen Träger der finanzkapitalistischen Tendenzen, die großen Finanzmagnaten, die in einem großen Teil Deutschlands auch nach dem zweiten Weltkrieg noch nicht zur Verantwortung gezogen worden sind. Wenn wir heute eine Lehre aus dem Buche Hilferdings ziehen müssen, so ist es vor allem die, daß die Macht der Monopole, die Macht des Finanzkapitals gebrochen werden muß, wenn sich der Kreislauf der Katastrophen nicht ein drittes Mal wiederholen, wenn sich eine wahrhafte Demokratie entwickeln soll.
Darüber hinaus gibt das Buch Hilferdings der Arbeiterklasse eine weitere wichtige Lehre, die heute von großer praktischer Bedeutung ist: In dem Kapitel über den Kampf um den Arbeitsvertrag behandelt Hilferding die Veränderungen, die durch die finanzkapitalistische Entwicklung in den Gewerkschaftskämpfen hervorgerufen werden. Besonders die Entstehung und Stärkung der Unternehmerverbände macht die Einzelangriffe der Gewerkschaften immer schwieriger. Die Kämpfe gewinnen an Bedeutung. „Die Entwicklung der Unternehmer- und Arbeiterorganisation gibt den Lohnkämpfen immer größere, allgemein soziale und politische Bedeutung. Der Guerillakrieg der Gewerkschaften gegen den einzelnen Unternehmer weicht den Massenkämpfen, die ganze Industriesphären betreffen und, wenn sie die lebenswichtigsten Teile der durch die Arbeitsteilung aufeinander angewiesenen Produktion ergreifen, die gesamte gesellschaftliche Produktion mit Stillsetzung bedrohen.“ (S. 548.) Die Richtigkeit dieser Feststellung Hilferdings kann nach dem grandiosen Streik der nordamerikanischen Bergarbeiter Ende 1946 nicht mehr bestritten werden. Aber aus dieser Wandlung der Gewerkschaftskämpfe ergeben sich für die Arbeiterklasse grundlegende Lehren.
Wenn die Arbeiterschaft im Imperialismus an Stelle der früheren Einzelunternehmer mächtigen Monopolorganisationen oder Unternehmerverbänden gegenübersteht, so wird sie um so schwächer sein, je mehr ihre Gewerkschaftsbewegung in verschiedene Richtungen und zahllose Berufsverbände zersplittert ist. Die Schaffung einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung und die Umwandlung der Berufsverbände in Industriegewerkschaften sind daher dringend geboten. Die Gewerkschaftseinheit ist das einzige Mittel, das die Arbeiterklasse der konzentrierten Macht des Finanzkapitals entgegenzusetzen hat. Daher streben alle fortschrittlichen Elemente in der internationalen Gewerkschaftsbewegung die Gewerkschaftseinheit auf der Grundlage von Industrieverbänden an, während umgekehrt das Finanzkapital ein Interesse daran hat, die Gewerkschaftseinheit zu verhindern oder rückgängig zu machen, um so die Arbeiterklasse möglichst zu zersplittern. Anderseits macht es die große Bedeutung, die heute gewerkschaftliche Kämpfe für die gesamte gesellschaftliche Produktion haben, dringend erforderlich, daß die Arbeiter durch ihre Gewerkschaftsorganisationen und die Betriebsräte das volle Mitbestimmungsrecht in allen Fragen der Produktion erlangen. Dies bedingt aber eine Ergänzung der gewerkschaftlichen Forderungen. Die Gewerkschaften können sich nun nicht mehr darauf beschränken, die unmittelbaren materiellen und kulturellen Interessen ihrer Mitglieder wahrzunehmen, sondern sie müssen die Einflußnahme der organisierten Arbeiterschaft auf die Produktion erstreben. Hilferdings Buch, das uns diese Lehren gibt, ist somit auch heute noch für den praktischen wirtschaftlichen und politischen Kampf der Arbeiterklasse von allergrößter Bedeutung.
Das Werk Hilferdings schließt mit einem Ausblick auf die Perspektiven der kapitalistischen Entwicklung. Das Finanzkapital, so schlußfolgert Hilferding, vollendet die Diktatur der Kapitalmagnaten. Es macht diese Diktatur immer unvereinbarer mit den Interessen der durch das Finanzkapital ausgebeuteten, aber auch zum Kampfe aufgerufenen Volksmassen. „In dem gewaltigen Zusammenprall der feindlichen Interessen schlägt schließlich die Diktalur der Kapitalmagnaten um in die Diktatur des Proletariats“ – mit diesen Worten schließt das Werk.
Zu dieser Schlußfolgerung gelangte im Jahre 1909 der Marxist Rudolf Hilferding infolge seiner grundlegenden theoretischen Analyse des modernen Kapitalismus. Auch in dieser Hinsicht hat die Geschichte Hilferding, das heißt dem revolutionären Marxismus, völlig recht gegeben. Denn der „gewaltige Zusammenprall der feindlichen Interessen“ führte 1914 zum ersten imperialistischen Weltkrieg. Und dieser Weltkrieg endete damit, daß auf einem Sechstel der Erde, in Rußland, das durch die Marxsche Lehre geschulte und von einer marxistischen Partei geführte Proletariat seine revolutionäre Diktatur errichtete, Monopol- und Finanzkapital sowie den Großgrundbesitz mit Hilfe dieser Diktatur vernichtete und den Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung, des Sozialismus, in Angriff nahm. Damit hat ein neuer Abschnitt in der Menschheitsgeschichte begonnen. Der siegreiche Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion ist der welthistorische Beweis für die Richtigkeit der marxistischen Lehren und damit auch eine Bestätigung für die Grundzüge der marxistischen Theorie Rudolf Hilferdings.
Stellt somit das Werk Rudolf Hilferdings eine bedeutsame Weiterentwicklung der ökonomischen Theorie des Marxismus dar, so ist es doch nicht frei von theoretischen Fehlern, die es Hilferding unmöglich machten, das ganze Wesendes imperialistischen Stadiums des Kapitalismus zu verstehen. Hilferding hat nur Teilerscheinungen des neuen Kapitalismus erklärt, ohne das Grundlegende und die Gesamtheit des Imperialismus zu erfassen.
Der Ausgangspunkt der Irrtümer Hilferdings scheint mir in einer falschen Grundkonzeption zu liegen, die ihrem Wesen nach nicht materialistisch, sondern, idealistisch ist. Marx steht in seiner Analyse des Kapitalismus konsequent auf dem Boden des Materialismus. Für ihn bilden die Produktionsverhältnisse die Grundlage auch für alle anderen wirtschaftlichen Beziehungen der Menschen, wie zum Beispiel auch für die Tauschbeziehungen. „Eine bestimmte Produktion bestimmt also bestimmte Konsumtion, Distribution, Austausch, die bestimmten Verhältnisse dieser verschiednen Momente zueinander“, schreibt Marx. [4] Für Hilferding sind dagegen die Tauschbeziehungen, ist die Zirkulation das Wesentliche. Das führt ihn schon in der Darstellung der Marxschen Werttheorie zu Ungenauigkeiten, die wir übrigens bei den meisten marxistischen Ökonomen der Zeit vor dem ersten Weltkrieg (Karl Kautsky, Rosa Luxemburg u. a.) finden und die auf Ricardo zurückzuführen sind. David Ricardo hatte bekanntlich vor Marx die Arbeitswerttheorie zur höchsten Entwicklung gebracht. Aber er hat den Arbeitswert nur quantitativ, das heißt als Arbeitsmenge, betrachtet, während Marx die Qualität, die Substanz des Wertes in der abstrakt menschlichen Arbeit entdeckt hat, die eine gesellschaftliche Kategorie ist. Marx schreibt über die Werttheorie Ricardos: „Was bei Ricardo der Fehler ist, liegt darin, daß er sich bloß mit der Wertgröße beschäftigt, daher nur sein Augenmerk auf das relative Quantum Arbeit richtet, das die verschiedenen Waren darstellen, als Werte verkörpert in sich enthalten. Aber die in ihnen enthaltene Arbeit muß als gesellschaftliche Arbeit dargestellt werden, als entäußerte individuelle Arbeit. Im Preise ist diese Darstellung ideell. Erst im Verkauf wird sie realisiert. Diese Verwandlung der in den Waren enthaltenen Arbeiten der Privatindividuen in gleiche gesellschaftliche Arbeit, daher als in allen Gebrauchswerten darstellbare, mit allen austauschbare Arbeit, diese qualitative Seite der Sache, die in der Darstellung des Tauschwerts als Geld enthalten ist, ist bei Ricardo nicht entwickelt. Diesen Umstand – die Notwendigkeit, die in ihnen enthaltene Arbeit als gleiche gesellschaftliche Arbeit darzustellen, das heißt als Geld – übersieht Ricardo.“ [5] Und an anderer Stelle: „Die Waren können alle aufgelöst werden in Arbeit als ihre Einheit. Was Ricardo nicht untersucht., ist die spezifische Form, worin Arbeit als Einheit von Waren sich darstellt. Daher begreift er das Geld nicht.“ [6] Demgegenüber hat Marx den qualitativen Charakter des Wertes entdeckt durch seine Analyse des Doppelcharakters der in den. Waren dargestellten Arbeit. Sie ist einerseits konkrete nützliche Arbeit und bildet als solche den Gebrauchswert, anderseits abstrakte menschliche Arbeit und bildet als solche den Wert. Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit ist für Marx nur das Maß, um die Größe (Quantität) der Wertsubstanz (Qualität) zu messen. Dahingegen faßt Hilferding, soweit er im Finanzkapital auf die Werttheorie zu sprechen kommt, den Wert nur quantitativ. So schreibt er in einer Fußnote, Seite 14: „Diese Dinge müssen in der warenproduzierenden Gesellschaft miteinander überhaupt in ein Verhältnis treten und dies können sie als Ausdruck gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit.“ Das stimmt nicht, sondern sie beziehen sich als Ausdruck abstrakter Arbeit aufeinander. Seite 18 wirft Hilferding Wertsubstanz und Wertgröße völlig durcheinander, indem er schreibt: „Es ist die gemeinsame Aktion der Waren im Austausch, was die private, individuelle und konkrete Arbeitszeit des einzelnen in allgemeine, gesellschaftlich notwendige und abstrakte Arbeitszeit, die Wert bildet, verwandelt.“ Hier entdeckt Hilferding sogar eine neue Kategorie, die abstrakte Arbeitszeit, die wir bei Marx vergeblich suchen würden. Eine Seite weiter vermerkt Hilferding in einer Fußnote: „Wert hat jede Ware als Verkörperung gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit“ (S. 19), was zumindest ungenau ist. Doch genug der Beispiele!
Nun ist die Werttheorie aber die unmittelbare Voraussetzung der Marxschen Geldtheorie. Eine Ware (z. B. Gold) wird nur dadurch zu Geld, daß alle Waren ihren Wert in dieser einen Ware ausdrücken. Das ist nur möglich, weil sie als Ware selbst Wert besitzt, das heißt vergegenständlichte abstrakte Arbeit enthält. Die. erste Funktion des Geldes, aus der alle anderen Funktionen entspringen, ist daher seine Funktion als Maß der Werte. Bevor das Geld als Zirkulationsmittel auftreten kann, müssen die Waren, die es zirkulieren soll, ihren Wert im Gelde gemessen haben. Innerhalb der Zirkulation kann das Gold durch Münzen oder Papierscheine ersetzt werden. Diese Scheine sind aber immer nur Vertretung von wirklichem Gold, und ihr Wert ist stets gleich dem Wert der Goldmenge, die sie in der Zirkulation vertreten. „Die wertlosen Marken sind Wertzeichen, nur soweit sie das Gold innerhalb des Zirkulationsprozesses vertreten, und sie vertreten es nur, soweit es selbst als Münze in den Zirkulationsprozeß eingehen würde, eine Quantität, bestimmt durch seinen eignen Wert, wenn die Tauschwerte der Waren und die Geschwindigkeit ihrer Metamorphosen gegeben sind.“ [7]
An diesem Punkt setzt nun Hilferdings Revision der Marxschen Geldtheorie an, die sich ebenso wie die falsche Geldtheorie Ricardos aus seinem Irrtum in der Werttheorie ergibt. Für Hilferding ist das Geld „zunächst Zirkulationsmittel. Erst dann, wenn es allgemeines Maß der Werte und allgemeines Äquivalent der Waren geworden, wird es zum allgemeinen Zahlungsmittel“ (S. 24, Fußnote). Das heißt die Dinge auf den Kopf stellen. Erst muß der Wert einer Ware in einer anderen Ware (auch im Geld) ausgedrückt sein, ehe die Zirkulation vonstatten gehen kann! Weiter nimmt dann Hilferding eine reine Papierwährung mit staatlichem Zwangskurs an. Bei einer solchen Währung wird nach seiner Meinung das Papiergeld „ganz unabhängig vom Wert des Goldes und reflektiert direkt den Wert der Waren“ (S. 29). „Der wirkliche Wertmesser ist nicht das Geld, sondern der ‚Kurs‘ des Geldes wird bestimmt durch das, was ich den gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert nennen möchte ...“ (S. 41). Und an anderer Stelle sagt Hilferding: „Nur erscheint der Umweg überflüssig, den Marx einschlägt, indem er zuerst den Wert der Münzmasse bestimmt und durch ihn erst den des Papiergeldes. Der rein gesellschaftliche Charakter dieser Bestimmung kommt viel deutlicher zum Ausdruck, wenn man den Wert des Papiergeldes direkt vom gesellschaftlichen Zirkulationswert ableitet. Daß historisch die Papiergeldwährungen aus Metallwährungen entstanden, ist kein Grund, sie auch theoretisch so zu betrachten. [8] Der Wert des Papiergeldes muß abgeleitet werden können, ohne auf das Metallgeld zu rekurrieren.“ (S. 58, Fußnote.) Damit hat Hilferding die Wertbestimmung des Geldes völlig von der Arbeitswerttheorie losgelöst, denn es gibt heute fast nur noch Papierwährungen mit staatlichem Zwangskurs. An die Stelle der exakten wissenschaftlichen Erklärung des Geldwertes aus der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit, erforderlich zur Erzeugung der Geldware, setzt er einen mystischen „gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert“, der ein Widerspruch in sich ist, da in der Zirkulation keinerlei Werte entstehen. Damit wurde aber die ganze Marxsche Arbeitswerttheorie über den Haufen geworfen.
Diese Tatsache wurde denn auch von Karl Kautsky festgenagelt, der in seiner ersten Besprechung des Finanzkapitals die Hilferdingsche Geldtheorie ablehnte, weil sie die Marxsche Werttheorie aufhebt. Damals schrieb Karl Kautsky: „Das heißt offenbar nichts anderes als: Der wirkliche Wertmesser der Ware ist nicht das Geld, sondern der wirkliche Wertmesser des Geldes ist die Ware. Könnte der Wert des Geldes auf diese Weise festgestellt werden durch den gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert, so bedeutete das die Aufhebung des Wertgesetzes für die Geldware, so hieße es, daß für diese der Wert nicht durch die zu ihrer eigenen Herstellung gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt wird. Die allgemeine Gültigkeit des Wertgesetzes würde durchbrochen, und das wäre in diesem Falle um so erstaunlicher, als das gerade durch die Geldware geschähe, ‚die Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto ist.“ [9] Karl Kautsky glaubte jedoch damals, diese Theorie Hilferdings auf die leichte Schulter nehmen zu können, weil Hilferding im Finanzkapital selbst erklärt, daß reine Papierwährung auf die Dauer unmöglich ist. Deshalb tat Kautsky den Fehler Hilferdings mit den Worten ab: „Das besagt doch mit anderen Worten nur, daß die Ersetzung der Geldware als Wertmesser durch den gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert nichts ist als eine akademische Schrulle. Auch als solche spielt sie aber im weiteren Verlauf des Buches keine Rolle mehr. Man kann sie ruhig ablehnen und doch alles Einerkennen, was Hilferding im weiteren Fortgang seiner Darstellung auf seine Untersuchung der verschiedenen Funktionen des Geldes als Zirkulationsmittel, Wertmesser und Zahlungsmittel aufbaut.“ [10] Hierin irrte allerdings Kautsky selbst. Denn die „akademische Schrulle“ Hilferdings spielt auch in seinen weiteren Untersuchungen eine Rolle, so zum Beispiel bei der Darstellung der Bankkrise. Hier knüpft Hilferding an die Entstehung des Bargeldagios die Bemerkung, daß „der Eigenwert des Geldes ... verschwindet und der Kurs des Geldes bestimmt ist durch den gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert“ (S. 403). Indes sollte Kautsky bald durch Hilferding selbst eines Besseren belehrt werden. Am 1. März 1912 erschien in der Neuen Zeit ein Aufsatz Geld und Ware von Rudolf Hilferding, in dem er seine „akademische Schrulle“ weiterentwickelte und den Wert des Papiergeldes nicht nur bei gesperrter, sondern auch bei freier Goldwährung durch den gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert bestimmt wissen wollte. Er begründete dies damit, daß die Zentralnotenbanken ein Monopol verwirklichen, wodurch das Wertgesetz aufgehoben werde. Hilferding schrieb: „Daß die unmittelbare Geltung des Wertgesetzes für das Gold als Geld aufgehoben ist und dieses nur mittelbar – durch die Vermittlung des gesellschaftlichen Zirkulationswertes – den Kurs (wie wir hier zum Unterschied von Wert oder Preis lieber sagen) des Geldes bestimmt, hat im Grunde genommen, so frappierend die Erscheinung auch auf den ersten Blick sein mag, nichts Wunderbares. Das Wertgesetz hat zu seiner Durchsetzung völlige wirtschaftliche Freiheit nötig. Diese ist durch die Wirksamkeit der Zentralnotenbanken für das Verhältnis von Geld zur Ware modifiziert. Die spezifische Natur des Geldes macht es schwer, ein erläuterndes Beispiel zu geben; doch denke man an folgendes: In einem völlig abgeschlossenen, sich selbst genügenden Wirtschaftsgebiet würde die Staatsmacht ein Petroleumhandelsmonopol einführen. Sie würde ständig einen Vorrat von sage 100 Millionen Litern halten. Sie würde das Petroleum zum Preise von 30 Mark für 100 Liter an jedermann verkaufen, zum Preise von 29½ Mark alles ihr angebotene Petroleum stets kaufen. Die Folge wäre natürlich ein stetiger Petroleumpreis von 30 Mark. Dieser Preis würde entscheiden, welche Fundstellen noch ausgebeutet werden könnten, welche Fundstellen Rente und in welcher Höhe sie diese abwerfen würden. Bei vermehrtem Petroleumbedarf wird die Nachfrage aus dem Vorrat befriedigt, auf dessen stets ausreichende Größe die ‚Petroleumbankpolitik‘ bedacht ist. Läßt die Nachfrage nach oder ist die Produktion besonders reichlich, so vermehrt sich der Vorrat weiter, was als besonders günstiger Umstand von den Bankleitern betrachtet würde. Ganz analog sind die Vorgänge beim Golde, nur daß hier das gleichbleibende Austauschverhältnis mit zwingender Sicherheit nur theoretisch nachgewiesen werden kann.“ [11] Nun sah auch Karl Kautsky ein, daß er die Bedeutung der Fehler Hilferdings unterschätzt hatte. Bereits am 15. Märzbegann er mit der Veröffentlichung eines längeren Artikels gegen Hilferding, in dem er die „akademische Schrulle“ gründlich zerpflückte. Gleich im ersten Teil schrieb Karl Kautsky: „Hilferdings jüngster Artikel zeigt mir, daß die Auffassungen, aus denen er seine Theorie der Papierwährung entwickelt, doch größere Bedeutung gewinnen können. Er macht sie liier zur Grundlage von Darlegungen, die für die Beantwortung der wichtigsten Frage der Ökonomie unserer Zeit, der Frage der Teuerung, von entscheidender Bedeutung werden können, die aber auch darüber hinaus unsere Werttheorie in unseren Wurzeln angreifen – wenn sie richtig sind.“ [12] Dann weist Kautsky in grundlegenden Ausführungen nach, daß Hilferding die Messung des Warenwertes durch das Gold stillschweigend voraussetzt, daß er Wert und Preis verwechselt und sich dabei in dauernde Widersprüche verwickelt. Kautsky schreibt: „... das Geld muß nach der Hilferdingschen Formel zuerst als Wertmesser und dann noch als Zirkulationsmittel fungiert haben, ehe sein Wert festgestellt wird, der es zum Wertmesser und Zirkulationsmittel macht. – Zuerst setzt der Verkäufer den Preis seiner Ware fest. Dann wird sie gegen diese bestimmte Geldmenge verkauft, und nun erst stellt sich als das Resultat dieser Operationen heraus, was das einzelne Geldstück wert ist! Der Wert des Geldes, der feststehen muß, ehe die Warenzirkulation, der Austausch von Ware und Geld, beginnen kann, wird zum Resultat des Austausches gemacht!“ [13] Kautsky geht ferner darauf ein, daß Hilferding seine Geldtheorie auf die vor etwa vierzig Jahren akuten Währungsprobleme in Holland, Österreich und Indien stützt, die er mit seinem „gesellschaftlich notwendigen Zirkulationswert“ zu lösen versuchte. Kautsky nennt daher die Hilferdingsche Theorie „eine echt österreichische Theorie“. Er erklärt die Währungserscheinungen in den genannten Ländern, denen Hilferding viel Raum widmet, daraus, daß sich diese Länder damals gerade in der Übergangszeit von der Silberwährung zur Goldwährung befanden. Abschließend kommt Kautsky am Ende seines ersten Aufsatzes zu dem harten Urteil: „... der gesellschaftlich notwendige Zirkulationswert ist, bei Lichte betrachtet, nichts als eine gesellschaftlich schädliche beständige Zirkulationsstörung“. [14]
Im zweiten Teil seines Aufsatzes setzt sich Kautsky mit Hilferdings Fortführung seiner falschen Theorie auseinander. Er weist nach, daß gerade Hilferdings Beispiel von einem Petroleummonopol seine Theorie widerlegt. Denn ein solches Monopol, bei dem der Staat alles Petroleum aufkaufen müsse, ohne daß der Konsum wächst, würde unweigerlich zum Staatsbankrott führen. Zusammenfassend weist Kautsky nochmals auf den Grundfehler der Theorie vom Zirkulationswert hin: „Sie sieht gänzlich ab von der Tatsache, daß die Waren mit Preisen versehen sind, daß sie also ihren Wert an dem des Goldes gemessen haben, ehe sie in die Zirkulation eintraten. Damit das Gold diese Funktion des Wertmessers vollziehe, braucht es bloß vorgestellt zu sein, es muß aber bereits einen bestimmten Wert haben.“ [15] Und schließlich kommt Kautsky zu folgender allgemeiner Schlußfolgerung über die falsche Geldtheorie Hilferdings: „Die tatsächlichen Erfahrungen ebensowenig wie theoretische Erwägungen bieten uns irgendeinen plausiblen Grund, die Hilferdingsche Theorie der Bestimmung des Geldwertes durch den gesellschaftlichen Zirkulationsprozeß anzunehmen und zu meinen, das Gesetz der Bestimmung des Wertes durch die gesellschaftlich notwendige Arbeit sei durch das Aufkommen der Banken aufgehoben gerade für die ‚Ware, deren Naturalform zugleich unmittelbar gesellschaftliche Verwirklichungsform der menschlichen Arbeit in abstracto ist‘ (Kapital, I, S. 124 [Neuausgabe: Karl Marx, Das Kapital, Bd. I, Dietz Verlag, Berlin 1953, S. 148. Die Red.]). Im Gegenteil, in der Tatsache, daß selbst ein so scharfsinniger Denker und gründlicher Kenner unserer Produktionsweise wie Hilferding scheitert, sobald er von dieser Theorie des Wertes abweicht, sehe ich einen neuerlichen Beweis ihrer Richtigkeit – für das Gold ebenso wie für jede andere Ware.“ [16]
Ich habe so ausführlich die Fehler der Geldtheorie Hilferdings behandelt, weil sie der grundlegendste theoretische Mangel dieses Buches sind und weil es für den Leser wohl auf diesem Gebiete am schwierigsten ist, sich zurechtzufinden. Die falsche Geldtheorie ist aber nicht das einzige theoretische Gebrechen, das aus der fehlerhaften Grundauffassung Hilferdings, dem Zirkulationsstandpunkt, entspringt. Das Hauptthema des Hilferdingschen Buches ist das Finanzkapital. Infolge der nicht genügenden Berücksichtigung der innerhalb der Produktion vor sich gegangenen Entwicklungsprozesse vermag Hilferding keine allgemein gültige Definition des Finanzkapitals zu geben. Hilferding leitet die Entstehung des Finanzkapitals im wesentlichen aus Prozessen ab, die innerhalb der Zirkulationssphäre vor sich gehen. Und er definiert das Finanzkapital als „Bankkapital, also Kapital in Geldform, das … in Wirklichkeit in industrielles Kapital verwandelt ist“ (S. 535). Finanzkapital ist ihm „Kapital in der Verfügung der Banken und in der Verwendung der Industriellen“ (S. 336). Über diese Begriffsbestimmung des Finanzkapitals schreibt Lenin: „Diese Definition ist insofern unvollständig, als ihr der Hinweis auf eines der wichtigsten Momente fehlt, nämlich auf die Zunahme der Konzentration der Produktion und des Kapitals in einem so hohen Grade, daß die Konzentration zum Monopol führt und geführt hat.“ [17] Und Lenin selbst schreibt ebenda: „Konzentration der Produktion, daraus erwachsende Monopole, Verschmelzung oder Verwachsen der Banken mit der Industrie – das ist die Entstehungsgeschichte des Finanzkapitals und der Inhalt dieses Begriffes.“ Allerdings weist Lenin auch darauf hin, daß Hilferding die Rolle der kapitalistischen Monopole hervorgehoben hat. Jedoch finden wir, wie ich bereits erwähnte, bei Hilferding keine organische Entwicklung der Monopole aus der Konzentration der Produktion. Und dasselbe gilt für die Entwicklung des Finanzkapitals. Hilferding widmet seine Aufmerksamkeit vornehmlich den Vorgängen in der Zirkulationssphäre. Wir finden daher bei ihm keinen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Großbetriebe, der Entstehung der Monopole und des Finanzkapitals. Ja, so eigenartig es anmutet, nicht einmal der Konzentrationsprozeß im Bankwesen, das Anwachsen der Filialen, Depositenkassen und Wechselstuben der Großbanken und das daraus entspringende Bankmonopol ist bei Hilferding systematisch dargestellt. Hierin sehe ich auch die Ursache dafür, daß Hilferding die Entwicklung des „Wucherkapitals von gigantischem Ausmaße“ und die Entstehung parasitärer Züge im modernen Kapitalismus übersieht, wovon noch gesprochen werden soll.
Noch nachteiliger tritt der fehlerhafte Zirkulationsstandpunkt Hilferdings in seiner Darstellung der Marxschen Krisentheorie in Erscheinung. Das Wesen dieser Theorie besteht bekanntlich darin, daß sie die Krisen nicht aus Vorgängen an der Oberfläche des kapitalistischen Zirkulationsprozesses ableitet, sondern aus den Widersprächen der kapitalistischen Produktionsweise. Der grundlegende Widerspruch ist aber der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem kapitalistischen Charakter der Aneignung. [18] Die Entfaltung dieses Widerspruches in den Widersprüchen zwischen Produktion und Markt, zwischen den einzelnen Produktionssphären, in den Widersprüchen des tendenziellen Falles der Profitrate usw. nachzuweisen, wäre die Aufgabe einer Darstellung der Marxschen Krisentheorie. Gewiß spielen gerade im Ablauf der konjunkturellen Zyklen, im Ausbruch und Ablauf der kapitalistischen Krisen die Zirkulationsvorgänge eine ganz hervorragende Rolle. Aber alle diese Vorgänge haben ihren letzten Grund in den Widersprüchen der kapitalistischen Produktion.
Hilferding führt in seiner Darstellung der Marxschen Krisentheorie viele Stellen aus dem Kapital und auch aus den Theorien über den Mehrwert an. Aber den entscheidenden Hinweis Marx’ über die Ursache der Krisen sucht man im Finanzkapital vergeblich. Marx sagt im dritten Bande des Kapitals: „Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.“ [19] Ich glaube, es ist kein Zufall, daß Hilferding diesen Satz Marx’ im Finanzkapital nicht anführt. Denn aus diesem Satze geht hervor, daß Marx die Krisen auf den grundlegenden Widerspruch der kapitalistischen Produktionsweise zurückführt und daß die Unterkonsumtion der Massen dabei eine wesentliche Rolle spielt. Hilferding aber leugnet die Bedeutung der Unterkonsumtion für die Krise und betrachtet letztere lediglich als Gleichgewichtsstörung, als Disproportionalität, die noch dazu auf Vorgänge in der Zirkulation, nämlich auf Preisgestaltungen zurückzuführen sei. Gleich am Anfang seiner Betrachtung über die Krise erklärt Hilferding : „Der Ausdruck Überproduktion von Waren ist überhaupt an sich so nichtssagend wie der Ausdruck ‚Unterkonsumtion‘. Man kann von einer Unterkonsumtion strenggenommen nur in physiologischem Sinne sprechen; der Ausdruck hat dagegen keinen Sinn in der Ökonomie, wo er nur besagen könnte, daß die Gesellschaft weniger konsumiert, als sie produziert hat. Es ist aber nicht einzusehen, wieso das möglich, wenn nur in der richtigen Proportion produziert worden“ (S. 358). Und an anderer Stelle wiederholt er: „Es folgt also durchaus nicht, daß die Krise in der der kapitalistischen Produktion immanenten Unterkonsumtion der Massen ihre Ursache haben muß“ (S. 378). Damit eliminiert Hilferding eines der wesentlichsten Momente der Marxschen Krisentheorie. Für Hilferding ist die Krise ganz allgemein eine „Zirkulationsstörung“. „Sie kann daher nur erklärt werden aus den spezifisch kapitalistischen Bedingungen der Warenzirkulation“ (S. 362) – nicht also der kapitalistischen Warenproduktion! Von diesem Standpunkt aus geht Hilferding an das Krisenproblem heran und widmet seine ganze Aufmerksamkeit „den Gleichgewichtsbedingungen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses“, wie sie von Marx im zweiten Bande des Kapitals behandelt werden, der bekanntlich den Zirkulationsprozeß des Kapitals zum Gegenstände hat. Daraus ergibt sich mit innerer Konsequenz, daß die Krise bei Hilferding nur als Gleichgewichtsstörung, das heißt als Verletzung der Proportion zwischen den einzelnen Produktionssphären, erklärt wird, wobei diese Verletzung durch „eine Störung in den Preisgestaltungen“ hervorgerufen wird. „So entstehen im Ablauf der Konjunkturperiode Disproportionalitätsverhältnisse durch Störungen der Preisgestaltung“, schreibt Hilferding. „Denn all die erwähnten Momente bedeuten Abweichungen der Marktpreise von den Produktionspreisen und dadurch Störungen in der Regulierung der von der Preisgestaltung in ihrem Ausmaß und ihrer Richtung abhängigen Produktion. Daß diese Störungen schließlich zur Absatzstockung führen müssen, ist klar“ (S. 393).
Mit dieser Darlegung hat Hilferding den Boden der Marxschen Krisentheorie verlassen. Denn wenn der Marxismus auch die Disproportionalität als Moment der Krise anerkennt, so leitet er doch keineswegs die Krisen aus bloßen Gleichgewichtsstörungen her. Der Marxismus erklärt, warum die Widersprüche der kapitalistischen Produktion ständig Gleichgewichtsstörungen hervorrufen müssen.
Seine Abweichung von der Marxschen Krisentheorie verleitet Hilferding indes, gerade in der neueren Entwicklung Momente zu sehen, die angeblich zu einer Milderung der Krisen führen. Ich habe oben gezeigt, wie Hilferding das bürgerliche Märchen ablehnt, die Kartelle könnten Krisen verhindern. Leider war er in anderen Fragen nicht so konsequent. So vertritt er die Anschauung, daß der moderne Großbetrieb krisenfester sei als der Kleinbetrieb (S. 427/428), daß, soweit Bankkrisen aus der Festlegung der Bankmittel und Verlusten aus Kreditgewährungen entstehen, „die kapitalistische Entwicklung Tendenzen hat, die eine Milderung der Krise für das Kapital erzeugen“ (S. 432), daß „mit der Bedeutung der Börse im allgemeinen noch rascher ihre Rolle als krisenverschärfende Ursache zurückgeht“ (S. 436). All diese Behauptungen deuten auf die von Lenin konstatierte Neigung Hilferdings hin, den Marxismus mit dem Opportunismus zu versöhnen. Es ist hier nicht der Ort, eine theoretische Darstellung der Einwirkung des Imperialismus auf den Krisencharakter zu geben. Doch liegen heute genügend empirische Tatsachen vor, um die Unrichtigkeit der Anschauungen Hilferdings in dieser Frage zu erkennen. Denn auf die sogenannte milde Krise von 1907 folgte die Krise von 1913, die unmittelbar in den ersten imperialistischen Weltkrieg mündete; und nach diesem Kriege brachte der imperialistische Kapitalismus die große Krise von 1929/1932 hervor, die allen Behauptungen von einer Milderung des Krisencharakters durch das Finanzkapital Hohn sprach.
Die erwähnte Neigung Hilferdings, den Marxismus mit dem Opportunismus zu versöhnen, kommt auch darin zum Ausdruck, daß in seinem umfangreichen Werke eine der wesentlichen Eigenschaften des modernen Kapitalismus keine Beachtung findet, nämlich sein parasitärer Charakter. In dieser Beziehung hat Hilferding, wie Lenin bemerkte, gegenüber dem Pazifisten und Reformisten, dem Engländer Hobson, einen Schritt zurück getan. Das ist um so erstaunlicher, als Hilferding die ökonomischen Erscheinungen behandelt, aus denen der Parasitismus des Finanzkapitals unmittelbar entspringt. In seiner Analyse des Aktienwesens behandelt Hilferding ausführlich die Trennung des Kapitaleigentums von seiner Funktion. Gerade dadurch aber entsteht die rein parasitäre Gesellschaftsschicht der Rentner, Aktionäre, Kuponabschneider, die keinerlei Verbindung mehr mit der Produktion hat, als daß sie von deren Früchten lebt. Es ist eine Schicht bloßer Schmarotzer. Hilferding hat für diese Gesellschaftsschicht kein Interesse, sie bleibt außerhalb seiner Untersuchung. Das gleiche sehen wir bei der Behandlung des Kapitalexports. Es ist gerade das Verdienst Hobsons, nachgewiesen zu haben, wie durch das Kolonialmonopol riesige Profite in die kapitalistischen „Mutterländer“ strömen und diese Länder immer mehr den Charakter parasitärer Rentnerstaaten annehmen. Hilferding erwähnt nur en passant, daß vor dem ersten Weltkrieg die Summe der Pensionen allein, die England aus Indien bezog, auf jährlich 320 Millionen Mark berechnet wurde (S. 448, Fußnote). Aber er unterläßt es, Schlüsse über den parasitären Charakter des Finanzkapitals zu ziehen.
Noch drastischer tritt die Vernachlässigung des Parasitismus zutage, wo Hilferding die kapitalistischen Monopole behandelt. Er konstruiert für die Kartelle geradezu einen Zwang zum technischen Fortschritt. „Die freie Konkurrenz erzwingt die ständige Erweiterung der Produktion infolge Einführung verbesserter Technik. Für die Kartelle bedeutet die Einführung besserer Technik gleichfalls Erhöhung des Profits. Sie müssen sie zudem einführen, weil sonst die Gefahr besteht, daß der neuen Technik sich ein Outsider bemächtigte und sie im neu entstehenden Konkurrenzkampf gegen das Kartell an wenden würde. Ob dies möglich, hängt von dem Charakter des Monopols ab, das das Kartell sich geschaffen hat.“ (S. 346/347.) Nun erzeugt aber gerade das Monopol unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis. Lenin schreibt darüber: „In demselben Maße wie, sei es auch nur vorübergehend, Monopolpreise eingeführt werden, verschwindet bis zu einem gewissen Grade der Antrieb zum technischen und folglich auch zu jedem anderen Fortschritt, zur Vorwärtsbewegung; in demselben Maße entsteht ferner die ökonomische Möglichkeit, den technischen Fortschritt künstlich aufzuhalten.“ [20] Diese Tendenz wird besonders durch die Zunahme des fixen Kapitals gefördert, dem Hilferding in seinem Buche breiten Raum widmet. Denn je mehr Kapital ein Großbetrieb in Maschinen und Apparaten angelegt hat, desto eifriger wird er bestrebt sein, die Ausnutzung technischer Erfindungen zu hintertreiben, die geeignet sind, den „moralischen Verschleiß“ seiner Produktionsmittel zu beschleunigen. Objektiv ist hier also gerade die entgegengesetzte Tendenz wirksam, als Hilferding meint. Bei der Behandlung der Kartellpreise hätte es nahegelegen, die systematischen Stillegungen und Produktionseinschränkungen zu behandeln, die von den Monopolen vorgenommen werden, sowie eine Darstellung der Kartellrente zu geben, die eine Erscheinungsform des Parasitismus par excellence ist. All das läßt Hilferding vermissen.
Zum Schluß muß noch erwähnt werden, daß Hilferding im Finanzkapital – eben weil er von seinem Zirkulationsstandpunkt ausgeht – Tendenzen zu finden glaubt, die eine allmähliche Überwindung der Anarchie in der kapitalistischen Produktionsweise anstreben. So wenn er behauptet: „Für das Minimum der Zirkulation ist diese Anarchie gleichsam ausgeschaltet“ (S. 28). Oder wenn er eine Tendenz feststellt, die dazu führen würde, „daß eine Bank oder eine Bankengruppe die Verfügung über das gesamte Geldkapital erhielte. Eine solche ‚Zentralbank‘ würde damit die Kontrolle über die ganze gesellschaftliche Produktion ausüben.“ (S. 258.) Auf dasselbe läuft die Hypothese von der Bildung eines Generalkartells hinaus: „Die ganze kapitalistische Produktion wird bewußt geregelt von einer Instanz, die das Ausmaß der Produktion in allen ihren Sphären bestimmt. Dann wird die Preisfestsetzung rein nominell und bedeutet nur mehr die Verteilung des Gesamtprodukts auf die Kartellmagnaten einerseits, auf die Masse aller anderen Gesellschaftsmitglieder anderseits.“ (S. 549.) Und weiter: „Die Tendenz zur Herstellung eines Generalkartells und die Tendenz zur Bildung einer Zentralbank treffen zusammen, und aus ihrer Vereinigung erwächst die gewaltige Konzentrationsmacht des Finanzkapitals“ (S. 350). All diese Phantastereien haben mit Marxismus schon nichts mehr zu tun. Was theoretisch dazu gesagt werden muß, hat Karl Kautsky bereits 1912 gesagt, als er Hilferding erwiderte: „Aber der Zirkulationsprozeß der Waren ist nur ein Teil des gesamten Produktionsprozesses, wird durch dessen Bedürfnisse und Resultate bestimmt, und solange für den Gesamtprozeß das Privateigentum an den Produktionsmitteln noch gilt, kann auch für einen Teil desselben von einer gesellschaftlichen Regelung nicht die Rede sein, selbst nicht in irgendeinem übertragenen Sinne.“ [21] Aber all das waren nicht etwa „akademische Schrullen“, sondern gefährliche Keime einer falschen Theorie, die zwanzig Jahre später in der Theorie des „organisierten Kapitalismus“ ihre Früchte getragen haben. Diese Theorie wurde von Rudolf Hilferding im Jahre 1927 auf dem Kieler Parteitag der deutschen Sozialdemokratie entwickelt. Sie gipfelte in der Feststellung, daß wir „zu einer kapitalistischen Organisation der Wirtschaft kommen, also von der Wirtschaft des freien Spiels der Kräfte zur organisierten Wirtschaft“. Und weiter führte Hilferding aus: „Organisierter Kapitalismus bedeutet also in Wirklichkeit den prinzipiellen Ersatz des kapitalistischen Prinzips der freien Konkurrenz durch das sozialistische Prinzip planmäßiger Produktion.“ [22] Es hat keinen Sinn, sich heute noch theoretisch mit dieser Auffassung auseinanderzusetzen, nachdem sie zwei Jahre nach ihrer Erschaffung durch den Eintritt der Weltwirtschaftskrise so gründlich zertrümmert wurde. Aber die Aufspürung ihrer ideologischen Wurzeln zeigt uns, wohin „akademische Schrullen“ und „theoretische Spielereien“ führen können, wenn sie zu einem System theoretischer Fehler ausgebaut werden.
Die theoretischen Irrtümer im Finanzkapital haben Hilferding daran gehindert, die neue Epoche des Kapitalismus ganz zu erfassen. Er sah nur einzelne, allerdings wesentliche Züge und hat in ihrer Ergründung und Darstellung Großes geleistet. Auch der Versuch Rosa Luxemburgs, in ihrem Werk über Die Akkumulation des Kapitals den Imperialismus zu erklären, schlug fehl; übrigens aus demselben Grunde wie bei Hilferding, weil auch sie den Zirkulationsprozeß zum Ausgangspunkt ihrer Analyse machte. So blieb es den russischen Marxisten Vorbehalten, das neue Stadium des Kapitalismus zu erklären. W.I. Lenin war es, der in gedrängtester Form eine erschöpfende Darstellung des Imperialismus gab und damit die Marxsche ökonomische Lehre für unsere Epoche weiterentwickelte. Was den marxistisch geschulten Leser an dem Buche Lenins fesselt, ist der Umstand, daß Lenin unmittelbar an die Marxsche Konzentrationstheorie anknüpft und aus ihr die Monopole als das wesentlichste Merkmal des Imperialismus ableitet. Lenin hat den Faden der Entwicklung genau dort aufgegriffen, wo Marx und Engels ihn fallenlassen mußten. Er hat damit an Hand der neuesten Erscheinungen des Kapitalismus zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Richtigkeit und Fruchtbarkeit der Marxschen Theorie bewiesen. Dabei war ihm das Buch Hilferdings ein wichtiges Hilfsmittel, denn es stellt trotz seiner Schwächen einen bedeutenden Baustein im wissenschaftlichen Gebäude des Marxismus dar.
Seit dem Erscheinen des Hilferdingschen Buches sind fast vier Jahrzehnte verstrichen. Die Welt hat in dieser Zeit ihr Gesicht gründlich verändert. Besonders in der Weltwirtschaft sind Veränderungen vor sich gegangen, die manches, was Hilferding im „Finanzkapital“ schildert, überholt haben. [23] Zwei Weltkriege haben tiefe Furchen in das wirtschaftliche Gesicht der Erde gezogen. Infolge des ersten Weltkriegs verschwanden zwei imperialistische Länder von der Erde: Rußland und Österreich-Ungarn. Aus dem feudalistisch-imperialistischen Zarenreich wurde ein Staat der Arbeiter und Bauern. Der deutsche Imperialismus wurde zweimal geschlagen. Im Gefolge des zweiten Weltkriegs verkehrte sich das Verhältnis zwischen dem englischen und dem amerikanischen Imperialismus. Chinas und Indiens Kampf um ihre Unabhängigkeit nimmt immer akutere Formen am In Ost- und Südosteuropa sind aus der Widerstandsbewegung gegen den Faschismus Staaten von neuem Typus entstanden, die eine neue Form der Demokratie entwickeln. Haben schon alle diese rein politischen Veränderungen eminente Bedeutung für die ökonomische Theorie, so sind auch in der Weltwirtschaft selbst grundlegende Wandlungen eingetreten. In der Sowjetunion hat die sozialistische Produktionsweise den endgültigen Sieg errungen. In den neuen europäischen Demokratien entwickeln sich neue Wirtschaftsformen. Und in den großen kapitalistischen Ländern nimmt die staatsmonopolistische Entwicklung immer größeren Umfang an.
Alle diese Veränderungen müssen berücksichtigt werden, wenn man heute an das Studium des „Finanzkapitals“ geht. Aber das gilt von anderen theoretischen Werken früherer Epochen nicht minder. Ihr empirisches Material mag zum Teil veraltet sein; soweit sie aber allgemeine Bewegungsgesetze aufzeigten, haben sie ihre aktuelle Bedeutung behalten und sind ein unerläßliches Mittel, uns in den komplizierten ökonomischen Problemen unserer Zeit zurechtzufinden. Ich glaube gezeigt zu haben, daß das Buch Rudolf Hilferdings trotz seiner theoretischen Mängel ein solches unerläßliches Hilfsmittel zum Verständnis unserer Epoche ist. Man kann die Ökonomie und die sozialen Bewegungen unserer Zeit nicht richtig verstehen, ohne gründlich Das Finanzkapital studiert zu haben. Darum ist es ein unbestreitbares Verdienst des Dietz Verlags, dieses wichtige Werk einem breiten Publikum wieder zugänglich zu machen.
Berlin, den 12. Januar 1947 |
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1. Eduard. Bernstein, Das Finanzkapital und die Handelspolitik, Sozialistische Monatshefte, 1911, II. Bd., S. 951/952.
2. Ebenda, S. 953.
3. Ebenda, S. 954/955.
4. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, Dietz Verlag, Berlin 1951, S. 255.
5. Karl Marx, Theorien über den Mehrwert, Bd. III, Verlag J.H.W. Dietz, Stuttgart 1910, S. 154/155.
6. Ebenda, S. 164.
7. Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 124.
8. Diese Trennung der historischen von der theoretischen Entwicklung ist typisch für den idealistischen Standpunkt Hilferdings. Dem Marxismus ist die Scheidung der historischen von der logischen Kategorie fremd. Er sieht in der Theorie den gedanklichen Reflex und die Verallgemeinerung der empirischen, das heißt historischen Erfahrung. F.O.
9. Karl Kautsky, Finanzkapital und Krisen, Die Neue Zeit, 29. Jahrgang (1910/11), I. Bd, S. 771/772.
10. Ebenda, S. 772.
11.Rudolf Hilferding, Geld und Ware, Die Neue Zeit, 50. Jahrgang (1911/12), I. Bd., S. 776/777.
12. Karl Kautsky, Gold, Papier und Ware, Ebenda, S. 838.
13. Ebenda, S. 845.
14. Ebenda, S. 847.
15. Ebenda, S. 892.
16. Ebenda, S. 893.
17. W.I. Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Ausgewählte Werke, Bd. I, Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 803.
18. Siehe Friedrich Engels, Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft, in Karl Marx/Friedrich Engels, Ausgewählte Schriften in zwei Bänden, Dietz Verlag, Berlin 1953, Bd. II, S. 129–143.
19. Karl Marx, Das Kapital, Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1953, S. 528.
20. W.I. Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Ausgewählte Werke, Bd. I, S. 849.
21. Karl Kautsky, Gold, Papier und Ware, a. a. O., S. 890.
22. Sozialdemokratischer Parteitag 1927 in Kiel, Protokoll, Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, Berlin 1927, S. 166 u. 168.
23. So sagt Hilferding beispielsweise: „Amerika ist ein Land mit überwiegendem Rohstoffexport“ (S. 413). Diese Zeiten sind längst vorüber. Bereits 1930 betrug der Export der USA an Fertigwaren 50,2 Prozent, an Rohstoffen nur noch 21,9 Prozent.
Zuletzt aktualisiert am 9. November 2015