Rudolf Hilferding

Das Finanzkapital


Zweiter Abschnitt
Mobilisierung des Kapitals. Das Fiktive Kapital


X. Kapitel
Bankkapital und Bankgewinn


Die Mobilisierung des Kapitals eröffnet den Banken ein neues Gebiet ihrer Tätigkeit: die Emission und die Spekulation. Theoretisch ist es dabei nicht von Belang, ob diese Tätigkeiten mit der der Zahlungs- und Kreditvermittlung in einer Bank verbunden sind oder von verschiedenen Bankinstituten besorgt werden. Wichtig ist nur die Unterscheidung der einzelnen Funktionen nach ihrer ökonomischen Bedeutung. Die moderne Entwicklung führt übrigens überall in immer steigendem Grade zur Zusammenfassung dieser Funktionen, sei es in einem Unternehmen, sei es durch die Beherrschung mehrerer, verschiedene und also sich ergänzende Funktionen erfüllender Unternehmungen durch denselben Kapitalisten oder dieselbe Kapitalistengruppe. Das Moment, das zur Zusammenfassung führt, ist in letzter Instanz dies, daß in allen diesen Funktionen das Kapital als Geldkapital im spezifischen Sinn auftritt, als Leihkapital, das stets wieder aus seiner jeweiligen Anlage als Geld zurückgezogen werden kann. Aber auch wo diese Zusammenfassung in einem Unternehmen nicht erfolgt ist, ist es zum Teil dasselbe Geldkapital, das alle verschiedenen Funktionen erfüllt, indem es von der einen dieser Unternehmungen den anderen zur Verfügung gestellt wird.

Erst nach der Analyse dieser verschiedenen Funktionen ist es möglich geworden, zu untersuchen, aus welchen Quellen der Gewinn des Bankkapitals fließt und welche Gestaltung in der Sphäre des Bankkapitals das Verhältnis zwischen Gewinn und Kapital – sowohl dem eigenen der Bank als dem ihr zur Verfügung stehenden fremden – annehmen muß.

Wir wissen, daß der Profit in der Produktion entsteht und in der Zirkulation realisiert wird; ebenso wissen wir, daß die Ausführung der Zirkulationsoperationen, der Kauf und Verkauf der Waren, zuschüssiges Kapital erfordert. Ein Teil dieser Operationen wird den Industriellen von den Kommerziellen abgenommen und zur selbständigen Funktion einer Abteilung des gesellschaftlichen Kapitals, des Warenhandlungskapitals. Das von den Kaufleuten angewandte Kapital wirft Durchschnittsprofit ab, der nichts anderes ist als ein Teil des von den Industriellen in der Produktion erzeugten Profits, also pro tanto Abzug von dem Profit bildet, der sonst den Industriellen zufiele. [1] Ebenso erfordert die Zirkulation eine Reihe von Geldtransaktionen, Vorrathaltung, Bereitstellung und Versenden von Geld, Einziehen und Auszahlung von Rechnungen usw. Diese Operationen, also die Kassenführung, können konzentriert und durch diese Konzentration Arbeit, die Zirkulationskosten darstellt, erspart werden. Infolge der Konzentration wird zur Ausführung dieser Arbeit auch ein geringeres Kapital nötig sein.

„Die rein technischen Bewegungen, die das Geld durchmacht im Zirkulationsprozeß des industriellen Kapitals und, wie wir jetzt hinzusetzen können, des Warenhandlungskapitals (da dies einen Teil der Zirkulationsbewegung des industriellen Kapitals als seine eigne und eigentümliche Bewegung übernimmt) – diese Bewegungen, verselbständigt zur Funktion eines besondren Kapitals, das sie, und nur sie, als ihm eigentümliche Operationen ausübt, verwandeln dies Kapital in Geldhandlungskapital. Ein Teil des industriellen Kapitals, und näher auch des Warenhandlungskapitals, bestände nicht nur fortwährend in Geldform, als Geldkapital überhaupt, sondern als Geldkapital, das in diesen technischen Funktionen begriffen ist. Von dem Gesamtkapital sondert sich nun ab und verselbständigt sich ein bestimmter Teil in Form von Geldkapital, dessen kapitalistische Funktion ausschließlich darin besieht, für die gesamte Klasse der industriellen und kommerziellen Kapitalisten diese Operationen auszuführen. Wie beim Warenhandlungskapital, trennt sich ein Teil des im Zirkulationsprozeß in der Gestalt von Geldkapital vor- handnen industriellen Kapitals ab und verrichtet diese Operationen des Reproduktionsprozesses für das gesamte übrige Kapital. Die Bewegungen dieses Geldkapitals sind also wiederum nur Bewegungen eines verselbständigten Teils des in seinem Reproduktionsprozeß begriffnen industriellen Kapitals.“ [2]

„Der Geldhandel in der reinen Form, worin wir ihn hier betrachten, d. h. getrennt vom Kreditwesen, hat es also nur zu tun mit der Technik eines Moments der Warenzirkulation, nämlich der Geldzirkulation und den daraus entspringenden verschiednen Funktionen des Geldes ... Es ist augenscheinlich, daß die Masse des Geldkapitals, womit die Geld-händler zu tun haben, das in Zirkulation befindliche Geldkapital der Kaufleute und Industriellen ist und daß die Operationen, die sie vollziehn, nur die Operationen jener sind, die sie vermitteln. Es ist ebenso klar, daß ihr Profit nur ein Abzug vom Mehrwert ist, da sie nur mit schon realisierten Werten (selbst wenn nur in Form von Schuldforderungen realisiert) zu tun haben.“ [3]

Die Kassenführung fällt im Laufe der Entwicklung den Banken zu. Die Größe des dazu erforderlichen Kapitals ist durch die technische Natur der Operationen und ihre jeweilige Ausdehnung jeweils gegeben. Auf dieses Kapital realisieren die Banken ebenso wie die Händler auf das Warenhandlungs- und die Industriellen auf das Produktionskapital den Durchschnittsprofit. [4] Dies ist aber auch der einzige Teil des Bankkapitals, dessen Gewinn Durchschnittsprofit im kategorischen Sinn darstellt. Der Gewinn auf das übrige Bankkapital ist davon wesensverschieden.

Als Vermittlerin des Kredits arbeitet die Bank mit dem ganzen ihr zur Verfügung stehenden eigenen und fremden Kapital. Ihr Bruttogewinn besteht aus dem Zins für das ausgeliehene Kapital; ihr Reingewinn – nach Abzug der Unkosten – aus der Differenz der ihr bezahlten Zinsen und der Zinsen, die sie ihrerseits für die Depositen zahlt. Dieser Gewinn ist also nicht Profit im kategorischen Sinn und seine Höhe ist nicht durch die Durchschnittsprofitrate gegeben. Er stammt ebenso wie der eines anderen Geldkapitalisten aus dem Zins. Die vermittelnde Stellung der Bank im Kreditverkehr erlaubt ihr nur, nicht wie ein anderer Geldkapitalist, bloß an dem eigenen Kapital, sondern auch an dem ihrer Gläubiger zu gewinnen, denen sie einen niedrigeren Zins zahlt, als sie selbst von ihrem Schuldner verlangt. Dieser Zins ist nur ein Teil oder ein Abzug von dem in seiner Höhe bereits gegebenen gesellschaftlichen Durchschnittsprofit. Dieser Gewinn geht aber keineswegs wie der des Kaufmanns- und Geldhandlungskapitals selbst in die Bestimmung der Höhe der Durchschnittsprofitrate ein.

Die Höhe des Zinses hängt von Angebot und Nachfrage nach Leihkapital im allgemeinen ab, von dem das Bankkapital nur ein Teil ist. Diese Höhe des Zinses bestimmt den Bruttogewinn. Um möglichst große Verfügung über das Geldkapital zu erhalten, vergüten die Banken ihrerseits Zins auf die Depositen. Caeteris paribus hängt die Verfügung einer Bank über das Geldkapital ab von der Höhe des von ihr auf die Depositen gezahlten Zinses. Die Konkurrenz um die Depositen zwingt so die Banken, einen möglichst hohen Zins zu vergüten. Die Differenz zwischen dem Zins, den sie als Gläubiger erhalten, und dem Zins, den sie als Schuldner vergüten, bildet den Reingewinn der Banken.

Der Vorgang ist also der: Primär setzt sich durch Nachfrage und Angebot des Leihkapitals überhaupt der Zinsfuß fest, und dieser bestimmt den Bruttogewinn der Banken, den sie durch das Verleihen der ihnen zur Verfügung stehenden eigenen oder fremden Gelder erhalten. Dabei ist es sowohl für die Bildung der Höhe der Zinsrate als auch für die Größe des Bruttogewinns völlig gleichgültig, in welchem Verhältnis die eigenen zu den fremden Mitteln der Bank stehen. Nur daß von den fremden Geldern bloß ein Teil wirklich den Banken zur Verfügung steht, während ein anderer als Reserve gehalten werden muß, wobei diese Reserve, die keine Zinsen trägt, im Vergleich zu der gesamten Summe minimal ist. Die Konkurrenz der Banken untereinander bestimmt die Höhe der Zinsen, die die Banken ihrerseits für die Depositen vergüten müssen, und von dieser Höhe hängt dann bei gegebenem Bruttogewinn und gegebenen Unkosten der Reingewinn ab. Man sieht, das Gegebene ist hier nicht das eigene Kapital der Banken. Denn nicht vom Eigenkapital, sondern von dem ihnen überhaupt zur Verfügung stehenden Leihkapital hängt der Gewinn der Banken ab. Dieser ist also das Gegebene, und nach ihm muß sich das Ausmaß des Eigenkapitals der Banken richten. Die Banken können von dem gesamten Leihkapital so viel in ihr eigenes umwandeln, als ihr Gewinn erlaubt. Für das Kapital ist aber der Bankbetrieb eine Anlage wie jede andere. Es wird in diese Sphäre nur strömen, wenn es in dieser die gleiche Verwertungsmöglichkeit finden wird wie in einer industriellen oder kommerziellen Sphäre. Sonst würde Kapital aus dieser Sphäre abfließen. Anderseits ist aber der Gewinn der Bank das Gegebene. Das Eigenkapital der Bank muß also so bemessen werden, daß der Gewinn, auf das Eigenkapital berechnet, gleich dem Durchschnittsprofit auf dieses Kapital ist. Gesetzt den Fall, eine Bank habe die Verfügung über ein Leihkapital von 100 Millionen Mark. Sie macht damit einen Bruttogewinn von 6 Millionen und einen Reingewinn von 2 MiUionen. Das Eigenkapital der Bank kann dann bei einer Profitrate von 20 Prozent 10 Millionen betragen, während ihr 90 Millionen als Depositen zur Verfügung stehen werden.

Dies erklärt auch, warum bei Gründung oder Kapitalvermehrung von Aktienbanken Raum für Gründergewinn bleibt, während doch das Bankkapital nicht Unternehmergewinn (industriellen Profit) erzeugt, sondern nur Zins realisiert. Denn da der Bankgewinn gleich ist der Durchschnittsprofitrate, die Aktionäre aber bloß Zins zu erhalten brauchen, so ergibt sich die Möglichkeit von Gründergewinn. Hat die Bank auf dem Geldmarkt eine beherrschende Stellung, so kann sie den. Gründergewinn ganz oder teilweise selbst machen. Er verstärkt dann ihre Reserven. Die Reserven sind natürlich Eigenkapital, der Bank, nur daß buchmäßig sich der Gewinn auf das geringere Nominalkapital verteilt. Die Reserven erlauben der Bank wieder, einen größeren Teil ihres Kapitals industriell zu fixieren.

Der Umstand, daß die Teilung in eigenes und fremdes Kapital hier für den Gewinn gleichgültig ist, ein festes Verhältnis zwischen der Größe des eigenen und des durch das Eigenkapital attrahierten fremden Kapitals nicht existiert, läßt das Ausmaß des eigenen Kapitals zunächst willkürlich erscheinen und gibt die Möglichkeit, es so zu bemessen, daß der Gewinn, obwohl nicht selbst Durchschnittsprofit, doch gleich dem Durchschnittsprofit wird. Ist das Bankwesen bereits stark entwickelt und das freie Leihkapital bereits in der Verfügung der Banken, so ist die Neugründung von Banken sehr erschwert, da diesen nicht genügend fremdes Kapital zur Verfügung stehen würde oder dieses erst nach einem heftigen Konkurrenzkampf mit der Gesamtheit der anderen Banken – eine Konkurrenz, deren Erfolg sehr zweifelhaft wäre – herangezogen werden müßte.

Es verhält sich eben mit dem Bankkapital ganz anders als mit dem Industrie-, aber auch anders als mit dem kommerziellen und Geldhandlungskapital. In diesen Sphären ist das Ausmaß des Kapitals technisch gegeben, durch die objektiven Bedingungen des Produktions- und Zirkulationsprozesses bestimmt. Die Größe des industriellen Kapitals hängt ab von der Entwicklung des Produktionsprozesses überhaupt, von dem Ausmaß der vorhandenen Produktionsmittel, wozu auch die Naturkräfte und ihre Ausnützungsmöglichkeiten gehören, und der vorhandenen Arbeiterbevölkerung. Ihre Anwendung und der Ausbeutungsgrad der Arbeiterschaft bestimmt die Größe des Profits, der sich in gleicher Weise auf das industrielle, kommerzielle und Geldhandlungs- kapital verteilt, wobei das Kapital in den beiden letzteren Sphären gleichfalls technisch durch die Bedingungen der auszuführenden Zirkulationsoperationen gegeben ist. Da die Zirkulation nicht Profit erzeugt, also Unkosten darstellt, besteht zugleich die Tendenz, das hier verwandte Kapital auf sein Minimum zu reduzieren. Dagegen ist das Bankkapital, das eigene und das fremde, nichts anderes als Leihkapital und dieses Leihkapital in Wirklichkeit nichts anderes als Geldform des produktiven Kapitals, wobei es wichtig ist, daß es zum größten Teil bloße Form ist, also rein rechnungsmäßig existiert.

Das gleiche Verhältnis zwischen Bankgewinn und Größe des Eigenkapitals finden wir bei der Betrachtung des Gewinnes, der aus der Emissions- und der Spekulationstätigkeit fließt.

Der Gründungs- oder Emissionsgewinn ist weder Profit noch Zins, sondern kapitalisierter Unternehmergewinn. Seine Voraussetzung ist die Verwandlung des industriellen in fiktives Kapital. Die Höhe des Emissionsgewinnes ist bestimmt erstens durch die Durchschnittsprofitrate und zweitens durch den Zinsfuß. Durchschnittsprofit minus Zins bestimmen den Unternehmergewinn, der zum herrschenden Zinsfuß kapitalisiert den Gründungsgewinn bildet; in keiner Weise ist der Gründungsgewinn abhängig von der Höhe des Eigenkapitals der Bank. Die Verwandelbarkeit von industriellem in fiktives Kapital hängt nur ab von der Menge des verleihbaren Kapitals überhaupt, das unter Beibehaltung der Form von zinstragendem Kapital zur Umwandlung in produktives Kapital bereit ist. Es muß genügend Geld vorhanden sein zur Anlage in Aktien. Dabei ist zu unterscheiden: Verwandlung bereits vorhandenen industriellen Kapitals in Aktienkapital bindet nur soviel Geld, als zur Zirkulation der Aktien auf dem Effektenmarkt notwendig ist; dies hängt selbst wieder davon ab, ob diese Aktien mehr als Anlagepapiere in „festen Händen“ bleiben oder alsSpekulations- papiere rege umgesetzt werden. Oder aber die Ausgabe von Aktienkapital bedeutet zugleich die Neugründung oder Erweiterung der Unternehmung. Dann braucht es soviel Geldkapital als nötig, um die Umsätze

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zu vollziehen und zweitens, um die der Aktien selbst auszuführen. Die Menge des vorhandenen Leihkapitals bestimmt zugleich die Höhe des Zinsfußes, der entscheidend ist für die Kapitalisierung, und damit die Größe des Emissionsgewinnes. Dieser ist also unabhängig von der Höhe des Eigenkapitals der Bank. Die Summe des Emissionsgewinnes muß aber auf die Dauer gleich sein der Durchschnittsprofitrate auf das eigene Kapital der Bank. Anderseits wird die Bank die Tendenz haben, ihr Eigenkapital auszudehnen, weil damit einmal ihr Kredit, sodann ihre Sicherheit wächst.

Analog verhält es sich bei dem Spekulationsgewinn. Auch die Beteiligung an der Spekulation hängt nicht von der Teilung des den Banken zur Verfügung stehenden Kapitals in eigenes und fremdes ab, sondern von der Größe der Gesamtsumme.

Wir wissen aber bereits, daß sowohl aus der Tätigkeit der Kreditvermittlung als aus der Finanzierung und Spekulation Tendenzen zur Konzentration erwachsen und mit diesen zugleich das Streben, einen möglichst großen Teil des Kapitals als Eigenkapital zu halten. Denn das eigene Kapital kann nicht wie das ausgeliehene jederzeit zurückverlangt werden, kann also mit viel größerer Sicherheit in industriellen Anlagen fixiert werden. Namentlich das Gründungsgeschäft bedeutet ja Festlegung des Geldkapitals für kürzere oder längere Zeit in der Industrie, bis durch Verkauf der Aktien das Geldkapital wieder der Bank zurückgeflossen ist. Sodann bedeutet Vergrößerung des Eigenkapitals die Möglichkeit größerer dauernder Beteiligung und schließlicher Beherrschung der Industrieuntemehmungen und stärkerer Beeinflussung der Waren- und Effektenspekulation. Die Bank hat daher die Tendenz, sobald es der Gewinn aus Zins und Emissionsgewinn erlaubt, ihr Kapital beständig zu vergrößern.

Die Möglichkeit der Umwandlung des fremden in eigenes Kapital steht aber auch, abgesehen von der Notwendigkeit, das vergrößerte Kapital entsprechend zu verwerten, durchaus nicht im Belieben der Bank. Die Bank sucht ihr Eigenkapital zu vergrößern, um es industriell fixieren zu können, um Emissionsgewinn zu machen und die Industrie beherrschen zu können. Denn für die Vermittlung des Zahlungskredits allein wäre die Vergrößerung des Eigenkapitals über eine gewisse Grenze hinaus unnötig, da hier die Verfügung über die fremden Gelder ausschlaggebend bleibt, die Bank das zur Zahlungsvermittlung dienende Kapital stets in schlagfertiger Form halten, anderen als Zinsgewinn darauf nicht machen kann. Allein es ist nicht so, daß, weil die Bank jetzt einen größeren Teil des überhaupt verleihbaren Geldes als eigenes Kapital hält, sie deshalb allein schon ein größeres Kapital industriell festlegen kann. Sondern umgekehrt. Weil nur ein Teil des verfügbaren Leihkapitals überhaupt für die Zahlungsvermittlung (den Zirkulationskredit) notwendig ist, steht der andere Teil für industrielle Anlagen (Kapitalskredit) zur Verfügung. Diese Teilung des überhaupt verfügbaren Leihkapitals für die Zwecke des Zirkulationskredits und des Kapitalkredits besitzt ihre eigenen objektiv bedingten Bestimmungen, die sich aus dem jeweiligen Stand des Produktions- und Zirkulationsprozesses ergeben; sind die Grenzen auch elastisch, so dürfen sie doch nicht von den Banken außer acht gelassen werden, soU nicht die stete Erhaltung der Geldform des Bankkapitals unmöglich, also die Zahlungsfähigkeit der Bank gefährdet werden. Dagegen ist diese Teilung des verfügbaren Leihkapitals davon unabhängig, welcher Teil als Eigenkapital und welcher als fremdes Kapital den Banken zur Verfügung steht. Die Bank will aber ihr Eigenkapital vergrößern, um es industriell fixieren zu können; die Grenze für diese Umwandlungsmöglichkeit fremden in eigenes Kapital bildet jener Teil des überhaupt verfügbaren Kapitals, der für Kapitalskredit zur Verfügung steht. Innerhalb dieser Grenze geht die Tendenz der Bankentwicklung dahin, einen stets wachsenden Teil des Leihkapitals in Eigenkapital der Bank zu verwandeln. Es hängt somit die Größe des Eigenkapitals durchaus nicht von dem Willen der Bank allein, auch nicht von der Verwertungsmöglichkeit des vergrößerten Kapitals allein ab.

Die Vermehrung des Bankkapitals bedeutet zunächst nur eine juristische Transaktion, keine ökonomische Funktionsänderung. Die Bank kann ihr Kapital, das ja die Form von Geldkapital haben muß, nur vermehren, indem sie fremdes Geldkapital in ihr eigenes verwandelt. Da bei entwickeltem Geldwesen alles verfügbare Geld bei den Banken gesammelt ist, so bedeutet die Vermehrung des Bankkapitals zunächst nichts anderes, als daß ein Teil der Depositen, die die Bank zur Verfügung gehabt hat, jetzt, etwa durch den Weg der Aktienausgabe, in Bankkapital verwandelt wird.

Diese Verwandlung fremden in eigenes Geldkapital der Bank läßt natürlich Nachfrage und Angebot von Geldkapital ganz unverändert und hat daher keine Wirkung auf den Zinsfuß. [5]

Vermehrung des industriellen Kapitals hat unter sonst gleichen Umständen Vermehrung der Proütmasse zur Folge, da ja das industrielle Kapital im Produktionsprozeß Mehrwert heckt. Vermehrung des Bankkapitals läßt die von den Banken erzielte gesamte Zinsmasse natürlich ganz unverändert; denn diese hängt bei gleichbleibender Nachfrage ab von dem Angebot an Leihkapital, das in keiner Weise durch die geänderte Verteilung des Leihkapitals zwischen Banken und Privaten, also durch die bloße Eigentumsänderung alteriert wird. Was sich ändert, ist nur die Berechnung des Reingewinnes der Bank, der bei vermehrtem Eigenkapital prozentual geringer erscheint.

Industrielles, kommerzielles und Geldhandlungskapital sind bestimmte Teile des gesellschaftlichen Kapitals, die in einem gegebenen Moment in einem bestimmten Verhältnis zueinander existieren müssen. Abstrakt genommen, könnte aber alles gesellschaftliche Kapital zugleich Bankkapital sein. Denn Bankkapital bedeutet nur das den Banken zur Verfügung gestellte Kapital, und es steht an sich nichts im Wege, daß alles Kapital durch die Banken hindurchgeht. Der größte Teil dieses Bankkapitals ist natürlich fiktiv, nur Geldausdruck für wirklich produktiv fungierendes Kapital oder nur kapitalisierter Mehrwertstitel.

Die Vermehrung des Bankkapitals ist also nicht Voraussetzung der Vermehrung des Gewinns wie in der Industrie. Vielmehr ist bei der Bank der Gewinn das Gegebene. Steigt der Gewinn, so wird die Bank ihr Eigenkapital vermehren, weil das vermehrte Kapital ihr erlaubt, in größerem Umfang sich an der Verwandlung ihres Bankkapitals in industrielles zu beteiligen, ohne ihre Sicherheit zu gefährden. Daß es wesentlich die industrielle Kreditgewährung, die Beteiligung an Industrieuntemehmungen durch Aktienbesitz und die Emissionstätigkeit ist, die die Vergrößerung des eigenen Kapitals der Bank veranlassen, beweist die Tatsache, daß die reinen Depositenbanken Englands ihr Kapital trotz der riesig gestiegenen Umsätze nicht vermehren und daher sehr hohe Dividenden verteilen.

Man darf sich also die Sache nicht so vorstellen, als ob der Zufluß oder Abfluß von Bankkapital etwa in der Weise auf den Gewinn der Banken einwirken würde, daß der Zinsfuß sich veränderte. Vielmehr verändert sich nur die Verteilung des Gewinns, indem dieser bald auf ein größeres, bald auf ein kleineres eigenes Kapital repartiert werden muß.

Es ist dabei von einer gewissen Wichtigkeit, daß die Vermehrung des Bankkapitals in Form des Aktienkapitals, also des fiktiven Kapitals vor sich geht.

Wir haben gesehen, daß die Verwandlung von Geld in fiktives Kapital den Charakter des individuellen Kapitalisten als Geld- oder Leihkapitalisten unverändert läßt. Das Geld, das jetzt in fiktives Kapital verwandelt wird, wird Bankkapital bleiben, daher auch ökonomisch Geldkapital. Ein Teil dieses Bankkapitals wird in industrielles Kapital verwandelt, wobei diese Verwandlung auf doppelte Weise vor sich gehen kann. Die Bank gewährt dem industriellen Unternehmen Kredit, hat also einfach ihr Kapital diesem geliehen, oder die Bank übernimmt Aktien des Industrieunternehmens, die sie jetzt, da die Größe ihres Kapitals es erlaubt, dauernd in Besitz behält. In diesem Fall war die Wirkung der Vermehrung des Bankkapitals die, daß das Geldkapital zuerst in Bankkapital und erst dieses in produktives verwandelt wird. Statt daß die privaten Geldkapitalisten direkt ihr Geld in Industrieaktien anlegen, legten sie es in Bankaktien an, lind erst die Bank verwandelte es, indem sie Industrieaktien kaufte, in industrielles Kapital. Der Unterschied ist aber der, daß die Bank nicht nur Vermittlerin dieser Operation ist, sondern als Eigentümerin des Bankkapitals auch Miteigentümerin des Industrieunternehmens geworden ist. Und dieses Eigentumsrecht der Bank ist ganz anders wirksam als das der einzelnen Aktionäre. Und so besteht eine Tendenz, das verfügbare Geldkapital der Privaten zunächst in möglichst großem Umfang in Bankkapital und erst dieses in industrielles zu verwandeln. Dabei bat Verdoppelung des fiktiven Kapitals stattgefunden. Geldkapital wird fiktiv in das Kapital der Bankaktien umgewandelt und geht damit in Wirklichkeit über in das Eigentum der Bank; dieses Bankkapital wird jetzt fiktiv in Industrieaktien verwandelt und in Wirklichkeit in die Elemente des produktiven Kapitals, Produktionsmittel und Arbeitskraft.

Die Dividendenpolitik der Banken, die mit großem fremden Kapital (Depositen) arbeiten, muß stabiler sein als die von Industrieunternehmungen. Dies besonders dann, wenn die Depositen von Kreisen herrühren, die nur aus äußeren Anzeichen, wie es die Stabilität der Dividende ist, auf die gute oder schlechte Leitung schließen können und bei schwankender Dividendenpolitik ihre Depositen zurückziehen. Es handelt sich hier also um die Depositen der nichtkapitalistischen Kreise. Das Industrieunternehmen ist in der Dividendenpolitik unabhängiger. Einmal, weil seine Kreditgeber ohnehin meist genauen Einblick in die Zahlungsfähigkeit haben. Sodann, weil der Kredit, den es beständig in Anspruch nimmt, der Zahlungskredit, durch die Waren, die es produziert, gedeckt sein muß, während anderer Kredit nicht beständig wie bei den Banken, sondern nur in längeren Zeiträumen in Anspruch genommen wird. Diese größere Unabhängigkeit erlaubt einmal Beeinflussung der Aktienkurse und damit für die Eingeweihten Spekulationsgewinn auf der Börse, dann aber auch leichtere Anpassung an Konjunkturschwankungen und die Bedürfnisse der Akkumulation, Schwankungen und Anpassungen, die für das Industrieunternehmen mehr ins Gewicht fallen als für die Banken.

Anderseits ist die größere Stetigkeit in der Dividendenpolitik für die Banken leichter durchzuführen als für die industriellen Unternehmungen, weil die Konjunkturschwankungen auf die Bankgewinne nicht so stark und nicht so einseitig einwirken wie auf den Profit. Einmal hängt ein großer Teil des Bankgewinns nicht so sehr ab von der absoluten Höhe der Zinsrate, sondern von der Differenz zwischen dem Zins auf das ausgeliehene und das geschuldete Kapital. Diese Differenz ist aber, besonders wenn die Bankkonzentration bereits einigermaßen fortgeschritten ist, viel konstanter als die Schwankungen in der absoluten Höhe des Zinses. Sodann entstehen im Laufe der Konjunktur günstige und ungünstige Momente, die sich zum Teil miteinander kompensieren. Am günstigsten ist die Periode ansteigender Prosperität mit allmählich anziehendem Zinsfuß, starkem Kapitalbedarf der Industrie und daher lebhafter Emissionstätigkeit und hohem Gründergewinn. Zugleich steigen die Gewinne aus der Kassenführung und der Vermittlung des Zahlungskredits sowie der Börsenspekulation. In der Hochkonjunktur steigt der Zinsfuß und auch die Differenz zwischen dem erhaltenen und vergüteten Zins. Dagegen nimmt die Emissionstätigkeit und der Gründergewinn ab. Der Kapitalbedarf der Industrie wird mehr durch Bankschulden als durch Aktien- oder Obligationenausgabe befriedigt, zugleich wird die Effektenspekulation gewöhnlich schon einige Zeit vor der Krise durch den hohen Zinsfuß eingeschränkt. In der ersten Zeit der Depression, wenn der Zinsfuß am niedrigsten, ist der Zeitpunkt für die Ausgabe von festverzinslichen Papieren am günstigsten. Der Gewinn der Banken aus der Übernahme von Staats- und Stadtanleihen usw. nimmt stark zu, ebenso der Gewinn durch Verkauf festverzinslicher Papiere aus den eigenen Beständen zu jetzt erhöhten Kursen. Ein Teil der von der Industrie früher eingegangenen Bankschulden wird in Aktien- und Obligationenkapital verwandelt, da der Geldmarkt flüssig ist, und liefert neuen Emissionsgewinn, Momente, die die geringeren Einnahmen aus dem Zinsgewinn der Kreditvermittlung mehr oder weniger kompensieren.

Die Konkurrenz, die die Banken untereinander führen, führen sie nicht mit ihrem eigenen Kapital allein, sondern mit dem Gesamtkapital, das ihnen zur Verfügung steht. Die Konkurrenz auf dem Geldmarkt ist aber eine wesentlich andere als auf dem Warenmarkt. Der wichtigste Unterschied ist zunächst, daß auf dem Geldmarkt das Kapital Geldform hat, auf dem Warenmarkt das Kapital erst aus Warenkapital in Geldkapital verwandelt werden muß. Letzteres schließt aber auch ein, daß diese Verwandlung mehr oder weniger mißlingen, das Warenkapital also entwertet werden kann und so statt Profit Verlust entsteht. Bei der Konkurrenz der Waren handelt es sich um die Realisierung des Kapitals, nicht nur um seine Verwertung. Bei der Konkurrenz des Geldkapitals ist das Kapital als solches gesichert, es handelt sich nur um seinen Verwertungsgrad, um die Höhe des Zinses. Der Zins aber wird in einer Weise bestimmt, die dem einzelnen Konkurrenten wenig Spielraum läßt. Es ist vor allem die Diskontpolitik der zentralen Geldinstitute, die hier für alle anderen ausschlaggebend ist und ihnen nur innerhalb einer verhältnismäßig engen Grenze Spielraum gibt. Dies ist zunächst wichtig für die reinen Kreditgeschäfte, die aktiven sowohl als die passiven der Banken. Hier ist die Konkurrenz verhältnismäßig gering. Je geringer aber der Spielraum ist, desto größere Rolle spielt das quantitative Moment der Größe des Geschäftskreises. Nur wenn dieser sehr groß, kann eine Herabsetzung der Provisionen, eine Erhöhung des Zinses auf die Depositen gegeben werden. Bei gleich großen Unternehmungen müssen aber die Bedingungen auch annähernd die gleichen sein. Ferner fällt auf dem Gebiete der Kreditvermittlung der Extraprofit fort, außer dem einzigen, der in der Ersparnis und der Leichtigkeit, Verluste zu vermeiden und das Risiko zu verteilen, bei sehr großen Unternehmen gegenüber kleineren liegt, Dagegen spielt hier der Extraprofit, wie er in der Industrie aus technischen patentierten Neuerungen quillt und so wichtig für den Konkurrenzkampf ist, keine Rolle.

Eine größere Rolle als bei der Kreditvermittlung spielt die Konkurrenz bei dem Finanzgeschäft, also den Emissionen. Hier erlaubt die Größe des Gründergewinns einen weiten Spielraum für die gegenseitige Unterbietung. Aber auch hier sind keine allzu weiten Grenzen. Vielmehr entscheiden hier weniger die Bedingungen der Banken, als vielmehr der Grad der Abhängigkeit der Industrie durch vorher gewährte Kredite.

Bei der Frage der Konkurrenz ist in der Industrie die technische und die ökonomische Seite zu trennen. Bei den Banken spielt die technische Verschiedenheit eine ganz geringe Rolle, die Technik ist bei Banken gleicher Art dieselbe. (Banken verschiedener Art konkurrieren direkt überhaupt nicht miteinander.) Es gibt hier im vorhinein nur einen ökonomischen Unterschied, der rein quantitativ ist und nur in der Größe des werbenden Kapitals besteht.

Es ist aber dieser ganz eigenartige Charakter der Konkurrenz, welcher den Banken erlaubt, in so verschiedener und wechselnder Weise bald miteinander zu konkurrieren, bald zu kooperieren. Etwas Ähnliches finden wir nur bei gleich großen Unternehmungen bisweilen auch in der Industrie in der fallweisen Verständigung für ein bestimmtes Geschäft, zum Beispiel bei Submissionen. Dort aber ist es viel häufiger Vorläufer des Kartells, also der dauernden Kooperation unter Ausschluß der Konkurrenz.

Ist der allgemeine Zinsfuß die Schranke für die Konkurrenz in der Kreditvermittlung, so die Durchschnittsprofitrate auf dem Gebiete des Zahlungsverkehrs. Gerade hier ist aber die Größe des Umsatzes entscheidend für die Höhe der Provision und bedingt eine starke Überlegenheit der Großbanken.

Das banktechnische Prinzip größter Sicherheit macht die Banken im vorhinein der Konkurrenz abgeneigt. Der Ausschluß der Konkurrenz in der Industrie durch die Kartelle, die Erzielung eines „stetigen Gewinns“ liegt ihnen daher besonders nahe.

Der Bankgewinn ist nicht Profit. Aber die Summe des Gewinns muß auf das Eigenkapital der Bank berechnet gleich sein der Durchschnittsprofitrate. Ist er geringer, so werden Kapitalien dem Bankgeschäft entzogen, ist er höher, so werden neue Banken entstehen. Da das Bankkapital stets Geldform hat oder jederzeit zu einem großen Teil leicht in Geldform rückverwandelbar ist, so ist lüer eine Ausgleichung am raschesten möglich.

Daher gibt es auch keine „Überproduktion“ von Bankkapital. Vielmehr führt eine zu starke Vermehrung des eigenen Bankkapitals wieder zu seinem Abfluß und anderer Anlage, aber nicht etwa zu einem allgemeinen Krach mit Entwertung usw., wie wir es in industriellen Sphären beobachten. Der Bankkrach ist nur Folge einer industriellen Überproduktion oder Überspekulation und erscheint als Mangel an Bankkapital in Geldform; darin, daß Bankkapital festgeritten ist in einer Form, die nicht als Geld sofort realisierbar ist.

Mit der Entwicklung des Bankwesens, mit der immer enger werdenden Verflechtung der Beziehungen zwischen Bank und Industrie verstärkt sich die Tendenz, einerseits die Konkurrenz der Banken untereinander immer mehr auszuschalten, anderseits alles Kapital in der Form von Geldkapital zu konzentrieren und es erst durch die Vermittlung der Banken den Produktiven zur Verfügung zu stellen. In letzter Instanz würde diese Tendenz dazu führen, daß eine Bank oder eine Bankengruppe die Verfügung über das gesamte Geldkapital erhielte. Eine solche „Zentralbank“ würde damit die Kontrolle über die ganze gesellschaftliche Produktion ausüben. [6]

Im Kredit tritt neben die sachliche die persönliche Beziehung, er erscheint als unmittelbar persönlich-gesellschaftliche Beziehung gegenüber den dinglich-gesellschaftlichen der übrigen ökonomischen Kategorien, dem Geld zumal: der Vulgaris redet vom „Vertrauen“. Und ebenso ist er in seiner Vollendung dem Kapitalismus entgegengesetzt, ist er Organisation und Kontrolle gegenüber der Anarchie. Er entspringt daher aus dem Sozialismus, der der kapitalistischen Gesellschaft angepaßt wird, er ist der schwindelhafte, kapitalistisch adaptierte Sozialismus. Er sozialisiert das Geld der anderen für den Gebrauch der wenigen. In seinem Beginn eröffnet er dem Kreditritter plötzlich die gewaltigsten Perspektiven: die Schranken der kapitalistischen Produktion – die Privatvermögen – erscheinen gefallen, die gesamte Produktivkraft der Gesellschaft scheint dem einzelnen zur Verfügung gestellt. Ihm schwindelt und er schwindelt.

Die ersten Pioniere des Kredits sind die Romantiker des Kapitalismus wie Law und Pereire; es dauert einige Zeit, bis der nüchterne Kapitalist die Oberhand gewinnt und Gunderman Saccard besiegt.


Anmerkungen

1. Über das Nähere siehe Kapital, III., 1., 4. Abschnitt: Verwandlung von Warenkapital und Geldkapital in Warenhandlungskapital und Geldhandlungskapital.

2. Marx, Kapital, III., 1., S. 299. (Neuausgabe S. 346. – Die Red.)

3. Ebenda, S. 306. (Neuausgabe S. 353 und 354. – Die Red.)

4. Zur Veranschaulichung diene folgende schematische Berechnung. Gesetzt das Produktionskapital sei gleich 1000. Es erzeuge einen Profit von 200. Das Warenhandlungskapital betrage in übertriebener Proportion 400, das Geldhandlungskapital 100. Der Profit verteilt sich auf ein Gesamtkapital von 1500; die Durchschnittsprofitrate beträgt daher 15 Prozent. Den Industriellen fällt vom Gesamtprofit von 200 zu: 150, den Kommerziellen 40 und den Geldhändlern 10.

5. Es ist daher eine ganz kindische Vorstellung, zu erwarten, daß die Vermehrung des Eigenkapitals einer Notenbank, zum Beispiel der Deutschen Reichsbank, eine Verbilligung des Zinsfußes herbeiführen müßte.

6. Mit dem Banksystem ist

„allerdings die Form einer allgemeinen Buchführung und Verteilung der Produktionsmittel auf gesellschaftlicher Stufenleiter gegeben, aber auch nur die Form ... Es stellt den industriellen und kommerziellen Kapitalisten alles disponible und selbst potentielle, nicht bereits aktiv engagierte Kapital der Gesellschaft zur Verfügung, so daß weder der Verleiher noch der Anwender dieses Kapitals dessen Eigentümer oder Produzenten sind. Es hebt damit den Privatcharakter des Kapitals auf und enthält so an sich, aber auch nur an sich, die Aufhebung des Kapitals selbst ...

Endlich unterliegt es keinem Zweifel, daß das Kreditsystem als ein mächtiger Hebel dienen wird während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit; jedoch nur als ein Element im Zusammenhang mit andren großen organischen Umwälzungen der Produktionsweise selbst. Dagegen entspringen die Illusionen über die wund erwirkende Macht des Kredit- und Bankwesens, im sozialistischen Sinn, aus völliger Unkenntnis der kapitalistischen Produktionsweise und des Kreditwesens als einer ihrer Formen. Sobald die Produktionsmittel aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln ..., hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr ... Solange andrerseits die kapitalistische Produktionsweise fortdauert, dauert das zinstragende Kapital als eine ihrer Formen fort und bildet in der Tat die Basis ihres Kreditsystems.“ Marx, Kapital, III/2, S. 146 ff. (Neuausgabe S. 655/656. – Die Red.)


Zuletzt aktualisiert am 14. November 2015