Editorial, Market turmoil: the shape of the chaos to come?, International Socialism 116, Herbst 2007.
Aus dem Englischen von David Paenson.
Kopiert mit dank von der Marx21 Webseite.
HTML-Markierung von Einde O‘Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.
Die Immobilienkrise in den USA hat sich zu einer weltweiten Finanzkrise ausgeweiten. Chris Harman beleuchtet die Hintergrund der Krise |
„King warnt vor Rettungsaktionen“
Überschrift der Financial Times vom 13. September zu einer Rede des britischen Notenbankpräsidenten Mervyn King
„Bank interveniert, um Northern Rock zu retten“
Überschrift der Financial Times vom 14. September zur Rettungsaktion der Bank of England zugunsten der Hypothekenbank Northern Rock
Diese beiden Überschriften weisen auf den Ernst der Lage hin, seitdem im August die Finanzmärkte ins Trudeln geraten sind. Damals sprachen viele Kommentatoren von einer kurzfristigen Panik, die sich nach der Zinssenkung durch die US-Notenbank um einen Prozentpunkt am 18. August wieder legen werde. Andere wiederum, darunter überzeugte Befürworter des Kapitalismus wie Martin Wolf von der Financial Times, verstanden sehr wohl, dass sich dahinter tiefer sitzende Probleme verbargen. „Die gegenwärtige Kreditkrise“, schrieb Wolf, „ist weit mehr als nur das Symptom eines defekten Finanzsystems. Es ist auch das Symptom einer unausgeglichen Globalwirtschaft.“ [1]
Über die unmittelbare Ursache der Panik war man sich weitgehend einig. Während der Erholungsphase nach der US-Rezession von 2000–2002 entdeckten die Geldbesitzenden (herkömmliche Banken, neuere Finanzgruppen wie Hedgefonds und reiche Individuen mit einigen Millionen auf der hohen Kante), dass sie ihren Reichtum vermehren konnten, indem sie zu niedrigeren Zinsen Geld borgten, um es anderen zu leihen, die bereit waren, dafür höhere Zinsen zu zahlen. Vor allem die ärmeren Teile der Bevölkerung, die Sehnsucht nach einem Eigenheim hatten oder bislang als kreditunwürdig gegolten hatten, waren dazu bereit. Solange die Hauspreise stiegen, erschienen sie als eine sichere Kundschaft, denn man konnte immer noch einen Profit aus Zwangsversteigerungen herausschlagen, falls sie mit ihren Rückzahlungen in Verzug geriet. Dieses Kreditgebaren wurde bald als „Markt für zweitklassige Hypotheken“ bekannt.
Hinzu kamen weitere spekulative Formen der Kreditvergabe, beispielsweise um auf steigende Warenpreise (vor allem Öl und Metalle) zu setzen, und neuerdings die Fremdfinanzierung von außerbörslichen Firmenübernahmen. Enorme Geldsummen konnte man borgen, um gigantische Unternehmen aufzukaufen, in der Annahme, durch „Umstrukturierung“, also Entlassungen und Schließungen, die nötigen Zusatzprofite generieren zu können, um die Schuldentilgung zu decken.
Dabei handelte es sich nicht um einen einmaligen Akt der Kreditvergabe, sondern vielmehr um eine sich ständig erweiternde Kette des Borgens, um weiter leihen zu können. Die Finanzierer der Hypothekenmärkte holten sich das nötige Geld auf anderen Märkten, und ihre Gläubiger handelten genauso. Jede Stufe basierte auf der altbekannten Technik des „Leverage“, der Fremdkapitalaufnahme von Geldsummen, die die Kreditfähigkeit des Schuldners bei weitem übersteigen, in der Annahme, dass bis zum Zeitpunkt der Rückzahlung gestiegene Geldmittel zur Verfügung stehen werden.
Letztes Jahr begann die US-Wirtschaft abzukühlen. Vor dem Hintergrund fallender Profite entließen Firmen Arbeiter wieder, die sie erst zwei oder drei Jahre zuvor eingestellt hatten. Hunderttausende armer Amerikaner konnten mit den steigenden Hypothekenzinsen nicht mehr Schritt halten, die Kreditrückzahlungen an dem einen Ende der Kette blieben aus. Die damit einhergehenden Zwangssteigerungen ließen ihrerseits die Hauspreise sinken, und somit den Wert der Darlehenssicherheiten. Ein ungeheurer Schuldenberg von 400 Milliarden US-Dollar war auf einmal nicht abzubauen.
An jedem Glied der Kette der Kreditaufnahme und -vergabe mussten Hypothekengeber, Hedgefonds und Banken die schmerzliche Erfahrung machen, dass sie die aufgenommenen Kredite nicht zeitnah zurückzahlen konnten. Davon betroffen waren keineswegs nur kleine Hypothekenmakler. Die riesige US-amerikanische Bank Bears Stearns musste tief in die Tasche greifen, um zwei mit ihr liierte Hedgefonds vor dem Bankrott zu wahren. Zwei deutsche Banken konnten nur durch Übernahme vor dem Untergang bewahrt werden. Dann stellte sich heraus, dass Barclays „durch mehrere hunderte Millionen Dollar an nicht wieder einholbaren Krediten durch ihr Anlagebankgeschäft“ belastet war. Und als wir in Druck gingen, erfuhr man, dass Großbritanniens fünftgrößte Hypothekenbank, Northern Rock nur dank der Nothilfe der Bank of England in der Lage war, ihre Kleinsparer auszubezahlen, die vor ihren Filialen landauf landab Schlange standen.
Ketten der spekulativen Kreditaufnahme und -vergabe sind so alt wie der Kapitalismus selbst. Sie kennzeichnen den Zeitpunkt im Zyklus des Ab-, Auf- und Abschwungs, wenn die Erholungsphase den Glauben fördert, dass die Expansion grenzenlos sei. Ausnahmslos folgten darauf plötzliche Panikstimmungen, sobald es den Anschein hatte, dass dieser Glaube womöglich unberechtigt sein könnte. So geschah es im Wall Street Crash von 1929 (eine Folge der Spekulationen um Grundstücke und Aktien), im Börsenkrach vom Oktober 1989, in der Asienkrise und dem Panikausbruch um den Hedgefonds Long Term Capital Management vor zehn Jahren.
Diese Verwerfungen haben nicht unbedingt unmittelbare Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. Finanzspekulationen sind eine parasitäre Aktivität, um eine oder zwei Ecken entfernt vom realen Vorgang der Profitschöpfung und -akkumulation auf der Grundlage der Ausbeutung der produktiven Arbeit. Wie es so schön im Gedicht heißt: „Große Flöhe haben kleine Flöhe, / Die sie kräftig beißen, / Und die kleinen noch viel klein're Flöhe, / Und so immer weiter.“ [2] Der Tod des kleineren Parasiten schadet nicht unbedingt dem größeren.
Die unmittelbare Gefahr, die eine solche Finanzpanik in sich birgt, ist, dass sie jene nichtspekulativen Ketten der Kreditaufnahme und -vergabe – eine Begleiterscheinung der meisten Akte des Kaufens und Verkaufens, einschließlich des Ankaufs von Produktionsmitteln, Anlagen und Rohstoffen für die reale Produktion – in Mitleidenschaft ziehen kann. Wenn Firmen, die bislang als zuverlässig galten, ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen können, wird jeder Kapitalist sich fragen, ob Firmen, mit denen sie im Geschäft stehen, zahlungsfähig sind. Sie werden dazu tendieren, Bares auf die Hand oder aber wesentliche höhere Zinsen zu verlangen für Kredite, die sie ihnen gewähren. Zwei Tage nach Ausbruch der Krise berichtete die Financial Times:
“Hunderte US-Firmen werden mit steil steigenden Kosten für kurzfristige Schulden konfrontiert, mit denen sie ihr Tagesgeschäft finanzieren ... Führungskräfte und Wall Street Analysten sagen, dass ein Kreditengpass mehrere Unternehmen zwingen könnte, ihre Beteiligung am $200-Milliardenmarkt für Handelspapiere (commercial paper [3]) zu reduzieren ... Eine breite Palette von Firmen, darunter Walt Disney, ITT, Heinz und Motorola, haben Schulden in Zigmillionenhöhe.“ [4]
Eine „Kreditknappheit“ war dafür verantwortlich, einige der Kettenglieder des Leihens und Borgens zu brechen, die die Produktion und den Verkauf im ganzen System miteinander verknüpfen. Um sie zu reparieren, sind die US- und die europäische Zentralbanken eingeschritten mit dem Versprechen, jeder Großbank mit ernsthaften Problemen zu helfen. Damit sollte der unmittelbaren Panik Einhalt geboten werden. Tatsächlich gelang es, sie mit Ausnahme der spezialisierten Finanzblätter aus den Titelseiten der Tageszeitungen zu verbannen, und die Aktienmärkte erholten sich eine Zeitlang wieder. Damit war aber das allgemeine Vertrauen in das Kreditsystem noch lange nicht wieder hergestellt. Kommentatoren sprachen von „versteckten Leichen“ – Hypothekenmaklern, Banken und Hedgefonds, die die enormen Summen, die sie in zweifelhafte Kredite gesteckt hatten, verschwiegen.
Eine solche versteckte Leiche war Northern Rock, „das Lieblingskind einer glitzernden Dinerparty in der City, auf der sie wegen ihres innovativen Finanzgeschicks mit Lob überhäuft wurde“ [5]. Das war im Januar. Wir können mit weiteren Leichen in den kommenden Wochen rechnen, als Folge fallender Hauspreise in den USA (und höchst wahrscheinlich auch in Großbritannien), die es für die Gläubiger zunehmend schwerer machen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Daher die Voraussage, dass die Krise zu fallenden Wachstumsraten in den USA und anderswo führen wird.
Hinter den Sorgen der Finanzinstitutionen verbergen sich tiefere Probleme. Die Kredit- und Schuldenwelle, die in die Augustkrise mündete, hatte ihrerseits ihre Wurzeln in der Beschaffenheit der Erholung von der Asienkrise von 1997–98 und der US-Rezession von 2000–2002.
Die Asienkrise bewirkte, dass Regierungen wie Unternehmen in der Region ihre Ausgaben weit unter ihren Einnahmen deckelten. Nachdem sie einmal von plötzlichen Fluktuationen im Weltsystem erfasst worden waren, strebten sie nach Überschüssen als Schutz vor einem nächsten Mal. Anstatt ihre gesamten Gewinne neu zu investierten, sparten sie einen Teil davon. China ist das bemerkenswerteste Beispiel. Fast fünfzig Prozent der Landesproduktion fließen in „Ersparnisse“ (Geld, das nach der Begleichung aller Ausgaben, für Löhne beispielsweise, übrig bleibt). Neun Zehntel hiervon, also 45 Prozent der Gesamtproduktion, werden akkumuliert, um noch mehr zu produzieren, aber etwa ein Zehntel wird gespart. [6] In der Regel bedeutete das Kreditvergaben an das US-Schatzamt (das Aufkaufen von Staatsanleihen), womit es die US-Regierungsausgaben mitfinanzierte, oder Kredite an US-Banken, die ihrerseits an US-Konsumenten weiterliehen. [7] Tatsächlich überqueren hunderte Milliarden Dollar den Pazifik jährlich, um die Kreditvergaben in den USA zu finanzieren.
Bis zur US-Rezession von 2001–2002 borgten sich Firmen Geld teilweise für produktive Investitionen. Nachdem sie von den Aufs und Abs ihres eigenen Systems erfasst wurden, investieren sie mittlerweile nicht mehr ihre gesamten Profite, sondern „sparen“ einen Teil, den sie im Bankensystem deponieren. Martin Wolf: „Sechs Jahre lang hat die US-Geschäftswelt weniger investiert, als sie netto verdient hat. Unternehmen waren von Kreditnehmern zu Kreditgebern geworden.“ Ein Teil dieser Kredite landete in den Taschen von US-Arbeitern und der Mittelschicht, die sich Sachen kaufen konnten, die sie sich sonst nicht hätten leisten können: „US-Haushalte ... haben sich noch weiter verschuldet ... Im Jahr 2006 summierte sich ihre laufende Neuverschuldung auf insgesamt vier Prozent des Bruttoinlandproduktes.“ [8]
Die Hauptsorge von Martin Wolf und seinesgleichen ist nicht, dass sich das Finanzsystem womöglich von der realen Produktion abgekoppelt haben könnte, sondern vielmehr, dass die Ausdehnung der realen Produktion zunehmend von massiven Kreditaufnahmen durch US-Konsumenten abhängt, da weder in Ostasien noch in Südasien noch in den USA alle Profite direkt investiert werden auf eine Weise, die die gesamte überschüssige Produktion absorbieren könnte, nachdem die Arbeiter ihre Löhne ausgegeben haben. Enorme Produktionsmengen weltweit fänden keine Käufer, so dass es zu einer tiefen Krise kommen würde, wenn es nicht diese Kredite gäbe, die es US-Haushalten ermöglichen, über ihre Verhältnisse zu leben (auch britischen Haushalten, deren Bedeutung für das Weltsystem allerdings wesentlich geringer ist).
Ein richtiges Verständnis der gegenwärtigen Entwicklung bliebe unvollständig, wenn es lediglich auf die „Ungleichgewichte“ zwischen Sparen und Investitionen weltweit fokussierte, wie es die pessimistischeren unter den Redakteuren der Wirtschaftsseiten tun. Die Ungleichgewichte sind ihrerseits Ausfluss eines tiefer sitzenden Problems.
Seit mehr als drei Jahrzehnten hat sich der Kapitalismus als unfähig erwiesen, ausreichend hohe Profitraten zu generieren, um Investitionstätigkeiten im nötigen Ausmaß anzuregen, um eine stetige und gleichmäßige kapitalistische Expansion aufrechterhalten zu können. [9] Daher die wiederkehrenden Krisen der 1970er, 1980er, 1990er und der beginnenden 2000er.
Weltweit hat das Kapital versucht, ihre Profite durch Lohndruckerei, Sozialkürzungen und Arbeitsintensivierung wiederherzustellen. Ein neuerlicher Bericht der OECD zeigt auf, dass die Lohnquote in der gesamten fortgeschrittenen kapitalistischen Welt fällt. [10] Die Überwindung der US-Rezession von 2000–2002 beispielsweise war damit verbunden, dass Firmen einen Teil ihrer erlittenen Verluste durch Angriffe auf die Belegschaften wieder wettmachten: Bis vor Jahresfrist wurden die Reallöhne gedrückt und die Produktion erhöht, ohne die während der Rezession entlassenen Arbeiter wieder einzustellen. [11] Die Weigerung Chinas, den Yuan gegen den Dollar aufzuwerten, bedeutet im Endeffekt ein Niederhalten der Kaufkraft chinesischer Arbeiter und Bauern bezogen auf Produkte, die zu internationalen Preisen gehandelt werden (einschließlich jener, die in chinesischen Fabriken oder landwirtschaftlichen Betrieben hergestellt werden).
Dieser auf die Arbeiter ausgeübte Druck hat bewirkt, dass etwa die Hälfte des in den 1960er und 1970er erlittenen Verfalls der Profitabilität wieder wettgemacht werden konnte. Die Kehrseite davon ist allerdings eine Beeinträchtigung des Marktes für Güter, die aus Löhnen bezahlt werden. Damit tat sich eine Lücke zwischen Produktion und Endkonsum auf, die nur durch eine entsprechende Steigerung der Investitionen auszufüllen wäre. Das ist allerdings ausgeblieben, weil die Erholung der Profite nicht ausgereicht hat, um das gesamte System nach vorne zu ziehen, wie einst der Fall war. Die Akkumulationsrate im gesamten System liegt etwas tiefer als zu irgendeinem Zeitpunkt der 1980er oder 1990er Jahre, geschweige denn der 1970er Jahre [12], trotz der boomenden chinesischen Wirtschaft. Weltweit besteht eine Nachfragelücke nach Gütern, die bisher durch massive Anleihen seitens der US-Regierung und von US-Konsumenten gefüllt werden konnte.
Der britische Marxist Tony Cliff pflegte zu sagen, dass die Welt von zwei Gefahren eingezwängt wird: der Skylla fallender Profitraten und der Charibdis der Überproduktion. [13] Daher die zentrale Bedeutung der US-Kreditaufnahme und die enorme Gefahr, die eine Kreditverknappung darstellt.
Was erwartet uns in naher Zukunft? Regierungen und Zentralbanken haben interveniert mit dem Ziel, das Vertrauen in das Finanzsystem wieder herzustellen. Dem Neoliberalismus als Ideologie mag das nicht schmecken, aber die Praxis der kapitalistischen Akkumulation verlangt danach. Die Großunternehmen und Banken sind in Zeiten der Krise nach wie vor von Staatshilfen abhängig, und die Staaten beeilen sich, diese Erwartung zu erfüllen.
Das geschieht aber nicht ohne bittere Auseinandersetzungen. Die Bank of England kritisierte öffentlich das schnelle Eingreifen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank – verhielt sich aber genauso, sobald ein britisches Unternehmen ernsthaft gefährdet war. Chris Giles von der Financial Times bemerkte: „Noch nie hat der Ruf und die Glaubwürdigkeit Mervyn Kings, dem Gouverneur der Bank, von einem so dünnen Faden gehängt.“ Diese Entwicklung wird Gordon Brown nicht erfreuen, der so viel Vertrauen in das „unabhängige“ Urteilsvermögen der Bank gesetzt hat.
Manche Finanzleute, Industrielle und Ökonomen sind der Meinung, dass ohne Intervention eine Rezession unabwendbar sei. Andere wiederum entgegnen, dass Interventionen nur den Effekt haben können, die Finanzinstitutionen zu noch weiteren Risikokrediten zu ermuntern in der Annahme, dass die Zentralbanken ihnen stets aus der Patsche helfen werden. Das müsse zu einer noch schärferen Krise in wenigen Jahren führen. Zwischen beiden Lagern erheben sich beunruhigte Stimmen, die in der Logik der Intervention die Gefahr wittern, dass die Zentralbanken die Verantwortung übernehmen für sämtliche zur Wahrung des Systems vor einer Rezession notwendigen Kredite, die aber noch größere Verwerfungen als bisher befürchten im Fall einer Nichtintervention.
Die US-Notenbank steht diesmal vor einem noch größeren Problem. Eine Herabsetzung der Leitzinsen, um die Kreditkrise zu mildern, könnte zum Abwandern mancher ausländischer Anlagen führen. Der Dollarkurs fällt bereits seit einiger Zeit, und manche Kommentatoren befürchten, dass niedrigere Zinsen seinen Kollaps herbeiführen könnten. Das würde die Fähigkeit der USA, einen Markt für die Aufnahme der weltweiten Überschüsse zu bieten, weiter mindern.
Es sind immer noch zu viele Unbekannte im Spiel, um sichere Prognosen zu wagen. Eins steht allerdings fest. Jede große Krise der vergangenen drei Jahrzehnte hat dazu geführt, dass die Ökonomie auf einmal die konzentrierte Gestalt der Politik annimmt.
Regierungen und Zentralbanken können nicht einfach beiseite stehen, während „ihre“ Großkapitalien ausgelöscht zu werden drohen. Andererseits birgt jede Intervention das Risiko, dass sich die Lage aus ihrer Sicht verschlechtert. Die unweigerliche Folge werden Machtkämpfe innerhalb der und zwischen den nationalen herrschenden Klassen sein – gekoppelt mit einer gestiegenen Bitterkeit unter breiten Schichten der Arbeiterklasse und der Mittelschichten angesichts des drohenden Verlustes ihrer Heime und Ersparnisse.
1. Financial Times vom 22. August 2007
2. Scherzvers des viktorianischen Mathematikers Augustus de Morgan, übernommen von Jonathan Swift.
3. „Commercial paper“ bezeichnet die Schuldscheine, die eine Firma einer anderen gewährt, und die letztere mit einem Preisnachlass an andere Firmen oft weiterverkauft, um wieder flüssig zu werden.
4. Financial Times, 20. August 2007
5. Financial Times, 15. September 2007
6. Mehr dazu in: Chris Harman, China’s Economy and Europe’s Crisis, in International Socialism 109.
7. Siehe Chris Harman, Snapshots of Capitalism Today and Tomorrow, International Socialism 113.
8. Financial Times, 22. August 2007
9. Eine ausführliche Diskussion darüber findet sich in Chris Harman, The Rate of Profit and the World Today, International Socialism 115.
10. OECD Employment Report 2007.
11. Ungeachtet des von weiten Teilen der Linken akzeptierten Mythos, spielten Produktionsverlagerungen (Outsourcing) ins Ausland eine viel geringere Rolle als die einfache Ausübung von Zwang zu härterem Arbeiten. Siehe beispielsweise Kristin J. Forbes: US Manufacturing: Challenges and Recommendations, Business Economics, Juli 2004.
12. Siehe World Economic Outlook, IWF, September 2005
13. Skylla and Charibdis waren die Seemonster, zwischen die Odysseus der Homerischen Sage segeln musste.
Zuletzt aktualisiert am 11.11.2011