"Es ist die Stunde
der Weißglut und nichts anderes als das Licht soll zu sehen
sein."
José Martí
Seit dem Ende des letzten Weltkrieges sind bereits
21 Jahre vergangen, und verschiedene Veröffentlichungen in
vielen Sprachen feiern als Symbol hierfür das Ereignis der
japanischen Niederlage.
Es gibt einen trügerischen Optimismus in
vielen Gruppen der verschiedenen Lager, in die die Welt sich teilt.
Einundzwanzig Jahre ohne Weltkrieg scheinen in diesen Zeiten größter
Auseinandersetzungen, gewaltiger Zusammenstöße und plötzlicher
Umwälzungen eine sehr lange Zeit zu sein. Aber ohne die praktischen
Resultate dieses Friedens weiter zu analysieren, eines Friedens,
für den wir uns alle entschieden zu kämpfen bereit erklärten,
sollte wegen der stets größer werdenden Misere, Erniedrigung
und Ausbeutung von großen Teilen der Welt gefragt werden,
ob dieser Friede real ist.
Es ist nicht die Absicht dieser Bemerkungen,
die verschiedenen Konflikte lokalen Charakters, die sich seit der
Kapitulation Japans ereignet haben, historisch einzuordnen. Es ist
auch nicht unsere Aufgabe, von den zahlreichen und immer größer
werdenden bürgerkriegsartigen Kämpfen, die in diesen Jahren
scheinbaren Friedens ausgetragen wurden, zu berichten. Die Kriege
von Korea und Vietnam reichen, um maßlosem Optimismus zu widersprechen.
Im Korea-Krieg, nach Jahren gewaltigen Kampfes,
blieb der nördliche Teil in der furchtbarsten Verheerung zurück,
die die Annalen des modernen Krieges kennen: durchlöchert von
Bomben, ohne Fabriken, Schulen und Krankenhäuser, ohne Wohnungen
für die 10 Millionen Einwohner.
In diesem Krieg intervenierten unter der trügerischen
Fahne der Vereinten Nationen Dutzende von Ländern. Diese Länder
wurden militärisch von den Vereinigten Staaten geführt,
gestützt durch die massive Teilnahme amerikanischer Soldaten
und unter Benutzung der zu den Waffen gerufenen südkareanischen
Bevölkerung als Kanonenfutter.
Auf der anderen Seite konnten die Armee, das
Volk von Korea und die Freiwilligen der chinesischen Volksrepublik
mit dem Nachschub und dem Rat des sowjetischen Militärapparates
rechnen. Von den Nordamerikanern wurde der Einsatz der verschiedensten
Vernichtungswaffen unternommen, einschließlich der begrenzten
Anwendung bakteriologischer und chemischer Waffen, lediglich mit
Ausnahme thermonuklearer Waffen.
In Vietnam führten die patriotischen Kräfte
des Landes fast ununterbrochen militärische Aktionen gegen
drei imperialistische Mächte: gegen Japan, dessen Macht nach
den Bomben von Hiroshima und Nagasaki vollkommen zusammengebrochen
war; gegen Frankreich, das sich von den besiegten Japanern seine
indochinesischen Kolonien zurückeroberte, indem es die in Zeiten
der Bedrängnis gemachten Versprechungen ignorierte; und gegen
die Vereinigten Staaten, die in der letzten Phase dieser Auseinandersetzung
stehen.
In allen Kontinenten gab es begrenzte Konfrontationen.
Auf dem amerikanischen waren es lange Zeit nur Putsche und Versuche
von Befreiungskämpfen. Dann gab die kubanische Revolution die
Signale, die die Bedeutung dieses Gebietes unterstrichen. Sie zog
sich dadurch aber den Haß der Imperialisten zu und mußte
ihre Küsten, zunächst in Playa Giron und dann während
der Oktoberkrise verteidigen. Dieser letzte Zwischenfall, die Konfrontation
der Amerikaner und Sowjetrussen vor Cuba, hätte einen Krieg
unermeßlichen Ausmaßes verursachen können.
Aber offensichtlich befindet sich im Augenblick
der Schnittpunkt der Widersprüche in den Territorien der indochinesischen
Halbinsel und deren Nachbarländern. Laos und Vietnam werden
von Bürgerlcriegen erschüt tert. Sie nehmen einen neuen
Charakter an, wenn der nordamerikanische Imperialismus mit seiner
gesammelten Macht auftritt und damit das ganze Gebiet zu einem gefährlichen
Zeitzünder wird. In Vietnam hat die Auseinandersetzung einen
Grad extremer Zuspitzung erreicht. Wir möchten aber auch diesen
Krieg nicht historisch einordnen, vielmehr werden wir nur einige
Phasen seiner Entwicklung aufzeichnen. Nach der verheerenden Niederlage
von Dien Bien Phu im Jahre 1954 wurde das Genfer Abkommen unterschrieben.
Das Abkommen teilte das Land in zwei Zonen und ordnete die Abhaltung
von Wahlen innerhalb von 18 Monaten an, um die Regierung Vietnams
zu wählen und die Form der Wiedervereinigung zu bestimmen.
Die Nordamerikaner unterschrieben dieses Dokument nicht und begannen
ein Intrigenspiel, um den französischen Marionetten-Kaiser
Bao Dai durch einen ihren Absichten entsprechenden Mann zu ersetzen.
Das Resultat war Ngo Djen Diem, dessen tragisches Ende allen hekannt
ist: die vom Imperialismus ausgepreßte Orange.
Im Lager der Befreiungskräfte herrschte
in den Monaten nach der Unterzeichnung des Abkommens Optimismus.
Im Süden des Landes wurden antifranzösische Kampfzentren
aufgelöst und man erwartete die Erfüllung des Vertrages.
Bald aber verstanden die Patrioten, daß es keine Wahlen geben
würde, es sei denn, die Vereinigten Staaten wären in der
Lage, ihren Willen in die Wahlurnen zu zwingen. Das aber hätte
nicht einmal bei Anwendung aller ihnen bekannten Methoden des Betrugs
geschehen können.
Von neuem begannen im Süden des Landes die
Kämpfe und nahmen bis heute ständig an Intensität
zu. Die nordamerikanische Armee besteht aus fast einer halben Million
Invasoren, während die Marionettenkräfte an Zahl abnehmen
und darüber hinaus vollständig ihren Kampfgeist verloren
haben.
Vor zirka zwei Jahren begannen die Nordamerikaner
die systematische Bombardierung der Volksrepublik Vietnam als weiteren
Versuch, den Kampfgeist des Südens zu lähmen und eine
Konferenz mit für sie günstigen Ausgangspositionen zu
erreichen. Zunäehst waren es einzelne Bombardements unter der
Maske von Repressalien für angebliche Provokationen des Nordens.
Dann nahmen sie an Intensität und Methode zu. Jetzt sind sie
eine von den amerikanischen Luftstreitkräften durchgeführte
gigantische Treibjagd die von Tag zu Tag mit der Absicht stattfindet,
jede Spur von Zivilisation im Norden des Landes zu zerstören.
Es ist eine Episode der in trauriger Weise berühmten Eskalation.
Die materiellen Erwartungen der amerikanischen
Machtelite haben sich trotz der äußersten Verteidigung
der vietnamesischen Luftabwehreinheiten, der mehr als 1700 abgeschossenen
Flugzeuge und der militärischen Hilfe des sozialistischen Lagers
zu einem großen Teil erfüllt.
Es gibt eine peinliche Realität: Vietnam,
jenes Land, das die Erwartungen und Hoffnungen der verlassenen Völker
vertritt, ist in tragischer Einsamkeit. Dieses Volk muß die
wilden Angriffe der US-Technologie fast ohne eine Möglichkeit
der Abwehr im Süden und mit geringen Verteidigungsmöglichkeiten
im Norden ertragen, aber immer allein.
Die Solidarität der fortschrittlichen Mächte
der Welt mit dem vietnamesischen Volk ähnelt der bitteren Ironie,
die der Beifall des Pöbels für die Gladiatoren im römischen
Zirkus bedeutete.
Es geht nicht darum, den Opfern der Aggression
Erfolg zu wünschen, sondern an ihrem Schicksal teilzunehmen,
sie bis zum Tode oder bis zum Sieg zu begleiten. Wenn wir die vietnamesische
Einsamkeit analysieren, so wirkt dieses Moment der Unlogik innerhalb
der Menschheit beängstigend.
Der nordamerikanische Imperialismus ist der Aggression
schuldig, seine Verbrechen sind ungeheuer und überziehen die
ganze Welt. Das wissen wir bereits, meine Herren!
Aber schuldig sind auch die, die in der Stunde
der Entscheidung zögerten, Vietnam zu einem unverletzlichen
Teil des sozialistischen Lagers zu machen. Zwar hätte die Gefahr
eines weltweiten Konflikts bestanden, aber andererseits wäre
der Imperialismus zur Entscheidung gezwungen worden. Schuld haben
auch die, die einen Krieg von Beschimpfungen und Zänkereien
aufrechterhalten, der schon vor langer Zeit von den Vertretern der
beiden größten Mächte des sozialistischen Lagers
begonnen wurde.
Fragen wir, um zu einer ehrlichen Antwort zu
gelangen: Ist Vietnam isoliert oder nicht?
Steht es nicht im gefährlichen Balanceakt zwischen diesen konkurrierenden
Mächten?
Und was für ein großes Volk! Welche Ausdauer und welcher
Mut!
Und welch eine Lektion wird der Welt mit diesem Kampf erteilt !
Erst nach langer Zeit werden wir erfahren, ob
Präsident Johnson wirklich ehrlich daran dachte, einige der
notwendigen Reformen für sein Volk zu beginnen, um die Klassengegensätze,
die mit explosiver Kraft und immer häufiger auftreten, zu mildern.
Tatsache ist, daß die unter dem pompösen Titel des Kampfes
um die "Große Gesellschaft" angekündigten Verbesserungen
in die vietnamesische Kanalisation gefallen sind.
Die größte imperialistische Macht
fühlt in ihren Eingeweiden die Blutung, die ein armes und zurückgebliebenes
Land verursacht. Seine fabelhafte Ökonomie schwankt unter den
Anstrengungen des Krieges. Töten hört auf, das bequemste
Geschäft der Monopole zu sein.
Verteidigungswaffen, und die nicht einmal in
genügender Zahl, sind alles, was diese wunderbaren vietnamesischen
Soldaten haben außer ihrer Liebe zur Heimat, zu ihrer Gesellschaft
und zu unbeugsamer Tapferkeit. Der Imperialismus hingegen versumpft
in Vietnam. Er sucht verzweifelt einen Ausweg, der es ihm ermöglicht,
die gefährliche Situation, in der er sich befindet, mit Anstand
zu überwinden. Aber die Zange der "vier Punkte" des Nordens
und der "fünf Punkte" des Südens ergreift ihn und fordert
der Konfrontation immer mehr die Entscheidung ab.
Alles scheint darauf hinzudeuten, daß der
Friede, dieser prekäre Friede, dem man diesen Namen gegeben
hat, nur weil keine weltweite kriegerische Auseinandersetzung stattgefunden
hat, wieder in Gefahr ist. Der unwiderrufliche und inakzeptible
Schritt der Nordamerikaner droht ihn zu zerstören.
Und wir, Ausgebeutete der Welt, welches ist die
Rolle, die auf uns zukommt? Die Völker dreier Kontinente sehen
und lernen ihre Lektion in Vietnam.
Da die Imperialisten die Menschheit mit der Drohung
eines Krieges erpressen, ist die richtige Antwort, den Krieg nicht
zu fürchten. Die Taktik dieser Völker muß sein,
hart und ununterbrochen in jeder Phase der Auseinandersetzung anzugreifen.
Aber in den Gebieten, in denen dieser miserable
Friede, den wir erleiden, gebrochen worden ist, welche Aufgabe werden
wir dort haben? Uns um jeden Preis zu befreien!
Die Situation der Welt zeigt eine große
Vielfalt an Aufgaben. Sogar die Länder des alten Europa warten
noch auf die Aufgabe der Befreiung. Sie sind zwar genügend
entwickelt, um alle Widersprüche des Kapitalismus fühlen
zu können, aber zu schwach, um imperialistische Ziele verfolgen
oder diesen Weg jetzt noch beschreiten zu können. In den nächsten
Jahren werden dort die Widersprüche einen explosiven Charakter
annehmen. Ihre Probleme aber und darum letzten Endes auch deren
Lösung sind verschieden von denen unserer abhängigen und
ökonomisch zurückgebliebenen Länder. Der wichtigste
Schauplatz der Ausbeutung durch den Imperialismus umfaßt die
drei zurückgebliebenen Kontinente Amerika, Afrika und Asien.
Jedes Land hat seine Besonderheiten, die sich dennoch auch in den
Kontinenten als Gesamtheit darstellen.
Amerika bildet mehr oder weniger eine
homogene Gesamtheit, und beinahe im ganzen Territorium behaupten
die amerikanischen Kapitalisten die absolute Vorherrschaft. Die
Marionettenregierungen oder die im besten Falle schwächlichen
und ängstlichen Regierungen können den Befehlen des Yankeeherrn
nicht zuwiderhandeln.
Die Nordamerikaner haben fast den Höhepunkt
ihrer politischen und ökonomischen Herrschaft erreicht. Sie
können nur wenig mehr vorankommen. Jeder Wechsel der Situation
könnte sich in einen Rückgang ihrer Vorherrschaft verwandeln.
Ihre Politik besteht darin, das Eroberte zu halten. Die Leitlinie
reduziert sich im gegenwärtigen Moment darauf, durch den brutalen
Gebrauch der Macht Befreiungsbewegungen jeden Typs zu verhindern.
Hinter der Losung "wir werden kein anderes Cuba
erlauben" versteckt sich die Möglichkeit der Aggression ohne
eigenes Risiko, wie die gegen Santo Domingo oder das Massaker von
Panama. Dahinter steht die klare Warnung, daß die Yankeetruppen
bereit sind, in jedem Gebiet, in jedem Ort Amerikas, wo die etablierte
Ordnung in Frage gestellt wird, wo ihre Interessen gefährdet
sind, zu intervenieren. Diese Politik rechnet mit einer fast absoluten
Straflosigkeit. Die OEA [Organisation amerikanischer Staaten] ist
eine bequeme Maske, auch wenn sie an Prestige verloren hat. Die
UNO ist von einer Unfähigkeit, die am Rande des Lächerlichen
oder Tragischen steht. Die Armeen aller Länder Amerikas stehen
bereit zur Intervention, um ihre Völker zu unterjochen. Es
hat sich in der Tat die Internationale des Verbrechens und des Verrats
gebildet.
Andererseits haben die nationalen Bourgeoisien
ihre ganze Widerstandskraft gegen den Imperialismus verloren. Wenn
sie überhaupt je eine hatten, bilden sie nur das letzte Rad
am Wagen des Imperialismus. Reformen sind nicht mehr möglich:
entweder sozialistische Revolution oder Karikatur einer Revolution.
Asien ist ein Kontinent mit einer Reihe
von Besonderheiten. Die Befreiungskämpfe gegen eine Kette von
europäischen Kolonialmächten brachten als Resultat die
Etablierung mehr oder weniger fortschrittlicher Regierungen. Ihre
spätere Entwicklung führte in manchen Fällen zu einer
Intensivierung der anfänglichen Ziele der nationalen Befreiung
und in anderen Fällen zu einem Rückzug auf proimperialistische
Positionen. Vom ökonomischen Standpunkt aus hatten die Vereinigten
Staaten in Asien wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Die dortigen
Veränderungen begünstigten die Vereinigten Staaten. Sie
kämpfen um die Ablösung anderer neokolonialistischer Mächte
und um neue ökonomische Einflußsphären zu erobern,
manchmal direkt, oder auf dem Umweg über Japan. Aber es existieren
spezielle politische Bedingungen, vor allem auf der indochinesischen
Halbinsel, die Asiens Eigenarten fundamentale Bedeutung geben und
die eine wichtige Rolle in der globalen Militärstrategie des
nordamerikanischen Imperialismus spielen, die einen Zaun um China,
von Südkorea über Japan, Taiwan, Südvietnam und Thailand
gezogen hat.
Diese Doppelsituation, das heißt einmal
ein so wichtiges strategisches Interesse wie der militärische
Zaun um die Volksrepublik China, und andererseits das Kapitalinteresse,
in diese von ihm noch nicht beherrschten Märkte einzudringen,
machten Asien zu einem der explosivsten Orte der gegenwärtigen
Welt. Darüber kann auch die scheinbare Stabilität außerhalb
des vietnamesischen Bereichs nicht hinwegtäuschen.
Der Mittlere Osten, der geographisch zu diesem
Kontinent gehört, aber seine eigenen Widersprüche hat,
ist in höchster Spannung. Man kann nicht voraussehen, wohin
dieser kalte Krieg zwischen Israel, von den Imperialisten unterstützt,
und den progressiven Ländern dieser Zone führen wird.
Der Mittlere Osten ist ein weiterer, die Welt bedrohender Vulkan.
Afrika bietet Eigenarten eines jungfräulichen
Gebietes für die neokolonialistische Invasion. Dort haben sich
Veränderungen ereignet, die in gewisser Weise die neokolonialistischen
Mächte zwangen, ihre alten Vorrechte absoluten Charakters aufzugeben.
Aber mit dem Fortdauern dieser Prozesse wird der Kolonialismus durch
einen gewaltlosen Neokolonialismus abgelöst. Er hat, was die
ökonomische Beherrschung anbelangt, die gleichen Konsequenzen.
Die Vereinigten Staaten hatten in dieser Gegend
keine Kolonien. Jetzt kämpfen sie darum, in die abgeschlossenen
Jagdgründe ihrer Partner einzudringen. Man kann mit Sicherheit
sagen, daß auf lange Sicht Afrika das Reservoir der strategischen
Pläne des nordamerikanischen Imperialismus bildet. Seine jetzigen
Investitionen sind nur in Südafrika von Bedeutung. Er beginnt,
den Kongo, Nigeria und andere Länder, wo eine gewaltige Konkurrenz
(bis jetzt friedlichen Charakters) mit anderen imperialistischen
Mächten herrscht, zu durchdringen.
Der nordamerikanische Imperialismus hat dort
noch keine großen Interessen zu verteidigen, wenn man vom
angemaßten Recht absieht, an jedem Ort der Welt, wo seine
Monopole gute Gewinne erzielen oder die Existenz großer Rohstoffvorräte
wittern, zu intervenieren.
Alle diese Vorgänge legen es nahe, die Frage
nach der Möglichkeit der Befreiung der Völker in kurzer
oder mittlerer Frist zu stellen.
Wenn wir Afrika analysieren, sehen wir, daß
mit einer gewissen Intensität in den portugiesischen Kolonien
von Guinea, Mozambique und Angola gekämpft wird, mit besonderem
Erfolg in der ersten und mit unterschiedlichem Erfolg in den beiden
anderen. Im Kongo kann man noch immer den Kampf zwischen den Nachfolgern
Lumumbas und den alten Komplicen Tschombes beobaehten. Der Kampf
scheint zur Zeit die letzteren zu begünstigen, die zu ihrem
eigenen Nutzen einen großen Teil des Landes "befriedet" haben,
obwohl der Krieg latent bleibt.
In Rhodesien ist das Problem anders: der englische
Imperialismus benutzte alle in seiner Hand befindlichen Mittel,
um seine Herrschaft der weißen Minorität, die gegenwärtig
an der Macht ist, zu übergeben. Der Konflikt ist vom Gesichtspunkt
Englands aus absolut inoffiziell. Diese Macht hat nur mit der ihr
eigenen diplomatischen Fähigkeit - was auf gut deutsch Heuchelei
heißt - eine Fassade der Verstimmung über die Maßnahmen
der Regierung Ian Smith aufgerichtet. In dieser schlauen Haltung
wird England von einigen folgsamen Commonwealth-Ländern unterstützt.
Ein guter Teil der Länder Schwarz-Afrikas, seien es die zahmen
oder die unwilligen wirtschaftlichen Vasallen des englischen Imperialismus,
greift diese Einstellung an.
In Rhodesien könnte die Situation sehr explosiv
werden, wenn die Bemühungen der schwarzen Patrioten, sich bewaffnet
zu erheben, erfolgreich wären und diese Bewegung wirksam von
den benachbarten afrikanischen Nationen unterstützt würde.
Aber zunächst werden diese Probleme in so unfähigen Organisationen
wie UNO, Commonwealth oder OUA (Organisation of United Africa] erörtert.
Dennoch läßt die politische und soziale
Entwicklung Afrikas eine kontinentale revolutionäre Situation
nicht erwarten. Die Befreiungskämpfe gegen die Portugiesen
müßten wohl erfolgreich enden, aber Portugal bedeutet
nichts in der imperialistischen Namensliste. Die Auseinandersetzungen,
die revolutionäre Möglichkeiten enthalten, sind die, die
den ganzen imperialistischen Apparat in Schach halten. Dessenungeachtet
sollten wir nicht den Kampf um die Befreiung der drei portugiesischen
Kolonien und um die Vertiefung ihrer Revolutionen einstellen. Wenn
entweder die schwarzen Massen Südafrikas oder Rhodesiens ihren
wirklichen revolutionären Kampf beginnen, oder wenn die verarmten
Massen eines Landes sich anschicken, das Recht auf ein ehrliches
Leben den Händen der regierenden Oligarchien zu entreißen,
dann wird in Afrika eine neue Epoche begonnen haben.
Bis jetzt folgt ein Putsch dem anderen. Eine
Gruppe von Offizieren löst eine andere ab. Sie lösen einen
Regierungschef ab, der nicht mehr ihren Cliqueninteressen oder den
Interessen der Mächte, die sie in hinterhältiger Weise
manipulieren, dient. Aber es gibt keine vom Volk getragenen Aufstände.
Im Kongo ergaben sich kometenhaft günstige Umstände, die
durch die Erinnerungen an Lumumba vorangetrieben wurden. Sie haben
aber in den letzten Monaten an Kraft verloren.
In Asien, wie wir gesehen haben, ist die Situation
explosiv - und nicht nur in Vietnam und Laos, wo gekämpft wird,
gibt es Reibungsflächen. Auch in Kambodscha, wo jeden Augenblick
die direkte nordamerikanische Aggression beginnen kann, in Thailand,
Malaysia und, natürlich, Indonesien, von dem wir nicht meinen
sollten, daß dort durch die Liquidierung der KP und die Übernahme
der Macht durch die Reaktionäre das letzte Wort gesprochen
worden sei, gibt es Reibungsflächen. Und selbstverständlich
im Mittleren Osten.
In Lateinamerika kämpft man mit der Waffe
in der Hand in Guatemala, Kolumbien, Venezuela und Bolivien. Es
tauchen schon die ersten Anzeichen des Kampfes in Brasilien auf.
Auch andere Zentren des Widerstandes erscheinen kurz und verschwinden
schnell wieder.
Fast alle Länder des Kontinents sind für
einen Kampf reif, der, um siegreich sein zu können, sich nicht
mit weniger als der Einsetzung einer Regierung sozialistischen Typs
begnügen darf.
In diesem Kontinent wird praktisch nur eine Sprache
gesprochen, mit Ausnahme Brasiliens, mit dessen Volk die spanisch
sprechenden Völker sich infolge der Ähnlichkeit beider
Sprachen verständigen können. Es gibt in diesen Ländern
eine so große Identität zwischen den Klassen, daß
sie die Solidarität eines "international-amerikanischen" Typs
erreichen, vollkommener als in anderen Kontinenten. Sprache, Sitten,
Religion und der gleiche Herr vereinigen sie. Das Ausmaß und
die Formen der Ausbeutung sind in ihren Konsequenzen für Ausbeuter
und Ausgebeutete in vielen Ländern Amerikas ähnlich. Die
Rebellion reift immer schneller heran. Wir können uns fragen:
Diese Rebellion, was wird sie befruchten? Welche Form wird sie annehmen?
Wir haben seit langer Zeit behauptet, daß der Kampf in Amerika
auf Grund ähnlicher Bedingungen in den einzelnen Ländern
- wenn es dazu kommt - kontinentale Dimensionen annehmen wird. Es
wird der Schauplatz vieler großer Schlachten für die
Befreiung der Menschheit werden.
Im Rahmen dieses Kampfes kontinentalen Ausmaßes
sind die gegenwärtigen Kämpfe, die in aktiver Form geführt
werden, nur Episoden. Die ersten Märtyrer aber sind bereits
vorhanden. Sie werden in die amerikanische Geschichte eingehen als
diejenigen, die bereits ihr Blut in dieser letzten Etappe für
die totale Befreiung des Menschen gegeben haben.
So werden die Namen des Kommandanten Turcios
Lima, des Pfarrers Camillo Torres, der Kommandanten Fabricio Ojeda,
Lobaton und Luis de la Puente Uceda herausragende Gestalten in den
revolutionären Bewegungen von Guatemala, Kolumbien, Venezuela
und Peru sein.
Aber die aktive Mobilisierung des Volkes schafft
neue Führer: Cesar Montes und Yon Sosa erheben die Fahne in
Guatemala, Fabio Vasquez und Marulanda tun es in Kolumbien, Douglas
Bravo und Americo Martin in Venezuela, im Westen des Landes und
in El Bachiller.
Neue Keime des Krieges werden in diesem und in
anderen amerikanischen Ländern, wie schon in Bolivien, auftauchen.
Sie werden mit alle den Wechselfällen wachsen, die jener gefährlichen
Tätigkeit, ein moderner Revolutionär zu sein, innewohnen.
Viele werden ihren Irrtümern erliegen, andere werden im harten
Kampf, der immer näher kommt, fallen. Neue Kämpfer und
neue Führer werden aus der Glut des revolutionären Kampfes
entstehen. Das Volk wird seine Kämpfer und Führer im Krieg
und aus dem Krieg bilden.
Die Yankee-Agenten der Repression werden zunehmen.
Heute gibt es schon Berater in all den Ländern, in denen der
bewaffnete Kampf stattfindet. Die peruanische Armee führte
anscheinend eine erfolgreiche Schlacht gegen die Revolutionäre
jenes Landes durch - beraten und trainiert von den Yankees. Aber
wenn die hauptsächlichen Kampfgruppen mit genügender politischer
und militärischer Schlagkraft geführt werden, werden sie
praktisch unbesiegbar sein. Sie werden neue Verstärkungen der
Nordamerikaner erforderlich machen. Mit Zähigkeit und Stärke
reorganisieren in Peru neue noch kaum bekannte Führer den Guerrillakampf.
Stück für Stück werden die altmodischen Waffen, die
für die Niederhaltung kleiner bewaffneter Banden genügten,
von modernen Waffen abgelöst. Das wird so bleiben bis zu dem
Punkt, an dem man sich gezwungen sieht, zunehmende Mengen regulärer
Truppen zu schicken, um die relative Stabilität einer Macht
zu sichern, deren nationale Marionettenarmee sich durch die Kämpfe
der Guerrillas auflöst. Es ist der Weg Vietnams; es ist der
Weg, dem die Völker folgen müssen. Und es ist der Weg,
dem Amerika in gleicher Weise folgen muß; die bewaffneten
Gruppen müßten sich als lose Koordinationszentren formieren,
um die repressive Aufgabe des Yankee-Imperialismus zu erschweren
und die eigene Sache zu erleichtern.
Amerika ist in der Zeit der jüngsten politischen
Befreiungskämpfe der Welt ein vergessener Kontinent gewesen.
Es beginnt, sich durch die Stimme der Avantgarde seiner Völker,
der kubanischen Revolution, mittels der Trikontinentalen Konferenz
Gehör zu verschaffen. Es wird eine viel größere
Aufgabe zu erfüllen haben: die Schaffung des zweiten oder dritten
Vietnam in der Welt.
Man muß endlich berücksichtigen, daß
der Imperialismus ein Weltsystem, die letzte Stufe des Kapitalismus
ist. Er muß in einer großen, weltweiten Auseinandersetzung
besiegt werden. Das strategische Ziel muß die Zerstörung
des Imperialismus sein. Die Aufgabe, die uns, den Ausgebeuteten
und Zurückgebliebenen der Welt, gestellt ist, besteht in der
Eliminierung der Ernährungsbasen des Imperialismus. Diese Ernährungsbasen
sind unsere unterjochten Völker, aus denen Kapitalien, Rohstoffe,
Techniken und billige Arbeitskräfte herausgezogen werden und
wohin neue Kapitalien, Instrumente der Beherrschung, Waffen und
Güter aller Art exportiert werden. Das alles läßt
uns in absolute Abhängigkeit geraten.
Die reale Freiheit der Völker ist also der
grundlegende Faktor dieses strategischen Zieles, eine Freiheit,
die in den meisten Fällen erst der bewaffnete Kampf bringen
wird. Dieser Kampf wird in Amerika fast unabwendbar die Eigenschaft
haben, sich in eine sozialistische Revolution zu verwandeln.
Setzt man sich die Zerstörung des Imperialismus
zum Ziel, muß man dessen Kopf identifizieren. Dieser Kopf
ist kein anderer als die Vereinigten Staaten. Wir müssen eine
Aufgabe allgemeiner Natur erfüllen, mit dem taktischen Ziel,
den Feind aus seiner Umwelt herauszudrängen, ihn zu zwingen,
in Gegenden zu kämpfen, in denen seine Lebensgewohnheiten gegen
die dort herrschenden verstoßen. Man darf allerdings den Feind
nicht unterschätzen: Der nordamerikanische Soldat verfügt
über technische Fähigkeiten und Mittel solchen Ausmaßes,
daß er stets gefährlich bleibt.
Hingegen fehlt ihm die ideologische Motivation,
die seine heute unbarmherzigsten Rivalen - die vietnamesischen Soldaten
- im höchsten Grad haben. Wir werden nur in dern Maße
eine solche Armee besiegen können, in welchem wir ihre Moral
unterminieren. Und man unterminiert sie, indem man der Armee Niederlagen
zufügt und ständige Strapazen aufnötigt.
Aber dieser knappe Entwurf einer Strategie schließt
immense Opfer der Völker ein, Entbehrungen, die von heute an
in aller Öffentlichkeit gefordert werden müssen. Sie sind
immerhin vielleicht weniger schmerzhaft als die, die wir ertragen
müßten, wenn wir kontinuierlich den Kampf vermieden und
versuchten, andere für uns die Kastanien aus dem Feuer holen
zu lassen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich
das letzte Land ohne bewaffneten Kampf befreien. Die Leiden eines
so langen und grausamen Krieges wie der, den die Imperialisten führen,
wird diesem Volk erspart bleiben.
Wahrscheinlich aber wird es unmöglich sein,
diesen Kampf oder seine Auswirkungen in einer Auseinandersetzung
weltweiten Charakters zu vermeiden, und man wird dann gleichermaßen
oder noch stärker darunter leiden. Wir können die Zukunft
nicht voraussagen, aber wir dürfen nie der Versuchung verfallen,
Fahnenträger eines Volkes sein zu wollen, das sich zwar nach
der Freiheit sehnt, aber den Kampf, den sie erfordert, vermeiden
will in der Meinung, die Freiheit werde als Brosamen vom Tisch der
Sieger fallen.
Es ist vollkommen richtig, jedes unnütze
Opfer zu vermeiden. Deswegen ist es so wichtig, sich über die
tatsächlichen Möglichkeiten des abhängigen Amerika,
sich in friedlicher Form zu befreien, klarzuwerden. Für uns
ist die Lösung dieser Frage klar: Es mag sein, daß der
jetzige Moment der richtige ist, um den Kampf zu beginnen - oder
auch nicht. Wir dürfen uns aber weder der Illusion hingeben,
die Freiheit ohne Kampf erreichen zu können, noch haben wir
ein Recht darauf. Und die Kämpfe werden nicht bloße Straßenkämpfe
mit Steinen gegen Tränengas sein, nicht friedliche Generalstreiks
und auch nicht der Kampf eines empörten Volkes, das in zwei
oder drei Tagen das repressive Gerüst der regierenden Oligarchien
stürzt. Es wird ein langer, blutiger Kampf, dessen Front die
Stützpunkte der Guerrillas in den Städten, in den Häusern
der Guerrilleros sein werden. Dort, wo die Repression die wehrlosen
Opfer unter Familienangehörigen suchen wird. Der Kampf wird
inmitten der massakrierten Bauernbevölkerung stattfinden, in
den von feindlichen Bombardements zerstörten Dörfern und
Städten.
Sie treiben uns in diesen Kampf hinein. Es gibt
keinen anderen Ausweg, als ihn vorzubereiten, sich zu entscheiden,
ihn zu unternehmen. Am Anfang wird es nicht leicht, vielmehr extrem
schwer sein. Die ganze Leistungsfähigkeit der Repression, das
ganze Ausmaß an Brutalität und Demagogie der Oligarchien
wird sich in den Dienst der Unterdrückung stellen. In der ersten
Stunde haben wir die Aufgabe zu überleben. Dann wird das fortdauernde
Beispiel der Guerrilla zu wirken beginnen. Sie wird die bewaffnete
Propaganda in der vietnamesischen Bedeutung des Satzes betreiben,
das heißt die Propaganda der Schüsse, der Kämpfe,
die gewonnen oder verloren, aber gegen die Feinde geführt werden:
die große Lehre der Unbesiegbarkeit jenes Krieges, der in
den Massen der Entr,echteten sich mehr und mehr entzündet.
Hinzu kommt die Festigung des nationalen Bewußtseins, die
Vorbereitung auf die härtesten Aufgaben, um die gewaltsamsten
Repressionen abzuwehren.
Der Haß als Faktor des Kampfes, der unbeugsame
Haß dem Feinde gegenüber, der den Menschen über
seine physischen Grenzen hinaus antreibt und ihn in eine wirksame,
gewaltsame, selektive und kalte Tötungsmaschine verwandelt.
Unsere Soldaten müssen so sein; ein Volk ohne Haß kann
über einen brutalen Feind nicht siegen.
Der Krieg muß dorthin gebracht werden,
wohin der Feind ihn bringt: in sein Haus, in seine Vergnügungsviertel
- der absolute Krieg. Man muß den Feind hindern, auch nur
eine Minute Ruhe zu finden, eine Minute Ruhe außerhalb seiner
Kasernen und sogar innerhalb derselben. Man muß ihn angreifen,
wo immer er sich befindet. Man muß erreichen, daß er
sich wie ein gehetztes Tier fühlt, wo immer er sich b.ewegt.
Seine Moral wird damit mehr und mehr schwinden. Er wird noch bestialischer
werden, aber es mehren sich die Zeichen für das Nachlassen
seiner Kräfte. Dann wird sich ein wahrer proletarischer Internationalismus
herausbilden: mit internationalen proletarischen Armeen, in denen
gekämpft wird unter der Fahne einer heiligen Sache, der Erlösung
der Menschheit. Unter den Feldzeichen von Vietnam, Venezuela, Guatemala,
Laos, Guinea, Kolumbien, Bolivien, Brasilien zu sterben - um nur
die gegenwärtigen Schauplätze der bewaffneten Auseinandersetzung
zu zitieren -, müßte gleich ehrenvoll und wünschenswert
für einen Amerikaner, einen Asiaten, einen Afrikaner, ja sogar
einen Europäer sein.
Jeder vergossene Tropfen Blut in einem Territorium,
unter dessen Fahne man nicht geboren wurde, ist Erfahrung, die der
Überlebende sich aneignet, um sie dann im Kampf um die Befreiung
seines Geburtslandes anzuwenden. Und jedes Volk, das sich befreit,
ist eine gewonnene Etappe in der Schlacht um die Befreiung des eigenen
Volkes. Dies ist die Stunde, unsere Differenzen zurücktreten
zu lassen und alles in den Dienst des Kampfes zu stellen.
Daß große Differenzen die Welt, die
für die Freiheit kämpft, erschüttern, wissen wir
alle, und wir können sie nicht verheimlichen. Daß sie
einen solchen Charakter, eine solche Zuspitzung erfahren haben,
die den Dialog und die Versöhnung äußerst schwierig,
wenn nicht unmöglich machen, wissen wir ebenfalls. Methoden
zu suchen für einen Dialog, dem die Kontrahenten aus dem Wege
gehen, ist eine nutzlose Aufgabe. Der Feind hingegen ist da, er
schlägt jeden Tag und von neuem zu, und diese Schläge
werden uns einen, heute, morgen oder übermorgen. Diejenigen,
die dies begreifen und sich auf die notwendige Einigung vorbereiten,
werden die Anerkennung der Völker finden!
Die Boshaftigkeit und die Unbeugsamkeit, mit
der jeder seine Position verteidigt, machen es uns, den Ent rechteten,
unmöglich, Partei für die eine oder andere Fraktion zu
ergreifen, auch wenn wir mit manchen Problemstellungen der einen
oder der anderen Seite, oder überwiegend mit denen einer Seite
als mit denen einer anderen, übereinstimmen. Im Augenblick
des Kampfes bilden die aktuellen Differenzen in der Form, in der
sie sichtbar werden. eine Schwäche. Aber die Differenzen im
augenblicklichen Stadium durch Worte lösen zu wollen, ist eine
Illusion: Die Geschichte wird sie allmählich auslöschen
oder ihre wirkliche Erklärung geben.
In unserer Welt, die sich im Kampf befindet,
müssen alle unterschiedlichen Auffassungen in Fragen der Taktik,
der Aktionsmethoden zur Erreichung begrenzter Ziele mit der Rücksichtnahme,
die die Vorstellungen von Dritten verdienen, analysiert werden.
Aber in bezug auf das große strategisehe Ziel, die totale
Vernichtung des Imperialismus durch den Kampf, müssen wir unbeugsam
sein.
Fassen wir unsere Siegeshoffnungen folgendermaßen
zusammen: Vernichtung des Imperialismus durch die Eliminierung seiner
mächtigsten Basis, die imperialistische Herrschaft der Vereinigten
Staaten von Nordamerika. Die stufenweise Befreiung der Völker,
eines nach dern anderen oder gruppenweise, muß als taktische
Aufgabe angesehen werden. Dadurch wird der Feind zu einem komplizierten
Kampf außerhalb seines Terrains gezwungen, und seine Ernährungsbasen,
die abhängigen Territorien, werden liquidiert.
Das bedeutet einen langen Krieg, und wir wiederholen
es noch einmal: einen grausamen Krieg. Niemand soll sich darüber
täuschen, wenn er ihn beginnt, und niemand darf schwanken,
ihn zu beginnen, aus Angst vor den Folgen, die für sein Volk
entstehen könnten. Das ist fast die einzige Hoffnung auf den
Sieg.
Wir können den Ruf der Stunde nicht überhören.
Das lehrt uns Vietnam mit seiner permanenten Lektion des Kampfes
und des Todes, an deren Ende der Sieg steht.
Dort finden die Soldaten des Imperialismus, gewöhnt
an den Lebensstandard der nordamerikanischen Nation, die nötige
Unbequemlichkeit, dort werden sie einem feindlichen Land konfrontiert,
dort erfahren sie die Un sicherheit dessen, der keinen Schritt tun
kann, ohne das Bewußtsein, feindlichen Boden zu betreten,
dort finden diejenigen den Tod, die die befestigten Stützpunkte
verlassen, dort begegnen sie der permanenten Feindschaft der ganzen
Bevölkerung. Und dies alles hat wieder Rückwirkunge in
den Vereinigten Staaten selbst, indem es die Folge des Imperialismus
erst in vollem Umfang sichtbar macht: den Klassenkampf sogar innerhalb
des eigenen Territoriums.
Wie glänzend und nah wäre die Zukunft,
wenn zwei, drei, viele Vietnam auf der Oberfläche des Erdballs
entstünden, mit ihrer Todesrate und ihren ungeheuren Tragödien,
mit ihren alltäglichen Heldentaten, mit ihren wiederholten
Schlägen gegen den Imperialismus, mit dem Zwang für diesen,
seine Kräfte unter dem heftigen Ansturm des zunehmenden Hasses
der Völker der Welt zu zersplittern.
Und wenn wir fähig wären, uns zu vereinen,
um unsere Schläge fester und gezielter durchführen zu
können, um den kämpfenden Völkern Hilfe jeder Art
noch wirksamer leisten zu können, wie groß wäre
dann die Zukunft und wie nah. Wenn wir auf einem winzigen Punkt
der Weltkarte die Aufgabe erfüllen, die wir vertreten, und
wenn wir das wenige, was wir opfern können, unser Leben und
unser Leiden, für den Kampf hingeben, an einem beliebigen Ort,
schon von uns besetzt und mit unserm Blut getränkt, und wenn
wir an einem dieser Tage unseren letzten Atemzug tun, so sind wir
uns der Tragweite unseres Tuns bewußt und halten uns für
nichts anderes als für Menschen in der großen Armee des
Proletariats; aber wir sind stolz darauf, von der kubanischen Revolution
und von ihrem höchsten Chef die große Lehre gelernt zu
haben, die aus seiner Haltung in diesem Erdteil resultiert: Was
bedeuten die Gefahren oder Opfer eines Mannes oder eines Volkes,
wenn das Schicksal der Menschheit auf dem Spiele steht.
Unsere ganze Aktion ist eine Kampfansage an den
Imperialismus und ein Ruf nach der Einheit der Völker gegen
den großen Feind des Menschengeschlechts: die Vereinigten
Staaten von Nordarnerika. An welchem Ort uns der Tod auch überraschen
mag, er sei willkommen, wenn unser Kriegsruf nur aufgenommen wird
und eine andere Hand nach unseren Waffen greift und andere Menschen
bereit sind, die Totenlieder mit Maschinengewehrsalven und neuen
Kriegs-und Siegesrufen anzustimmen.
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