Nikolai Bucharin

 

Imperialismus und Weltwirtschaft

 

ZWEITER ABSCHNITT
Die Weltwirtschaft und der Prozeß der Nationalisierung des Kapitals

Siebentes Kapitel
Die internationale Kapitalbewegung und die Veränderungen der ökonomischen Formen der internationalen Beziehungen

 

1. Die Überproduktion von Kapital und ihre Zunahme. 2. Die treibenden Kräfte des Kapitalexports. 3. Kartelle und Kapitalexport. 4. Kapitalexport und Anleihen. 5. Kapitalexport und Handelsverträge. 6. Kapitalexport und Warenexport. 7. Die Verschärfung der Konkurrenz im Kampfe um die Sphären der Kapitalanlage und die kapitalistische Expansion.

Die internationale Kapitalbewegung kann vom Standpunkt des kapitalausführenden und vom Standpunkt des kapitaleinführenden Landes betrachtet werden. In dem ersten Falle wird vom Kapitalexport die Rede sein.

Der Export von Kapital aus einem bestimmten Lande setzt eine Überproduktion von Kapital in diesem Lande voraus, das heißt seine Überakkumulation. Diese Überproduktion wäre in dem Falle absolut, wenn das zusätzliche Kapital vom kapitalistischen Standpunkt keinen Ertrag brächte, das heißt, wenn das Kapital C, das bis zu C + DC angewachsen ist, ebensoviel Profit produzierte, wie vor seiner Vermehrung durch DC. [1] Aber es ist für den Kapitalexport keineswegs erforderlich, daß die Überproduktion diese Schranke erreicht hat.

Wird Kapital ins Ausland geschickt, so geschieht es nicht, weil es absolut nicht im Inland beschäftigt werden könnte. Es geschieht, weil es zu höherer Profitrate im Ausland beschäftigt werden kann. [2]

Es ist hier ganz verständlich, daß wir, während fast des ganzen Verlaufes der kapitalistischen Entwicklung Kapitalexport antreffen. Aber nichtsdestoweniger hat der Kapitalexport gerade in den letzten Jahrzehnten eine ganz außerordentliche Bedeutung erlangt, die er früher niemals besessen hat. Man kann sogar sagen, daß in einem bestimmten Maße ein neuer Typus der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Ländern geschaffen worden ist; so sehr ist gerade diese Form des internationalen Wirtschaftsverkehrs angewachsen.

Hier wirkten und wirken zweierlei Ursachen. Erstens erfolgt die Akkumulation des Kapitals in einem unerhört schnellen Tempo, wenn eine großkapitalistische Produktion vorhanden ist, wenn der technische Fortschritt beständig mit Riesenschritten vorwärts marschiert und die Produktivität der Arbeit sich erhöht, wenn das Verkehrswesen sich außerordentlich entwickelt, wenn überhaupt die Zirkulationsmittel vervollkommnet werden und damit auch der Umschlag des Kapitals beschleunigt wird. Die Kapitalsmassen, die nach Anlage suchen, erreichen eine außerordentliche Größe. Aber andererseits hat die moderne, Organisation des Kapitals, haben die Kartelle und Trusts die Tendenz, der Anlage von Kapital gewisse Schranken zu setzen, indem sie einen bestimmten Umfang der Produktion festsetzen. Was die nichtkartellierten Produktionszweige anbetrifft, so wird es immer weniger vorteilhaft, hier Kapital anzulegen; denn die monopolistischen Organisationen können die Tendenz zum Fall der Profitrate nur auf Kosten der nichtkartellierten Produktionszweige, durch Erlangung eines Kartellextraprofits überwinden. Von dem jährlich erzeugten Mehrwert geht ein Teil, der in den nichtkartellierten Produktionszweigen erzeugt wird, in die Hände der Besitzer der kapitalistischen Monopole über, während der Anteil der Außenseiter fortwährend sinkt. Der ganze Prozeß treibt somit das Kapital aus dem Lande.

Zweitens: das Bestehen hoher Zölle legt dem Eindringen von Waren die größten Hindernisse in den Weg. Die Massenproduktion, die massenhafte Überproduktion machen eine Zunahme des Außenhandels erforderlich, aber dieser stößt auf die Barriere der hohen Zollsätze. Zwar entwickelt sich der Außenhandel auch weiterhin, der auswärtige Absatz nimmt zu, aber alles das erfolgt ungeachtet und trotz der Hindernisse. Daraus folgt keineswegs, daß die Zölle keinerlei Wirkungen ausüben. Sie wirken vor allem auf die Profitrate. Während aber die Zollschranken dem Warenexport große Hindernisse entgegensetzen, so stören sie den Kapitalexport keineswegs. Es ist klar, daß die Kapitalflucht aus dem Lande unter sonst gleichen Bedingungen um so größer sein muß, je höher die Zölle steigen.

Der industrielle Schutz (!), der so bemessen ist, daß die ausländische Ware den Markt neben der inländischen behaupten kann, bietet für den Ausländer keine Veranlassung innerhalb der Zollgrenze eine Fabrik zu errichten. Erst wenn der Zoll so hoch wird, daß der fremde Fabrikant und Importeur seines Absatzes teilweise oder ganz verlustig geht, tritt der Zeitpunkt ein, in welchem die immer mit großen Kosten und Gefahren verbundene Gründung im Auslande in Angriff genommen wird. Prohibitive Tarife mit solcher Wirkung sind in der MacKinley- und Dingley-Bill der Vereinigten Staaten aus den Jahren 1890 und 1897, ferner in der russischen Gesetzgebung von 1877, 1881, 1885 und 1891 und in der französischen von 1881 und 1892 enthalten. [3]

Die Zölle beeinflussen den Kapitalexport auch auf andere Weise. Und zwar dienen sie selbst als Lockmittel für die Kapitalisten. Soweit das Kapital bereits eingeführt ist und beginnt im „fremden“ Lande zu funktionieren, genießt es denselben „Zollschutz“ wie die einheimischen Unternehmer. [4] Das ergibt wiederum eine ungeheure Verstärkung der Tendenz zum Kapitalexport.

Dieser Export darf aber nicht an und für sich, außerhalb des Zusammenhangs mit anderen äußerst wichtigen wirtschaftlichen und politischen Erscheinungen, von denen er begleitet ist, betrachtet werden.

Wen wir z.B. staatliche oder kommunale Anleihen nehmen, so darf hier keineswegs angenommen werden, daß der Anleihgeber nur Zinsen erhält. Gewöhnlich wird bei Abschluß der Anleihe auch eine ganze Reihe anderer Verpflichtungen festgelegt, in erster Linie die Verpflichtung zu Bestellungen (Waffenkäufe, Munitionskäufe, Käufe von Panzerschiffen, Eisenbahnmaterial usw.) oder die Gewährung von Konzessionen zum Bau eines Eisenbahnnetzes, von Straßenbahnen, zur Anlage von Telegraphen- und Telephonlinien, zum Bau von Häfen, zur Erschließung von Bergwerken, zur Ausbeutung von Wäldern usw. Solche Abmachungen sind entweder im Anleihevertrag selbst als Bedingung enthalten oder sie stellen die unvermeidliche Folge des ganzen „Gangs der Dinge“ dar. Als Beispiel führen wir die Beschreibung einer Konzession an, die die persische Regierung der (russischen) Diskont- und Kreditbank Persiens für den Bau einer Eisenbahn von Dschulfa nach Täbriz (im Jahre 1903) erteilt hatte:

Die Spurenweite ist die russische. Die Geltungsdauer der Konzession beträgt 75 Jahre. Die persische Regierung erhält nach 35 Jahren ein Recht zum Rückkauf der Eisenbahn, wobei sie verpflichtet ist, alle investierten Kapitalien mit den Zinsen für fünf Jahre zu ersetzen, wenn diese Verzinsung bereits durch die Konzession der Bahn erreicht worden war. Die Bank erhält auf Grund der Konzession das Recht, in einer Zone von 60 Werst zu beiden Seiten der Bahn Kohlen- und Erdöllager auszubeuten und Zufuhrbahnen zu diesen Bergwerken zu bauen. Die Bank erhält auch das Vorzugsrecht für den Bau der Eisenbahnlinie Täbris-Kaswin und das ausschließliche Recht, im Laufe von acht Jahren eine Feldbahn zwischen diesen Punkten zu bauen und Kohlen- und Erdöllager in einer Zone von 60 Werst zu beiden Seiten der Bahn auszubeuten. Nach Abzug eines Betrags von 7 Prozent für alle für den Bau der Eisenbahn verwandten Kapitalien zugunsten des Konzessionärs wird die restliche Reineinnahme zu gleichen Teilen zwischen dem Konzessionär und der persischen Regierung verteilt. Von der Erdöl- und Kohlengewinnung zahlt der Konzessionär 5 Prozent der Reineinnahme an die persische Regierung. Alle Konzessionsunternehmungen werden für immer von allen persischen Steuern und Gebühren befreit. [5]

Zu den „Mitteln der Einwirkung“ kommt auch die Einwirkung der staatlichen Macht hinzu, die den Handel mit ausländischen Anleihen und mit ausländischen Wertpapieren überhaupt verbieten kann. So erhielt das französische Finanzministerium am 6. Februar 1880 durch ein spezielles Gesetz die Vollmacht, den Handel mit ausländischen Wertpapieren zu verbieten und auch die Zulassung ausländischer Anleihen an den französischen Börsen zu verhindern. (Im Jahre 1909 lehnte die französische Regierung eine Anleihe für Argentinien ab, weil dieses im Jahre 1908 Bestellungen bei Krupp und nicht bei Schneider in Creusot gemacht hatte; im Jahre 1909 wurde eine bulgarische Anleihe wegen unzureichender Garantien für Bestellungen abgelehnt; sie wurde dann von einem österreichisch-deutschen Bankkonsortium übernommen; seit vier Jahrzehnten werden deutsche Staatspapiere nicht zugelassen; im September 1910 wurde eine ungarische Anleihe abgelehnt; eine serbische Anleihe wurde unter der Bedingung abgeschlossen, daß Schneider Bestellungen erhielt; nach der Revolution von 1905 bestellte Rußland in Frankreich für Anleihen Panzerschiffe usw. [6]

Außer Bestellungen und Konzessionen können für die Gewährung einer Anleihe bestimmte Zugeständnisse in den Handelsverträgen ausbedungen werden. (Siehe z.B. den russisch-französischen Handelsvertrag vom 16. (29.) September 1905, der bis 1917 verlängert worden ist; den schwedisch-französischen Vertrag vom 2. Dezember 1908; die Vereinbarungen mit Dänemark im Jahre 1908; den französisch-japanischen Zolltarif vom 19. August 1911; gleichzeitig wurde die Zulassung der Aktien der United States Steel Corporation auf der Pariser Börse abgelehnt wegen der hohen Belastung von Weinen, Seidenwaren und Automobilen im Payne-Tarif von 1909). [7]

Endlich nimmt bei einem Export von Kapital durch Privatpersonen und industrielle Gesellschaften oder Banken wiederum die Ausfuhr von Waren aus dem Mutterlande zu, da diese ausländischen Unternehmungen selbst eine gewisse Nachfrage erzeugen und dann durch ihre Tätigkeit den zum größten Teil von ihnen abhängigen Markt erweitern. Man muß dabei im Auge behalten, daß die „ausländischen“ Unternehmungen, wie wir das im ersten Abschnitt gesehen haben, Unternehmungen sind, die durch die größten Banken oder durch Bankkonsortien finanziert werden und über eine kolossale Wirtschaftsmacht verfügen. [8] Ein Beispiel: in der deutschen afrikanischen Kolonie Kamerun befindet sich ein Drittel des Grund und Bodens in den Händen von privaten Eigentümern, wovon der größte Teil den Besitz von nur zwei Gesellschaften darstellt. Die Gesellschaft Süd-Kamerun. besitzt ein Gebiet von 7.700.000 Hektar.

Die Gesellschaft Nordwest-Kamerun ein solches von 8.800.000 Hektar, das heißt ein Besitztum, das sechsmal so groß ist wie das Königreich Sachsen (1.500.000 Hektar) und größer als ganz Bayern (7.500.000 Hektar). [9] Und wenn auch kein eigener Landbesitz vorhanden ist, so steht die Finanzmacht zur Verfügung. Wenn die Deutsche Bank die Bagdadbahn baut, so benutzt sie in der Türkei nicht nur deutsches Material, das unmittelbar für den Bahnbau bestimmt ist, sondern schafft auch ein ganzes Netz von Marktbeziehungen, in das gerade deutsche Waren leicht eindringen können. Der Kapitalexport schafft somit auch für die Industrie, die in der Heimat dieses Kapitals produziert, günstige Bedingungen.

Der Kapitalexport verschärft die Beziehungen unter den Großmächten außerordentlich. Schon der Kampf um die Möglichkeit der Kapitalanlage, das heißt der Kampf um Konzessionen usw. wird beständig durch militärischen Druck bekräftigt. Jede Regierung und jedes „Land“, das ein Objekt der Politik der Finanzmänner der Großmächte ist, gibt gewöhnlich denjenigen unter den Konkurrenten nach, der ihm in militärischer Hinsicht am stärksten erscheint. Wenn jetzt einige (besonders englische) Pazifisten glauben, auf die herrschenden Klassen durch logische Argumente einwirken und ihnen einreden zu können, sie müßten aus dem Grunde abrüsten, weil Waren unabhängig von der Zahl der Dreadnoughts ihren Absatz finden, so werden sie eine schwere Enttäuschung erleben. Denn die „friedliche“ Politik, die vor dem Kriege betrieben wurde, und die nach ihm betrieben wird, sie beruhte gerade auf der ständigen Drohung mit den Waffen. Wie der englische Schriftsteller Brailsford richtig bemerkt, hört der „ständige Krieg von Stahl und Gold sogar in Friedenszeiten nicht für eine Minute auf“. [10] Noch deutlicher kennzeichnet Sartorius von Waltershausen, ein bedeutender Theoretiker des deutschen Imperialismus die Atmosphäre der erbitterten Konkurrenz:

Die zunehmende Industrialisierung der Welt ist eine Tatsache, mit welcher jede Weltwirtschaftspolitik zu rechnen hat. Manche Gebiete mögen ungeeignet sein, in anderen mag der Vorgang nur ausnahmsweise oder langsam glücken, aber im ganzen können die heutigen Industriestaaten auf eine andauernde Vorherrschaft nicht rechnen. Den Gang der Entwicklung kann niemand aufhalten, und sollte ein Staat seinen Untergang die Gründung in einem anderen verbieten, so würden davon die Geschäftsleute eines dritten nur Nutzen ziehen. Das Richtige ist aber, die Hand rechtzeitig im Spiele haben ... Die ökonomische Welt steht nicht still, eine. Neuerung schiebt die andere. Für ein tatkräftiges Volk bietet sich immer wieder Gelegenheit zuzugreifen. „Carpe diem“ heißt es auch hier. [11]

Aber wenn der Druck der militärischen Macht zu Konzessionen und allen möglichen Privilegien führt, so bedarf auch die weitere Betätigung des Kapitals eines besonderen „Schutzes“. Früher lag der Schwerpunkt in der Warenausfuhr, und die Exporteure riskierten nur ihre Ware, d.h. ihr zirkulierendes Kapital. Jetzt liegen die Dinge ganz anders. Im „fremden“ Lande wirken ungeheure Summen, hauptsächlich von fixem Kapital, das in gewaltigen Anlagen investiert ist: in Eisenbahnen, die Tausende von Kilometern erschließen, in teuren elektrischen Unternehmungen, in großen Plantagen usw. usw. Die Kapitalisten des exportierenden Landes sind auf das Äußerste an dem „Schutz“ ihres Reichtums interessiert, und deshalb werden sie alles tun, um nur die Möglichkeit einer weiteren Akkumulation zu behalten. [12]

Wenn das ausgebeutete Land in militärischer Hinsicht schwach ist, so verwandelt sich die „friedliche Durchdringung“ (die „pénétration pacifique“) des Kapitals gar bald in eine gleichfalls „friedliche“ Okkupation bzw. in eine Aufteilung des betreffenden Landes, oder aber sie führt zum bewaffneten Kampf unter den Ländern, die im Konkurrenzkampf und die Sphären der Kapitalanlage stehen. In dieser Hinsicht ist das Schicksal der Türkei im Zusammenhang mit der französisch-deutschen Konkurrenz äußerst typisch. Zur Illustration führen wir nur zwei Auszüge aus den Schriften deutscher und französischer Imperialisten an, die lange vor dem Kriege erschienen sind.

Das türkische Kaiserreich ist also überschwemmt von germanischen Horden (hordes germaniques), von Kaufleuten und commis voyageurs ... So breitet sich allmählich das Netz der deutschen Banken über das gesamte türkische Kaiserreich aus, wo es Industrien unterhält, sich Verkehrsmittel aneignet und mit den ausländischen Finanzunternehmungen konkurriert ... Mit einem Worte: diese Banken bemühen sich dank ihrer mächtigen politischen Unterstützung [von mir unterstrichen. N.B.], um die endgültige Festsetzung des deutschen Einflusses in der ganzen Levante. [13]

So entrüstet sich ein französischer Bourgeois über die germanischen Horden. Aber ebenso sehr ist auch der Deutsche entrüstet:

Systematisch gingen die Franzosen ferner seit Jahrzehnten darauf aus, auch die Türkei unter ihre Schutzherrschaft zu bringen, indem sie ihr im ganzen 2.200.000.000 Franken liehen. Unter diesem Geld stecken allein gegen eine halbe Milliarde für Eisenbahnbauten, so daß also heute noch Frankreich in der Türkei mehr Bahnen gebaut hat als irgendeine andere Nation. Die Hafenanlagen der wichtigsten türkischen Seestädte sind in französischen Händen. Z.B. die von Saloniki, Smyrna und Beirut. Auch den Leuchtturmdienst haben die Franzosen an den türkischen Küsten in den Händen. Endlich arbeitet in Konstantinopel die wichtigste Bank der Türkei, die Ottomanbank, ganz unter französischem Einfluß: wer kann sich im Orient einem solch gewaltigen Kapitaldruck politisch entziehen! Die französische Diplomatie nutzt denn auch dieses ihr Übergewicht namentlich in letzter Zeit auf das äußerste aus! [14]

Der Export des Kapitals wird in seinem gegenwärtigen Umfang und seiner gegenwärtigen Bedeutung, wie wir sehen, durch die Besonderheiten der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre hervorgerufen. Wenn wir ihn vom Standpunkt der Ausbreitung der organisatorischen Formen des modernen Kapitalismus betrachten, so stellt er nichts anderes dar, als die Inbesitznahme und Monopolisierung neuer Sphären für die Anlage von Kapital durch die monopolistischen Unternehmungen einer Großmacht, oder wenn wir den Prozeß in seiner Gesamtheit nehmen, durch die organisierte „nationale“ Industrie, durch das „nationale“ Finanzkapital. Der Kapitalexport stellt die bequemste Methode der Wirtschaftspolitik der Finanzgruppen dar, da er am leichtesten zur Unterwerfung neuer Gebiete führt. Das ist der Grund, weshalb die Verschärfung der Konkurrenz. unter den verschiedenen Staaten hier besonders krasse Formen annimmt. So führt die Internationalisierung des Wirtschaftslebens auch hier unvermeidlich zu einer Entscheidung der strittigen Fragen durch Feuer und Schwert.

 

 

Anmerkungen

1. Karl Marx: Kapital, Bd.III, 1, S.233.

2. Ebenda, S.238.

3. Sartorius von Waltershausen, a.a.O., S.179.

4. Sartorius, ebenda, S.180.

5. M.P. Pawlowitsch: Die großen Eisenbahn- und Seeewege der Zukunft, St. Petersburg 1913, S.143.

6. S. Schilder, a.a.O., S.343ff.

7. Ebenda, S.353.

8. Bei Pawlowitsch wird der Leser viele Beispiele der Politik der Banken auf dem Gebiet des Eisenbahnbaus finden, durch den ganze Länder praktisch den kapitalistischen „nationalen“ Haifischen zum Fraße vorgeworfen werden.

9. Siehe das äußerst interessante Buch Deutsche Kolonialreform, das 2. Buch, das der Verfasser, den der Pseudonym als einen „Auslandsdeutschen“ zeichnet, unter dem Titel Staatsstreich oder Reformen herausgegeben hat. Zürich 1905, S.1318.

10. H.N. Brailsford: The War of Steel and Gold, 1914.

11. Sartorius. a.a.O., S.190 u. 191.

12. „Kapital“, sagt der Quarterly Reviewer, „flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinen Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechenden Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 60 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinem Fuß: 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert. selbst auf die Gefahr des Galgens.“ (P.J. Dunning, zitiert bei Marx, Kapital, Bd.I, S.726)

13. Dubief: Le chemin de fer de Bagdad in Revue économique internationale, 1912. tome 2, p.7 u. folg. Seiten.

14. Deutsche Kolonialreform, S.1396 u. 1397. Man darf nicht vergessen, daß das Buch im Jahre 1905 geschrieben worden ist. Seit der Zeit haben sich das Kräfteverhältnis und die Weltkarte stark verändert.

 


Zuletzt aktualisiert am 11.10.2003