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(Bd. II, Kapitel 6)
Da angenommen wurde, dass die Waren zu ihren Werten gekauft und verkauft werden, so handelt es sich bei diesen Vorgängen nur um die Umsetzung desselben Wertes aus Warenform in Geldform und umgekehrt. (Werden die Waren nicht zu ihren Werten verkauft, so bleibt ja auch die Summe der umgesetzten Werte darum unverändert; was auf der einen Seite plus, ist auf der anderen minus.)
Der Umsatz kostet Zeit und Arbeitskraft, aber nicht um Wert zu schaffen, sondern um die Umsetzung des Werts aus einer Form in die andere zu bewerkstelligen, wobei der wechselseitige Versuch, bei dieser Gelegenheit ein überschüssiges Quantum Wert sich anzueignen, nichts ändert. Diese Arbeit, vergrößert durch die beiderseitigen böswilligen Absichten, schafft so wenig Wert, wie die Arbeit, die bei einem gerichtlichen Prozeß stattfindet, die Wertgröße des streitigen Objekts vermehrt. Sind die Warenbesitzer daher keine Kapitalisten, sondern selbständige unmittelbare Produzenten, so ist die zu Kauf und Verkauf verwendete Zeit ein Abzug von ihrer Arbeitszeit, und suchten sie daher stets (im Altertum wie im Mittelalter) solche Operationen auf Festtage zu verlegen.
Die Dimensionen, die der Warenumsatz in den Händen der Kapitalisten annimmt, können natürlich diese keinen Wert schaffende Arbeit nicht in wertschaffende verwandeln. Ebensowenig kann ein solches Wunder dadurch geschehen, daß die Kapitalisten andere Personen mit dieser Arbeit betrauen.
Für den Kapitalisten, der andere für sich arbeiten läßt, wird Kauf und Verkauf eine Hauptfunktion. Da er das Produkt vieler auf größerem Maßstab sich aneignet, so hat er es auch auf solchem zu verkaufen und später die Produktionselemente zu kaufen. Nach wie vor schafft Kauf und Verkauf keinen Wert. Ein falscher Schein entsteht durch das Kaufmannskapital, wovon später zu reden. Aber so viel ist von vornherein klar: wenn – durch Teilung der Arbeit – ein Kaufmann mit eigenem Kapital für viele Kapitalisten den Vertrieb ihrer Waren übernimmt, so kann er dadurch für sie die Kaufs- und Verkaufszeit abkürzen. Er ist dann als eine Maschine zu betrachten, die nutzlosen Kraftaufwand vermindert oder Produktionszeit freisetzen hilft. Aber an dem Charakter der Tätigkeit wird dadurch nichts geändert, wertschöpfend wird sie dadurch nicht.
Wir wollen (da wir erst später den Kaufmann als Kapitalisten und das Kaufmannskapital betrachten) annehmen, dieser Agent zum Kaufen und Verkaufen sei ein Angestellter des Fabrikanten, der seine Arbeitskraft verkauft. Er lebt von seiner Tätigkeit des Kaufens und Verkaufens, wie ein anderer z. B. vom Spinnen oder Pillendrehen. Er verrichtet eine notwendige Funktion. Er arbeitet so gut wie ein anderer, aber der Inhalt seiner Arbeit schafft weder Wert noch Produkt. Er selbst gehört zu den Unkosten der Produktion. Sein Nutzen besteht nicht darin, unproduktive Arbeit in produktive zu verwandeln, sondern vielmehr darin, daß ein geringerer Teil der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Gesellschaft in dieser unproduktiven Funktion gebunden wird. Noch mehr. Wir wollen annehmen, er sei bloßer Lohnarbeiter, meinetwegen besser bezahlter. Welches auch seine Zahlung sei, als Lohnarbeiter arbeitet er einen Teil seiner Zeit umsonst. Er erhält vielleicht täglich das Wertprodukt von 8 Arbeitsstunden und arbeitet 10 Stunden. Die 2 Stunden Mehrarbeit, die er verrichtet, produzieren ebenso wenig Wert wie seine 8 Stunden notwendige Arbeit. Aber die Zirkulationskosten, die er repräsentiert, vermindern sich um ⅕. Für den Kapitalisten, der ihn beschäftigt, vermindern sich durch Nichtzahlung der 2 Stunden die Zirkulationskosten seines Kapitals, die einen Abzug von seiner Einnahme bilden.
Unter allen Umständen ist die hierauf verwandte Zeit eine
Zirkulationskost, die den umgesetzten Werten nichts zuführt. Es
ist dasselbe, als würde ein Teil des Produkts in eine Maschine
verwandelt, welche den übrigen Teil des Produkts kauft und
verkauft. Diese Maschine verursacht einen Abzug vom
Produkt, obgleich sie die in der Zirkulation verausgabte Arbeitskraft
usw. vermindern kann. Sie bildet bloß einen Teil der
Zirkulationskosten.
Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit verausgabt in der Buchführung, die außerdem Arbeitsmittel erfordert, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bürokosten. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufsarbeit.
So lange der einzelne Warenproduzent nur in seinem Kopf Buch führt oder nur nebenbei außerhalb seiner Produktionszeit, so lange ist es handgreiflich, dass diese seine Tätigkeit und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, wie Papier usw., einen Abzug bilden sowohl an der Zeit wie an den Arbeitsmitteln, die er produktiv verbrauchen kann. Daran wird nichts geändert, weder durch den Umfang der Funktion noch durch ihre Verselbständigung als Arbeit besonderer Buchhalter.
Bereits in den uraltertümlichen indischen Gemeinwesen gab es einen Buchhalter für die Landwirtschaft. Die Buchführung ist hier zur ausschließlichen Funktion eines Gemeindebeamten geworden. Durch diese Teilung der Arbeit werden Zeit, Mühe und Ausgaben erspart. Aber die Produktion und die Buchführung über die Produktion bleiben ebenso verschiedene Dinge wie die Schiffsladung und der Ladeschein. Im Buchhalter ist ein Teil der Arbeitskraft der Gemeinde der Produktion entzogen, und die Kosten seiner Funktion werden nicht durch seine eigene Arbeit ersetzt, sondern durch einen Abzug vom Gemeindeprodukt. Wie mit dem Buchhalter der Indischen Gemeinde verhält es sich letzten Endes auch mit dem Buchhalter des Kapitalisten.
Es besteht jedoch ein gewisser Unterschied zwischen den aus der
Buchführung entspringenden Kosten und den aus Kauf und Verkauf
entspringenden. Die letzteren entspringen nur daraus, dass das
Produkt Ware ist, würden also verschwinden, sobald die
Produktion eine andere gesellschaftliche Form annähme. Die
Buchführung dagegen, als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung
der Produktion wird um so notwendiger, je mehr die Produktion auf
gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den individuellen
Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen
Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- oder
Bauernbetriebs; notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei
kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung verringern sich
aber mit der Konzentration der Produktion.
Die als Geld fungierenden Waren gehen nicht in den Konsum ein. Es
ist gesellschaftliche Arbeit in einer Form gebunden, worin sie als
bloße Zirkulationsmaschine dient. Außerdem, dass ein Teil
des gesellschaftlichen Reichtums in diese unproduktive Form gebannt
ist, erheischt der Verschleiß des Geldes beständigen
Ersatz. Diese Ersatzkosten sind bei kapitalistisch entwickelten
Nationen bedeutend, weil überhaupt der in Form des Geldes
gebannte Reichtum umfangreich ist. Gold und Silber als Geldwaren
bilden für die Gesellschaft Zirkulationskosten, die nur aus der
gesellschaftlichen Form der Produktion entspringen. Es sind Unkosten
der Warenproduktion überhaupt, ein Teil des gesellschaftlichen
Reichtums, der der Zirkulation geopfert werden muss.
Sollen Produktion und Reproduktion ununterbrochen weiterlaufen, so müssen eine Masse Waren (Produktionsmittel) sich beständig auf dem Markt vorfinden, also Vorrat bilden. Ebenso muss der Arbeiter seine Lebensmittel größtenteils auf dem Markt vorrätig finden. Dies erheischt Baulichkeiten, Magazine, Reservoirs, Warenlager, also Auslage von konstantem Kapital; ebenso Zahlung von Arbeitskräften zur Aufspeicherung der Waren. Außerdem verderben die Waren und sind schädlichen Einflüssen der Elemente ausgesetzt. Zum Schutz davor ist zusätzliches Kapital auszulegen, teils in Arbeitsmitteln, teils in Arbeitskraft.
Diese Zirkulationskosten unterscheiden sich von den bisher aufgeführten
dadurch, dass sie in gewissem Umfang in den Wert der Waren eingehen.
Soweit die durch den Warenvorrat verursachten Zirkulationskosten nur
aus der Zeitdauer der Verwandlung vorhandener Werte aus Warenform in
Geldform entspringen, teilen sie ganz den Charakter der unter a –
c aufgezählten Zirkulationskosten. Andererseits wird der Wert
der Waren hier nur konserviert resp. vermehrt, weil der
Gebrauchswert, das Produkt selbst, Operationen unterworfen wird, die
zusätzliche Arbeit auf die Gebrauchswerte wirken lassen,
(Buchführung, Kaufen und Verkaufen usw. wirken nicht auf den
Gebrauchswert.) Allerdings wird der Gebrauchswert hier weder erhöht
noch vermehrt, im Gegenteil, er nimmt ab. Aber seine Abnahme wird
beschränkt, er wird erhalten. Auch der in der Ware existierende
Wert wird hier nicht erhöht. Aber neue Arbeit,
vergegenständlichte und lebendige, wird hinzugesetzt.
Es ist nicht nötig, hier auf alle Details der Zirkulationskosten einzugehen, wie z. B. Verpackung, Sortierung usw. Das allgemeine Gesetz ist, dass alle Zirkulationskosten, die nur aus der Formverwandlung der Ware entspringen, dieser letzteren keinen Wert hinzusetzen. Es sind bloß Kosten zur Umsetzung des Wertes aus einer Form in die andere. Sie gehören zu den Nebenkosten der kapitalistischen Produktion. Ihr Ersatz muss aus dem Mehrprodukt geschehen und bildet, die ganze Kapitalistenklasse betrachtet, einen Abzug vom Mehrwert oder Mehrprodukt, ganz wie für einen Arbeiter die Zeit, die er zum Einkauf seiner Lebensmittel braucht, verlorene Zeit ist. Die Transportkosten spielen aber eine zu wichtige Rolle, um sie hier nicht noch kurz zu betrachten.
Zirkulation von Waren kann stattfinden, ohne ihre physische Bewegung, und Produktentransport ohne Warenzirkulation. Ein Haus, welches A an B verkauft, zirkuliert als Ware, aber es geht nicht spazieren. Bewegliche Warenwerte, wie Baumwolle oder Roh-Eisen, hocken auf demselben Warenlager, während sie Dutzende Male gekauft und wieder verkauft werden von den Spekulanten. Was sich hier wirklich bewegt, ist der Eigentumstitel an der Sache, nicht die Sache selbst. Andererseits spielte die Transportindustrie z. B. im Reiche der Inkas eine große Rolle.
Produktmassen vermehren sich nicht durch den Transport. Auch die durch ihn etwa bewirkte Veränderung ihrer natürlichen Eigenschaften ist mit gewissen Ausnahmen kein beabsichtigter Nutzeffekt, sondern ein unvermeidliches Übel. Aber der Gebrauchswert von Dingen verwirklicht sich nur in ihrem Konsum, und ihr Konsum mag ihre Ortsveränderung nötig machen. Der Transport vollendet also erst die Produktion. Das darin angelegte produktive Kapital setzt demnach den transportierten Produkten Wert zu, teils durch Wertübertragung von den Transportmitteln, teils durch Wertzusatz vermittelst der Transportarbeit. Dieser letztere Wertzusatz zerfällt, wie bei aller kapitalistischen Produktion, in Ersatz von Arbeitslohn und in Mehrwert.
Innerhalb jeder Produktion spielt die Ortsveränderung des Arbeitsgegenstandes und die dazu nötigen Arbeitsmittel und Arbeitskräfte – Baumwolle z. B., die aus dem Kardierraum in den Spinnraum rückt. Kohle, die aus dem Schacht an die Oberfläche gehoben wird – eine große Rolle. Der Übergang des fertigen Produkts als fertige Ware aus einer selbständigen Produktionsstätte in die andere, räumlich davon entfernte, zeigt denselben Vorgang nur auf größerer Stufenleiter. Auf den Transport der Produkte aus einer Produktionsstätte in eine andere folgt noch der der fertigen Produkte aus der Produktion in den Konsum. Das Produkt ist erst fertig für den Konsum, sobald es diese Bewegung vollendet hat.
Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2024