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(Bd. II, Kapitel 1, 2, 3, 49)
Haben wir das Wesen des Geldes erkannt – nämlich, dass es die zu handgreiflichem Körper gewordene Darstellung des Tauschwerts aller anderen Waren, der in ihnen steckenden menschlichen Arbeit ist – und haben wir die Funktionen des Geldes in der einfachen Warenzirkulation festgestellt, so gilt es nunmehr das Geld als Kapital weiter zu untersuchen.
Dabei ist im Auge zu behalten, dass unter Kapital eine Summe von Wert zu verstehen ist, welche Mehrwert ansetzt oder wenigstens ansetzen soll. Geldkapital ist demnach ein Kapital, das in Geldform existiert, oder eine Summe von Geld, die zu dem Zweck verwandt wird, Mehrwert anzusetzen. Wir haben gesehen, auf welche Weise Mehrwert bei der Produktion der Waren erzeugt wird. Das Geldkapital muss also zur Produktion von Waren verwandt werden, und dazu ist vor allen Dingen nötig, die Gegenstände einzukaufen, welche die Warenproduktion erheischt, nämlich Produktionsmittel und Arbeitskraft. Alsdann kann die Produktion vor sich gehen. Ist sie beendet, so müssen ihre Ergebnisse noch verkauft werden, um das Geldkapital – zugleich mit dem zugewachsenen Mehrwert – wieder in seine Geldgestalt zurückzubringen.
Der Kreislauf des Geldkapitals geht also in drei Abteilungen folgendermaßen vor sich:
Erste Abteilung: Der Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein Geld wird in Ware umgesetzt, vollzieht den ersten Akt der Zirkulation G – W.
Zweite Abteilung: Die angekauften Waren werden zur Produktion verwandt und in ihr aufgezehrt. Das Resultat ist Ware von größerem Wert.
Dritte Abteilung: Der Kapitalist kehrt zum Markt zurück als Verkäufer; seine Ware wird in Geld umgesetzt, vollzieht den zweiten Akt der Zirkulation W – G.
Man kann also den Kreislauf des Geldkapitals in folgender Formel veranschaulichen:
G – W ... P ... W′ – G′ | #
wo die Punkte andeuten, dass die Zirkulation unterbrochen ist, und W′ wie G′ ein durch Mehrwert vergrößertes W und G bezeichnen.
Die mittlere Abteilung, die Produktion, ist bereits ausführlich erörtert worden. Es bleibt die erste und dritte. Dabei muss zunächst von allen zufälligen, nicht wesentlichen Umständen abgesehen werden. Daher wird hier angenommen, nicht nur, dass die Waren zu ihren Werten verkauft werden, sondern auch, dass dies unter gleichbleibenden Umständen geschieht. Es wird also auch abgesehen von den Wertveränderungen, die während des Kreislaufs eintreten können.
G – W, die erste Abteilung des Kreislaufs, ist ein Ankauf von Waren durch das als Kapital vorhandene Geld. Aber nicht von beliebigen Waren. Es müssen Waren ganz bestimmter Qualität sein, nämlich Produktionsmittel und Arbeitskraft. Und sie müssen auch zueinander passen. Es müssen solche Produktionsmittel sein, wie sie gerade diese Arbeitskraft zu verarbeiten in der Lage ist. Nennen wir die Arbeitskraft A, die Produktionsmittel Pm, so spaltet sich die Geldsumme G in zwei Teile, wovon der eine die Arbeitskraft, der andere die entsprechenden Produktionsmittel kauft, und der Vorgang wird durch folgende Formel veranschaulicht:
G – W |
{ |
A |
Jedoch nicht nur der Art nach müssen A und Pm zueinander passen, sondern auch der Menge nach. Die Pm müssen ausreichen, um die A zu beschäftigen, und zwar auch für die zu leistende Mehrarbeit. Wenn z. B. der Tageswert der Arbeitskraft – 3 M ist, und diese 3 M das Produkt 5-stündiger Arbeit sind, so gelten – nach den früher dargelegten Gesetzen der kapitalistischen Produktion – die 3 M als Lohn für mehr als 5 Stunden, sage für 10 Stunden Arbeit. Wurde ein solcher Vertrag z. B. mit 50 Arbeitern geschlossen, so haben sie zusammen dem Käufer während eines Tages 500 Arbeitsstunden zu liefern, wovon 250 Stunden bloß aus Mehrarbeit bestehen. Der Kapitalist, der die 50 Arbeitskräfte kauft, muss also zugleich so viel Pm kaufen, dass sie nicht nur für 250, sondern für 500 Arbeitsstunden ausreichen. Das Verhältnis, in welchem sich das Geldkapital beim Ankauf von A und Pm teilen muss, ist also ein ganz bestimmtes. Ist dies geschehen, so verfügt der Kapitalist nicht nur über die zur Produktion eines nützlichen Artikels nötigen Pm und A, sondern er verfügt über die Mittel, die nötig sind, um Artikel von größerem Wert, also Mehrwert, zu produzieren. Sein Geldkapital ist zu produktivem Kapital geworden.
Wir wissen, dass G – A, der Kauf der Arbeitskraft, das wesentliche an diesen Vorgängen ist, weil durch die Verwendung von Arbeitskraft der Mehrwert entsteht. G – Pm ist nur notwendig, um die gekaufte Arbeitskraft sich betätigen zu lassen. Obgleich daher in dem Akt G – A Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer sich nur als Käufer und Verkäufer gegenübertreten, so liegt doch in diesem Vorgang der Zirkulation bereits das Kapitalverhältnis eingeschlossen. In der Tat muss ja auch der Geldbesitzer, der zum ersten Mal sein Geld als Kapital anwenden will, zuerst die Produktionsmittel kaufen, Arbeitsgebäude, Maschinen usw., ehe er die Arbeitskraft kauft; denn, sobald letztere in seine Botmäßigkeit übergeht, müssen die Pm da sein, um die A anwenden zu können. Der Geldbesitzer ist also, wenn er die A kauft, schon Besitzer der Pm. Das Kapitalverhältnis, das Klassenverhältnis zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter ist also schon vorhanden, schon vorausgesetzt in dem Augenblick, wo beide in dem Akt G – A sich gegenübertreten, und dies Verhältnis ist damit gegeben, dass die Bedingungen zur Verwirklichung der Arbeitskraft – Lebensmittel und Produktionsmittel – getrennt sind als fremdes Eigentum von dem Besitzer der Arbeitskraft. Das Kapitalverhältnis während der Produktion kommt nur heraus, weil es an sich schon in der Zirkulation existiert, in den verschiedenen ökonomischen Grundbedingungen, worin Käufer und Verkäufer sich gegenübertreten, in ihrem Klassenverhältnis.
Ist die Produktion vorüber, so ist eine Warenmasse W′ vorhanden, z. B. 10.000 Pfund Garn, von höherem Wert als die Gesamtheit der Waren, mit welchen die Produktion eröffnet wurde. In diesem Wertzuwachs zeigt es sich, dass die produzierte Ware ein Kapital ist. Sie muss nun verkauft werden. Denn solange sie auf dem Markt festliegt, steht die Produktion still. Je nach der Geschwindigkeit, womit das Kapital aus der Warenform wieder in die Geldform übergeht, wird derselbe Kapitalwert in sehr ungleichem Grad zu neuer Produkt- und Wertbildung dienen. Die Warenmasse W′ muss ferner in ihrem ganzen Umfang verkauft werden. Es ist wesentlich, dass kein Teil davon unverkauft bleibt. Nur wenn der Kapitalist alle 10.000 Pfund Garn verkauft, hat er den ganzen Kapitalwert und Mehrwert in Geld umgesetzt. Nach dem Verkauf, am Schluss des ganzen Kreislaufs, befindet sich dann der Kapitalwert wieder in derselben Form, worin er ihn begann, kann ihn also wieder von neuem als Geldkapital eröffnen und durchlaufen.
Ist der Verkauf W′ – G′ beendet, so liegen in der Geldsumme, die als letztes Resultat des gesamten Kreislaufs herauskommt, der ursprüngliche Kapitalwert und der hinzugekommene Mehrwert nebeneinander, so dass sie nach Belieben getrennt werden können. Dies ist wichtig für die Fortsetzung der Produktion, je nachdem der Mehrwert ganz, teilweise oder gar nicht zum Kapital geschlagen wird.
Der Kreislauf des Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Abschnitte ohne Stockung ineinander übergehen. Andererseits liegt es in der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Festlegung des Kapitals, während bestimmter Fristen, in den einzelnen Kreisabschnitten bedingt.
Der Gesamtkreislauf des Kapitals zeigt den innigen Zusammenhang zwischen Produktion und Zirkulation. Das Kapital braucht, im ersten Abschnitt seines Kreislaufs, die allgemeine Warenzirkulation, um die Gestalt anzunehmen, worin allein es in der Produktion fungieren kann. Es braucht sie ebenso im dritten Abschnitt, um die Warenform abzustoßen, worin es seinen Kreislauf nicht erneuern kann, und zugleich ihm die Möglichkeit zu eröffnen, seinen eigenen Kapitalkreislauf zu trennen von der Zirkulation des ihm angewachsenen Mehrwerts.
Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum schlagendste und charakteristischste Erscheinungsform des industriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwertung des Werts, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dargestellt wird (kaufen um teurer zu verkaufen). Dadurch, dass der erste Abschnitt G – W ist, tritt auch hervor die Herkunft der Bestandteile des produktiven Kapitals aus dem Warenmarkt, wie überhaupt die Bedingtheit des kapitalistischen Produktionsprozesses durch die Zirkulation, den Handel. Der Kreislauf des Geldkapitals ist nicht nur Warenproduktion; er kommt selbst nur durch die Zirkulation zustande, er setzt sie voraus.
Die Arbeitskraft, die der Kapitalist kauft, muss er in der Regel alsbald, nach Ablauf von 1 bis 2 Wochen, bezahlen. Anders die Produktionsmittel. Hier sind die Termine des Kaufs und der Zahlung verschieden. Demzufolge muss ein Teil des Geldes den Akt G – W vollziehen, indes ein anderer im Geldzustand verharrt. Es ergibt sich also aus den Notwendigkeiten der Zirkulation eine Aufspeicherung von Geld. Da nun alles der Zirkulation entzogene Geld sich in Schatzform befindet, so gehört zum regelmäßigen Funktionieren des Geldkapitals die Abschätzung von Geld.
Noch auf anderem Wege ergibt sich die Ansammlung eines Geldschatzes. In dem Kapitel über Akkumulation haben wir gesehen, dass der Mehrwert immer wieder zum Kapital geschlagen, d. h. zur Erweiterung der Produktion oder zur Begründung neuer Produktionsstätten verwandt wird. Dazu muss er aber eine bestimmte Größe haben. Er muss ausreichen, um eine bestimmte Anzahl Arbeiter zu beschäftigen und die für sie nötigen Produktionsmittel zu beschaffen. Denn die Proportionen, in denen man die Produktion erweitern kann, sind nicht willkürlich, sondern technisch vorgeschrieben. Reicht der aus einem Kreislauf des Kapitals erzielte Mehrwert hierfür nicht aus, so muss er angesammelt werden, bis er durch mehrere Kreisläufe zu dem erforderlichen Umfang herangewachsen ist. In der Zwischenzeit erstarrt er also zum Schatz und bildet in dieser Form virtuelles Geldkapital (d. h. Geld, das als Kapital dienen kann, aber noch nicht dient.)
Sind die Waren, die unser Geldkapitalist verkauft, nicht sofort, sondern erst nach kürzerer oder längerer Frist zahlbar, so wird derjenige Teil des Mehrprodukts, der zum Kapital geschlagen werden soll, nicht zu Geld, sondern zu Schuldforderungen, Eigentumstitel auf einen Gegenwert, den der Käufer vielleicht schon im Besitz, vielleicht erst in Aussicht hat.
Ob der vergoldete Mehrwert sofort wieder dem produzierenden Kapitalwert zugeschlagen werden kann, hängt von Umständen ab, die unabhängig sind von seinem bloßen Vorhandensein. Soll er als Geldkapital in einem zweiten selbständigen Geschäft dienen, so muss er die dazu erheischte Minimalgröße besitzen. Soll er zur Ausdehnung des ursprünglichen Kapitals verwandt werden, so ist dazu ebenfalls eine bestimmte Minimalgröße nötig. So kann der Spinner nicht die Zahl seiner Spindeln vermehren, ohne gleichzeitig die entsprechenden Kratzen und Vorspinnstühle anzuschaffen, abgesehen von der vermehrten Ausgabe für Baumwolle und Arbeitslohn, die eine solche Geschäftsausdehnung bedingt. Solange der in Geld umgesetzte Mehrwert diesen Minimalumfang nicht besitzt, muss der Kreislauf des Kapitals sich mehrmals wiederholen. Schon bloße Detailveränderungen, z. B. in der Spinnmaschinerie, soweit sie diese produktiver machen, erheischen größere Ausgabe in Spinnmaterial, Ausdehnung der Vorspinnmaschinerie usw. In der Zwischenzeit wird also der Mehrwert angehäuft.
Nachdem die Produktion vollendet ist, wirft der Kapitalist seine Waren in die Zirkulation, um sie zu verkaufen. Diese Waren haben einen größeren Wert als die Waren (A + Pm), die der Kapitalist vor Beginn der Produktion gekauft hat. Durch den Verkauf seiner Produkte zieht er also einen größeren Wert in Form von Geld aus der Zirkulation heraus, als er ursprünglich in Form von Geld in sie hineingeworfen hat. Dies kann er jedoch nur, weil er einen größeren Wert in Form von Waren in die Zirkulation hineinwirft, als er ihr entzogen hat. Soweit wir nur den „industriellen" Kapitalisten [1] betrachten, führt er der Zirkulation stets einen größeren Warenwert zu als er ihr entzieht. Würde seine Zufuhr an Warenwert sich mit seiner Nachfrage decken, so würde sich sein Kapital nicht verwerten. Er muss in der Tat „teurer verkaufen, als er gekauft hat." Aber dies gelingt ihm eben nur, weil er inzwischen die eingekaufte minderwertige Ware vermittelst der Produktion in eine höherwertige verwandelt hat. Je mehr seine Zufuhr von Warenwert seine Nachfrage übersteigt, desto mehr verwertet sich sein Kapital. Sein Streben kann also niemals sein, beide ins Gleichgewicht zu bringen, sondern seine Zufuhr möglichst weit über seine Nachfrage hinaus zu steigern.
Genau das gleiche gilt für die ganze Kapitalistenklasse. Es ist hier natürlich nur die Rede von der für die Produktion erheischten Nachfrage, d. h. von der Nachfrage nach A und Pm.
Wie an früherer Stelle dargelegt, spaltet sich das vorgeschossene Kapital C; ein Teil kauft Pm, ein anderer Teil kauft A. Dem Wert nach betrachtet, ist also die Nachfrage nach Pm kleiner als das vorgeschossene Kapital; daher noch viel kleiner als das Warenkapital, das zuletzt – nach Beendigung der Produktion – in die Zirkulation geworfen wird.
Die Nachfrage nach A (man vergleiche das Kapitel über Akkumulation) ist wachsend kleiner als die Nachfrage nach Pm.
Sofern der Arbeiter seinen Lohn meist in Lebensmittel umsetzt und zum allergrößten Teil in notwendige Lebensmittel, ist die Nachfrage des Kapitalisten nach A indirekt zugleich Nachfrage nach den Konsumartikeln der Arbeiterklasse. Aber diese Nachfrage ist = v und nicht ein Atom größer (höchstens kleiner, wenn der Arbeiter von seinem Lohn spart).
Die gesamte Waren-Nachfrage des Kapitalisten kann also niemals größer sein als C = c + v. Aber seine Zufuhr ist = c + v + m. Je größer die Profitrate, d. h., je größer der Mehrwert im Verhältnis zum Kapital, desto mehr wird die Waren-Zufuhr des Kapitalisten seine Nachfrage übersteigen, desto kleiner wird seine Nachfrage im Verhältnis zu seiner Zufuhr.
Nicht zu vergessen, dass seine Nachfrage nach Pm stets kleiner ist als sein Kapital, Tag aus Tag ein gerechnet. Stellen wir uns, ihm gegenüber, einen anderen Kapitalisten vor, der ihm diese Pm liefert und der mit gleichem Kapital und unter sonst gleichen Umständen arbeitet, so muss die Nachfrage des ersten Kapitalisten nach Pm immer dem Wert nach geringer sein als das Warenprodukt des zweiten. Dass das viele Kapitalisten sind und nicht einer, ändert nichts an der Sache. Gesetzt, sein Kapital sei 1000 M, der c Teil desselben = 800 M; so ist seine Nachfrage an ihre Gesamtheit – 800 M; zusammen liefern sie auf 1.000 M Kapital, bei gleicher Profitrate, Pm im Werte von 1.200 M; also seine Nachfrage deckt nur ⅔ ihrer Zufuhr, während seine eigene Gesamtnachfrage nur = ⅘ seiner eigenen Zufuhr ist, der Wertgröße nach betrachtet.
Nur wenn der Kapitalist den ganzen Mehrwert verzehrte und mit dem Kapital in seiner ursprünglichen Größe zu produzieren fortführe, wäre seine Nachfrage (als Kapitalist) gleichwertig mit seiner Zufuhr. Aber selbst dann übt er als Kapitalist nur Nachfrage aus nach ⅘ seiner Zufuhr (der Wertgröße nach: ⅕ verzehrt er als Nichtkapitalist.
Jedoch ist das unmöglich. Der Kapitalist muss nicht nur ein Reservekapital bilden gegen Preisschwankungen und um die günstigsten Konjunkturen für Kauf und Verkauf abwarten zu können; er muss Kapital akkumulieren, um die Produktion auszudehnen und die technischen Fortschritte seinem Betriebe einzuverleiben.
Um Kapital zu akkumulieren, muss er zunächst einen Teil des m in Geldform, der ihm aus der Zirkulation zufloss, als Schatz anwachsen lassen, bis dieser die erforderlichen Dimensionen angenommen hat. Solange die Schatzbildung dauert, vermehrt sie die Nachfrage des Kapitalisten nicht; das Geld ist immobilisiert [2]; es entzieht dem Warenmarkt kein Äquivalent in Ware für das Geld, das es ihm für zugeführte Ware entzogen hat.
Vom Kredit wird hier abgesehen; und zum Kredit gehört, wenn der Kapitalist z. B. das Geld, im Maß wie es sich aufhäuft, bei einer Bank auf laufende Rechnung gegen Zinsen deponiert.
Die gesamte Zeit, welche das Kapital zu seinem Kreislauf braucht, ist gleich der Summe seiner Produktionszeit und der Zeit seiner Zirkulation.
In der Produktionszeit ist die Zeit der Bearbeitung enthalten, doch ist die Produktionszeit länger als die bloße Bearbeitungszeit. Die Produktion kann Unterbrechungen des Arbeitsprozesses nötig machen, worin der Arbeitsgegenstand der Einwirkung physischer Prozesse ohne weitere Zutat menschlicher Arbeit anheimgegeben wird, z. B. das Korn, das gesät ist, der Wein, der im Keller gärt, Arbeitsmaterial vieler Manufakturen, z. B. Gerbereien, das chemischen Prozessen anheimfällt. Ferner muss der Kapitalist Vorrat an Rohstoffen usw. halten, wie auch die Arbeitsmittel, Maschinen usw. viele Zeit in der Produktion verbringen, ohne zu produzieren.
Dies alles ist brachliegendes Kapital. Soweit Arbeit in diesem Stadium möglich ist – z. B., um die Vorräte instand zu halten – sind es produktive Arbeiten und bilden Mehrwert, weil ein Teil dieser Arbeit, wie aller anderen Lohnarbeit, nicht bezahlt wird. Dagegen die normalen Unterbrechungen des ganzen Produktionsprozesses produzieren weder Wert noch Mehrwert. Daher das Bestreben, auch nachts arbeiten zu lassen.
Die Unterbrechungen in der Arbeitszeit, die der Arbeitsgegenstand während der Produktion selbst durchmachen muss (z. B. Trocknen des Holzes) bilden weder Wert noch Mehrwert.
Welches immer der Grund des Überschusses der Produktionszeit über die Arbeitszeit, in keinem dieser Fälle saugen die Pm Arbeit ein, also auch keine Mehrarbeit. Daher die Tendenz der kapitalistischen Produktion, den Überschuss der Produktionszeit über die Arbeitszeit möglichst zu verkürzen.
Außer der Produktionszeit muss das Kapital die Zirkulationszeit (Umlaufszeit) durchmachen. Während dieser Zeit produziert es weder Ware noch Mehrwert. Je länger also die Umlaufszeit, desto kleiner im Verhältnis der produzierte Mehrwert. Je mehr es dem Kapitalisten gelingt, die Umlaufszeit zu beschleunigen, desto größer der Mehrwert. Dies befestigt den falschen Schein, dass der Mehrwert aus der Zirkulation entspränge.
1. Damit ist hier der produzierende Kapitalist gemeint, in der Landwirtschaft so gut wie in Industrie und Bergbau – im Gegensatz zum Kaufmann, Bankier, bloßen Grundbesitzer ufw., die nicht produzieren.
2. festgelegt. Bd. II, Kapitel 5.
Zuletzt aktualisiert am 12. Juli 2024