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Der Kampf, Jg. 3 7. Heft, 1. April 1910, S. 303–306.
Transkription u. HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.
Unseren Deutschnationalen ist unerhofftes Heil widerfahren. Ihr Sprüchlein, die deutschen Sozialdemokraten seien Volksverräter, während die tschechischen, polnischen, italienischen Genossen treu zu ihrem Volke stünden, hat, allzuoft wiederholt, nicht mehr recht gefallen. Da bricht plötzlich in Brünn unter den tschechischen Genossen ein heftiger Kampf um die Form der Gewerkschaftsorganisation aus. „Autonomisten“ und „Zentralisten“ liegen in Fehde. Flugs sind die Deutschnationalen zur Stelle und fangen eifrig jedes Wort auf, mit dem die Anhänger nationaler Gewerkschaften ihre Forderung begründen. Und ein fröhliches Bächlein setzt ihre alte Klappermühle wieder in Gang.
Das deutschnationale Sprüchlein wird dadurch natürlich nicht wahr. Wohl ist es richtig, dass wir deutschen Sozialdemokraten oft genug im Bunde mit unseren tschechischen Genossen gegen die deutsche Bureaukratie und Bourgeoisie gekämpft haben – wir sind ja gerade jetzt, unter der Regierung Bienerth, wieder in dieser Lage; richtig ist aber auch, dass ganz ebenso unsere tschechischen Genossen an unserer Seite gegen slawische Regierungen und slawische Parteien gekämpft haben – so unter Badeni, so jüngst erst gegen die Obstruktion der tschechischen Nationalsozialen und tschechischen Agrarier. Wenn wir von den Deutschnationalen des Volksverrates geziehen werden, weil wir die tschechischen Minderheiten gegen deutschen Chauvinismus verteidigt haben, so waren unsere tschechischen Genossen in derselben Lage, als sie sich bei den Stürmen nach dem Sturze Badenis für das Recht der deutschen Minderheiten einsetzten. Wenn die Deutschnationalen uns begeifern, weil wir das Phantom der deutschen Staatssprache ein Phantom nennen, so greifen die Tschechischnationalen unsere tschechischen Genossen nicht anders an, weil sie die Utopie des böhmischen Staatsrechtes eine Utopie nennen. „Volksverrat“ hüben und drüben – da besteht kein Unterschied!
Und dennoch steckt in der deutschnationalen Lüge ein Körnchen Wahrheit: wahr ist, dass der tschechische Arbeiter mit einer etwas anderen Grundstimmung als der deutsche die Lehren des Sozialismus auf nimmt. Der Deutsche ist sich bewusst, zu einem Volke zu gehören, das sich eines alten, reichen, weitverzweigten Kulturbesitzes erfreut; dieser Besitz ist der deutschen Nation so selbstverständlich wie dem reichen Erben die überkommenen Schätze. Die tschechische Nation war noch vor kurzem ein armes Volk schwer arbeitender unwissender Menschen; in schnellem Aufstieg, in harter Mühe, in schwerem Kampf haben erst die letzten Generationen den grössten Teil dessen errungen, was die Nation besitzt; dieser Besitz ist ihnen so kostbar, ein Gegenstand so heisser Liebe, wie dem, der selber ein Vermögen erworben, das errungene Gut ist. Der Deutsche weiss, dass Geschichte und Gesittung seiner Nation in dem gemeinsamen Kulturbesitz aller Nationen einen breiten Raum einnehmen; er kann seine Nation nicht höher schätzen, als wenn er sie darnach misst, was sie der Welt bedeutet. Das tschechische Volk erscheint klein und arm inmitten der Völker; will es sich nicht verlieren, kann es nur in seiner Eigenart, seiner Besonderheit seine Würde finden. So ist der Deutsche überhaupt weltbürgerlichem Denken und Fühlen empfänglicher als der Tscheche. Und was von den beiden Völkern überhaupt gilt, gilt in erhöhtem Masse von ihren Arbeitern. Der tschechische Arbeiter hat die Deutschen so oft als Träger kapitalistischer Ausbeutung und als Organe der staatlichen Unterdrückungsmaschine kennen gelernt, dass sein sozialer Hass sehr oft der nationalen Färbung nicht entbehrt. Der deutsche Arbeiter findet fast überall deutsche Schulen für seine Kinder; dem tschechischen Arbeiter wird nicht nur erlaubt, seine Kinder in deutsche Schulen zu schicken, er wird an vielen Orten dazu gezwungen; das reizt sein nationales Selbstgefühl! Darum ist es wohl verständlich, dass die nationalistische Ideologie zu den tschechischen Arbeitern leichter dringt als zu den deutschen. Darauf mag es auch zurückzuführen sein, dass die tschechischen Nationalsozialen auf die Arbeiterschaft eine immerhin etwas grössere Anziehungskraft ausgeübt haben als die verschiedenen deutschnationalen „Arbeiterparteien“.
Dieser Ideologie wirkt nun bei den Tschechen so gut wie bei uns die sozialistische Propaganda entgegen. Aber es darf nicht übersehen werden, dass auch hier wieder unsere tschechischen Genossen weit grössere Schwierigkeiten zu überwinden haben als wir. Uns steht die reiche deutsche Parteiliteratur zur Verfügung; unsere tschechischen Genossen dagegen müssen sich ihre Parteiliteratur selbst schaffen, was für eine proletarische Partei, deren Wirkungskreis eine kleine Nation ist, natürlich sehr grosse finanzielle Schwierigkeiten bietet. Die Dürftigkeit der tschechischen Parteiliteratur erschwert natürlich das Eindringen des wissenschaftlichen Sozialismus in die organisierten Massen. Zu den deutschen Arbeitern dringt der Marxismus, sei es noch so verdünnt, durch Tausende Kanäle, durch Zeitungs- und Flugblätter, Versammlungsreden und Vorträge ; dem tschechischen Schriftsteller und Redner stehen, wenn er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, weit weniger Bildungsmittel zur Verfügung und dies erschwert zweifellos die Bildungsarbeit unserer tschechischen Genossen. So gross ihr Eifer, so rühmlich ihre Opferwilligkeit ist, waren sie bisher doch nicht imstande, diese Schwierigkeit vollständig zu beheben. Auch diese Tatsache beeinflusst das Verhältnis der tschechischen Arbeiter zu den nationalen Problemen. Der wissenschaftliche Sozialismus, der uns am wirksamsten aus dem allzu engen Gehege unseres armseligen Oesterreichertums hinaushebt und in die Weite der europäischen Klassenkämpfe führt, ist in der tschechischen Partei weniger tief gedrungen als bei uns; und wenn man im Munde tschechischer Sozialdemokraten immer wieder die Kategorien des vulgär-demokratischen Naturrechtes findet, möchte man oft wünschen, jeder dieser Genossen könnte Marx’ Judenfrage, seine Revolution und Konterrevolution, seine Abhandlungen über den Krimkrieg oder Engels’ Aufsätze aus dem Jahre 1848 lesen. Ich gestehe: im Verkehr mit tschechischen Genossen habe ich die internationale Intransigenz der polnischen S. D. in Russisch-Polen schätzen gelernt; es ist ein erwägenswertes Problem, ob es unter österreichischen Verhältnissen nicht weniger gefährlich wäre, den internationalen Charakter unserer Bewegung allzu schroff auszudrücken, als durch die an sich völlig gerechtfertigte Hervorhebung ihres nationalen Gehaltes nationalistischen Ideologien den Weg in unser Lager zu bahnen.
So ist es durchaus erklärlich, dass die Ueberwindung nationaler Vorurteile innerhalb der tschechischen Arbeiterschaft zuweilen grösseren Schwierigkeiten begegnet als innerhalb des deutschen Proletariats – wenn die Deutschnationalen dies beklagen, so klagen sie an, was doch nur die Wirkung dessen ist, dass die deutsche Nation die ältere und reichere Kultur, den älteren und reicheren Besitzstand im Staate und in der Volkswirtschaft hat. In einer Zeit, in der unter dem Eindrücke des Wahlrechtskampfes breite, noch ungeschulte Massen unserer tschechischen Bruderpartei zugeströmt sind, musste der Prozess der allmählichen Assimilierung dieser Massen, der allmählichen Ueberwindung ererbter Vorurteile wieder schmerzhaft fühlbar werden. Solche Erscheinungen sind vielleicht unvermeidlich: auch Parteien sind Organismen, die in Schmerzen werden und wachsen.
Im politischen Leben haben sich in jüngster Zeit Gegensätze zwischen deutschen und tschechischen Genossen nur an wenigen Orten gezeigt. Insbesondere der Verband im Abgeordnetenhaus arbeitet fast reibungslos – man hat vor kurzem wieder bei einer ganz bedeutungslosen Resolution, die zu bejahen und zu verneinen gleich gute Gründe angeführt werden konnten, den nationalen Gruppen die Freiheit der Abstimmung gelassen, im übrigen aber hat der Verband gewiss mit geringeren inneren Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt als die reichsdeutsche, die französische, die italienische Fraktion. Desto grössere Schwierigkeiten haben sich in den Gewerkschaften gezeigt. Seitdem eine Gruppe tschechischer Genossen aus dem Metallarbeiterverband ausgetreten ist und einen tschechischen Konkurrenzverband gegründet hat, wurden die Kämpfe um die Form der Gewerkschaftsorganisation – internationale Reichsverbände oder internationale Föderation autonomer nationaler Verbände – mit verstärkter Leidenschaft geführt. War der Schauplatz des Kampfes vordem hauptsächlich Böhmen, so wurde er nun nach Mähren übertragen. Insbesondere in Brünn werden in diesem Kampfe Mittel angewendet, wie sie unter Parteigenossen seit Hainfeld nicht mehr gebraucht worden sind. Es handelt sich hier nicht etwa um einen Kampf zwischen Deutschen und Tschechen, sondern um einen Kampf innerhalb der tschechischen Arbeiterschaft, in dem die tschechischen Anhänger der internationalen Zentralverbände und die tschechischen Anhänger nationaler Sonderorganisationen einander gegenüberstehen. Die deutsche Sozialdemokratie steht vollständig abseits; sie greift in den Kampf nicht ein. Die internationalen Zentralverbände, denen Arbeiter aller Nationen angehören, unterstützen selbstverständlich ihre Anhänger unter den Tschechen.
Aber ist dieser Konflikt auch nicht ein Kampf zwischen Deutschen und Tschechen, so ist er doch nur darum möglich, weil der Prozess der Loslösung aus überlieferten nationalen Vorurteilen bei einem Teile der tschechischen Arbeiterschaft noch nicht weit genug fortgeschritten ist. Wohl sagen die tschechischen Separatisten, dass auch sie den deutschen Genossen eng verbunden bleiben wollen; eine internationale Föderation, internationale Gegenseitigkeitsverträge sollen die nationalen Verbände des gleichen Berufes oder der gleichen Industriegruppe miteinander verbinden. Indessen ist dies eine internationale Verbindung, wie sie selbst die von nationalen Parteien geleiteten landwirtschaftlichen Genossenschaften und die Standesorganisationen der vom Chauvinismus am schwersten heimgesuchten freien Berufe nicht verschmähen; bedeutet proletarischer Internationalismus nicht mehr? Wenn Karl Kautsky in seiner Abhandlung Nationalität und Internationalität meint, die von Renner vorgeschlagene Doppelorganisation – nach Wirtschaftsgebieten für wirtschaftliche und technische, nach Nationen für sprachlichkulturelle Zwecke – werde einst die Gliederung des ganzen Erdteiles sein, so kann es uns nicht gleichgültig sein, sehen zu müssen, dass ein Teil der tschechischen Genossen diese Doppelorganisation noch nicht einmal innerhalb des Rahmens der Arbeiterbewegung zu ertragen vermag. Und mit welchen Opfern werden die neuen Organisationsformen erkauft! Die alten, mit Sorgen und Mühen geschaffenen Organisationen werden zerrissen, der Kampf schwächt die Werbekraft aller unserer Organisationen – der zentralen ebenso wie der separatistischen – unter den indifferenten Massen, er lähmt alle Arbeitsfreude, er erschüttert das Vertrauen der Gewerkschaftsmitglieder. Mit geschwächter Kraft wird die Arbeiterschaft in die nahende Periode der Hochkonjunktur eintreten, mit dem Verzicht auf manche Lohnerhöhung, manche Verkürzung der Arbeitszeit, die sonst hätten errungen werden können, die Kriegskosten bezahlen! All das wegen nationaler Formen der Organisation! Wahrhaftig, die bürgerlichen Nationalisten haben Grund, sich zu freuen; die Unternehmer werden ja die Früchte dieses Bruderkampfes geniessen!
Das Schlimmste aber ist die Verwüstung, die dieser Kampf im Bewusstsein der Massen anrichten muss. Einzelne Zentralisten lassen sich zuweilen zu dem Gedanken provozieren, die Partei und ihre Institutionen von aussen zu bekämpfen, statt innerhalb derselben den Kampf zu führen. Noch viel gefährlicher aber sind die Waffen eines Teiles der Separatisten. „Die tschechische Arbeiterschaft braucht nicht die deutsche Kuratel!“ „Wir wollen frei sein vom Wiener Kommando!“ „Wir wollen nicht unser Geld den Deutschen zur Verwaltung übergeben.“ „Mähren für die Mährer!“ Mit solchen Argumenten wird die Notwendigkeit der separatistischen Organisationen begründet. Die nationale Empfindlichkeit wird aufgestachelt, an das nationale Vorurteil wird appelliert, das nationale Misstrauen wird gestärkt. Solche Kampfmittel sind noch viel verderblicher als das Kampfziel selbst.
Jeder Sozialdemokrat muss es für eine seiner wichtigsten Aufgaben ansehen, den nationalen Vorurteilen der Masse entgegenzuwirken. So haben wir in den letzten Jahren uns oft bemüht, die Vorurteile deutscher Genossen gegen die Tschechen zu bekämpfen, die tschechischen Forderungen der deutschen Oeffentlichkeit verständlich zu machen, die Eigenart der tschechischen Politik aus dem eigenartigen Entwicklungsgang der tschechischen Nation zu erklären. Wir haben unsere deutschen Genossen immer wieder vor der Versuchung jenes falschen Internationalismus gewarnt, der alle nationalen Forderungen ablehnt, als einer leicht zu durchschauenden Maske, hinter der sich nur der Nationalismus der Satten verbirgt. Aehnliche Aufgaben haben natürlich auch die Genossen anderer Nationalität zu erfüllen. Insbesondere die tschechische Sektion der proletarischen Internationale verrichtet ein Werk der Kultur, wenn sie die Vorurteile gegen das Deutschtum bekämpft, die aus geschichtlich wohl verständlichen Gründen in den tschechischen Volksmassen so lebendig sind. Nur die tschechische Sozialdemokratie kann den tschechischen Arbeiter die Grösse deutscher Wissenschaft und Kunst, das grosse Beispiel der deutschen Arbeiterbewegung schätzen lehren, damit er im Deutschen nicht nur den Ausbeuter und den Büttel des Klassenstaates sehe. Jeder tschechische Sozialdemokrat müsste in der Polemik gegen deutsche Genossen doppelt vorsichtig sein, damit sein Wort nicht das Misstrauen, das Vorurteil gegen die Deutschen überhaupt nähre. Wir wissen sehr wohl, dass viele tschechische Genossen diese Pflichten unter den schwierigsten Umständen musterhaft erfüllt haben. Aber es ist leider unleugbar, dass in jüngster Zeit einigen Genossen die Form der Gewerkschaftsorganisation so wichtig erscheint, dass sie im Kampfe um sie der Pflicht vergessen, die Entwicklung der Masse zu internationalem Denken zu fördern.
Das sind nun freilich höchst unerfreuliche Erscheinungen. Aber wer die Geschichte des internationalen Befreiungskampfes der Arbeiterklasse kennt, dessen Einheit innerhalb jeder Nation immer wieder in schmerzvollem Werdegang aus dem Kampfe entgegengesetzter Tendenzen hervorgehen musste und muss, wer da weiss, wie Deutsche, Franzosen, Briten, Holländer, Italiener, Russen und Polen weit schwerere innere Kämpfe überstehen mussten und überstanden haben, der wird auch den Brünner Konflikt und seine Folgeerscheinungen mit dem Gleichmut des historisch Gebildeten betrachten. Die Hunderttausende, die erst die Stürme der letzten Jahre zu uns geführt, sind eben noch lange nicht völlig von kleinbürgerlicher Denkweise befreit, – in schweren inneren Kämpfen mit wechselvollem Ausgang muss sich die Masse erst allmählich aus der Enge ererbter Vorurteile heraus auf die Höhe des europäischen Sozialismus hinaufarbeiten. Das ist gewiss ein schmerzvoller Prozess. Aber es sind Schmerzen, die unser Wachstum bezeugen.
Der Ausgang dieses Prozesses aber kann nicht zweifelhaft sein. Der Vorrang der gemeinsamen Klasseninteressen über die besonderen nationalen Bedürfnisse und die Notwendigkeit, gemeinsame Klassenorganisationen in den Dienst der gemeinsamen Klasseninteressen zu stellen, erfliessen aus dem Bedürfnisse der Arbeiterklasse selbst, einem Bedürfnis, das desto stärker empfunden werden muss, je mehr die Konzentration des Kapitals fortschreitet, je stärker die Kartelle und die Arbeitgeberverbände werden, je mehr alle Nationen von dem Industrialisierungsprozess ergriffen werden. Vergebens spreizt sich kleinbürgerliches Vorurteil gegen die eherne Gewalt wirtschaftlicher Notwendigkeit. Auch die Arbeiter Oesterreichs werden zweckmässige Formen einer internationalen Klassenorganisation zu finden wissen. Diese Organisation kann gewiss nicht ein blosses Abbild der Organisationen national einheitlicher Wirtschaftsgebiete sein. Wir müssen gewiss innerhalb des gemeinsamen Rahmens den Arbeitern jeder Nation eine Sphäre der Selbstbestimmung gewähren, die so breit sein soll, als es eben der Zweck der gemeinsamen Organisation gestattet; wir werden auch im Aufbau wirtschaftlicher Organisationen in noch höherem Masse, als dies bisher geschehen ist, der Tatsache Rechnung tragen müssen, dass kleinen Nationen so manche nationale Form, so manches nationale Symbol wichtig sind, auf die grosse Nationen im Bewusstsein ihrer Kraft verzichten können; aber nach aussen, zum Kampfe gegen das Unternehmertum können die Proletarier aller Nationen nur ein Heer bilden, von einem Feldherrn geführt, von einem Feldlager aus gespeist und mit Munition versorgt. Wer die Gesetze am Werke sieht, die das Wirtschaftsleben der ganzen Kulturwelt beherrschen, dem kann der Bruderkrieg in den paar böhmischen und mährischen Landstädtchen als nicht mehr denn als eine Episode erscheinen, die sehr unerfreulich ist und sehr unerwünschte Wirkungen hervorrufen kann, aber, vom Standpunkt des europäischen Sozialismus aus gesehen, doch nicht mehr ist als der Irrtum eines Augenblicks. Und wenn die Gegner uns schmähen, weil wir allein noch „gute Europäer“, die anderen bloss noch national gesinnte Tschechen seien, so tragen wir den Vorwurf stolz und frohen Mutes: nicht zum Irrtum der anderen hinabzusinken, sondern die irrenden Brüder zu uns emporzuziehen, ist unsere Bestimmung.
Leztztes Update: 6. April 2024